Verlagsvergleich oder dreiste Eigenwerbung mit Falschaussagen?
Sieht man sich die Liste an, bleibt einem allerdings ob der meiner Ansicht nach kackdreisten Falschaussagen ziemlich schnell die Spucke weg, denn es wird einfach mal behauptet, dass man als Autor bei Kleinverlagen mit Geld in Vorleistung treten muss, damit das eigene Buch veröffentlich werden kann. Das ist natürlich pauschal – und man kann es einfach nicht anders sagen – Bullshit. Da wird beispielsweise einfach mal behauptet, man müsse als Autor bei einem Kleinverlag für den Druck mit 5000 bis 15000 Euro in Vorleistung treten. Das ist allerdings das typische Geschäftsmodell von Druckkostenzuschussverlagen. Weiterhin werden Kosten in Höhe von 250 – 1500 Euro fürs Cover oder 500 Euro fürs Layout angegeben, alles ebenfalls arger Blödsinn. Sieht man sich die Tabelle weiter an, stellt man schnell fest, dass auch andere Angaben zur Veröffentlichungsgeschwindigkeit, zur Sichtbarkeit in Shops oder zum Marketing vollkommen aus der Luft gegriffen sind.
In meinen Augen sieht es so aus, als wolle hier jemand durch solche Realitätsbeugungen seine Dienstleistung besser aussehen lassen, als sie tatsächlich ist.
Sehen wir uns die Seite weiter an. Als Webseite, die auf ein deutsches Publikum zielt, müsste sie eigentlich trotz .org Toplevel-Domain über ein Impressum verfügen. Das fehlt allerdings, Macht man einen Whois-Lookup auf den Domainnamen, stellt man fest, dass dieser auf eine Person in den USA ausgestellt wurde. Hier gibt sich offensichtlich jemand redlich Mühe, den Hintergrund der Domain zu verschleiern und die Impressumspflicht für Webangebote für ein deutschen Publikum zu umgehen. Es gibt Dienstleister, die genau das anbieten, also als Domaininhaber aufzutreten, um die wahren Hintermänner von Webangeboten zu verschleiern und beispielsweise Abmahnungen zu verhindern. Und eine Abmahnung durch Mitbewerber aufgrund falscher Aussagen wäre in diesem Fall durchaus denkbar.
Seriös ist so etwas nicht und dient in meinen Augen einzig dazu, sich rechtlichen Schritten zu entziehen.
Folgt man allerdings dem einzigen Link auf der Seite, wird schnell klar, wer hinter der Tabelle mit den fragwürdigen Aussagen stehen könnte. Denn der führt zum Windsor Verlag (dem spendiere ich keinen Link). Dieser möchte sich gern als Verlag mit Dienstleistungen für Autoren präsentieren, oder vielleicht eben als Anbieter für das Buzzword »Value Added Publishing«. Dabei handelt es sich auch beim Windsor-Verlag nicht nur meiner meiner Ansicht nach ebenfalls nur um einen Anbieter, der vor Veröffentlichung von den Autoren Geld haben will. Als Geschäftsmodell fragwürdig, wenn auch nicht in irgendeiner Form rechtswidrig.
Allerdings zu behaupten, Kleinverlage nähmen haufenweise Geld für eine Veröffentlichung von Autoren, um das eigene Geschäftsmodell zu promoten, welches genau dasselbe tut, ist meiner Meinung nach schon eine arge Unverschämtheit. Das Fazit »lange Wartezeiten, teuer« setzt dem ganzen dann noch die Krone auf. Übrigens kommt auch der Selfpublisher beim Vergleich sehr schlecht weg. Ach was ..?
Glaubt der Propaganda auf der Seite verlagsvergleich.de also nicht, denn die arbeitet offenbar mit Falschaussagen, um Kleinverlage schlechtzumachen und dann selbst Autoren das Geld aus der Tasche ziehen zu können. Es handelt sich meiner Meinung nach nicht um einen Verlag, sondern um einen Anbieter für Lektorat, Druck und ähnliche buchnahe Dienstleistungen (üblicherweise Druckkostenzuschussverlag oder Pseudoverlag genannt). Dass den Verantwortlichen selbst klar ist, dass das nicht ganz koscher ist, was sie da tun, zeigt allein schon die Verschleierung der wahren Interessenten hinter der Vergleichswebseite. Wobei die Verantwortlichen vermutlich jede Beteiligung an der Domain ablehnen werden, ist ja nur irgendein Amerikaner.
Lasst euch nicht ins Bockshorn jagen, liebe Autoren. Kleinverlage wollen nicht, dass ihr in finanzielle Vorleistung tretet. Und wenn es doch einer will, dann ist es kein Kleinverlag, sondern ein Druckkostenzuschuss, bzw. Pseudoverlag. Kleinverlage können euch auch auf alle Verkaufsplattformen bringen.
Sowohl verlagsvergleich.org wie auch der Windsor-Verlag wurden mit voller Absicht nicht verlinkt.
[Update 9:45 Uhr] Die Webseite des Windsor-Verlags verfügt übrigens ebenfalls nicht über ein rechtsgültiges Impressum: Keine ladungsfähige Adresse, keine rechtskonforme Kontaktmöglichkeit. Als Domaininhaber ist bei Denic derselbe Eric Somes aus Cheyenne, USA eingetragen, wie bei verlagsvergleich.de. Auch hier möchte man sich scheinbar aus der Verantwortung stehlen. Ich würde allerdings mit keinem Dienstleister einen Vertrag eingehen, der seine Adresse nicht angeben möchte.
[Update 10:10 Uhr] Der Tweet der kurz nach der Veröffentlichung meines Artikels online ging, ist ist dann aber große Realsatire …
Screenshot-Inhalte Copyright Eric J Somes