Ein Kommentar
Es war hart gekämpft worden um die Novellierung des Urheberrechts in Europa. Die Änderungen gehen unter anderem auf EU-Digitalkommissar Oettinger zurück, der von Digitalem vermutlich so viel Ahnung hatte, wie eine Kuh vom Radfahren. Treiber der sogenannten Reformen war Axel Voss (CDU).
Große Teile der angeblichen »Reform« sind völlig gegen die Bedürfnisse und Interessen des sprichwörtlichen »normalen Bürgers« und bedienen ausschließlich wirtschaftliche und Lobby-Interessen.
Verleger, an ihrer Spitze (Achtung: Meinung!) Volksverhetzer wie der Axel Springer Verlag (Bild-Zeitung), wollen ein Leistungsschutzrecht (Link Tax), das in Deutschland krachend gescheitert ist, europaweit durchsetzen. Weiterhin sollen automatisierte Contentfilter (die technisch nicht funktionieren können) den Upload von urheberrechtlich geschütztem Material verhindern. Diese Zensurfilter werden zu massivem Overblocking, dem Verschwinden von Netzkultur und erheblicher Einschränkung der Meinungsfreiheit führen. Denn man kann ohne inhaltliche oder rechtliche Kontrolle erstmal alles wegblocken, ohne dass man als Betroffener eine einfache Möglichkeit hat, sich dagegen zu wehren.
Statt das Urheberrecht ans Internet des 21. Jahrhunderts und die interessen der Nutzer anzupassen, beispielsweise durch Regelungen wie »fair use«, ist man beim europäischen Parlament komplett vor den Wünschen der Wirtschaft eingeknickt, zum Nachteil der europäischen Bürger. Die Konsequenzen sind unabsehbar und reichen insbesondere für jeden, der Content ins Netz stellt (also dank sozialer Medien ALLE Nutzer) erheblich weiter als die vieldiskutierte DSGVO.
Detaillierte Informationen zu diesem Thema findet man bei Netzpolitik.org. Die schreiben, der Kampf sei verloren. Das sehe ich anders:
Jetzt fängt er erst richtig an!
Wer meint, ich klinge angefressen, hat völlig recht.
Update: Thread von Cory Doctorow auf Twitter:
There are thousands of ways that filters can accidentally finger your legit works as piracy, and if you’re not a pirate, your remedy is to file appeals, cross your fingers, and hope a platform with a billion users and millions of people in your situation will review your case.
Update: Julia Redas Stellungnahme:
Das Europaparlament befürwortet die Einführung neuer rechtlicher und technischer Schranken für die Meinungsfreiheit im Netz. Zugunsten von Konzernprofiten werden Prinzipien über den Haufen geworfen, ohne die das Internet nie seine heutige Bedeutung erlangt hätte.
Update: Mario Sixtus auf Twitter:
Heute hat der Axel-Springer-Verlag bei seinem Bestreben, das Internet kaputt zu machen, einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wer für Springer arbeitet, deren Publikationen abonniert oder auf deren Texte verlinkt, ist mitschuldig.
Update: Artikel auf heise: »Vorabkontrolle und Zensurinfrastruktur«
Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) weist dagegen darauf hin, dass das bekannte »Content ID«-System von YouTube Entwicklungskosten in Höhe von 60 Millionen Euro verschlungen habe und in zahlreichen Fällen rechtmäßige Inhalte blockiert habe. Zudem könne jeder Anwender oder Rechteinhaber nutzergenerierten Content auf eine schwarze Liste geschützter Werke setzen, die dann nicht mehr veröffentlicht werden könnten.
Hier kann man sehen, wer verantwortlich ist:
Here’s how the European political groups voted on #uploadfilters today (#Article13, Voss’ proposal). Total: 366 in favour, 297 against #SaveYourInternet / Data: https://t.co/UJGxN4STNi pic.twitter.com/TpnlYlHSnl
— Felix Reda (@Senficon) September 12, 2018
Grafik Linktax und Contentfilter: CC-BY Oli R, Bild »Kains Facepalm« von Alex E. Proimos, aus der Wikipedia, CC BY