Ernest Cline – READY PLAYER ONE: Epic Win!

Cover Ready Player One

Wenn der Herr Cynx mir ein Buch wärms­tens ans Herz legt, dann gibt es kei­ne wei­te­ren Fra­gen, ich lese das. Wenn er zusätz­lich noch dar­auf hin­weist, dass es äußerst geeklas­tig ist und er sich in Rekord­zeit durch­ge­fräst hat, erst recht. Dies­mal han­delt es sich um den Sci­ence Fic­tion-Roman READY PLAYER ONE von Ernest Cli­ne und der dreht sich um vir­tu­el­le Rea­li­tä­ten, MMOs, Com­pu­ter­spie­le, Dun­ge­ons & Dra­gons und ande­re Pen&Paper-Rollenspiele, die 80er Jah­re, Fern­seh­se­ri­en, eine epi­sche Quest und die Zukunft des Jah­res 2044. Bei der Zusam­men­stel­lung kann ich gar nicht anders, als es zu lesen und es hat sich maxi­mal gelohnt. Das letz­te Buch, das ich der­art schnell und fas­zi­niert inha­liert habe, war Cory Doc­to­rows LITTLE BROTHER.

Dabei hät­te man ange­sichts der vie­len Geek-Ver­satz­stü­cke die Befürch­tung hegen kön­nen, dass der Autor sei­nen Roman ein­fach nur damit voll­knallt und die Sto­ry dabei auf der Stre­cke bleibt, aber genau das Gegen­teil ist glück­li­cher­wei­se der Fall. Doch gehen wir mal in medi­as res. Schnell eine Mün­ze in den Auto­ma­ten gewor­fen und …

readyplayerone

Wade ist ein knapp 18-jäh­ri­ger Jugend­li­cher in der Zukunft des Jah­res 2044. Und da sieht es nicht gut aus, die Erde ist übelst ver­schmutzt, das Öl ist auf­ge­braucht, das Kli­ma im Arsch, es gibt Hun­gers­nö­te und Krie­ge. Außer­halb der (US-ame­ri­ka­ni­schen) Städ­te herrscht das Recht des Stär­ke­ren und nur in den Städ­ten wird noch so etwas wie Zivi­li­sa­ti­on auf­recht­erhal­ten. Die Regie­run­gen sind dabei eher eine Far­ce, die es noch pro for­ma gibt, das Heft in der Hand haben gro­ße Firmen.

Das Leben wäre schier uner­träg­lich, gäbe es da nicht OASIS, eine vir­tu­el­le Welt, die vor etli­chen Jah­ren als eine Art MMO (Mas­si­ve Mul­ti­play­er Online­game) begon­nen hat, inzwi­schen aber viel mehr als das wur­de und für etli­che Bewoh­ner des geschun­de­nen Pla­ne­ten wich­ti­ger gewor­den ist, als die har­sche rea­le Welt. Manch einer loggt sich nur noch aus, um zu essen und zu schla­fen. Auch ein Groß­teil des Lebens spielt sich in der vir­tu­el­len Rea­li­tät ab. Da es bei­spiels­wei­se nicht mehr mög­lich war, ein Schul­sys­tem zu unter­hal­ten, fin­det die Schu­le halt in der OASIS statt. Man mel­det sich an, sitzt in einem Klas­sen­zim­mer und lernt, selbst­ver­ständ­lich unter­stützt von den schier unbe­schreib­li­chen Mög­lich­kei­ten der VR.

Soweit ein wenig Hin­ter­grund. Der maß­geb­li­che Kopf hin­ter der vor Jahr­zehn­ten gestar­te­ten O.A.S.I.S., der ver­schro­be­ne Spie­le­pro­gram­mie­rer und Mil­li­ar­där James Halli­day, ver­stirbt eines Tages und da er ohne Nach­kom­men und Ver­wandt­schaft ist, hat er vor sei­nem Tod eine epi­sche, rät­sel­ba­sier­te Quest in die OASIS pro­gram­miert; wer die­se meis­tert, erhält sein Ver­mö­gen. Die Welt flippt dar­auf­hin völ­lig aus, jeder will das Rät­sel lösen und Halli­days »Eas­ter Egg« fin­den, um reich und berühmt zu wer­den. Um das zu kön­nen, muss man sich aber intim mit den Din­gen aus­ken­nen, von denen der sozio­pho­be Ein­zel­gän­ger Halli­day beses­sen war: ins­be­son­de­re die 1980er Jah­re, alte Pen&Paper-Rollenspiele, klas­si­sche Com­pu­ter- und Video­ga­mes, Musik aus den 80ern. Aus die­sem Grund erlebt die­se Epo­che eine Renais­sance und dank der Mög­lich­kei­ten der OASIS kann man vie­le der alten Din­ge dort qua­si­re­al nach­er­le­ben, bei­spiels­wei­se Arca­de-Auto­ma­ten wie Joust, Gala­ga, Pac-Man oder Tem­pest. Etli­che der »Wel­ten« in OASIS sind Rol­len­spiel­mo­du­len, Com­pu­ter­spie­len oder Fil­men nach­emp­fun­den. Jah­re­lang ver­su­chen die Eggh­un­ter (kurz: Gun­ter), hin­ter das Rät­sel zu kom­men, haben aber kei­nen Erfolg. Auch eine Fir­ma will die Mil­li­ar­den an Land zie­hen und ihr ist dafür jedes Mit­tel recht.

Ernest Cline & GRRM
Ernest Cli­ne in sei­nem DeLo­re­an, zusam­men mit einem … ähem … ande­ren bekann­ten Autor

Vor die­sem Hin­ter­grund brei­tet Cli­ne sei­ne Geschich­te aus und spickt sie gera­de­zu mit Pop­kul­tur-Zita­ten, dass es eine hel­le Freu­de ist. Wer in den 80ern auf­ge­wach­sen ist oder Jugend­li­cher war und wem Com­pu­ter- und Video­spie­le, Fil­me und Fern­seh­se­ri­en aus die­ser Zeit eben­so wenig Fremd­wör­ter sind, wie MUDs oder moder­ne MMOs, dem wird bei der Lek­tü­re die­ses Romans ein­fach das Herz aufgehen.

Dabei ist READY PLAYER ONE aber in keins­ter Wei­se nur eine Anein­an­der­rei­hung von Kli­schees und eben die­sen Ver­satz­stü­cken. Der Autor schafft es, die Ver­nei­gun­gen an ver­gan­ge­ne Pop­kul­tur nicht als Selbst­zweck zu ver­wen­den, son­dern sie haben maß­geb­li­che Wich­tig­keit für eine eigen­stän­di­ge Geschich­te, die er vor dem Hin­ter­grund um den jun­gen Hel­den mit dem Nick Par­zi­val und sei­ne Freun­de Aech oder Art3mis erschafft. Cli­ne beschränkt sich zudem nicht nur auf die »Gim­micks« und die Quest im vir­tu­el­len Raum, er wirft wei­ter­hin ein paar Fra­gen auf, von denen eini­ge bereits heu­te Rele­vanz besit­zen: kennt man »vir­tu­el­le Freun­de« wirk­lich? Ist es für eine »ech­te« Freund­schaft tat­säch­lich not­wen­dig, sich per­sön­lich zu ken­nen? Was ist Rea­li­tät? Wie wür­de eine Gesell­schaft sich ver­än­dern, in der man ande­re Per­so­nen nicht in ihrer rea­len Form sieht, son­dern als vom »Spie­ler« gestal­te­te, lebens­ech­te Ava­tare in einer Simu­la­ti­on? Ist der Ava­tar die »ech­te« Per­son, oder ist es der Mensch dahin­ter? Kann es eine welt­wei­te Öko­no­mie geben, die auf einer vir­tu­el­len Umge­bung basiert, wenn qua­si jeder die­se nutzt?

Und READY PLAYER ONE ist tat­säch­lich nicht nur neben­bei eine Sci­ence Fic­tion-Geschich­te, denn der Roman beschreibt eine durch­aus rea­lis­ti­sche Welt, auch wenn die­se als »Rea­li­tät« zumeist nur am Ran­de vor­kommt und sich der weit­aus größ­te Teil der Hand­lung in der OASIS mit ihren unglaub­li­chen Mög­lich­kei­ten abspielt. Ich gehe davon aus, dass wir etwas ähn­li­ches wie die vir­tu­el­le Rea­li­tät aus dem Roman ver­mut­lich in naher Zukunft tat­säch­lich bekom­men wer­den. Wer schon ein­mal die Mög­lich­keit hat­te, die VR-Bril­le Ocu­lus Rift zu tes­ten, der wird ver­ste­hen, was ich mei­ne. Das macht den Roman zumin­dest für mich noch spannender.

Es gibt aber aus mei­ner Sicht gar kei­ne Fra­ge: wer auf all die Facet­ten steht, die ich oben beschrie­ben habe, und wer zudem noch einen wirk­lich span­nen­den und über­aus unter­halt­sa­men Roman lesen möch­te, der soll­te drin­gend und zeit­nah zu Ernest Cli­nes READY PLAYER ONE grei­fen. Wem all das gar nichts sagt, wer nicht weiß, was Ata­ri 2600, ADVENTURE, ZORK oder Radio Shacks TRS-80 sind, der ist hier aller­dings völ­lig falsch. Per­so­nen, die sich »ernst­haft« mit Lite­ra­tur aus­ein­an­der set­zen, dürf­ten ver­mut­lich nicht ein­mal ansatz­wei­se nach­voll­zie­hen kön­nen, wor­um es hier geht.

Für mei­ne Mit-Geeks und ‑Nerds spre­che ich eine unbe­ding­te Lese­emp­feh­lung aus. Das Buch ist der Ober­ham­mer! Die Hör­buch­fas­sung wird übri­gens von Wil Wheaton gespro­chen (der wird zusam­men mit Cory Doc­to­row auch im Buch erwähnt. In wel­chem Zusam­men­hang ver­ra­te ich aber nicht).

Ich ver­ge­be

joust

elf von zehn Jousts. Ernsthaft.

Über den Autor:

Ernest Cli­ne has worked as a short-order cook, fish gut­ter, plas­ma donor, eli­tist video store clerk, and tech sup­port dro­ne.  His pri­ma­ry occup­a­ti­on, howe­ver, has always been geeking out, and he even­tual­ly threw asi­de tho­se other pro­mi­sing care­er paths to express his love of pop cul­tu­re full­time as a spo­ken word artist and screen­wri­ter. His 2009 film FANBOYS, much to his sur­pri­se, beca­me a cult phe­no­me­non.  The­se days Ernie lives in Aus­tin, Texas with his wife, their daugh­ter, and a lar­ge collec­tion of clas­sic video games. READY PLAYER ONE is his first novel.

Links:

Fan­sites:

 

READY PLAYER ONE
Ernest Cline
Sci­ence-Fic­tion, Gamer- und Nerd-Roman
In eng­li­scher Sprache
Taschen­buch, Hard­co­ver und eBook
384 Seiten
EUR 7,95 (TB), EUR 11,95 (HC), EUR 6,01 (Kind­le)
ISBN-10: 0099560437
ISBN-13: 978–0099560432
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Creative Commons License

Cover READY PLAYER ONE Copy­right Arrow, Bild Ernest Cli­ne und GRRM Copy­right Ernest Cline

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AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

2 Kommentare for “Ernest Cline – READY PLAYER ONE: Epic Win!”

sagt:

[…] Er­nest Cli­nes Nerd-Roman RE­ADY PLAYER ONE war für mich DAS Buch des Jah­res 1983 … äh … Ent­schul­di­gung 2013 (es er­schien frü­her, näm­lich 2011, aber 2013 las ich es). Es ver­mischt eine Zu­kunft, in der eine MMO-ähn­li­che vir­tu­elle Rea­li­tät all­ge­gen­wär­tig ist, mit Retro-Video– und Rol­len­spie­len aus den 1980ern und 90ern. Und hat da­bei so­gar noch eine Hand­lung. Ich war ziem­lich angetan. […]

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