Öffentliche Bibliotheken sind eine feine Sache – und das nicht erst seit gestern. Sie ermöglichen finanzschwachen Bürgern (beispielsweise Arbeitslosen oder Kindern) kulturelle Teilhabe und Bildung. Sie ermöglichen es zudem, Bücher testzulesen, die man ansonsten möglicherweise nie erworben hätte. Halt! Ist letzteres nicht etwas ganz ähnliches wie Seiten, die eBooks kostenlos anbieten? Nicht? Nur weil man die Bücher der Bibliothek wieder zurückgeben muss? Na gut, darüber kann man diskutieren, aber manch einer scheint Bibliotheken in dieselbe Kategorie einzuordnen wie Tauschbörsen..
Denn: Etlichen Verlagen sind die Onleihen der öffentlichen Büchereien ein Dorn im Auge. Sie überziehen die Anbieter mit unerfüllbaren Lizenzforderungen oder verbieten eine Nutzung ihrer Werke in den Büchereien gleich vollständig.
Mit welcher inhaltlichen Begründung würde mich allerdings wirklich mal interessieren, denn inhaltlich unterscheiden sich Bücher nicht von eBook. In der Nutzungsform natürlich schon, denn bei einem Buch erwirbt man dieses (aber keine Rechte am Inhalt), bei einem eBook erwirbt man ausschließlich eine Nutzungslizenz, die theoretisch jederzeit wieder entzogen werden kann (und das auch tatsächlich wird, wie jeder weiß, der nach Jahren nochmal versucht hat, eseine eBooks bei bestimmten Anbietern abseits von Amazon herunter zu laden. Prüft mal die Nutzungsbedingungen eures eBook-Anbieters, wie lange die Bücher dort für euch zum erneuten Download bereit gestellt werden). Dennoch: die Einrichtungen stellen nach meinem Wissen sicher, dass immer nur ein Leser das eBook ausleiht (auch wenn sich das aus technischer Sicht kafkaesk und mittelalterlich ausnimmt).
Das Unterbinden der Nutzung von eBooks in Bibliotheken durch die Verlage ist in meinen Augen ein unerträgliches, kulturfeindliches und asoziales Unding. Insbesondere, da diese Verlage sich immer wieder gern mal als Schützer der Kultur und des Urheberrechtes gerieren und immer wieder gen Amazon als »das Urböse« wettern. Ich kann an derWeigerung, eBooks für die öffentlichen Büchereien bereit zu stellen, nichts Kulturschützendes sehen und wenn man nach »den Bösen« der Branche suchen möchte, sollte man mal bei diesen Verlagen nachsehen. Mich würde zudem wirklich interessieren, wie der Börsenverein sich in dieser Causa positioniert.
Bild: San Diego City College Learing Recource City, von Joe Crawford, aus der Wikipedia, CC BY
Oh, da hast du ja ein heißes Eisen angefasst ;-)
Ich arbeite in einer Wirtschaftsbibliothek und da gibt es von Personen-gebundenen Zugängen (die wir in der Bibliothek natürlich nicht halten) bis Alles für Alle öffentlich so ziemlich jedes Modell was man sich denken kann. Und das nicht nur bei Bücher sondern auch bei Zeitschriften und anderen periodisch erscheinenden Veröffentlichungen.
Es gibt ja auch immer noch die Frage ob Nutzer der Bibliothek Zeitungsbeiträge kopieren dürfen … hat alles wieder mit dem Urheberrecht zu tun.
Das wird man wohl so schnell nicht lösen können!!!
@PhantaNews Siehe Beitrag im Forum :-)
Ich vermute, dass die Politik das aufgrund von Lobbyarbeit auch gar nicht lösen will. Ist das übliche Problem: völlig überholtes Urheberrecht passt nicht mehr zur Realität.