Holtzbrinck, Bonnier und Skoobe – und die öffentlichen Büchereien
Neulich hatte ich mich in einem Kommentar über die Konditionen beklagt, die die Verlagsgruppen Holtzbrinck und Bonnier den Onleihen der öffentlichen Bibliotheken gemacht hatten. Ein Angebot, das diese dankend ablehnten, da es auch in meinen Augen nicht nur finanziell überzogen war. Erneut sollten eBooks völlig anders als Printbücher behandelt werden, und erneut zeigte sich das bigotte Handeln der Publikumsverlage: Zum einen lobbyisiert man intensiv, um eBooks den Büchern gleichzustellen, aber gleichzeitig möchte man von diesem Status gern jede Menge Ausnahmen, die natürlich nur den Rechteverwertern nutzen sollen. Die Interessen der Nutzer bleiben außen vor, ein Ungleichgewicht, dass dank massiver Einflussnahme der Verwerter auf die Politik immer mehr in Schieflage gerät. Mit dem Vorsitzenden des Verlegerausschusses hatte sich ein Lobbyvertreter zu Wort gemeldet und in Kommentaren ordentlich Propaganda für die Haltung der Verlage gemacht.
Jetzt wird klarer, warum Holtzbrinck und Bonnier den Büchereien solche inakzeptablen Angebote machen: Tatsächlich möchte Bonnier lieber selbst an attraktiven Leihangeboten verdienen und tut sich zu diesem Zweck mit der Leseflatrate Skoobe zusammen. Ab sofort sind die Bücher der Bonnier-Verlagstöchter dort zu erhalten, Skoobe ist ohnehin bereits ein Projekt von Holtzbrinck und Random House. Die möchten halt lieber direkt an einem Entleihgeschäft verdienen, statt einen Bruchteil davon Stadtbüchereien zu überlassen. Sicher auch mit der Idee im Hinterkopf, dass der Leser vermutlich das Geld für eine Leihflatrate berappt, wenn die gewünschten eBooks in der Onleihe nicht zu erhalten sind. Das mag so sein, aber ein solcher Leser ist sich garantiert auch im Klaren darüber, dass er dann bei Amazon deutlich besser aufgehoben ist, als bei Skoobe.
Man darf anhand der bekannten Lizensierungskosten solcher Flatrates davon ausgehen, dass die Konditionen dort um Längen schlechter sind, als bei den Leihbüchereien und die Autoren von den Erlösen so gut wie nichts sehen. In diesem Licht kann man die Aussagen von Herrn Ulmer nochmal bewerten …