Die Börsenvereins-Tochter MVB und die Vergabe von ISBNs
Mitte September stellte ich eine Anfrage bei einer Börsenvereins-Tochter mit dem sperrigen Namen MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH. Das ist kürzer ausgedrückt die ISBN-Agentur, es handelt sich dabei um die einzige Vergabestelle von solchen Nummern in Deutschland, mithin eine Monopolstellung.
Ich wollte als Freiberufler gern mehrere ISBNs erwerben statt nur einer einzelnen. Auf der Agenturseite fand ich die Information, dass ich ohne ein Verlag zu sein, nur einzelne ISBNs beantragen kann – zum stolzen Preis von ~ 90 Euro das Stück. Verlage kommen deutlich preiswerter an Nummernkontingente. Es entspann sich ein Emailwechsel (verzögert, weil man bis Ende September nicht geantwortet hatte und ich nochmal nachfragen musste), in dem zum einen ziemlich nebulös und ausweichend von »einzuhaltenden internationalen Vereinbarungen« zu lesen war, zum anderen wollte man bei der MVB festlegen, ob und wann ein gewerbliches Handeln vorliegt. Und das ist eine Einschätzung die hier in Deutschland genau einer zu treffen hat: Die Finanzbehörde – aber garantiert nicht der Börsenverein oder seine Tochter. Den Schriftwechsel gebe ich an dieser Stelle nicht wieder, da die Rechtslage hinsichtlich der Veröffentlichung von Emailverkehr ohne Zustimmung des Mailpartners problematisch ist.
Quintessenz der Antworten war: Ich als Freiberufler kann nur überteuerte einzelne ISBNs erwerben, will ich ein Kontingent muss ich einen Verlag gründen. Angesichts des rasanten Wandels des klassischen Buchhandels ist dieses Beharren auf uralten Durchführungsformen völlig unsinnig – das macht nur dann Sinn, wenn man beispielsweise unliebsame Independent-Konkurrenz draußen halten und schön elitär bleiben möchte.
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