Wir erinnern uns – es gab im April 2013 einen Zwergenaufstand mancher Buchhändler. Eine kurze Wiederholung: Conni ist ein junges Mädchen aus einer Bücherreihe für Heranwachsende aus dem Carlsen-Verlag. Die Autoren begingen eine unbeschreibliche Dreistigkeit – die Protagonistin erhielt in einem der Bücher einen Amazon-Geschenkgutschein. Nichts besonderes, sollte man meinen, spiegelt die Lebensrealität junger Menschen wieder. Beim Buchhandel sah man das anders und es ging ein unbeschreiblich peinliches Gezeter los. Und – man mochte es kaum fassen – der Carlsen-Verlag hat vor diesen Anmaßungen gekuscht.
Jetzt schreiben wir Januar 2015. Vor kurzem ist die deutsche Ausgabe von Michel Houellebecqs umstrittenem Roman UNTERWERFUNG erschienen. Darin bestellt der Protagonist nicht nur einmal, sondern quasi ständig bei Darth Amazon. Und kam es zu irgendeiner Reaktion aus den Tempeln des toten Holzes? In keinster Weise. Das könnte daran liegen, dass man das Geschäft mit dem Bestseller selbstverständlich gern mitnimmt, auch wenn darin das böse, böse Wort »Amazon« enthalten ist. Zudem würde Houellebecq bei entsprechenden Kritiken vermutlich nur einen hochgereckten Mittelfinger für die Nörgler bereithalten. Die Herausgeber einer Kinderbuchserie kann man natürlich viel leichter damit erpressen, die Bücher aus den Regalen zu nehmen.
Es ist so albern.
p.s.: UNTERWERFUNG erscheint in deutscher Übersetzung bei DuMont und kostet als eBook sagenhaft gierige 18,99 Euro. Wenn es sich für diesen Mondpreis nicht verticken lässt, sind bestimmt wieder die bösen Buchpiraten schuld.
Verbrennungsbild von Diebold Schilling dem Älteren, auch schon seit dem 15. Jahrhundert tot und deswegen gemeinfrei. Amazon-Logo Copyright Amazon.
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Ich sage zu solchen Preisen ja inzwischen »dumme Gier«. Wobei man es bei exklusivem Material ja noch verstehen kann.
Ich suchte mal »Der alte Staat und die Revolution« von Alexis de Tocqueville. Für 9–10 Euro hätte ich das ja spontan gekauft, aber nicht für 19,90, zumal ich es nicht lesen »musste«. Also guckte ich weiter und fand eine Übersetzung aus dem 19. Jahrhundert für lau.
Wie immer süffisant kommentiert!