»Spiele, bei denen die Tötung des Gegners simuliert wird…«

…sol­len in Zukunft mit einem Buß­geld belegt wer­den, so hat es die Regie­rungs­ko­ali­ti­on heu­te beschlos­sen.

Ich blei­be fas­sungs­los zurück.

Durch die­se schwam­mi­ge For­mu­lie­rung wer­den zahl­lo­se völ­lig harm­lo­se Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen min­des­tens zur Ord­nungs­wid­rig­keit und das beinhal­tet sogar schon, wenn Kin­der Cow­boy und India­ner mit Spiel­zeug­pis­to­len spie­len. Eben­so LARP und ähn­li­che Ver­an­stal­tun­gen wie bei­spiels­wei­se Jug­ger. Im Prin­zip soll­te sich schon­mal jeder prä­ven­tiv selbst anzei­gen, der in der Öffent­lich­keit Schach spielt, denn auch bei die­sem Spiel wer­den selbst­ver­ständ­lich Tötun­gen simu­liert (wobei ich zuge­ben muss, dass das nicht mit Waf­fen geschieht). Und eben­so selbst­ver­ständ­lich fällt bei­spiels­wei­se der Fecht­sport laut den Aus­sa­gen der Poli­ti­ker nicht dar­un­ter. Ist klar… Nicht, dass ich was gegen Fecht­sport habe, im Gegen­teil, aber wenn mir ein Polit-Clown ernst­haft dar­le­gen will, dass hier selbst­ver­ständ­lich nicht das Töten einer Per­son simu­liert wird, dann glau­be ich nicht nur an ernst­haf­te kogni­ti­ve Pro­ble­me bei den soge­nann­ten Volks­ver­tre­tern, son­dern sehe die ganz klar (alter­na­tiv ger­ne auch Dumm­heit oder Bigot­te­rie).

Dass es sich hier­bei um eine Far­ce und pure Wahl­kampf­kos­me­tik han­delt, hat sogar der Bund Deut­scher Kri­mi­nal­be­am­ter fest­ge­stellt, der har­sche Kri­tik an dem Geset­zes­vor­schlag übt. BDK-Chef Klaus Jan­sen erör­ter­te gegen­über der »Neu­en Osna­brü­cker Zei­tung«: »Was die Koali­ti­on beschlos­sen hat, ist rei­ne Kos­me­tik. Die­sen Knie­fall vor der Waf­fen­lob­by wer­den wir Uni­on und SPD nicht durch­ge­hen las­sen.«

Eben. Paint­bal­ler und Betrei­ber ande­rer angeb­li­cher Tötungs­si­mu­la­tio­nen kann man deut­lich leich­ter drang­sa­lie­ren als die Waf­fen­lob­by.

Übri­gens muss man sich die For­mu­lie­rung »Spie­le, bei denen die Tötung des Geg­ners simu­liert wird…« wirk­lich mal auf der Zun­ge zer­ge­hen las­sen: Das gilt so auch für zahl­lo­se Com­pu­ter­spie­le, auch wenn es sich hier pri­mär ums Waf­fen­ge­setz dreht.

9 Kommentare zu „<span class="dquo">»</span>Spiele, bei denen die Tötung des Gegners simuliert wird…«“

  1. Gilt das auch für Man­nö­ver der Bun­des­wehr? – Schließ­lich spiel da erwach­se­ne (bzw. fast erwach­se­ne Män­ner und Frau­en) Krieg und Töten. Es wer­den sogar Tote simu­liert.

    Sie dre­hen durch… Wählt die Pira­ten­par­tei

  2. Stefan Holzhauer

    Es gibt auf die­se Fra­ge natür­lich eine Ant­wort der Ver­ant­wort­li­chen: Es gibt Per­so­nen­grup­pen, die in Aus­übung ihres Beru­fes und/​oder zur Aus­übung hoheit­li­cher Auf­ga­ben Waf­fen benut­zen müs­sen (Bei­spie­le: Poli­zis­ten, Sol­da­ten). Für die wird das Waf­fen­recht ohne­hin anders aus­ge­legt bzw. anders ange­wandt.

    Man muß aber gar nicht so weit weg­ge­hen, schon direkt beim ange­spro­che­nen The­ma Spiel und Sport fin­det sich mehr als genug, was ab Ein­füh­rung des Geset­zes min­des­tens ord­nungs­wid­rig wäre.

    Ich freue mich schon dar­auf, wenn uns irgend­wel­che ahnungs­lo­sen Tou­ris­ten beim LAR­Pen die Cops auf den Hals het­zen, weil wir uns mit Schaum­stoff­waf­fen »simu­liert töten woll­ten«. Kotz.

  3. Irgend­wo sitzt jetzt ein Pres­se­spre­cher und ver­sucht, die Unter­schei­dung zwi­schen »Töten im stra­te­gi­schen Maß­stab« und »tak­ti­schem Töten« nett aus­zu­for­mu­lie­ren. Damit nicht Ree­nact­ment-Grup­pen, Table­top-War­ga­mer und Cosim-Brett­spie­ler auf die Bar­ri­ka­den gehen, weil sie im glei­chen Sack gelan­det sind wie die Online­zo­cker. Faust­re­gel: je wei­ter man weg ist und je grö­ßer der Body­count, des­to net­ter ist das Spiel. Schließ­lich fah­ren beim guten alten off­line-Schü­ler­zeit­ver­treib »Schif­fe ver­sen­ken« pro »Versenkt!«-Ruf gleich meh­re­re hun­dert Besat­zungs­mit­glie­der zu den Fischen, oder etwa nicht?

    In den Wor­ten von Josef Sta­lin:
    »Ein Toter ist eine Trä­go­die. Eine Mil­li­on Tote sind eine Sta­tis­tik.«

  4. Stefan Holzhauer

    Es geht dabei (noch) nicht um Com­pu­ter­spie­le und »Online­zo­cker«. Paint­ball wird in der Rea­li­tät gespielt, mit Pis­to­len, die Farb­ku­geln ver­schie­ßen. Die Ver­let­zungs­ge­fahr ist hier­bei gerin­ger als beim Mas­sen­ver­gnü­gen Boxen, die Ver­let­zung der Men­schen­wür­de sehe ich auch eher bei blu­tig geschla­ge­nen Gesich­tern als bei Farb­fle­cken auf dem Hemd. Auch LARP fin­det nicht vir­tu­ell statt, es wird hier in einem Rol­len­spiel meist eine fan­tas­ti­sche Welt mit Hel­den und Magi­ern – ähn­lich bei­spiels­wei­se dem Herrn der Rin­ge – simu­liert.
    Wir reden hier über eine Anpas­sung des Waf­fen­rechts, also wenn man mit Waf­fen han­tiert, sei es nun eine Paint­ball-Spiel­zeug­pis­to­le oder ein Schaum­gum­mi-Schwert, wie beim LARP. Das ist weit jen­seits jeg­li­cher Ver­hält­nis­mä­ßig­keit und voll­kom­men frei von gesun­dem Men­schen­ver­stand!

    Com­pu­ter­spie­le sind da the­ma­tisch außen vor. Aber die Bestre­bun­gen ins­be­son­de­re von CDU/​CSU, prä­van­tiv alles zu ver­bie­ten, was nicht schnell genug auf den Baum kommt, las­sen auch hier Böses ver­mu­ten.

  5. Stefan Holzhauer

    Der SPON-Arti­kel ist doch allein durch den Teaser »Ent­war­nung für die Frei­zeit-Ram­bos:« schon als unse­ri­ös und/​oder rei­ße­risch anzu­se­hen.

    Die letz­te Fast-Amok­läu­fe­rin war weib­lich, wenn man das nun in der Art unse­rer Poli­ti­ker als Sta­tis­tik inter­pre­tiert: »33 Pro­zent aller jugend­li­chen Amok­läu­fer der letz­ten Jah­re waren weib­lich«…

    Es ging beim Paint­ball-Ver­bot auch gar nicht um Amok­läu­fe, son­dern dar­um, dass die Polit­ker dem Rest des Vol­kes ihre ver­schro­be­nen Wert­vor­stel­lun­gen auf­zwin­gen woll­ten.

    Das Medi­en­echo war übri­gens auch nicht schlim­mer oder anders als bei der Inter­net­zen­sur, von wegen »mas­si­ver öffent­li­cher Druck«. Das ist doch alles nur noch lächer­lich.

  6. Da der SPIEGEL als Medi­um links steht, erstaunt mich der Auf­ma­cher nicht im Gerings­ten. Was jedoch wich­ti­ger ist als der Auf­ma­cher ist die Linie von SPD und CDU, es in die­sem Fall lang­sa­mer ange­hen zu las­sen. Die Grund­aus­sa­ge ist ein­deu­ti­ger als der TAZ-Arti­kel (die ja noch wei­ter links steht als der SPIEGEL).
    Natür­lich ging es bei dem Ver­bot auch um die Amok­läu­fe, denn jener eine wur­de als Auf­hän­ger genom­men, das Waf­fen­recht erneut zu ver­schär­fen. Und das Got­cha-Ver­bot soll­te ja in die­sem Zuge kom­men. Wobei es in mei­nen Augen kei­ne Rol­le spielt, ob ein Amok­läu­fer weib­lich oder männ­lich ist, bei­de Geschlech­ter spie­len Got­cha und bei­de kön­nen zu einem Amok­lauf auf­bre­chen.

    Abge­se­hen davon war es so, dass das »Kil­ler­spie­le-Ver­bot«, wel­ches die schwar­zen Par­tei­en im Koali­ti­ons­ver­trag 2005 ein­brach­ten, laut ver­schie­de­ner Aus­sa­gen eigent­lich auf Got­cha und ähn­li­che SPie­le gemünzt war (der Ver­trag an sich bleibt dabei ofen), erst spä­ter wur­den damit die Com­pu­ter­spie­le gemeint. Und die­ses »Kil­ler­spie­le-Ver­bot« war eine Reak­ti­on auf Erfurt. Also ist die Fra­ge, ob einer der Amo­läu­fer die­ses Spiel spiel­te, schon rele­vant. Ich weiß es ehr­lich gesagt nicht. War einer der Idio­ten Got­cha-Spie­ler?

  7. Spie­le­ver­bo­te wer­den auch in Zukunft kei­ne Amok­läu­fe ver­hin­dern-Bas­ta! Wer so etwas glabt, soll­te sich rasch selbst einer psy­cho­lo­gi­schen Unter­su­chun­gen unter­zie­hen.

    Hal­lo Horst – die Wahl­wer­bung der Pira­ten habe ich neu­lich auch gese­hen. Von Frei­heit und Demo­kra­tie ist Deutsch­land zwar nicht sehr weit ent­fernt, aber wir ent­fer­nen uns immer mehr.
    Die USA machen uns da was vor. Klar, das jeder Hinz und Kunz Waf­fen kau­fen kann ist auch nicht in Ord­nung, aber Abstri­che muss man über­all machen. Und wenn ein Idi alle 4 Jah­re in Deutsch­land mal Amok läuft, dann tut das den Opfern weh – aber es pas­siert soviel schlim­mes in der Welt, und wir kön­nen nicht alles ver­hin­dern – wer ja auch schreck­lich.…

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.

Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.

Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.

* genauer: eingebettete Tweets, eingebundene jQuery-Bibliotheken, Amazon Artikel-Widgets, Youtube-Videos, Vimeo-Videos

Schließen