PERRY RHODAN 3000: MYTHOS ERDE – und warum ich nicht weiter lesen werde

Ich hole an die­ser Stel­le etwas aus: Mit dem Lesen der bekann­tes­ten und lang­le­bigs­ten deut­schen SF-Serie im Heft­ro­man­for­mat habe ich bereits vor über 40 Jah­ren ange­fan­gen, das war so um Band 800 her­um. Ich bin also kein Leser der ers­ten Stun­de, aber doch bereits eini­ge Zeit dabei. Aus Grün­den die ich nicht mehr so genau nach­voll­zie­hen kann, hör­te ich dann vor Heft 1400 auf und fand erst mit 1800 wie­der zur Serie, der ich dann bis über 2700, also fast tau­send Hef­te lang, erneut treu blieb. Wobei »Hef­te« nicht ganz kor­rekt ist, denn irgend­wann stieg ich auf eBooks um, denn die mül­len einem nicht die Woh­nung voll und ab einem gewis­sen Alter weiß man zudem eine Text-Zoom­funk­ti­on ganz erheb­lich zu schätzen.

Die eBooks waren dann aller­dings auch einer der Grün­de, war­um ich das Lesen der Serie, die mich eigent­lich immer irgend­wie beglei­tet hat­te, im Lau­fe des Ato­pen-Zyklus´ ein­stell­te: Der Ver­lag erhöh­te den eBook-Preis mit einem Mal von 1,49 Euro auf 1,99 Euro, also mal eben um sagen­haf­te 33%. Das ver­schlug mir ins­be­son­de­re des­we­gen die Spra­che, weil eBooks (und gera­de deren Prei­se) zu die­sem Zeit­punkt schon seit vie­len Jah­ren ein ganz zen­tra­les The­ma hier auf Phan­ta­News gewe­sen waren und weil der Chef­re­dak­teur zuvor noch erklärt hat­te, dass eBooks tat­säch­lich güns­ti­ger her­ge­stellt wer­den kön­nen, auch die Logis­tik weit­aus weni­ger zu Buche schla­ge und man sie des­we­gen ver­gleichs­wei­se preis­wert anbie­ten kön­ne. Die Erklä­rung des Ver­lags für die Preis­er­hö­hung war, dass man bei Apple nur ent­we­der 1,49 oder 1,99 als Preis anset­zen kön­ne. In mei­nen Augen eine net­te Aus­re­de, mehr nicht (mir ist selbst­ver­ständ­lich klar, dass die Preis­er­hö­hung ver­mut­lich »von oben« auf­ge­drückt wur­de, denn die Pabel-Moe­wig Ver­lag KG gehört zur Bau­er Media Group und ver­mu­te, wenn da die Con­trol­ler sagen »mach´ teu­rer!«, dann hat man wenig Dis­kus­si­ons­spiel­raum – geär­gert hat­te es mich dennoch).
Der ande­re Grund für mei­nen Frust und das Aus­stei­gen war das völ­lig unepi­sche Ent­sor­gen des Cha­rak­ters Ronald Tekener. Der galak­ti­sche Spie­ler und Smi­ler, mit allen Was­sern gewa­schen, wur­de von ein paar halb­ga­ren Typen qua­si neben­her weg­ge­macht, statt ihm den Abtritt zu ver­schaf­fen, der der Figur gebührt hätte.

Irgend­wann im vor­letz­ten Jahr woll­te ich dann aber doch wis­sen, wie das mit den Ato­pen wei­ter geht und man konn­te die zurück­lie­gen­den eBooks zum Paket­preis von 60 Euro als 50er-Pack erwer­ben. Den Preis fand ich in Ord­nung. Tat­säch­lich haben mir die Ato­pen- und Jen­zei­ti­gen Lan­de-Zyklen recht gut gefal­len, viel­leicht abge­se­hen davon, dass die Wider­sa­cher an des­sen Ende mal eben ziem­lich sang- und klang­los ent­sorgt wur­den, noch dras­ti­scher als das schon so oft geschah; ansons­ten war da jedoch viel ori­gi­nel­les und uner­war­te­tes Zeug drin – und mit dem Wech­sel zwi­schen den abge­fah­re­nen Atlan-Aben­teu­ern in den Jen­zei­ti­gen Lan­den und den eher boden­stän­di­gen Roma­nen in der Milch­stra­ße war für jeden etwas dabei. Danach wur­de »mal eben« das Ent­ste­hen einer Mate­rie­sen­ke in 25 Hef­ten eines Mini­zy­klus´ abge­han­delt. Das war in mei­nen Augen kein gro­ßes High­light, aber auch noch ganz okay.

Dann begann ich mit dem fol­gen­den Gene­sis-Zyklus und kam bis Heft 2913, war aber eher unzu­frie­den, ich frag­te mich, was sie von mir wol­len und die beschrie­be­nen Inhal­te woll­ten mich nicht packen.

Da für Band 3000 ohne­hin ein Zeit­sprung ange­kün­digt wor­den war und ich des­we­gen der Ansicht war, dass das eine gute Mög­lich­keit wäre, wie­der in die aktu­el­le Hand­lung der Erst­auf­la­ge ein­zu­stei­gen, ent­schloss ich mich, Gene­sis Gene­sis sein zu las­sen, und MYTHOS ERDE zu lesen, in der Absicht, hier auf Phan­ta­News wie­der regel­mä­ßi­ger RHODAN zu besprechen.

Zum Cover von MYTHOS ERDE und dem dar­auf abge­bil­de­ten uncha­ris­ma­ti­schen Jüng­ling, der »ver­stört schaut« (Zitat Hei­se) und angeb­lich Per­ry Rho­dan dar­stel­len soll, möch­te ich hier kein wei­te­res Wort ver­lie­ren, denn dazu habe ich an ande­rer Stel­le bereits etwas gesagt.

Mir ist selbst­ver­ständ­lich klar, dass es unge­heu­er schwie­rig ist, nach fast 60 Jah­ren und 3000 Hef­ten noch irgend­ei­ne auch nur halb­wegs ori­gi­nel­le Hand­lung zu erfin­den. Trotz­dem: Mal wie­der hat eine Spe­zi­es von tota­li­tä­ren Bös­wat­zen namens Cai­ra­nern die Gala­xis über­nom­men und knech­tet deren Bewoh­ner. Und Rho­dan kommt wie­der mal zur Ret­tung, nach­dem er durch eine Zeit­ano­ma­lie ein paar Jahr­hun­der­te ver­lo­ren hat. Seufz. Klingt irgend­wie fast exakt wie Band 1400 und der Auf­takt zu Can­t­a­ro samt Monos. Dies­mal ist Ter­ra weg, nur noch ein Mythos, es wird kol­por­tiert, es habe die Erde nie gege­ben (aber war­um wer­den die Men­schen dann noch »Ter­ra­ner« genannt?). Regi­nald Bull hat sich irgend­wie im Zen­trum der Gala­xis ver­schanzt und scheint gegen die Cai­ra­ner zu agie­ren. Nix Genau­es weiß man nicht. Logisch: Ist ja auch der ers­te Band des Zyklus´.

Dazu kommt, dass das Heft inhalt­lich eher durch­wach­sen ist. Die bei­den vor­an­ge­gan­ge­nen Tau­sen­der-Bän­de hat­ten immer eine ganz beson­de­re Hand­lung, die kos­mi­sches Flair atme­te und in der gro­ße, bedeu­tungs­vol­le Zusam­men­hän­ge vor dem Leser aus­ge­brei­tet wur­den. Dage­gen ist der Inhalt von MYTHOS ERDE lei­der eher pro­fan. Rho­dan kommt mit der RAS TSCHUBAI aus der Ano­ma­lie, stellt fest, dass erheb­li­che Zeit ver­gan­gen ist und fin­det eine mys­te­riö­se, men­schen­ähn­li­che Ali­en­frau an Bord, die mehr zu wis­sen scheint, als sie zugibt (ganz was Neu­es). Ein zwei­ter Hand­lungs­strang zeigt uns zwei Geheim­dienst­ler, die gegen die Cai­ra­ner-Bös­wat­ze agie­ren und eine Frau, die ihren Mann aus einer Gefäng­nis­sta­ti­on der­sel­ben befrei­en will, die natür­lich mit maxi­mal bös­wat­zi­gen Drang­sa­lie­rungs­fea­tures aus­ge­stat­tet ist. Mehr Kli­schee geht kaum. Das ist inhalt­lich und von der Epik her maxi­mal weit von den Bän­den 1000 und 2000 ent­fernt, die Hand­lung klingt eher nach einem x‑beliebigen Roman der Rei­he – und die­ser kam mir noch dazu auch arg unin­spi­riert geschrie­ben vor.

Das war aller­dings noch nicht der Grund, war­um ich mich nun doch dage­gen ent­schie­den habe, wei­ter zu lesen.

Ich lese mei­ne eBooks auf einem Kind­le. Nein, ich will jetzt nichts über das angeb­lich so böse Ama­zon hören, ers­tens bin ich eh Prime-Kun­de, zwei­tens lese ich haupt­säch­lich eng­li­sche Ori­gi­na­le, die dort um das bis zu fünf- oder mehr­fa­che güns­ti­ger sind als bei den Abzo­ckern des deut­schen Buch­han­dels, und drit­tens ist es nir­gend­wo beque­mer, die eBooks aufs Lese­ge­rät zu bekom­men: Kli­cken, lesen.

Aus dem Grund such­te ich auf Ama­zon nach einem PERRY RHODAN eBook-Abo. Fand aber keins und frag­te des­we­gen auf der Sei­te der Redak­ti­on auf Face­book nach. Eine Ant­wort bekam ich nicht. War­um betreibt man einen Social Media-Account, wenn man auf ein­fa­che Kun­den­an­fra­gen nicht ant­wor­tet? Heu­te hak­te ich des­we­gen auf Twit­ter nach und bekam fol­gen­de Antwort:

Da blieb mir die Spu­cke weg. Ich soll also für ein Abo über 50 Hef­te ernst­haft 50 mal auf »Vor­be­stel­len« kli­cken? Und dafür nicht den Abo­preis zah­len, son­dern den vol­len Preis von 1,99 Euro pro Heft? Serious­ly? Was ist das denn für eine Antwort?
Im Shop der eige­nen Web­sei­te bie­ten sie die Hef­te zwar im Abo, aller­dings nur im For­mat ePub an. War­um die nicht auch .mobi oder .azw im Ange­bot haben (ande­re Shops schaf­fen das auch), wur­de mir nicht beant­wor­tet. Sind Kind­le-Nut­zer Leser zwei­ter Klasse?
Ja, ich weiß, ich könn­te die ePubs kau­fen, die mit­tels Calibre in mobi kon­ver­tie­ren und dann manu­ell aufs Gerät laden. Das ist mir aber ange­sichts des­sen, wie unglaub­lich ein­fach und bequem das bei Ama­zon ist, ein­fach viel zuviel Gener­ve. Ja, als IT-ler könn­te ich mir sogar eine Rou­ti­ne schrei­ben, die einen Ord­ner über­wacht, in den ich die ePub-Datei wer­fe, die dann auto­ma­tisch in mobi kon­ver­tiert und an die Email­adres­se des Kind­les, auf dem ich lese, schickt. Das ist mir aller­dings eben­falls zuviel Gener­ve, denn – wir erin­nern uns – bei Ama­zon: Kli­cken, Lesen. Jemand schlug noch vor, ich soll die Roma­ne doch bei Beam eBooks kau­fen. Nein, dan­ke, nach­dem der Laden von Bas­tei Lüb­be zugrun­de gerich­tet wur­de und ich höchst unschö­ne Erfah­run­gen mit deren soge­nann­tem »Sup­port« gemacht habe, wer­de ich da garan­tiert nichts mehr kau­fen. Außer­dem bie­ten auch die gar kein mobi mehr an, son­dern eben­falls nur ePub, vor der Über­nah­me war das anders.

Und so muss­te ich mich nach der Preis­er­hö­hung damals heu­te erneut mas­siv wegen eBooks über PERRY RHODAN ärgern. Statt die Roma­ne ein­fach auch auf der eige­nen Web­sei­te zusätz­lich im For­mat mobi anzu­bie­ten, kommt nur die wenig kun­den­freund­li­che Antwort:

Auf Ama­zon und deren Abo-Model­le haben wir kei­nen Einfluss.

Ich zie­he mei­ner Erkennt­nis­se dar­aus und ver­ste­he das so, dass man auf mich als Leser kei­nen Wert legt und wer­de als Kon­se­quenz dar­aus und aus dem unin­spi­rier­ten 3000er dann eben auch die Erst­auf­la­ge nicht wei­ter lesen. Denn ich erwar­te im Jahr 2019 dass jemand, der mir was ver­kau­fen möch­te, das für ein gän­gi­ges End­ge­rät anbie­tet ohne dass ich irgend­wel­che Klimm­zü­ge machen muss. Damit hat sich die oben ange­deu­te­te Absicht, hier den ein oder ande­ren aktu­el­len Rho­dan der Erst­auf­la­ge zu bespre­chen, lei­der auch erle­digt. Viel­leicht kau­fe ich in ein paar Jah­ren wie­der die Pake­te. Viel­leicht aber auch nicht.

Cover­ab­bil­dung Copy­right Pabel-Moe­wig Ver­lag KG

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

3 Kommentare for “PERRY RHODAN 3000: MYTHOS ERDE – und warum ich nicht weiter lesen werde”

Marc

sagt:

Tja und bei Ama­zon ist es mit den gekauf­ten eBooks genau­so. Du kannst sie nicht ein­fach so auf den Tori­no laden oder sen­den. Also war­um beschwerst du dich? Es gibt eini­ge ande­re Bei­spie­le, bei denen sich Anbie­ter mit Hür­den Ihren Markt sichern und Ama­zon gehört da zu den schlimmsten. 

Kli­cken, laden, lesen kannst du bei den Ama­zon Kon­kur­ren­ten genauso. 

Ggfs. hat Ama­zon auch den Fin­ger drauf, war­um du über wie kein Abo bezie­hen kannst. Wür­de mich nicht wun­dern, wenn sie mit ihren sehr hohen Gebüh­ren das Ange­bot für den Ver­lag sehr unat­trak­tiv machen. 

Kauf lokal anstatt Ama­zon zu feiern.

Stefan Holzhauer

sagt:

Du bist ja ein ganz Schlauer.

Der loka­le Buch­han­del und sei­ne Online-Able­ger haben in den letz­ten 20 Jah­ren nach Kräf­ten alles getan, um mich zu Ama­zon zu trei­ben. Zu denen keh­re ich garan­tiert nicht mehr zurück. Deren Mise­re ist kom­plett selbst­ge­macht und ich habe in den ver­gan­ge­nen Jah­ren hier oft genug über deren Stüm­pe­rei­en berich­tet. Dazu kommt, dass ich fast aus­schließ­lich eng­li­sche Ori­gi­na­le lese, die mir der deut­sche Buch­han­del drei- bis fünf­fach über­teu­ert andre­hen will. »Kauf lokal«? Nie­mals. Die Chan­ce hat die Bran­che gehabt und sie gleich mehr­fach und immer wie­der ver­patzt. Ich den­ke auch nicht, dass ich mir von Dir vor­schrei­ben las­sen muss, wo ich was kaufe. 

Wenn der Ver­lag mir eBooks ver­kau­fen will, dann soll er sie so anbie­ten wie ich die haben möch­te. Tut er das nicht, darf er sich nicht wun­dern, wenn ich sie nicht kau­fe. Und hin­ter­her sind an den feh­len­den Ein­nah­men sicher wie­der irgend­wel­che nebu­lö­sen bösen Raub­mord­ko­pier­ter­ro­ris­ten schuld, die irgend­ein »Pira­te­rie-Dienst­leis­ter« frei erfun­den hat.

Wie »ein­fach« beim Toli­no (einen »Tori­no« ken­ne ich nicht) die Benut­zung geht, habe ich getes­tet und muss­te es lei­der auch bei der Ein­rich­tung für Ver­wand­te mehr­fach erle­ben. Das ist so grot­ten­schlecht umge­setzt, dass es weh tut. Einen Toli­no wür­de ich noch nicht mal ver­wen­den, wenn ich Geld dafür bekäme.

Elbgrimm

sagt:

Lie­ber Ste­fan, sehr vie­len Dank für die­sen Dei­nen Ein­trag. Er hat mich davor geret­tet, erneut bei Rho­dan ein­zu­stei­gen und mich irgend­wann dar­über zu ärgern. Ich wer­de ein­fach von ganz frü­her wie­der begin­nen. So unge­fähr kurz nach den Meis­tern der Insel.

Vie­le Grü­ße aus Hamburg.
Christian

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