Beste Serie wurde erneut und ebenfalls nicht unerwartet PERRY RHODAN, der hat offensichtlich ein unkündbares Abo auf den Preis … ;o)
Zwei Dinge finde ich am DPP merkwürdig: zum einen die Tatsache, dass man bei den Druckwerken Selfpublishing offenbar komplett ignoriert und sich fast ausschließlich um die ohnehin breit beworbenen Produkte der Publikumsverlage kümmert. »Fast ausschließlich« bezieht sich darauf, dass glücklicherweise wenigstens Kleinverlage vertreten sind. Allerdings ist der Bereich Selfpublishing noch recht neu, und vermutlich bei vielen noch nicht auf dem Schirm, vielleicht kommt das in Zukunft.
Wirklich unverständlich finde ich allerdings, dass bei den Webseiten private Projekte, also Fan-Seiten, in einen Topf mit Auftritten geworfen werden, hinter denen Firmen und handfeste finanzielle Interessen stehen. Gewonnen hat eine Profi-Seite, nämlich phantastik-couch.de. Solche kommerziellen Seiten haben selbstverständlich ganz andere Potentiale in Sachen Ressourcen und Finanzen und auch mit Sicherheit durch ihre Anbindung an die großen Verlage eine viel größere Klientel. Es wäre gegenüber den ambitionierten Hobbyprojekten sicherlich deutlich fairer, wenn diese in einer eigenen Liga spielen würden, statt gegen gewerblich agierende Webseiten mit ihren Möglichkeiten antreten zu müssen.
Mich würde zudem wirklich mal interessieren, wieviele Stimmen insgesamt eingegangen sind, also wieviele Personen sich an der Abstimmung beteiligt haben.
Bester deutschsprachiger Roman:
Markus Heitz: Vernichtender Hass (Piper)
Bestes deutschsprachiges Romandebüt:
Kerstin Pflieger: Die Alchemie der Unsterblichkeit (Goldmann)
Bester internationaler Roman:
Patrick Rothfuss: Die Furcht des Weisen 1 (Klett-Cotta)
Beste deutschsprachige Kurzgeschichte:
Nina Horvath: »Die Duftorgel« (aus: Prototypen – Begedia)
Beste Original-Anthologie/Kurzgeschichten-Sammlung:
Erik Schreiber [Hg]: Geheimnisvolle Geschichten 2 – Steampunk (Saphir im Stahl)
Beste Serie:
Perry Rhodan (VPM)
Bester Grafiker:
Dirk Schulz
Bestes Sekundärwerk:
Nautilus – Abenteuer und Phantastik (Abenteuer Medien)
Beste Internet-Seite:
www.phantastik-couch.de
Quelle: Webseite des DPP, Logo DPP Copyright Phantastik-News, Guido Latz
Der DPP ist meines Erachtens gegenüber Klein- und Kleinstveröffentlichungen sogar sehr freundlich (vor allem bei den Lesungen und Ständen); Self-Publishing bedeutet eben auch Self-Marketing, und niemand hindert einen solchen Autor daran, all seine Freunde zu mobilisieren, um beim Preis für ihn abszustimmen. Richtig ist, dass die Veranstalter sich zwangsläufig der Kritik aussetzen, wenn sie wie in den letzten Jahren eine Vorschlagsliste veröffentlichen. Auch diese bevorzugt aber eher Publikationen aus Kleinverlagen. Titel ganz außen vor zu lassen, nur weil sie bei Heyne & Co erschienen, wäre auch albern.
Den Vorschlag mit den Webseiten fände ich dagegen interessant.
Die Stände für Kleinverlage gibts auf dem Buchmessecon, der DPP wird da nur verliehen, das ist nicht dasselbe. Bei der Vorschlagsliste hat zudem jeder die Möglichkeit, was einzureichen. Nach welchen Kriterien dann aus diesen Vorschlägen was aufgenommen wird, ist mir aber eher schleierhaft.
Und der FANDOM OBSERVER liegt einen Platz vor dem honorablen SF-JAHR … Harhar, ich liebe Publikumspreise! :-)
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Mit der Vorschlagsliste ist das so eine Sache: Eigentlich sollte sich eine Jury in einen reinen Publikumspreis nicht einmischen – lediglich in Form von Regeln, die vorab bekannt gegeben werden. (Also es macht natürlich Sinn, beispielsweise festzulegen, dass das Werk im Vorjahr seine Erstveröffentlichung erfahren hat, damit man eine gültige Stimme dafür abgeben kann.) Umgekehrt verstehe ich es auch, weil die meisten Leute sich nicht so genau erinnern, was sie eigentlich gelesen haben und sehen sie die Liste, kommt die Erinnerung zurück. Man muss ja auch sicher stellen, dass es eine nennenswerte Wahlbeteiligung gibt, gerade unter den Leuten, die lediglich Konsumenten sind und daher auch nicht jede Mühe auf sich nehmen, um den Stimmzettel auszufüllen. Ist halt schwierig. – Dass man auch was anderes als etwas von der Vorschlagsliste wählen kann, entspricht den Tatsachen, aber die meisten Leute greifen nun mal auf die Vorschläge zurück und ich wage es zu behaupten, dass jemand, der nicht auf der Liste ist, seine Energien besser anderswo investiert als es doch noch mit Hilfe von Fans in die Nominierungen schaffen zu wollen – weil es zwar nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich ist. Und ich weiß, wovon ich spreche, ich habe dieses Jahr gewonnen und in anderen Jahren eben nicht. Ich war auf der Vorschlagsliste, was ich darauf zurückführe, dass ich beim DSFP mit derselben Geschichte auf Platz 3 gekommen bin und man so auf mich aufmerksam wurde. Ich habe bei dem sehr jungen, aber umso engagierteren Begedia Verlag veröffentlicht.
Letztendlich sind Kleinverlage auf der Liste – wenn man alle Kategorien gleich wertet, was aber wohl so gedacht ist, die Trophäen sehen abgesehen von der personalisierten Gravur gleich aus und jeder Preisträger darf ohne große Zeitvorgabe ein bisschen was auf der Bühne erzählen (was immer er will) – gar nicht schlecht vertreten (bei Kategorien wie »bester Graphiker« ist das halt immer die Frage, da kein Einzelwerk ausgezeichnet wird), vor allem wenn man bedenkt, dass Bücher von großen Verlagen üblicherweise auch einfach mehr Leser haben. Aber es geht hier ja um Sympathien, ob für das kreative Machwerk (ob das nun Bücher, Cover oder Homepages sind) oder für den Künstler als Person.
Jemand mit Self-Publishing tut sich allein deshalb da schwer, weil diese Person ja den Weg eines Einzelkämpfers eingeschlagen hat. (Ausnahmen bestätigen die Regel, manches ist z.B, offiziell Self-Publishing, läuft aber beispielsweise über einen Verein, wo dann entsprechende Gruppendynamik durchaus besteht.) Aber ist der Verlag auch noch so klein, als Autor kann man da im Normalfall mit Unterstützung in irgendeiner Form rechnen.
Aber ich bin wirklich neugierig: Welche selbstpublizierten Werke, die im Jahr 2011 erschienen sind, hätten denn den DPP Deiner Ansicht nach verdient?
Zur letzten Frage: es geht nicht darum, welche Werke ich benennen würde, es geht grundsätzlich darum, diese Art des Publizierens wahrzunehmen.
Ich habe von Dritten, die selbstpublizierte Werke vorschlagen wollten, gehört, dass diese nicht auf die Vorschlagsliste genommen wurden, weil man da nur »richtige Verlage« haben möchte (sinngemäß). Das kanns ja nun auch nicht sein, ist es nun ein Publikumspreis oder nicht?
Es wird gern mal pauschal behauptet, das »sei doch eh alles Mist«, keiner der Selfpublisher könne etwas Brauchbares auf die Füße stellen und die Bücher strotzen von Fehlern. Das ist in dieser Pauschalistät falsch. Ich kann auch zugegebenermaßen nicht nachvollziehen, warum etwas, das bei – beispielsweise – Musik und Computerspielen seit Jahren funktioniert und mit Youtube und Vimeo längst auch den audiovisuellen Bereich erreicht hat – eben das Erstellen von Werken durch motivierte Einzelpersonen – bei Büchern oder eBooks nicht funktionieren sollte. Gerade im Phantastik-Bereich tut man sich mit solch elitärem Denken keinen Gefallen.
Aber vielleicht ist es einfach noch zu früh.