Spiel 2011 – das ungeliebte Rollenspiel?

[spiel2011] Die Mes­se Spiel gibt es nun seit 29 Jah­ren (sagt der Ver­an­stal­ter) und ich per­sön­lich habe in die­ser Zeit nicht eine davon ver­passt (ja, ehr­lich). Anfangs »nur« wegen der Main­stream-Spie­le, denn gespielt habe ich schon immer gern, spä­ter dann, als ich durch Freun­de ins Rol­len­spiel stol­per­te und die­ses Gen­re auch in Deutsch­land immer mehr Anhän­ger fand, freu­te man sich dar­über, dass der Ver­an­stal­ter auch die­sen Spie­len eine Ecke und spä­ter eine Hal­le bot.

Seit unge­zähl­ten Jah­ren ist die Spiel ins­be­son­de­re für mei­nen Freun­des- und Bekann­ten­kreis des­we­gen auch ins­be­son­de­re ein Event rund um Rol­len­spiel, Table­top und LARP – es tref­fen sich nicht gera­de klei­ne Men­gen an Per­so­nen, um sich spe­zi­ell den Rol­len­spiel-Bereich anzusehen.

Mir geht das eben­so, ich besu­che die­se Mes­se seit Jah­ren pri­mär wegen die­ses Ange­bots, die Main­stream-Spie­le sind im Prin­zip für mich ein net­tes zusätz­li­ches Gim­mick – na gut, man bekommt zudem oft an den Stän­den aus­län­di­scher oder klei­ner Anbie­ter wah­re Klein­odi­en abseits des Ange­bots der gro­ßen Publi­kums­ver­la­ge. Letz­te­res ist all­zu oft lei­der nicht mit mei­nen Ansprü­chen oder The­men­wün­schen kompatibel.

Gewan­de­te – ein sel­te­nes Bild in die­sem Jahr…

Im Rol­len­spiel-Bereich jedoch lock­ten immer wie­der diver­se Spe­zia­lis­ten und ins­be­son­de­re in den letz­ten Jah­ren waren gera­de die Händ­ler mit LARP-Devo­tio­na­li­en inter­es­sant, boten sie doch oft die Mög­lich­keit, das eige­ne Out­fit oder die Gewan­dungs­samm­lung zu ver­voll­stän­di­gen – oft­mals auf­grund der Mes­se­prei­se zu deut­lich güns­ti­ge­ren Kon­di­tio­nen als anders­wo oder im Versand.

In die­sem Jahr jedoch sah die Situa­ti­on in Hal­le sechs äußerst trau­rig aus, denn diver­se gro­ße und auch etli­che klei­ne­re Anbie­ter waren der Ver­an­stal­tung fern geblie­ben. Das rest­li­che Ange­bot im Sek­tor LARP und Rol­len­spiel war recht spar­sam und es wur­de lan­ge nicht die Aus­wahl der ver­gan­ge­nen Jah­re geboten.
Leder-Joe, Dein-LARP-Shop, Feder & Schwert und Maskworld waren bei­spiels­wei­se nam­haf­te Anbie­ter, die fehl­ten und wo man sich frü­her präch­tig aus­stat­ten und ein­klei­den konn­te, war 2011 zum gro­ßen Teil nur noch Frust über die Abwesenheit.

Außer­ge­wöhn­li­che Gewan­dun­gen zum Kau­fen – 2011 Mangelware

Nahe­zu sämt­li­che Freun­de und Bekann­te, die ich hier­zu befrag­te, äußer­ten sich über­aus nega­tiv über das Erleb­te und nicht weni­ge frag­ten sich genau wie ich, ob sich der Besuch auf der Spiel in Zukunft über­haupt noch lohnt, gibt es doch für Inter­es­sier­te an den ansons­ten hier ver­tre­ten Spiel­gen­res unter die­sen Umstän­den deut­lich viel­ver­spre­chen­de­re Ver­an­stal­tun­gen wie die RPC oder die Fan­ta­sy­Days. Die Zei­ten, in denen die Spiel die ein­zi­ge Ver­an­stal­tung war, auf der man in die­sem Umfang und mit gro­ßer Aus­wahl ein­kau­fen konn­te, sind lan­ge vorbei.

Da mich inter­es­sier­te, was zur Abwe­sen­heit diver­ser Anbie­ter geführt hat, frag­te ich zum einen bei den Abwe­sen­den nach und unter­hielt mich auch mit ein paar Händ­lern vor Ort.

Ein wich­ti­ger Punkt scheint zu sein, dass sich ins­be­son­de­re für klei­ne­re Läden der Besuch der Spiel finan­zi­ell nicht mehr lohnt, da der Umsatz in keins­ter Wei­se die Kos­ten deckt. Man muss sich dar­über im Kla­ren sein, dass neben den rei­nen Stand­kos­ten auch noch logis­ti­sche Kos­ten auf die Händ­ler zukom­men, vom Zeit­auf­wand und dem auf der Mes­se gebun­de­nen Per­so­nal mal ganz abgesehen.
Über­ein­stim­mend wur­de mir von meh­re­ren Anbie­tern mit­ge­teilt, dass Anfra­gen nach Preis­nach­läs­sen oder güns­ti­ge­ren Stand­prei­sen nicht nur nega­tiv beschie­den wer­den, die Ant­wort des Ver­an­stal­ters auf sol­che Fra­gen lau­tet offen­bar sinn­ge­mäß: »Zahlt unse­ren Preis, oder bleibt eben weg!« Wür­de man mir so kom­men, blie­be ich wohl auch weg, denn das erweckt den Ein­druck, als sei man an mir nicht interessiert.

Hüb­sche Holz­be­cher – lei­der völ­lig überteuert

Erschwe­rend kommt hin­zu, dass diver­se Händ­ler und Ver­la­ge den Ein­druck haben, der Rol­len­spiel-Bereich sei das unge­lieb­te Kind der Mes­se, das enfant ter­ri­ble, das man zwar immer wie­der dabei hat, aber den Ver­an­stal­tern tat­säch­lich nicht wich­tig ist und man sich kei­ne ernst­haf­ten Gedan­ken dar­um macht, ob dort Anbie­ter fern blei­ben oder nicht. Die­se Kri­tik habe ich über die Jah­re immer wie­der unter der Hand zu hören bekom­men, das Geha­be wird sei­tens der Ver­an­stal­ter aller­dings offen­bar schlimmer.

Auch von den in die­sem Jahr Anwe­sen­den teil­ten mir ein paar unter dem Sie­gel der Ver­schwie­gen­heit mit, dass man sich über­le­ge, ob man ange­sichts von Ver­an­stal­ter-Geba­ren und Ent­wick­lung der Besu­cher­zah­len in die­sem Bereich im nächs­ten Jahr über­haupt noch ein­mal wie­der­kom­men möchte.

Eben­falls Tenor ist, dass diver­se Läden und Ver­la­ge ganz ein­deu­tig inzwi­schen der RPC den Vor­zug geben wol­len, denn (Zitat) »…da will man uns wenigs­tens haben und freut sich, wenn wir kom­men!« Ich möch­te hin­zu­fü­gen: Und da ist exakt die Ziel­grup­pe anwe­send. Wenn man nun auch hät­te anneh­men kön­nen, dass Ein­zel­ne mit den Ver­an­stal­tern der Mes­se nicht kön­nen, dann wür­de zumin­dest ich das aus­schlie­ßen wol­len, denn die­se Kri­tik wird allent­hal­ben geübt.

Rüs­tun­gen – deut­lich sel­te­ner als sonst feil geboten…

Ich fin­de das Ver­hal­ten der Ver­an­stal­ter schwer nach­voll­zieh­bar, man soll­te sich dar­über im Kla­ren sein, dass im Gegen­satz zum nach wie vor boo­men­den Geschäft mit Gesell­schafts­spie­len (nach Aus­sa­gen auf der Pres­se­kon­fe­renz trotz Rezes­si­on nach wie vor beträcht­li­che Umsatz­zu­wäch­se), die LARP- und Rol­len­spiel-Ziel­grup­pe zu einem nicht gerin­gen Teil aus jun­gen Per­so­nen, Schü­lern und Stu­den­ten besteht, die ins­be­son­de­re in wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zei­ten nicht so viel Geld für ihr Hob­by aus­ge­ben kön­nen, wie sie es gern möch­ten. Das macht dann natür­lich auch den Anbie­tern mit gesun­ke­nem Umsatz zu schaf­fen. Statt mit den glän­zen­den Zah­len der Main­stream-Bran­che zu prot­zen, soll­ten sich die Ver­an­stal­ter der Spiel lie­ber mal dar­über Gedan­ken machen und der all­ge­mei­nen wirt­schaft­li­chen Lage ange­mes­se­ne Prei­se ansa­gen. Finan­ziert wer­den kann das ja von den Bran­chen­rie­sen in den vor­de­ren Hal­len, die ein paar tau­send Euro Spon­so­ring für klei­ne Anbie­ter (durch gerin­ge­re Stand­prei­se für die­se) wahr­schein­lich aus der Por­to­kas­se bestrei­ten kön­nen. Das gilt übri­gens nicht nur für den Rol­len­spiel-Bereich, son­dern auch für klei­ne und kleins­te Anbie­ter von Gesell­schafts­spie­len und Stän­de von Spieleautoren.

Die Ver­ant­wort­li­chen beim Fried­helm Merz-Ver­lag soll­ten sich über­le­gen, ob ihnen etwas an die­sem Bereich der Mes­se liegt und sie soll­ten es schnell tun, denn wenn das Ange­bot im nächs­ten Jahr noch dün­ner wird, dann hat die Spiel als einer DER Treff­punk­te für die Sze­ne lei­der aus­ge­dient und die Hal­len dürf­ten dann deut­lich lee­rer werden.
Bereits in die­sem Jahr muss­te man Gewan­de­te fast mit der Lupe suchen (und die­se Gewan­de­ten haben in den letz­ten Jah­ren allein durch ihre medi­en­wirk­sa­me Anwe­sen­heit immer wie­der für coo­le Pres­se­bil­der, also Wer­bung, gesorgt, und brach­ten den Otto-Nor­mal­spie­lern die­se Facet­te des Gesell­schafts­spiel-Hob­bies mal näher) und bereits am Nach­mit­tag war die Hal­le sechs im Ver­gleich zu den Vor­jah­ren fast erschre­ckend ver­waist. Kein Wun­der, wenn das Ange­bot, wegen dem vie­le Besu­cher gekom­men waren, fehlt, dann kann man auch wie­der gehen. Freun­de mit einer mehr­sei­ti­gen Ein­kaufs­lis­te sind unver­rich­te­ter Din­ge wie­der abge­zo­gen. Frust pur. Und ein XBox-Kinect-Truck ist da kei­ne zufrie­den­stel­len­de Alter­na­ti­ve, wenn ich so etwas will, fah­re ich auf die Games­Com nach Köln.

Hal­le sechs, Sams­tag 16:30 Uhr – fast schon gäh­nen­de Leere…

Wir wer­den uns jetzt über­le­gen, even­tu­ell im nächs­ten Jahr einen Event zur RPC statt zur Spiel zu ver­an­stal­ten, mög­li­cher­wei­se mit Anmie­tung einer Jugend­her­ber­ge oder eines Pfad­fin­der­heims – das erscheint uns deut­lich sinn­vol­ler, als noch­mal mehr­tä­gig eine Mes­se in Essen zu besu­chen, die viel von ihrer Attrak­ti­vi­tät ver­lo­ren hat.

Aber wahr­schein­lich ist den Ver­ant­wort­li­chen bei den Ver­an­stal­tern die­ses Lamen­to ohne­hin völ­lig schnup­pe, da man sich ja wei­ter­hin dar­in son­nen kann, die »größ­te Mes­se für Gesell­schafts­spie­le« welt­weit zu ver­an­stal­ten – was küm­mern einen da schon ein paar selt­sam geklei­de­te »Nerds«?

Die­ser Nerd hier muss aller­dings schwer dar­über nach­den­ken, ob er am 30-jäh­ri­gen Jubi­lä­um der Ver­an­stal­tung im nächs­ten Jahr teil­neh­men wird. Viel­leicht aus purer Nost­al­gie und um ein letz­tes Mal zu begut­ach­ten, ob es noch schlim­mer gewor­den ist…

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Bild­nach­weis:
Alle Bil­der von mir, CC BY-NC-SA

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

22 Kommentare for “Spiel 2011 – das ungeliebte Rollenspiel?”

sagt:

Die unge­lieb­te Phan­tas­tik ist aber nun schon ein Dau­er­bren­ner auf der Spiel – selbst zu mei­ner akti­ven Zeit in der Bran­che – die jetzt auch schon das eine oder ande­re Jahr­zehnt auf dem Buckel hat – wur­de das regel­mä­ßig the­ma­ti­siert, davor im Fern­spiel­be­reich war es auch nicht anders. Wir sind Freaks, wir sor­gen für Pres­se, wir sind net­te Kulis­se. Das war’s aber auch schon.

Und rea­lis­tisch betrach­tet haben die phan­tas­ti­schen The­men mit der RPC mehr als nur eine Alter­na­ti­ve zur SPIEL – sie hat das – für uns – ein­deu­tig bes­se­re Kon­zept und die dazu­ge­hö­ri­ge Kund­schaft. Stän­de auf der Mes­se Essen sind teu­er und ren­tie­ren sich nur für die gro­ßen Ver­la­ge mit ent­spre­chen­den Abver­kaufs­flä­chen – man ging halt hin, um Freun­de zu tref­fen und den eige­nen Kun­den eine Anlauf­stel­le zu geben, mal die Macher anzu­fas­sen. Bei­des geht aber auf der RPC in der Zwi­schen­zeit erheb­lich besser.

Stefan Holzhauer

sagt:

Das mit der RPC sehe ich genau­so, aller­dings hör­te ich bereits Kla­gen, dass die Stand­prei­se auch dort deut­lich stei­gen und für manch einen klei­ne­ren Anbie­ter kaum noch stemm­bar sind. Ich ken­ne aller­dings die genau­en Prei­se dort nicht. Auch da muss ich aber sagen, dass die gro­ßen Anbie­ter gera­de aus dem Com­pu­ter­spiel-Bereich pro­blem­los die klei­ne­ren durch höhe­re Stand­ge­büh­ren spon­sorn könn­ten, ohne dass ihnen das weh tut. Und eine gute Wer­bung wäre es obendrein.

sagt:

Also, es gibt da sicher eini­ge Fak­to­ren. Zum einen muss man ja über­le­gen, dass sich die Ver­öf­fent­li­chungs­si­tua­ti­on mit der RPC ent­zerrt. Dazu kommt, dass eini­ge Ver­lä­ge sich gewan­delt haben, z.B. die erwähn­ten Feder & Schwert. Bis auf Klei­ne Ängs­te haben die kein Rol­len­spiel am start. Frank­fur­ter (und Leip­zi­ger) Buch­mes­se. Über­haupt ist die Rol­len­spiel­welt stark im Wan­del, die heu­te gro­ßen kann­te vor 5 Jah­ren noch kein Rol­len­spie­ler (Ulis­ses DSA seit 1997,Prometheus noch spä­ter gegrün­det), Pega­sus war schon fast ein Brett­spiel­ver­lag (und Ver­trieb) bevor neben Cthul­hu noch Shado­wrun (und eini­gen klei­nen Sachen) ein zwei­tes Zug­pferd dazu­kam. inter­na­tio­nal ist teil­wei­se ähn­li­ches zu beob­ach­ten, Man gucke sich bei Ste­ve Jack­son Games mal die Umsatz­zah­len zu GURPS und Munch­kin und ihre gegen­läu­fi­ge Ent­wick­lung an. 

Ansons­ten gab es in Ediehs Blog eine ähn­li­che (Vorab-)Diskussion:
-> http://www.edieh.de/2011/10/12/die-rollenspiel-neuheiten-auf-der-spiel-2011/

Stefan Holzhauer

sagt:

Dass der Out­put und die Bedeu­tung von Pen & Paper deut­lich zurück gegan­gen ist, ist schon klar, auf der ande­ren Sei­te boomt LARP nach wie vor. Wir soll­ten hier eigent­lich meh­re­re Ver­an­stal­tun­gen zum Gen­re pro­blem­los ver­tra­gen kön­nen und die­se soll­ten auch eben­so pro­blem­los hin­rei­chend Gäs­te anzie­hen. Ich sehe die Pro­ble­me pri­mär beim Ver­an­stal­ter der Spiel, denen die­ser Bereich schein­bar ver­gleichs­wei­se egal ist. Ich ver­mu­te, dass das auch damit zusam­men hän­gen dürf­te, dass der gro­ße Umsatz im Bereich Main­stream-Spie­le gemacht wird.

Ursel

sagt:

Scha­de, scha­de … da denkt man nost­al­gisch an alte Zei­ten, und über­legt, ob man nicht eins der nächs­ten Jah­re eine tra­di­tio­nel­le Quiche als Mit­bring­sel und das Kind mit ein­packt und end­lich mal wie­der hin­fährt – und dann sowas. *seufz* Ade, Nostalgie.

Dann wer­den wir also umdis­po­nie­ren, und statt des­sen für eins der nächs­ten Jah­re mal die RPC pro­be­wei­se anvi­sie­ren. Bloß 2012 geht’s schon mal nicht, das spe­zi­el­le Wochen­en­de ist schon ander­wer­tig belegt. ;-P

Stefan Holzhauer

sagt:

Da wäre auch noch die Elf Fan­ta­sy Fair in Arcen (Nie­der­lan­de) im April…

http://arcen.elffantasyfair.com

Ich fin­de das aber eben­falls sehr bedau­er­lich, von der zeit­li­chen Lage im Jahr (Früh­jahr und Herbst) her gese­hen könn­ten RPC und Spiel fried­lich koexis­tie­ren und man bei­de besu­chen. Die Ent­wick­lung in Essen sagt aller­dings lei­der was anderes…

sagt:

Mei­ne per­sön­li­che Mei­nung zum Thema:
Ich fin­de die Poli­tik des Merz-Ver­la­ges schon seit Jah­ren befremd­lich, genau­er: Seit sie die Aus­pro­bier- und Spiel­flä­chen gestri­chen haben, die die Mes­se groß­ge­macht haben.

Immer­hin haben sie in Pres­se­mit­tei­lun­gen inzwi­schen erkannt, daß sie die­ses Jahr weni­ger Besu­cher hat­ten als letz­tes, weil sie (wie­der) außer­halb der Feri­en lagen mit der Mes­se. Letz­tes Jahr hat man ihnen ja zur Abwechs­lung mal wie­der die Bude ein­ge­rannt, weil sie seit Jah­ren end­lich mal wie­der in den Schul­fe­ri­en in NRW lagen. Viel­leicht haben sie lang­sam begrif­fen, daß die Schul­fe­ri­en sich irgend­wie auf die Besu­cher­zah­len, und damit auch auf das ver­füg­ba­re Geld aus­wir­ken könnten.

A pro­pos Geld: Ich habe kei­nen Ver­an­stal­ter bis­lang erlebt, der so kon­se­quent wie der Merz-Ver­lag sin­ken­de Besu­cher­zah­len mit stei­gen­den Ein­tritts­prei­sen kom­pen­siert hat. Man muß sich ein­fach mal die Zah­len angu­cken, und sich fra­gen, wel­ches Genie da das Mar­ke­ting und/oder die Rech­ne­rei gemacht hat.

Der Ver­lag macht mit den Besu­chern qua­si das glei­che wie mit den Händ­lern: Zahl’ unse­ren Preis oder bleib weg.

Als ich zum ers­ten Mal mei­ne eige­ne Dau­er­kar­te gekauft habe, habe ich dafür irgend­was um die 13 Mark bezahlt. Heu­te zahlt ein KIND für EINEN TAG 6,50 Euro. Die Dau­er­kar­te liegt inzwi­schen bei 26 Euro. Denkt Euch euren Teil.

Ich fän­de es sehr scha­de, wenn die Spie­le­mes­se stirbt, weil vie­le klei­ne­re Händ­ler sich für eine Mes­se ent­schei­den (Nürn­berg oder Essen?), und auf Dau­er nach Nürn­berg gehen wer­den. Dann kann der Merz-Ver­lag sich irgend­wann end­lich auf sei­nen Deut­schen Spie­le­preis kon­zen­trie­ren, ohne die läs­ti­ge Mes­se drum­her­um ver­an­stal­ten zu müssen.

Noisy

sagt:

Der kla­re Fokus der Spiel lag immer schon auf dem Brett­spiel­be­reich und den gro­ßen Spie­le­ver­la­gen! Hab frü­her 6Jahre lang für Games Work­shop auf der mes­se gear­bei­tet und man braucht 10–15min bis man sich im eil­tem­po vom Ein­gang bis zu den Fan­ta­sy­bereich durch­ge­quetscht hat. GW war in der hal­le immer sowas wie der Platz­hirsch, von der rei­nen Stand­grö­ße konn­ten nur weni­ge LARP-stän­de mit­hal­ten. Ich bin immer mehr an Table­top inter­es­siert gewe­sen, aber ein zurück­ge­hen­der trend war schon in den letz­ten jah­ren zu erken­nen. Trau­rig eigent­lich… aber wie schon erwähnt wur­de wir waren und sind die Nerds und nicht das Zielpublikum.
And­rer­seits ist auf der RPC eine erfreu­li­che Posi­tiv­be­we­gung zu erken­nen. Stan­den die Rol­len­spie­ler und Table­t­oper anfangs etwas im Schat­ten der Com­pu­ter und Kon­so­len­spie­ler (das die rpc, fast wie ne games­Con-light wirk­te) so sind wir jetzt auf glei­cher Augenhöhe…

mal sehen ob ich mir nächs­tes Jahr das Jubi­lä­um in Essen gebe.

Stefan Holzhauer

sagt:

Dan­ke für die Anmerkungen!

»Inter­es­sant« fin­de ich auch, dass seit sechs Jah­ren gegen­über der Pres­se immer wie­der die glei­che Besu­cher­zahl kol­por­tiert wird (ich habe gera­de mal ein wenig recher­chiert), näm­lich 150000 Besu­cher – und dass die­se Besu­cher­zah­len immer schon VOR der MEs­se her­aus gege­ben werden.

@Henning: hast Du für die Pres­se­mit­tei­lun­gen zu die­sem Jahr eine Quel­le? Ich habe jetzt auf die Schnel­le nichts gefun­den (die Web­sei­ten zur Spiel und des Merz-Ver­lags sind ja ohne­hin in Sachen Infor­ma­ti­on ein Trau­er­spiel für sich).

sagt:

Für mich als pri­mär an Rol­len­spie­len (da vor­nehm­lich Pen&Paper-Rollenspiele) Inter­es­sier­tem bie­tet die Spiel schon lan­ge kaum noch aus­rei­chend inter­es­san­te Anlauf­punk­te, als daß ich dafür eigens nach Essen fah­ren müßte.

Die RPC hin­ge­gen ist für mich das gesam­te Kalei­do­skop an allem, was irgend­wie mit Rol­len­spie­len zu tun hat. Da berei­chern die vie­len, vie­len LARP-Gewan­de­ten schon allein die Optik der Hal­len und man fin­det Com­pu­ter­spie­ler, die auch mal bei den Pen&Paper-Spielern oder den Table­top­pern rein­schau­en und sich mit Pömp­fen eins auf die Müt­ze geben. 

Die­se sehr ziel­grup­pen­ge­rech­te Mischung des Ange­bots auf der RPC macht für mich die RPC zu DEM Ter­min im Jahr. Die SPIEL in Essen ist teu­er, unbe­quem, man kann kaum mal irgend­was aus­pro­bie­ren (SPIELFLÄCHEN! Eigent­lich ein MUSS für solch eine Ver­kaufs­mes­se!). Und so hohen Ein­tritt zu bezah­len, damit ich dann Pro­duk­te ohne Pro­be­spiel wie die Kat­ze im Sack kau­fen muß, die dann auch noch genau­so teu­er sind, wie wenn ich sie im hei­mi­schen Spie­le­la­den kau­fen wür­de, das erhöht kei­nes­falls die Attrak­ti­vi­tät der SPIEL. Eher im Gegenteil! 

Die RPC hat für Rol­len­spie­ler mit all ihren »Neben­in­ter­es­sens­fel­dern« wie Brett- und Kar­ten­spie­le, Com­pu­ter­spie­le, Table­tops, Roma­ne(!), usw. ein­fach das bes­se­re Angebot. 

Die SPIEL ist pas­se. Es lebe die RPC!

Fox

sagt:

Wir waren am Sa. und So. auf der Mes­se schau­lau­fen – und hat­ten Gele­gen­heit, auch mit klei­ne­ren befreun­de­ten Anbie­tern zu spre­chen. Bezug­neh­mend auf die vor­her genann­ten Stand­prei­se kann ich nur bestä­ti­gen, dass die­se (lei­der) »nor­ma­le« Mes­se­prei­se sind, die die Klein­an­bie­ter immer mehr ver­trei­ben wer­den, denn sie sind kaum zu stem­men; zumal gra­de im LARP-Bereich nun­mal für eben­die­se Anbie­ter die Umsät­ze kei­nes­wegs so her­vor­ra­gend sind, wie für Groß­an­bie­ter mit Massenware-Angeboten.

sagt:

Tja, ich muss sagen, dass ich die­sen Trend auch beob­ach­te und sehr scha­de fin­de. Frü­her war die SPIEL neben dem Event-Cha­rak­ter für mich eine Chan­ce, Men­schen wie­der­zu­tref­fen, die ich sonst nur ein­mal im Jahr sehe. Auch wenn wir die­ses Jahr das ers­te Mal als Qua­si-Pres­se da waren, sehe ich den Punkt, auch wenn ich selbst viel zu tun hat­te und viel für mich neu­es erfah­ren habe. 

Gewan­de­te sah man frü­her mehr, die Ver­la­ge sind nur noch ein­ge­schränkt da (F&S macht btw kein Rol­len­spiel mehr, sie haben die Lizenz für War­ham­mer im Auf­trag der Hei­del­ber­ger und klei­ne Ängs­te – das wars) und tat­säch­lich sind die Tische, an denen man auch mal eine Pro­berun­de haben konn­te, sehr spär­lich geworden.

Was das Ner­dism angeht – da sehe ich mitt­ler­wei­le bei den »nor­ma­len« Brett­spie­len mehr als bei uns in den Hal­len 6,8,9.

Ich war bis­lang nicht auf der RPC, aber nächs­tes Jahr sind die Teil­zeit­hel­den auf jeden Fall vor Ort und alles, was ich bis­lang davon las, lässt mein Herz begeis­tert schnel­ler klopfen.

Roger von Teilzeithelden.de

Stefan Holzhauer

sagt:

Ich weiß durch­aus, dass F&S inzwi­schen haupt­säch­lich in Bel­le­tris­tik macht, expli­zit habe ich sie erwähnt, weil sie seit über zwei Jahr­zehn­ten in der Hal­le Prä­senz zeig­ten (und weil ich da mal vor­bei­schlen­dern und »hal­lo« sagen wollte). :)

sagt:

Hät­te ich auch, wenn sie da gewe­sen wären. So lese ich halt Oli­ver Hoff­manns Priv­vat­blog und schrei­be ab und an mit Ihm ;)

sagt:

Ich konn­te die Mes­se die­ses­mal nur am Sams­tag besu­chen und hat­te nicht das Gefühl das »unse­re« Hal­len wenig besucht waren. Eine fast gäh­nen­de Lee­re ist mir auch nicht auf­ge­fal­len, aber man kann natür­lich nicht über­all gleich­zei­tig sein. Tat­säch­lich muss­ten wir uns oft genug sogar durch das Gedrän­ge kämpfen.
Voll­ge­wan­de­te Per­so­nen waren auch zu sehen, aber tat­säch­lich sel­te­ner. Dafür habe ich mehr Leu­te mit klei­ne­ren Acces­soires bemerkt. Ich hal­te es für mög­lich, dass dies nicht unbe­dingt an einem gerin­ge­ren LARP Ange­bot liegt, son­dern ein­fach an der Tat­sa­che, dass es ner­vig ist, sich mit auf­wen­di­ger Voll­ge­wan­dung, Mas­ke, usw. durch das Gedrän­ge zu schie­ben, was ja auto­ma­tisch grö­ßer ist als auf der RPC. (Zumal ja noch die Enge die Wär­me begünstigt.)
Ich den­ke, die RPC muss sich ent­wi­ckeln. Das Händ­ler­an­ge­bot der letz­ten RPC bei­spiels­wei­se, konn­te das Ange­bot der dies­jäh­ri­gen SPIEL mMn nicht top­pen. Aber viel­leicht bes­sert sich das ja. Die RPC konn­te im Gegen­satz zur SPIEL mit Pen&Paper Spiel­fä­chen auf­war­ten. Das könn­te die SPIEL auch mal machen. Platz genug ist vor­han­den. Vor­al­lem könn­ten die SPIEL Betrei­ber mal Sitz­bän­ke auf­stel­len. Das Feh­len ist mir beson­ders nega­tiv in allen Hal­len auf­ge­fal­len. Vie­le Leu­te haben dar­auf­hin die fest­in­stal­lier­ten Info­stän­de der Mes­se ein­ge­nom­men und sich dort auf die Tisch­plat­ten gesetzt. Das ist doch kein Zustand für eine inter­na­tio­na­le Messe.

Stefan Holzhauer

sagt:

Wie ich im Arti­kel schrieb: ab ca. 16:30 wur­de es in Hal­le sechs deut­lich lee­rer – viel lee­rer als in den letz­ten Jah­ren. Vor­mit­tags war es voll wie immer.

Ich habe noch ein paar Fotos von »lee­ren« (also »nicht vol­len«) Gän­gen mehr, als nur das im Arti­kel – und ich habe nicht abge­war­tet, bis kaum einer im Bild war, son­dern in allen Fäl­len ein­fach abgedrückt…

JL

sagt:

Feder&Schwert haben noch War­ham­mer und natür­lich Engel im Pro­gramm, aber wenn die Stim­mung in Essen wirk­lich so toll ist, haben sie wahr­schein­lich ein­fach Bes­se­res zu tun, als den Ver­an­stal­tern hinterherzulaufen.

Die RPC stell­te sich zumin­dest 2009 und 10 wirk­lich recht beein­dru­ckend dar (die­ses Jahr war ich nicht dort). Die Fan­ta­sy­Days waren bis­her in bei­den Inkar­na­tio­nen lei­der eher ein Witz, und kein beson­ders guter.

Stefan Holzhauer

sagt:

Die Fan­ta­sy­Days in Düs­sel­dorf habe ich auf­grund von Ter­min­pro­ble­men noch nicht gese­hen, die Ver­an­stal­tung auf Burg Satz­vey fand ich abge­se­hen vom Ein­tritts­preis eigent­lich ganz nett.

Bei der RPC sehe ich grund­sätz­lich trotz coo­len Kon­zepts das Pro­blem des Ein­tritts­prei­ses: der ist zu hoch:

Tages­kar­te:
16,50 Euro, 14,85 im VVK
Dau­er­kar­te (zwei Tage):
25,00 Euro, 21,00 im VVK

Das ist ins­be­son­de­re im Ver­gleich mit Essen (deren Ver­an­stal­ter ja auch zu hohe Prei­se vor­ge­wor­fen wer­den) zu viel.

JL

sagt:

Oh, hopp­la, ich hat­te gar nicht regis­triert, dass die schon län­ger unter­wegs waren. Ich mein­te die Fan­ta­sy­days 2009 und 2010. Zu 2010 gibt es einen Erfah­rungs­be­richt, der sich ziem­lich mit mei­nen Ein­drü­cken deckt: http://sirdoomsbadcompany.wordpress.com/2010/10/02/highway-to-hell-fantasydays-2010/ und http://sirdoomsbadcompany.wordpress.com/2010/10/03/tag-2-fantasydays-2010/

Prei­se waren ziem­lich die­sel­ben wie die oben für die RPC.

Stefan

sagt:

Ich möch­te mich kurz mit zwei Punk­ten dazu melden.

1) Seid dem Tod von Herrn Merz geht es Berg ab. Herr Merz hat fast jeden Aus­stel­ler besucht, es gab freie Spiel­flä­chen und klei­ne Anbie­ter wur­den hier und dort mal unter­stützt. Ich moch­te ihn dafür.

2) Ihr soll­tet bei der Recher­che schau­en, in wie­weit die Mes­se­ge­sell­schaft mit ver­ant­wort­lich an den erhöh­ten Prei­sen ist. Der Merz Ver­lag ist der Ver­an­stal­ter, doch kauft der Ver­lag alle Dienst­leis­tun­gen bei der Gru­ga Mes­se ein. Und angeb­lich schaut man dort nicht so sehr auf die Aus­ga­ben ;-) Ganz nach dem Mot­to »Zah­le, lie­ber Ver­an­stal­ter, sonst blei­be weg«. Viel­leicht soll­te der Merz Ver­lag über­le­gen nach Köln zu wech­seln. Eine schö­ne Mes­se und näher an Bonn.

Stefan Holzhauer

sagt:

Ganz ehr­lich? Letzt­end­lich ist es dem Besu­cher egal, wer für die Prei­se tat­säch­lich oder ange­nom­men ver­ant­wort­lich ist. Der Ver­an­stal­ter muss aber dafür die Ver­ant­wor­tung über­neh­men, denn er setzt sie an.

Ich wür­de mal davon aus­ge­hen, dass bei den Betrei­bern der Mes­se Gru­ga durch­aus Ver­hand­lungs­be­reit­schaft ent­stün­de, wenn man dar­auf hin­wei­sen wür­de, dass man »die welt­größ­te Mes­se für Gesell­schafts­spie­le« anders­wo hin ver­le­gen könn­te (soll­ten die hohen Ein­tritts­prei­se und Stand­kos­ten tat­säch­lich auf die Betrei­ber des Gelän­des zurück gehen). Ich wür­de aber mal davon aus­ge­hen, dass das nicht erwünscht ist und man an der Ver­an­stal­tung genug ver­dient – die Ein­tritts- und Stand­prei­se wer­den doch bezahlt, wenn nicht von Rol­len­spie­lern und zuge­hö­ri­gen Händ­lern, dann sicher von jemand anderem.

Offen­sicht­lich hält man sich bei den Ver­an­stal­tern für wich­tig genug, um die­se »zahl’ oder bleib weg!«-Schiene fah­ren zu kön­nen. Ich kann nach­voll­zie­hen, dass »gro­ße« Her­stel­ler im Main­stream allein schon auf die­ser Mes­se sein müs­sen, weil sie gese­hen wer­den wol­len (oder müs­sen), also allein schon mal als Wer­be­maß­nah­me. Für klei­ne und »Spe­cial Interest«-Anbieter gilt das aber nicht.

Und letzt­end­lich dürf­te es den Ver­an­stal­tern auch egal sein, wenn die Rol­len­spie­ler weg blei­ben. Wie­vie­le Gesamt­be­su­cher wird das weni­ger anlo­cken? 5000? 10000? Nimms­te den 140000 ande­ren Besu­chern halt fuff­zich Cent mehr ab… :o)

Im Comic-Bereich (»Comic Action«) scheint es aber auch nicht mehr so üppig zu sein. Auch da hat­te ich deut­lich den Ein­druck, dass weni­ger los war (sowohl was Besu­cher wie auch Aus­stel­ler angeht). Und bei Pani­nis Cos­Play-Wett­be­werb haben sich gera­de mal zehn Teil­neh­mer (bzw. Teil­neh­mer­grup­pen) ange­mel­det… Das war auch mal anders. Ich wür­de ver­mu­ten, dass die zum gro­ßen Teil jün­ge­ren Akteu­re sich hier ein­fach den Ein­tritts­preis nicht geben wol­len, nur um am Wett­be­werb teilzunehmen…

sagt:

@JL: auch wenn F&S war­ham­mer noch über­setzt, ist es jetzt eine Auf­trags­ar­beit für Hei­del­ber­ger. Und die Rol­len­spiel­rei­he Engel wur­de im letz­ten Jahr been­det. Bleibt nur das Solo- und Nischen­pro­dukt Klei­ne Ängste.

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