Zeit Online titelt über PERRY RHODAN: »Der Ersatz-Hitler aus dem All«
Liebe »Qualitätsjournalisten« und Redakteure von Zeit Online. Es war mal en vogue sich über »Heftchen« auszulassen und sie unreflektiert zu »Schund« zu erklären. Deswegen könnte man schon nachvollziehen, dass ihr das auch mal machen wollt. Nur leider habt ihr übersehen, dass das in den 1970ern war. Damals, als die Frisuren und die Bekleidung anders waren, war auch der Journalismus anders. Ihr aber legt mit einem Artikel dieses Inhalts heute los. Ist das nicht ein klein wenig spät?
Heutzutage kann man schauen wo man will und üblicherweise wird PERRY RHODAN als das erkannt und anerkannt, was es ist: eine unterhaltende SF-Serie, die seit 50 Jahren erfolgreich ist und dieser Tage jede Woche über achtzigtausend Leser begeistert (falls eure Zahlen stimmen). Es ist nicht besonders schlau, diese Leser mit einem Artikel pauschal als Deppen abzuqualifizieren, indem man die Inhalte der Serie als »fehlerhaftes, mutiertes Kulturgut« bezeichnet (was übelst an Formulierungen gemahnt, die es vor grob 80 Jahren gab), von den anderen Entgleisungen im Artikel mal ganz abgesehen…
»…logische Paradoxien, Parallelwelten und sonstiger LSD-Schmarrn«
»Schund wird durch solche unaufrichtigen Elogen nicht interessanter«
Erneut zeigt sich der Chauvinismus einer selbsternannten Kultur-Élite, die offensichtlich nicht erkennen kann und will, dass auch die schlichte Unterhaltung um ihrer selbst Willen ihren Stellenwert und ihren Sinn in der modernen Welt hat, dass Popkultur und Science Fiction längst viel erfolgreicher sind, als von euch bevorzugtes angeblich anspruchsvolles Hochkultur-Zeug, das man mit gesundem, wachem Geist nur schwer ertragen kann. In Deutschland muss immer der erhobene Zeigefinger her, muss immer alles was euch gefällt einem nebulösen »Anspruch« gerecht werden. In anderen Ländern sieht man das deutlich entspannter, das ist auch der Grund dafür, warum Kulturprodukte aus dem Ausland in aller Regel hundertfach erfolgreicher und vor allem interessanter sind, als dröge Anspruchswerke aus deutschen Landen.
Ich weiß, dass das hier bei Zeit Online niemand lesen wird. Das macht aber auch nichts. Denn ich glaube, dass zumindest bei dem nicht genannten Autor des Artikels Johannes Thumfart ohnehin Hopfen und Malz schon vor geschätzt 40 Jahren verloren gingen – und ich sehe erneut einen Grund, warum Zeitungen eher morgen als übermorgen untergehen werden: weil dort allzu oft noch ein Muff und geistige Einstellungen herrschen, die in unsere heutige Zeit und ins Web einfach nicht mehr passen und die aus einer Ära rühren, als Zeitungen noch ein Informationsmonopol hatten. Ihr müsst jetzt ganz stark sein, liebe Print-Redakteure: dieses Monopol habt ihr dank des Internets schon lange nicht mehr und allzu oft kann man über euer Geschreibsel nur noch müde lächeln.
Tschüss, Zeit, ich werde euch und anderen angeblichen Meinungsmachern aus der Baumfäller-Ära keine Träne nachweinen, solange ihr einen solchen Bullshit verzapft! Wäre ich VPM würde ich euch wegen übler Nachrede und Geschäftsschädigung verklagen – aber vielleicht sollte man euch wegen eurer mittelalterlichen Einstellung lieber bedauern…
Ach ja:
Da die Lektüre nach wie vor nicht in Betracht kommt…
Über Dinge, dich man nicht aus eigener Anschauung kennt, kann man selbstverständlich am allerbesten kompetent schreiben, gelle?
[Edit 17:45 Uhr:] Dank an den Kommentator Starslammer für den Hinweis auf den doch genannten Autor Johannes Thumfart
Nachtrag (19:00 Uhr): Seit irgendwann nach 18:00 Uhr lautet der Titel des Artikels nun »Der Weltraum als Modelleisenbahn-Keller« statt wie vorher »Der Ersatz-Hitler aus dem All«. Da hat irgend jemand in der Redaktion den Griff ins Klo wohl eingesehen. Trotzdem inkonsequent, wenn man so etwas zulässt sollte man auch dazu stehen. Und das ändert am Rest des Artikels erst einmal nichts, der bleibt (man verzeihe mir die offenen Worte) gequirlte Kacke.
Nachtrag (19:30 Uhr): Hier ein Schmankerl aus dem Cache meines Browsers (und ist es bei Online-Medien nicht Usus, dass man auf grundlegende Änderungen im Artikel hinweist? Bei der Zeit offensichtlich nicht…):
Nachtrag (20:55 Uhr): Ich hatte dann doch mal einen Kommentar auf Zeit online geschrieben, da der Autor des dortigen Artikels sich dazu äußerte, nie einen Hitler-Vergleich gezogen zu haben. Interessanterweise wurde mein Kommentar wegen einer angeblichen »Beleidigung« von der Redaktion gekürzt und ich gemaßregelt. Ich weiß nicht, was man bei der Zeit für »Beleidigungen« hält – es war keinesfalls eine enthalten und ich verwehre mich nachdrücklich gegen diese Unterstellung!. Ich allerdings fühle mich als PERRY RHODAN-Leser durch den Artikel eindeutig beleidigt und verunglimpft – und nicht nur ich. Wenn man Kommentare zensiert sollte man auch in Betracht ziehen, den Artikel zu zensieren.
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»Facepalm« von Santiago García Pimentel auf flickr, CC-BY-NC-SA, Screenshot des alten Artikeltitels bei Zeit Online von mir, als Bildzitat. Also als Bild, nicht aus der Bild, obwohl man das auch annehmen könnte… ;o)