DIE WANDERAPOTHEKERIN – Knaur verkauft ein Buch häppchenweise

Cover Wanderapothekerin

Aus den guten, alten Tagen, als es Bücher aus­schließ­lich in Tot­holz­form gab, kennt man von den deut­schen Ver­la­gen den Trick der wun­der­sa­men Geld­ver­meh­rung, eine Magie auf die selbst Zau­ber­lehr­lin­ge wie Pot­ter nur nei­disch bli­cken kön­nen. Man neh­me ein eng­li­sches Ori­gi­nal, behaup­te, dass es über­setzt am Stück viel zu dick wer­den wür­de und mache zwei Bücher dar­aus – die man dann natür­lich jeweils zum vol­len Preis ver­kau­fen kann. Abra­ca­da­bra! Bing! Koh­le aus dem Nichts. Qua­si so etwas wie der Stein der Wei­sen.

Knaur über­trägt das Kon­zept jetzt »gekonnt« und völ­lig unauf­fäl­lig auf´s eBook, und das sogar ohne Über­set­zungs­aus­re­de: Der neue Roman jenes Autoren­ehe­paa­res, das unter Iny Lorentz schreibt, trägt den Titel DIE WANDERAPOTHEKERIN und erscheint als »eBook-Seri­al«. Zwi­schen dem 31. Janu­ar und dem 18 Febru­ar wird es den Roman häpp­chen­wei­se in sechs Tei­len geben, jeder davon kos­tet 2,49 Euro (den »Pro­log« gibt´s zum Anfi­xen für lau). Das Gesamt­werk kommt damit auf für ein eBook recht üppi­ge 14,94 Euro. Und jetzt noch der Knal­ler: Die Gesamt­aus­ga­be wird am 28 Febru­ar auf den Markt gewor­fen – jetzt wür­de jeder nor­ma­le Mensch wohl anneh­men, die­se sei preis­wer­ter als die Ein­zel­stü­cke, aber dem ist mit­nich­ten so, denn des­sen Preis beträgt 14,99 Euro. Gran­dio­se Idee: Immer wie­der wird in letz­ter Zeit pro­pa­giert, was der Kun­de für eBooks zu zah­len bereit ist. Statt das aber end­lich mal anzu­er­ken­nen, ver­kauft man eBook häpp­chen­wei­se, aber ins­ge­samt den­noch immer noch hoff­nungs­los über­teu­ert. Das ist kei­ne Inno­va­ti­on, das ist Idio­tie.

Man kanns ja mal ver­su­chen, die Pseu­do-His­to­ri­en auf die­sem Weg unter das lesen­de Volks zu brin­gen, ob die­se Art der Geld­schnei­de­rei aber das eBook oder die Ver­lags- und Buch­han­dels­land­schaft in Deutsch­land wei­ter brin­gen wird, wage ich stark zu bezwei­feln … Ver­mut­lich hält man sich im Ver­lag noch für beson­ders men­schen­freund­lich, weil für das Hard­co­ver 25 Euro zu berap­pen gewe­sen wären. Ist der nächs­te zu erwar­ten­de logi­sche Schritt, die Sei­ten ein­zeln zu ver­kau­fen? Ich hab schon wie­der Griffspu­ren im Gesicht vom inten­si­ven an den Kopf fas­sen.

Dem­nächst dann im sel­ben Stil ver­mut­lich noch die Wan­deras­tro­lo­gin, die Wan­der­fi­sche­rin, die Wan­der­päps­tin, die Wan­der­nie­re, die Wan­der­dü­ne und die Wan­der­wan­de­rin …

Ergän­zung: Ja, ich weiß. Ande­re machen das ganz ähn­lich, aber ich sehe einen deut­li­chen Unter­schied zwi­schen Rei­hen, die an den Stil und Umfang einer Heft­ro­man­se­rie bzw. deren Hef­te ange­lehnt sind, und dem Ver­such, einen offen­sicht­li­chen Roman scheib­chen­wei­se an den Leser zu brin­gen, weil man ihn dann ver­meint­lich teu­rer machen kann.

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Cover WANDERAPOTHEKERIN Teil eins Copy­right Knaur

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