Frankfurter Buchmesse knickt vor China ein

Buchesse 2009

Eines der gro­ßen The­men der dies­jäh­ri­gen Frank­fur­ter Buch­mes­se ist chi­ne­si­sche Lite­ra­tur. Auf Wunsch der chi­ne­si­schen Zen­sur­be­hör­de wur­den nun zwei sys­tem­kri­ti­sche Autoren, die an einem Sym­po­si­um teil­neh­men woll­ten von den Mes­se­ver­an­stal­tern wie­der aus­ge­la­den. Chi­na hat­te mit mit einem Boy­kott der zwei­tä­gi­gen Ver­an­stal­tung gedroht, soll­ten der Schrift­stel­ler Bei Ling und sei­ne Kol­le­gin Dai Qing nach Frank­furt kom­men dür­fen.

Der Direk­tor der Buch­mes­se, Juer­gen Boos, ver­tei­dig­te die eige­ne Ent­schei­dung im Vor­feld des Sym­po­si­ums: Er ver­trat sei­nen Stand­punkt, dass sowohl Bei Ling als auch Dai Qing nicht der Run­de der Podi­ums­gäs­te ange­hör­ten; die sei von den fünf Orga­ni­sa­to­ren des Sym­po­si­ums, unter ande­rem die chi­ne­si­sche Zen­sur­be­hör­de, die Frank­fur­ter Buch­mes­se und die Schrift­stel­ler­ver­ei­ni­gung P.E.N., abge­spro­chen und ste­he außer Fra­ge. Bei Ling und Dai Qing habe man »nur als Teil­neh­mer« ein­ge­la­den. Update: P.E.N. distan­ziert sich inzwi­schen von der Dar­stel­lung, zuge­stimmt zu haben. P.E.N.-Generalsekretär Her­bert Wies­ner sag­te ges­tern in einem Inter­view: »Wir machen bei der Nicht­ein­la­dung oder Wie­der­aus­la­dung nicht mit. Das [die Unter­drü­ckung der Mei­nungs­frei­heit] ist ein Ver­stoß gegen unse­re Char­ta.« Man dür­fe sich dem Druck chi­ne­si­scher Kader nicht beu­gen.

Erbärm­lich, wie hier ein Land hofiert wird, das regel­mä­ßig und völ­lig offen die Men­schen­rech­te ver­letzt. Viel­leicht hät­te man es sich gründ­li­cher über­le­gen sol­len, Chi­na zu einem der Auf­hän­ger der Buch­mes­se zu machen und dem tota­li­tä­ren Régime damit eine Mög­lich­keit zu geben, sich inter­na­tio­nal wei­ter zu pro­fi­lie­ren. In unse­rem Land ist die Mei­nungs­frei­heit geschützt (bei den Bestre­bun­gen unse­rer Poli­ti­ker kann man nur ein »noch« hin­zu­fü­gen), da kann es nicht ange­hen, dass man die­se Mei­nungs­frei­heit auf Wunsch chi­ne­si­scher Des­po­ten ohne gro­ße Beden­ken wie eine hei­ße Kar­tof­fel fal­len läßt.

Die Hand­lungs­wei­se der Ver­ant­wort­li­chen der Frank­fur­ter Buch­mes­se ist beschä­mend und pein­lich für Deutsch­land.

1 Kommentar zu „Frankfurter Buchmesse knickt vor China ein“

  1. Konrad Wolfram

    Je nach­dem auf wel­ches »Glatt­eis« man sich hier in Deutsch­land mit sei­ner Mei­nung begibt, ist es heu­te schon essig mit der Frei­heit!
    Und weil dies so gut und ohne Pro­tes­te funk­tio­niert, wol­len Poli­ti­ker sie ger­ne auch wei­ter­hin stutzen…die Mei­nungs­frei­heit!
    Da bewegt sich Chi­na in guter Gesells­haft.

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