Das ikonische New Yorker Kino »Paris Theater« musste vor Kurzem schließen. Jetzt eröffnet es wieder, durch die Hilfe des Streamingdienstes Netflix, der dort einige seiner prestigeträchtigeren Filme zeigen will.
Netflix hat in den USA dasselbe Problem wie in Deutschland: Man würde gern Filme in Kinos zeigen, deren Betreiber bestehen allerdings hier wie dort auf einem exklusiven Erstauswertungsfenster – in Deutschland sind das beispielsweise drei Monate. Wenn das nicht gewährleistet wird, will man die Filme des Streamingdienstes nicht anbieten.
Wie rückwärtsgewandt, wie kurzsichtig, kann man eigentlich sein?
Was bei fürs Kino produzieren Filmen immerhin noch einen gewissen Sinn macht, verliert seine Berechtigung bei Streifen, die im Prinzip exklusiv für einen Streamingdienst produziert wurden, völlig. Denn die wären eigentlich nie im Lichtspielhaus angekommen.
Ich persönlich würde mir absolut Netflix-Filme und auch Fernsehserien im lokalen Kino ansehen, wenn die zeitgleich mit den Streamingstart angeboten werden würden, und das obwohl ich ohnehin monatliche Abogebühren für Netflix (mit Kusshand) zahle. Ich weiß, dass zahllose andere Genre-Enthusiasten das ebenfalls tun würden. Wir würden also den Kinobetreibern Geld für Inhalte hinterher werfen, für die wir eigentlich ohnehin bereits gezahlt haben.
Für die Kinos wären das Zusatzeinnahmen, die sie aufgrund ihres geradezu starrsinnigen Beharrens auf dem Erstauswertungfenster jetzt gar nicht bekommen. Denn wenn sie das nicht anbieten schleppe ich mein Geld nicht ins Lichtspielhaus, sondern werfe zuhause den Beamer und die Soundanlage an. Völlig überteuertes Bier oder Snacks verkaufen sie dann allerdings ebenfalls nicht an mich.
Ich kann den Starrsinn der Kinobetreiber nicht nachvollziehen – und das gilt nicht nur beim Thema Netflix, sondern genauso auch für andere Streamingdienste. Aber wenn sie mein Geld nicht wollen, dann sei es so. Ich möchte allerdings kein Gemecker mehr hören, dass Streamingdienste für Einbrüche an den Kinokassen verantwortlich sind.
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Netflix bricht also die US Antitrustgesetze und das ist OK?
Filmstudios dürfen mit gutem Grund keine Kinos besitzen/betreiben. Nebenbei ist da Disney ach im Moment hart an der Grenze des Erlaubten, bzw wäre unter einer anderen Regierung wahrscheinlich schon wieder vor Gericht.
https://www.cobbles.com/simpp_archive/1film_antitrust.htm
Ich sags Dir nur ungern, aber Netflix ist kein Filmstudio. Alle Produktionen werden von Dritten durchgeführt, Netflix ist nur Auftraggeber.
Ansonsten sind mir die US-Antitrustgesetze arg wumpe … :)
Netflix ist ziemlich genauso ein Filmstudio wie Disney und andere. Auch da sind die eigentlichen Produzenten andere Firmen. (Meistens zur Profitverschleierung)
Aber mei.
Nur weil Gesetze gelegentlich gute Gründe haben, heisst das nicht, dass sie nicht die Bequemlichkeit und Freuden des Konsumenten einschränken. Oder umgekehrt.
OK Boomer.
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Die Antitrustgesetze sind schon lange überholt und irrelevant.
Allein am Hollywood Boulevard gibt es zwei Traditionskinos
die Disney gehören.
Die Unabhängigkeit der Kinoketten hebt sich schon einmal
dadurch auf, dass Filmtheater seit eben jenen Jahren, nachdem
filmverliebte Studiomogule in ihrer Macht beschnitten wurden,
nur noch dem Gewinn unterworfen sind.
Damit sind sie auf Großproduktionen angewiesen, deren Einfluss
eigentlich gebrochen werden sollte. Davon abgesehen dass alle
Sparten von Fox, Lucasfilm, Pixar, Marvel und Disney sowieso
aus einem Haus kommen.
Allein im Raum Fürth/Nürnberg läuft Netflix’ THE IRISHMAN
in drei perfekt ausgestatteten Arthouse Kinos. So erfolgreich, das
die Kinoauswertung sogar verlängert wurde. Wenn sich in
Amerika kein Kino für Netflix findet, müssen sie es eben selbst
in die Hand nehmen. Zum Glück für den Cineasten.
Das Antitrustgesetz würde allerdings bewirken, dass man dem
Gemüsehändler dazu zwingt, Fleisch zu verkaufen.