Die eBooks waren dann allerdings auch einer der Gründe, warum ich das Lesen der Serie, die mich eigentlich immer irgendwie begleitet hatte, im Laufe des Atopen-Zyklus´ einstellte: Der Verlag erhöhte den eBook-Preis mit einem Mal von 1,49 Euro auf 1,99 Euro, also mal eben um sagenhafte 33%. Das verschlug mir insbesondere deswegen die Sprache, weil eBooks (und gerade deren Preise) zu diesem Zeitpunkt schon seit vielen Jahren ein ganz zentrales Thema hier auf PhantaNews gewesen waren und weil der Chefredakteur zuvor noch erklärt hatte, dass eBooks tatsächlich günstiger hergestellt werden können, auch die Logistik weitaus weniger zu Buche schlage und man sie deswegen vergleichsweise preiswert anbieten könne. Die Erklärung des Verlags für die Preiserhöhung war, dass man bei Apple nur entweder 1,49 oder 1,99 als Preis ansetzen könne. In meinen Augen eine nette Ausrede, mehr nicht (mir ist selbstverständlich klar, dass die Preiserhöhung vermutlich »von oben« aufgedrückt wurde, denn die Pabel-Moewig Verlag KG gehört zur Bauer Media Group und vermute, wenn da die Controller sagen »mach´ teurer!«, dann hat man wenig Diskussionsspielraum – geärgert hatte es mich dennoch).
Der andere Grund für meinen Frust und das Aussteigen war das völlig unepische Entsorgen des Charakters Ronald Tekener. Der galaktische Spieler und Smiler, mit allen Wassern gewaschen, wurde von ein paar halbgaren Typen quasi nebenher weggemacht, statt ihm den Abtritt zu verschaffen, der der Figur gebührt hätte.
Irgendwann im vorletzten Jahr wollte ich dann aber doch wissen, wie das mit den Atopen weiter geht und man konnte die zurückliegenden eBooks zum Paketpreis von 60 Euro als 50er-Pack erwerben. Den Preis fand ich in Ordnung. Tatsächlich haben mir die Atopen- und Jenzeitigen Lande-Zyklen recht gut gefallen, vielleicht abgesehen davon, dass die Widersacher an dessen Ende mal eben ziemlich sang- und klanglos entsorgt wurden, noch drastischer als das schon so oft geschah; ansonsten war da jedoch viel originelles und unerwartetes Zeug drin – und mit dem Wechsel zwischen den abgefahrenen Atlan-Abenteuern in den Jenzeitigen Landen und den eher bodenständigen Romanen in der Milchstraße war für jeden etwas dabei. Danach wurde »mal eben« das Entstehen einer Materiesenke in 25 Heften eines Minizyklus´ abgehandelt. Das war in meinen Augen kein großes Highlight, aber auch noch ganz okay.
Dann begann ich mit dem folgenden Genesis-Zyklus und kam bis Heft 2913, war aber eher unzufrieden, ich fragte mich, was sie von mir wollen und die beschriebenen Inhalte wollten mich nicht packen.
Da für Band 3000 ohnehin ein Zeitsprung angekündigt worden war und ich deswegen der Ansicht war, dass das eine gute Möglichkeit wäre, wieder in die aktuelle Handlung der Erstauflage einzusteigen, entschloss ich mich, Genesis Genesis sein zu lassen, und MYTHOS ERDE zu lesen, in der Absicht, hier auf PhantaNews wieder regelmäßiger RHODAN zu besprechen.
Zum Cover von MYTHOS ERDE und dem darauf abgebildeten uncharismatischen Jüngling, der »verstört schaut« (Zitat Heise) und angeblich Perry Rhodan darstellen soll, möchte ich hier kein weiteres Wort verlieren, denn dazu habe ich an anderer Stelle bereits etwas gesagt.
Mir ist selbstverständlich klar, dass es ungeheuer schwierig ist, nach fast 60 Jahren und 3000 Heften noch irgendeine auch nur halbwegs originelle Handlung zu erfinden. Trotzdem: Mal wieder hat eine Spezies von totalitären Böswatzen namens Cairanern die Galaxis übernommen und knechtet deren Bewohner. Und Rhodan kommt wieder mal zur Rettung, nachdem er durch eine Zeitanomalie ein paar Jahrhunderte verloren hat. Seufz. Klingt irgendwie fast exakt wie Band 1400 und der Auftakt zu Cantaro samt Monos. Diesmal ist Terra weg, nur noch ein Mythos, es wird kolportiert, es habe die Erde nie gegeben (aber warum werden die Menschen dann noch »Terraner« genannt?). Reginald Bull hat sich irgendwie im Zentrum der Galaxis verschanzt und scheint gegen die Cairaner zu agieren. Nix Genaues weiß man nicht. Logisch: Ist ja auch der erste Band des Zyklus´.
Dazu kommt, dass das Heft inhaltlich eher durchwachsen ist. Die beiden vorangegangenen Tausender-Bände hatten immer eine ganz besondere Handlung, die kosmisches Flair atmete und in der große, bedeutungsvolle Zusammenhänge vor dem Leser ausgebreitet wurden. Dagegen ist der Inhalt von MYTHOS ERDE leider eher profan. Rhodan kommt mit der RAS TSCHUBAI aus der Anomalie, stellt fest, dass erhebliche Zeit vergangen ist und findet eine mysteriöse, menschenähnliche Alienfrau an Bord, die mehr zu wissen scheint, als sie zugibt (ganz was Neues). Ein zweiter Handlungsstrang zeigt uns zwei Geheimdienstler, die gegen die Cairaner-Böswatze agieren und eine Frau, die ihren Mann aus einer Gefängnisstation derselben befreien will, die natürlich mit maximal böswatzigen Drangsalierungsfeatures ausgestattet ist. Mehr Klischee geht kaum. Das ist inhaltlich und von der Epik her maximal weit von den Bänden 1000 und 2000 entfernt, die Handlung klingt eher nach einem x‑beliebigen Roman der Reihe – und dieser kam mir noch dazu auch arg uninspiriert geschrieben vor.
Das war allerdings noch nicht der Grund, warum ich mich nun doch dagegen entschieden habe, weiter zu lesen.
Ich lese meine eBooks auf einem Kindle. Nein, ich will jetzt nichts über das angeblich so böse Amazon hören, erstens bin ich eh Prime-Kunde, zweitens lese ich hauptsächlich englische Originale, die dort um das bis zu fünf- oder mehrfache günstiger sind als bei den Abzockern des deutschen Buchhandels, und drittens ist es nirgendwo bequemer, die eBooks aufs Lesegerät zu bekommen: Klicken, lesen.
Aus dem Grund suchte ich auf Amazon nach einem PERRY RHODAN eBook-Abo. Fand aber keins und fragte deswegen auf der Seite der Redaktion auf Facebook nach. Eine Antwort bekam ich nicht. Warum betreibt man einen Social Media-Account, wenn man auf einfache Kundenanfragen nicht antwortet? Heute hakte ich deswegen auf Twitter nach und bekam folgende Antwort:
https://twitter.com/PhantaNews/status/1097441532368564227
Das E‑Book-Format im PERRY RHODAN-OnlineShop ist ePub. Amazon bietet kein E‑Book-Abo an. Du kannst die E‑Books allerdings einzeln vorbestellen.
— PERRY RHODAN (@PERRY_RHODAN) February 18, 2019
Da blieb mir die Spucke weg. Ich soll also für ein Abo über 50 Hefte ernsthaft 50 mal auf »Vorbestellen« klicken? Und dafür nicht den Abopreis zahlen, sondern den vollen Preis von 1,99 Euro pro Heft? Seriously? Was ist das denn für eine Antwort?
Im Shop der eigenen Webseite bieten sie die Hefte zwar im Abo, allerdings nur im Format ePub an. Warum die nicht auch .mobi oder .azw im Angebot haben (andere Shops schaffen das auch), wurde mir nicht beantwortet. Sind Kindle-Nutzer Leser zweiter Klasse?
Ja, ich weiß, ich könnte die ePubs kaufen, die mittels Calibre in mobi konvertieren und dann manuell aufs Gerät laden. Das ist mir aber angesichts dessen, wie unglaublich einfach und bequem das bei Amazon ist, einfach viel zuviel Generve. Ja, als IT-ler könnte ich mir sogar eine Routine schreiben, die einen Ordner überwacht, in den ich die ePub-Datei werfe, die dann automatisch in mobi konvertiert und an die Emailadresse des Kindles, auf dem ich lese, schickt. Das ist mir allerdings ebenfalls zuviel Generve, denn – wir erinnern uns – bei Amazon: Klicken, Lesen. Jemand schlug noch vor, ich soll die Romane doch bei Beam eBooks kaufen. Nein, danke, nachdem der Laden von Bastei Lübbe zugrunde gerichtet wurde und ich höchst unschöne Erfahrungen mit deren sogenanntem »Support« gemacht habe, werde ich da garantiert nichts mehr kaufen. Außerdem bieten auch die gar kein mobi mehr an, sondern ebenfalls nur ePub, vor der Übernahme war das anders.
Und so musste ich mich nach der Preiserhöhung damals heute erneut massiv wegen eBooks über PERRY RHODAN ärgern. Statt die Romane einfach auch auf der eigenen Webseite zusätzlich im Format mobi anzubieten, kommt nur die wenig kundenfreundliche Antwort:
Auf Amazon und deren Abo-Modelle haben wir keinen Einfluss.
Ich ziehe meiner Erkenntnisse daraus und verstehe das so, dass man auf mich als Leser keinen Wert legt und werde als Konsequenz daraus und aus dem uninspirierten 3000er dann eben auch die Erstauflage nicht weiter lesen. Denn ich erwarte im Jahr 2019 dass jemand, der mir was verkaufen möchte, das für ein gängiges Endgerät anbietet ohne dass ich irgendwelche Klimmzüge machen muss. Damit hat sich die oben angedeutete Absicht, hier den ein oder anderen aktuellen Rhodan der Erstauflage zu besprechen, leider auch erledigt. Vielleicht kaufe ich in ein paar Jahren wieder die Pakete. Vielleicht aber auch nicht.
Coverabbildung Copyright Pabel-Moewig Verlag KG
Tja und bei Amazon ist es mit den gekauften eBooks genauso. Du kannst sie nicht einfach so auf den Torino laden oder senden. Also warum beschwerst du dich? Es gibt einige andere Beispiele, bei denen sich Anbieter mit Hürden Ihren Markt sichern und Amazon gehört da zu den schlimmsten.
Klicken, laden, lesen kannst du bei den Amazon Konkurrenten genauso.
Ggfs. hat Amazon auch den Finger drauf, warum du über wie kein Abo beziehen kannst. Würde mich nicht wundern, wenn sie mit ihren sehr hohen Gebühren das Angebot für den Verlag sehr unattraktiv machen.
Kauf lokal anstatt Amazon zu feiern.
Du bist ja ein ganz Schlauer.
Der lokale Buchhandel und seine Online-Ableger haben in den letzten 20 Jahren nach Kräften alles getan, um mich zu Amazon zu treiben. Zu denen kehre ich garantiert nicht mehr zurück. Deren Misere ist komplett selbstgemacht und ich habe in den vergangenen Jahren hier oft genug über deren Stümpereien berichtet. Dazu kommt, dass ich fast ausschließlich englische Originale lese, die mir der deutsche Buchhandel drei- bis fünffach überteuert andrehen will. »Kauf lokal«? Niemals. Die Chance hat die Branche gehabt und sie gleich mehrfach und immer wieder verpatzt. Ich denke auch nicht, dass ich mir von Dir vorschreiben lassen muss, wo ich was kaufe.
Wenn der Verlag mir eBooks verkaufen will, dann soll er sie so anbieten wie ich die haben möchte. Tut er das nicht, darf er sich nicht wundern, wenn ich sie nicht kaufe. Und hinterher sind an den fehlenden Einnahmen sicher wieder irgendwelche nebulösen bösen Raubmordkopierterroristen schuld, die irgendein »Piraterie-Dienstleister« frei erfunden hat.
Wie »einfach« beim Tolino (einen »Torino« kenne ich nicht) die Benutzung geht, habe ich getestet und musste es leider auch bei der Einrichtung für Verwandte mehrfach erleben. Das ist so grottenschlecht umgesetzt, dass es weh tut. Einen Tolino würde ich noch nicht mal verwenden, wenn ich Geld dafür bekäme.
Lieber Stefan, sehr vielen Dank für diesen Deinen Eintrag. Er hat mich davor gerettet, erneut bei Rhodan einzusteigen und mich irgendwann darüber zu ärgern. Ich werde einfach von ganz früher wieder beginnen. So ungefähr kurz nach den Meistern der Insel.
Viele Grüße aus Hamburg.
Christian