Snapload: Bahnbrechendes Konzept – Plastikmüll zum eBook

Snapload-Cards

Zeit für die nächs­te Gesichts­pal­me:

Auf der Suche nach Metho­den, um eBooks auch im Buch­la­den ver­kau­fen zu kön­nen, ver­steigt sich die Bran­che in immer abstru­se­re Kon­zep­te. Zuletzt soll man eBooks nur dann im Laden kau­fen kön­nen, wenn man über einen ganz bestimm­ten eRea­der ver­fügt, jetzt will man völ­lig über­flüs­si­gen Plas­tik­müll erzeu­gen.

Eigent­lich wäre es doch so ein­fach: Im Prin­zip benö­tigt man kei­ne Wer­be­trä­ger für eBooks im Laden. War­um nicht? Offen­sicht­li­cher kann es kaum sein: die Wer­be­trä­ger für eBooks sind die Papier­bü­cher, die dort ohne­hin bereits in rau­hen Men­gen her­um ste­hen. Dazu ein paar Schil­der instal­liert: »Sie möch­ten die­ses Buch als eBook kau­fen? Wen­den Sie sich an unse­re Mit­ar­bei­ter«. Die dru­cken dann einen Bon mit einem Code aus – das Kon­zept funk­tio­niert bei Pre-Paid-Kar­ten seit Jah­ren tadel­los -, den gibt man dann zu Hau­se ein und lädt das Buch auf den eRea­der. Opti­ma­ler­wei­se kann man den Code in WLAN-taug­li­chen Lese­ge­rä­ten direkt ein­ge­ben und das Buch her­un­ter laden.

Will man so etwas ver­schen­ken, druckt die Buch­hand­lung nach dem Kauf eine ver­klei­ner­te Ver­si­on des Covers aus, dar­auf der Code, und klebt das in eine Geburts­tags­kar­te, die man auf die­sem Wege gleich mit ver­kau­fen kann. Alle sind glück­lich. Es könn­te so ein­fach sein. Doch in der Buch­bran­che ist offen­sicht­lich nichts ein­fach.

eReader-Facepalm

Denn tat­säch­lich beharrt man dar­auf, dass eBooks im Laden »prä­sen­tiert« wer­den müs­sen. Zum einen erschließt sich mir nicht mal ansatz­wei­se, war­um man die ohne­hin aus­ge­stell­ten Bücher in elek­tro­ni­scher Form noch­mal aus­stel­len muss. Zum ande­ren bestehen die soge­nann­ten »Snap­Cards« nicht etwa umwelt­freund­lich aus recy­cel­tem Papier, son­dern aus – man fasst es nicht! – Plas­tik­kar­ten, in der Art von Gut­ha­ben­kar­ten für iTu­nes und Co. Ist es denn wirk­lich nötig, auf die­sem Wege noch mehr völ­lig über­flüs­si­gen Plas­tik­müll zu erzeu­gen? Hat es sich noch nicht bis zu den Sna­pload-Betrei­bern her­um gespro­chen, dass Res­sour­cen begrenzt sind und Müll­ver­mei­dung ange­sagt? Offen­bar nicht, statt­des­sen schrei­ben sie Codes für eine vir­tu­el­le Ware auf Plas­tik­kar­ten, die kei­ner­lei ande­ren Zweck erfül­len und danach weg­ge­wor­fen wer­den. Eine gigan­ti­sche, umwelt­feind­li­che Saue­rei!

Hin­zu kommt, dass bei allen vor­ge­stell­ten Kon­zep­ten noch jemand mit­ver­die­nen möch­te, sei­en es Umbreit, Epi­du oder in die­sem Fall Sna­pload. War­um wird nicht eine anbie­ter­un­ab­hän­gi­ge Struk­tur bereit gestellt, um allen Buch­händ­lern eine ein­fa­che Lösung wie den Kas­sen­bon­aus­druck (der sich als Code­aus­druck auch außer­halb von Kas­sen­sys­te­men ein­fach rea­li­sie­ren lie­ße, wenn die Ein­bin­dung für klei­ne­re Buch­hand­lun­gen zu auf­wen­dig ist – es reicht im Prin­zip ein pass­wort­ge­schütz­ter Inter­net­zu­gang zu einem Code­ser­ver) bereit­zu­stel­len? Statt gesun­dem Men­schen­ver­stand setzt man auf Müll­erzeu­gung. Unfass­bar …

[cc]

Pro­mo­fo­to Sna­pload-Cards Coyp­right sna­pload GmbH, Illus­tra­ti­on: eRea­der von mir, Face­palm von Fabio Ven­ni auf flickr, CC BY-SA

5 Kommentare zu „Snapload: Bahnbrechendes Konzept – Plastikmüll zum eBook“

  1. Ich lese gera­de im Bör­sen­blatt, dass bei die­sem Pro­jekt bereits 160 Titel zur Ver­fü­gung ste­hen. 160! Mei­ne Güte, wer soll das denn alles lesen?

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