Es ist in den Medien quasi nicht thematisiert worden (immerhin berichtete der Spiegel): einer der Gastredner auf der diesjährigen FedCon sollte Paul Watson sein, Greenpeace-Mitbegründer und Chef der offensiven Umwelt- und Naturschutzorganisation Sea Shepherd, die sich insbesondere dem Schutz der Weltmeere verschrieben hat. Einer der Supporter von Sea Shepherd ist Richard Dean Anderson.
Als Watson auf dem Flughafen Frankfurt deutschen Boden betrat wurde er von den Behörden festgenommen. Grund dafür war, dass Watson 2002 (andere Quellen nennen als Jahr 2005) bei einer Umweltschutzaktion in Costa Rica angeblich dortiges Recht gebrochen hatte. Konkret verhinderte er eine brutale Haijagd, bei der den Tieren die als Delikatessen geltenden Flossen abgeschnitten werden und man die Tiere danach zum qualvollen Verenden wieder ins Meer wirft. Bei der routinemäßigen Ausweiskontrolle auf dem Flughafen stellte man fest dass dieser Haftbefehl existierte und machte ihn sofort dingfest. Mir stellte sich sofort die Frage, ob Deutschland tatsächlich für diesen Fall gültige Auslieferungsvereinbarungen mit Costa Rica hat ..?
Während der FedCon wurde immer wieder auf das Schicksal des »Skippers« hingewiesen, nicht nur am Stand von Sea Shepherd, sondern auch von einzelnen Gästen. J. G. Hertzler beispielsweise, der Darsteller des General Martok in der Serie DS9, hielt eine fast schon flammend zu nennende Rede während der Pressekonferenz, in der er darauf hinwies, dass die Themen von Watson und Sea Shepherd in direktem Zusammenhang mit STAR TREK stehen. Im Film STAR TREK IV – ZURÜCK IN DIE GEGENWART musste die Crew der Enterprise in die Vergangenheit reisen, um Wale in eine Zukunft zu bringen, in der diese bereits ausgerottet waren, weil sonst eine außerirdische Sonde die Erde zerstört hätte. Hertzler wies eindringlich und mit deutlichen Worten darauf hin, dass es Menschen wie Watson sind, die dafür sorgen, dass die Wale und andere Lebewesen nicht aussterben und dass die Thematik insbeondere TREK-Fans interessieren sollte.
Das alles stieß auf reges Interesse und das auch über die FedCon hinaus, es müssen zahllose Briefe, Faxe und sonstige Proteste bei den Behörden und zuständigen staatlichen Stellen eingegangen sein. Das führte zu einer in Deutschland äußerst außergewöhnlichen Freilassung Watsons gegen Kaution am vergangenen Sonntag.
Aber das Thema ist nicht ausgestanden, denn nach wie vor bleiben die Anschuldigungen und die drohende Auslieferung an Costa Rica bestehen. Die ursprünglich geplante Demonstration für seine Befreiung am 23. Mai in Berlin bleibt aufrecht erhalten, diesmal wird Watson selbst an ihr teilnehmen. Der Zeitpunkt ist perfekt gewählt denn die Präsidentin von Costa Rica, Laura Chinchilla, ist dann auf Staatsbesuch in Deutschland und kommt mit Merkel dort vorbei.
Alle Details zur Demo finden sich auf der deutschen Webseite von Sea Shepherd. Wer Watson unterstützen möchte, sollte das tun, indem er Briefe, Faxe und Emails beispielsweise an die Justizministerin schreibt, indem er die Medien informiert, bis denen die Ohren bluten und indem er Dritten erzählt, was da abgeht.
Persönliche Anmerkung: auch wenn die Verhaftung formal korrekt gewesen sein mag, was sich erst noch heraus stellen muss. Ich halte es für ein Unding und für hochgradig peinlich, dass dieser Mann, der ein brutales, rein aus Geldmacherei stattfindendes, Gemetzel an Haien verhindert hat, deswegen in Deutschland festgenommen wird. Besonders dumm wird die Aktion, weil Interpol den internationalen Haftbefehl bereits vor Jahren zurückgenommen hatte. Man kann nur vermuten, dass die hiesigen Behörden sich ob des anstehenden Staatsbesuches profilieren wollten …
[cc]
Bild Paul Watson von Witty lama, aus der Wikipedia, CC BY-SA, Bild J. G. Hertzler auf der FedCon-Pressekonferenz von mir (Stefan Holzhauer), CC BY-NC-SA
Und wenn der nächste Typ in der U‑Bahn verprügelt wird, fragen wieder alle nach der Courage der Menschen, die nur zu- oder wegschauen. Nun hat mal einer Courage gezeigt und wird nach Jahren prompt verhaftet. So wird das nix mit der »Erziehung« der Menschen.
Deiner Anmerkung stimme ich voll zu.
Bemerkenswert ist das unsagbar peinliche Verhalten der Bundesjustizministerin, die den frankfurter Behörden »auf Arbeitsebene« ihre Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Auslieferungsersuchens mitteilte, sich aber weigert, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, die Sache zu beenden: die Gewaltenteilung sei ein hohes Gut! Der Fall, um den es hier geht, ist in dem Film »Sharkwater« zu sehen, Paul Watson versuchte die Besatzung eines Fischkutters aus Costa Rica am Sharkfinning, das schon damals in Costa Rica verboten war, zu hindern, übrigens in den Gewässern vor Guatemala, wo die Costa-Ricaner nichts zu suchen hatten.