ALL IS LOST
Hundert Minuten einem einzigen Schauspieler dabei zu zusehen, wie er in stoischer Ruhe allen Widrigkeiten trotzt, sich mit Stürmen anlegt, und aus kaum einer Habe eine Überlebensstrategie entwickelt, dazu kann man dem Publikum nicht jeden Schauspieler zumuten. Für sein ambitioniertes Werk hat J.C. Chandor Robert Redford gewinnen können. Und Robert Redford muss einfach nur da sein, und hat den Zuschauer schon auf seiner Seite. Das Riskante an ALL IS LOST, ist die Abwesenheit von Emotion. Einmal, ja einmal, scheint “unser Mann”, wie er im Abspann genannt wird, die Nerven zu verlieren. Doch genauso schnell hat sich der Schiffbrüchige auch wieder gefangen, und wird weiter mit abgeklärtem Gesicht sein Überleben in die Hand nehmen. Es ist ein Schiffscontainer, der mitten auf dem Indischen Ozean ein Loch in die Segelyacht Virginia Jean schlägt. Ein Unfall, der eine Kette immer schlimmer werdender Unannehmlichkeiten nach sich zieht, die durchaus mit dem einsamen und tragischen Todes unseres Mannes enden könnte. Um so tragischer, weil der unbenannte Skipper auf jedes sich auftuende Problem auch eine Lösung findet. Je knapper die Ressourcen werden, desto erfindungsreicher wird er. Dadurch trotzt er dem sicheren Tod erstaunliche viele Tage ab, nur um am Ende zu erkennen, dass die von ihm unmenschlich anmutenden Anstrengungen umsonst gewesen sein könnten.
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