Die Role Play Convention in Köln wäre die ideale Veranstaltung, um das aufzufangen und tatsächlich ist das Gebotene in Sachen Ausstellern und die Mischung aus Computerspiel, Rollenspiel, Tabletop und den verschiedenen LARP-Geschmäckern plus Drumherum und großem Markt im Außenbereich eine optimale Mischung.
Leider krankte das Konzept insbesondere in diesem Jahr dennoch an Kleinigkeiten, die hoffentlich beseitigt werden können.
In diesem Jahr fand die RPC erstmalig nicht in den beiden bereits bekannten Hallen der Vorjahre statt, man musste das Gelände über den Eingang Ost betreten, hier fand man eine einzelne, große Halle vor, in der sich alles abspielte.
Glücklicherweise war diese Halle so groß, dass man nicht im gesamten Bereich durch die aufdringliche Dauerbedröhung aus dem Computerspielebereich – besonders negativ hervorzuheben ist die die große Bühne, hier war es noch lauter als in den Vorjahren – genervt wurde. Dieser Lärm ist derart übertrieben, dass im Bereich darum herum (und das ist der gesamte Computerspielebereich) kaum ein vernünftiges Gespräch möglich ist. Ich hatte vor, mir das ein oder andere Computerspiel näher anzusehen und zu testen, weiterhin wollte ich beispielsweise in Sachen HEROKON (ein MMO-Browsergame, das auf dem Rollenspiel-Veteranen DAS SCHWARZE AUGE basiert) Fragen stellen. Das hat aber alles angesichts der übermäßigen Lärmentwicklung überhaupt keinen Sinn – man versteht simpel sein eigenes Wort nicht. Erstaunlich ist dabei, dass das mit diesem Pegel noch nicht einmal auf der Gamescom anzutreffen ist. Da es keinen Business-Bereich gibt, ist es nahezu unmöglich, sich über Details und Hintergründe zu einem Spiel unterhalten zu können, ohne brüllen zu müssen.
Glücklicherweise war die genutzte Halle so weitläufig und derart verwinkelt und aufgeteilt, dass der völlig übertriebene Radau nicht in alle Ecken drang und im LARP-Bereich blieb man weitestgehend verschont.
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass die große Bühne entweder einen eigenen Raum erhält, oder aber die Lautstärke auf ein erträgliches Maß reduziert wird. Es ist sicherlich für keinen der Aussteller wünschenswert, wenn die Zielgruppe sich ihre Spiele nicht ansehen will, das weder Erläuterungen verständlich sind, noch man sich mit dem Standpersonal unterhalten kann.
Ich würde es zudem für sehr wünschenswert halten, wenn die Unterteilung in eine Halle für Computerspiele und eine für »den ganzen Rest« wieder eingeführt werden könnte. Mir ist dabei natürlich klar, dass die Hallenaufteilung in Köln im Vergleich mit anderen Messegeländen in der Umgebung relativ unflexibel ist, Essen beispielsweise zeigt mehr Kreativität dabei, die Areale abzutrennen und die Hallengrößen zu variieren. Vielleicht wäre es sinnvoll, über einen alternativen Austragungsort nachzudenken, das würde vielleicht auch die Kosten für die Hallenmiete reduzieren.
Und da sind wir gleich bei einem weiteren Kritikpunkt: die Eintrittspreise – die Tageskarte kostet 16,50 Euro – sind für das Gebotene und die Zielgruppe nach meiner Ansicht eine Unverschämtheit, insbesondere wenn man das mit ähnlichen Veranstaltungen vergleicht. Auch hier könnte die Wahl eines neuen Veranstaltungsortes sich positiv auswirken – ich gehe davon aus, dass das Kölner Gelände nicht eben eins der preiswerteren sein dürfte.
Im Vergleich zu den Vorjahren und im Vergleich mit Essen musste man in diesem Jahr (zumindest am Samstag) feststellen, dass recht wenig Besucher anwesend waren. Möglicherweise täuscht das aber auch, da sich die Personen in der großen Halle verliefen, aber ich hatte eher den Eindruck, dass wenig los war. Man kann meiner Ansicht nach davon ausgehen, dass das nicht zuletzt auch auf die für Jugendliche nicht sonderlich erschwinglichen Preise zurück zu führen ist.
Denn – und das muss an dieser Stelle mal ganz offen gesagt werden – Konzept, Angebot und die Veranstaltung an sich sind für die Zielgruppe optimal und allein aufgrund der Bandbreite des Gebotenen großartig. Es wäre schade, wenn sie in Zukunft aufgrund von Besuchermangel nicht mehr stattfinden würde – es gibt deutlich Raum für Verbesserungen, aber das Konzept an sich ist schlüssig und kann den Wegfall der Messe Essen als zentralen Event mehr als auffangen. Zumindest, wenn man beim Lärm und bei den Preisen deutlich nachbessert.
Anhand der Besucher und deren Altersstruktur ist eindeutig festzustellen, dass der LARP-Bereich offensichtlich keine Nachwuchsprobleme hat. Weiterhin kann konstatiert werden, dass die Qualität der Gewandungen in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat. Zwar gibt es auch immer noch die schnell zusammengefrickelte Spargewandung, aber im Großen und Ganzen sind jede Menge ganz brilliante Outfits zu sehen.
Steampunk-Gewandungen fanden sich in diesem Jahr in deutlich größerer Zahl als im Vorjahr und auch hier ging die Qualität weit auseinander – es waren aber ein paar äußerst sehenswerte darunter.
Davon abgesehen war auch hier die Bandbreite immens hoch, schon lange ist die Fantasy nicht mehr das einzige LARP-Thema, man fand zwischen SF allgemein, Fantasy, Endzeit, den derzeit unausweichlichen Zombies, natürlich STAR WARS und sogar PREDATOR Liverollenspielmöglichkeiten für nahezu jeden Geschmack – und vielleicht sogar jeden Geldbeutel, insbesondere die Endzeit- und postapokalyptischen Varianten zeigen, dass Kreativität finanzielle Investitionen jederzeit in den Schatten stellen kann.
Leider war der Samstag verregnet, es goss zwar nicht in Strömen, aber doch regnete es dauerhaft leicht, so dass das Außengelände eher verwaist war. Die unentwegten Jugger ließen sich davon zwar nicht stören, aber im Vergleich zu den Vorjahren war das Außengelände fast schon erschreckend leer. Was sehr schade war, denn wie immer gab es dort jede Menge interessante Stände und wenn ich mich nicht sehr täusche, sogar mehr davon, als in den Vorjahren.
Erfreut war ich auch darüber, dass der Variantenreichtum den angebotenen Waren insbesondere im Bereich LARP höher war als in den Vorjahren. Zwar boten etliche nach wie vor die übliche Mischung aus (oft überteuerten) Polsterwaffen und Zubehör, insbesondere bei dein-larp-shop.de fand man jedoch ausgefallene Angebote wie stylische Handlampen oder einen coolen Abenteurerrucksack, Accessoires weit abseits des Standards. Auf diesen Shop sollte man weiterhin sein Augenmerk haben. Nichts gegen Mytholon, die Massenware zu halbwegs brauchbaren Preisen anbieten, aber die Vielfalt und eben auch ausgefalleneren Stücke haben andere. Bei Mytholon weiß ich auf jeder Messe bei der die anwesend sind schon vorher, was ich dort am Stand finde. Das muss nicht falsch sein, aber etwas mehr Kreativität und mehr neue Waren würde ich mich schon wünschen. Bei dein-larp-shop musste ich tatsächlich ein paar Mal schwer an mich halten, nicht den Geldbeutel zu zücken und zu kaufen, das ging mir bei anderen Anbietern mit hundertmal gesehener Massenware oder bei Polsterwaffen, bei denen man annehmen musste, dass der Kernstab ob des angesagten Preises wohl aus Platin sein musste, nicht so.
Abschließend bleibt als Fazit: als Treff der Genre-Freunde fraglos eine sehr schöne Einrichtung, die allerdings mit diversen Schwächen daher kommt. Die sollten jedoch in den meisten Punkten vergleichsweise leicht zu beheben sein. Weniger einfach dürfte es werden, eventuell einen anderen Austragungsort zu finden, der ähnlich zentral liegt, aber zu weniger hohen Preisen Anlass gibt wie das Messegelände Köln. Außerdem wäre es sehr angenehm, wenn der Eventcharakter ausgeweitet werden würde und die RPC zukünftig (an anderer, nicht so übermäßig teurer, Stelle) dann vielleicht sogar schon Freitag stattfinden könnte. Das könnte dazu führen, dass sich diejenigen, die sich über Jahrzehnte in Essen trafen zukünftig auf der RPC ein Stelldichein geben.
Angesichts der erlebten schwachen Besucherresonanz am Samstag würde es mich jedoch wundern, wenn die RPC ausgebaut werden würde und ich befürchte sogar das Gegenteil. Was schade ist, denn als Konzentration der verschiedenen Ausprägungen des phantastischen Hobbies ist die Role Play Convention eigentlich unschlagbar.
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Als Alternative für Cosplayer bietet sich die Elf Fantasy Fair an. Ich habe Sie zwei Wochen vorher besucht und bei wesentlich schlechterem Wetter waren da ca 23.000 Besucher und dort findet alles draussen statt!
Die Anzahl von wirklich hervorrragenden Kostümen war höher als auf der RPC und es waren alle Altersstufen vorhanden. Einen auf Steampunk gepimpte Kinderwagen habe ich jedenfalls auf der RPC nicht gesehen. Das ist keine Messe wie die RPC oder Essen, sondern eher ein ein riesiges Fantasyevent für alle Variationen (http://arcen.elffantasyfair.com/)
Das mit dem schlechten Wetter ist das zentrale Problem – da bevorzuge ich doch Veranstaltungen, die sich zumindest zum größten Teil – oder ganz – in Hallen abspielen, zumindest wenn das Wetter potentiell schlecht ist.
Für Cosplayer mag das alles sein, der Ansatz ist hier aber ein anderer eine breitbandige »Messe« auf der man auch kaufen und ausprobieren kann. Ich denke nicht, dass die Tabletopper oder Pegasus ihre Stände draußen aufbauen würden.
Nix gegen die Elf Fantasy Fair, aber der Ansatz ist ein deutlich anderer, auch wenn die Zielgruppe weitestgehend kongruent erscheint.
Ich war dieses Jahr das erste mal auf der RPC, aber viele Dinge, die Du ansprichst, sind auch mir als Erstling aufgefallen – allen voran die Geräuschkulisse aus der Computerspiel-Ecke. Wahnsinn, ehrlich! Die Leute, die ihre Stände drumherum hatten, hatten so einen leichten dauergenervt-Blick, was ich durchaus nachvollziehen kann. Zur Besucheranzahl kann ich nichts sagen, da ich keinen Vergleich zu den Jahren davor habe. Es wäre schön, wenn die Veranstalter die Schwächen noch ausbügeln würden, denn ich denke auch, dass es durchaus eine attraktive Veranstaltung ist – auch grade für Neulinge, die ihr Produkt unter die Leute bringen möchten, denn die Standgebühren sind wohl längst nicht so übertrieben teuer wie auf der »Spiel« in Essen.