Kann ein Film, der auf dem simplen, im Grunde vollkommen handlungslosen Spiel SCHIFFE VERSENKEN basiert, tatsächlich funktionieren? Ist es möglich, auf Grundlage eines so, um es mal drastisch auszudrücken, banalen Brettspiels einen abendfüllenden Spielfilm zu drehen, der tatsächlich so etwas wie eine Story aufweist, dem es gelingt, die elementarsten Regeln des Spiels irgendwie im Plot zu verwirklichen, sodass man das Spiel auch wiedererkennt, und der darüber hinaus noch kurzweilig unterhält?
Regisseur Peter Berg und die Drehbuchautoren Erich & Jon Hoebner geben in ihrem 200-Millionen-Dollar-Machwerk BATTLESHIP eine eindeutige Antwort auf diese Frage: Ja, es ist möglich! Zumindest, solange man nicht mit der Absicht ins Kino geht, einen kulturell wertvollen, den Geist fordernden, tiefsinnigen Streifen zu sehen.
Doch der Reihe nach. Die zu erwarten simple Story des Films ist schnell erzählt: Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Navy-Offizier Alex Hopper (Taylor Kitsch), der zwar eine glänzende Zukunft vor Augen hat (tolle berufliche Aussichten, eine hübsche Freundin (Brooklyn Decker), die ihn über alles liebt), dessen Ungestüm ihn jedoch immer wieder in ernste Schwierigkeiten bringt. Die beruflichen wie privaten Probleme verblassen allerdings, als ein Teil einer internationalen Flotte mit Hopper an Bord, die vor Hawaii ein militärisches Trainingsmanöver durchführt, sich mitten auf dem Ozean plötzlich einer überlegenen außerirdischen Rasse gegenüber sieht. Gefangen unter einem riesigen Energieschirm, den die Aliens aufbauen, um einige hawaiianische Inseln aus geheimnisvollen Gründen von der Außenwelt abzuschotten, beginnt für Alex und seine Kameraden ein gnadenloser Kampf um das Schicksal der Erde – ein Kampf, ausgetragen auf den Weiten des Meeres …
Filme wie TRANSFORMERS oder STEALTH – UNTER DEM RADAR, die im Grunde nichts weiter als storyarme Vehikel für gewaltige Materialschlachten sind, spalten meist die Zuschauerschaft. Das wird bei BATTLESHIP nicht anders sein; die einen werden den Film lieben, die anderen nur verständnislos den Kopf darüber schütteln, wie man für so was so viel Geld ausgeben kann. Gegenüber anderen Materialschlachten hat die SCHIFFE VERSENKEN-Verfilmung aber zwei deutliche Vorteile: Zum einen ist sie ungemein unterhaltsam und hält konstant ihr aus Entertainment-Sicht hohes Niveau. Zum anderen schafft sie es, zumindest meiner Meinung nach, tatsächlich, aus dem Spielprinzip des Spieleklassikers das Beste herauszuholen, sodass man diesen, so überraschend das auch klingen mag, tatsächlich wiedererkennen kann.
Dies ist vielleicht das größte Plus des Films. Das Autorenduo Hoebner hat sich eine ebenso einfache wie geniale Idee einfallen lassen, das SCHIFFE VERSENKEN-Prinzip spannend auf die große Leinwand zu übertragen. Da es den Menschen nämlich nicht möglich ist, die außerirdischen Raumschiffe, gegen die sie kämpfen müssen, per Radar zu orten, müssen sie sich nachts einem Netz von Tsunami-Signalbojen bedienen und mit Hilfe des von diesen gemessenen Wellengangs die jeweilige Lage der feindlichen Gefährte ermitteln. Dargestellt wird das Bojennetz in Form eines Koordinatennetzes, auf dem die jeweiligen Positionen der feindlichen Schiffe anhand von Planquadratpunkten schachbrettartig wiedergegeben werden können. So »spielen« die Marineoffiziere im wahrsten Sinne des Wortes BATTLESHIP mit den Außerirdischen – ein Fakt, der mich ziemlich begeistert hat, da ich mir zu Beginn des Films nicht vorstellen konnte, dass die Autoren mehr als nur den Namen des Spiels in ihr Machwerk übernommen haben sollten. Manchmal ist es tatsächlich schön, eines Besseren belehrt zu werden!
Doch auch der Rest des Films weiß zu überzeugen. Berg inszeniert ihn mit dem nötigen Maß an Humor, sodass BATTLESHIP aller (persönlichen) Probleme der Protagonisten zum Trotz nie zu ernst wird, gleichzeitig aber auch nicht zu einem platten Reigen flacher Endloswitzeleien wie die meisten Michael Bay-Filme (allen voran das TRANSFORMERS-Franchise und BAD BOYS 2) verkommt. Zudem ist der Plot zwar, wie nun schon mehrfach erwähnt, dünn, aber durchaus vorhanden. Seien wir aber mal ehrlich: Wer, bitteschön, hat denn von einem Film, der den Titel BATTLESHIP trägt, etwas anderes erwartet?!? Wer mit hochtrabenden Ansprüchen in Sachen Story ins Kino wandert und nachher enttäuscht ist von dem, was er da zwei Stunden lang geboten bekommen hat, der hat wohl weder die Trailer zum Film gesehen noch einen Blick in die diversen Vorabbesprechungen des Actioners geworfen, und wohl erst recht nie eine Runde SCHIFFE VERSENKEN gespielt! Dass es sich hier um einen Film handelt, den man am besten genießen kann, wenn man sein Hirn für 130 Minuten mal auf Stand-by schaltet, sollte im Grunde jedem klar sein.
Höhepunkt des Films sind zweifelsohne die beeindruckenden Actionsequenzen, sei es nun im Kampf Mann (bzw. Frau) gegen Alien oder, noch besser, Schiff gegen Schiff. Berg versteht es, die verschiedenen Sequenzen abwechslungsreich und ausgesprochen dynamisch zu inszenieren, sodass dem geneigten Zuschauer gerne mal der Atem stockt und er gebannt auf die Leinwand starrt, um nur ja so viel wie möglich von dem aufzunehmen, was ihm da Spektakuläres geboten wird.
Abgerundet wird das Ganze durch sympathische Darsteller und einen mitunter zwar etwas pathetischen und sehr lauten, nichtsdestotrotz aber passenden Soundtrack. Über die Charakterisierung der Figuren und die Tiefe der Dialoge sollte man sich nicht allzu viele Gedanken machen. Bedies fällt erwartet einfach und eindimensional aus, aber das war ja, ebenso wie die storyarme Handlung, im Grunde zu erwarten und stört den Gesamteindruck daher nur unwesentlich.
Alles in allem ist BATTLESHIP weitaus besser geworden, als ich erwartet hatte. Mehr als das: Wenn es einen Materialschlacht-Actioner gibt, den ich uneingeschränkt empfehlen kann, dann ist es zweifellos dieser Film. Kurzweilig, spannend und (Yehaa!) nicht in 3D ist er genau das Richtige, um nach einem langen Arbeitstag einfach mal abzuschalten und die Welt um sich herum zu vergessen.
So macht Actionkino Spaß!
BATTLESHIP
Starttermin Deutschland: 12. April 2012
Regie: Peter Berg (HANCOCK; OPERATION KINGDOM)
Drehbuch: Erich & Jon Hoeber (RED; WHITEOUT)
Darsteller u.a.: Taylor Kitsch (X‑MEN ORIGINS: WOLVERINE, JOHN CARTER), Rihanna, Liam Neeson (THE GREY, ZORN DER TITANEN), Alexander Skarsgård (STRAW DOGS, TRUE BLOOD), Brooklyn Decker (MEINE ERFUNDENE FRAU), Peter MacNichol (NUMB3RS; 24)
Laufzeit: 131 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
USA 2012
Promofotos Copyright 2012 Universal Pictures
Sozusagen ein echter Film für Männer – starke klare Emotionen und schön nach gut und Böse aufgeteilt. Vielleicht sollte ich doch noch ins Kino gehen!
Gruß
Mein Freund wollte den Film gerne sehen und wir waren drin. Also das »Hirn für 130 Minuten mal auf Stand-by« schalten reicht da schon nicht mehr. Der Film war so dumm…das hat schon weh getan. Und nicht mal die Actionscenen konnte man genießen, weil sie einfach zu dämlich waren.
Übrigens war mein Freund der gleichen Meinung – nicht, dass jemand denkt, weil ich eine Frau wäre, würden mir prinzipiell keine Ballerfilme gefallen. Das stimmt nämlich eigentlich nicht. Aber bei dem Film wäre es echt noch am besten gewesen, man hätte direkt eine handlungsfreie Partie Schiffeversenken gezeigt. Ohne die Dialoge hätte es nur besser sein können.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber »dumm« oder »dämlich« halte ich definitiv nicht für eine qualifizierte Meinung, da muss mehr kommen.
@Stefan Holzbauer: Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, aber ich bin nicht im Film-Business tätig, somit war das auch nie als »qualifizierte« Meinung gedacht – denn ich habe ja in dem Bereich keine Qualifikationen.
Das ist lediglich die persönliche Meinung einer Kinogängerin, die über 2 h einen der flachsten Filme aller Zeiten gesehen hat – so flach, dass nicht mal gigantische Actionszenen das ausgleichen konnten. »Dumm« und »Dämlich« beschreiben den Film in meinem unqualifizierten Jargon einfach bestens.
Im Detail: Die Schauspieler waren bestenfalls Schaufensterpuppen oder für die Quote da (s. Rihanna). Bei der Handlung habe ich schon nach wenigen Minuten versucht mein Hirn auf Stand-By zu schalten – aber eigentlich sollte man es beim Kartenerwerb gleich an der Kasse abgeben. Selbst die Actionszenen sind teilweise so unlogisch, dass sie trotz bombastischen Ausmaßes keinen Spaß mehr machen konnten.
Wenn mit einem Schuss vier Ziele in die Luft fliegen, als hätte jemand sie netterweise über eine Sprengstoffschnur verbunden, ein tonnenschweres Schiff übers Wasser rutscht, wie ein Düsenjet durch die Luft, und in sekundenschnelle mit Rückwärtsgang ausweicht, wie ein Auto, oder sich ein völlig abgeschottetes Schiff, das angeblich mit nichts und niemandem kommunizieren kann, sich plötzlich in irgendwelche Daten einhackt…herrlich.
Und dann erst die Dialoge. Woooooow. Dazu noch ordentlich amerikanisch, harte Sprüche, pathetisch, dass es einem hoch kommen könnte.
Wenn dann wenigstens die Aliens das ausgleichen könnten. Aber den ihrer Kriegstaktik ist auch nicht gerade intelligent, wenn man sich ansieht, was sie als erstes machen müssen, wenn sie auf einem fremden Planeten gelandet sein…
Ein Navy-Werbefilm mit hübschen Gesichtern, denen man nur leider nicht zuhören sollte.
Der Name lautet »Holzhauer«, nicht »Holzbauer«, ich bin allerdings über das im Netz unübliche »Sie« verwundert.
Man muss nicht im Filmbusiness tätig sein, um eine Meinung zu einem Film abzugeben, die über »dämlich« hinaus geht. Man muss ja auch keine Bücher schreiben (können), um Bücher besprechen zu können, das ist also keine Argumentation.
Ansonsten wiederhole ich meine Aussage: über Geschmack lässt sich nicht streiten. Allerdings waren alle geäußerten Kritikpunkte anhand der Trailer vorher sehr eindeutig abzusehen … :)
Das man bei Battleship keinen pädagogisch wertvollen Film zu erwarten hat war für mich klar als ich den ersten Trailer gesehen habe.
Was ich aber erwartet habe war ein Film der mich gut unterhält und diese Forderung wurde für mich absolut erfüllt.
Kino soll unterhalten und das nicht immer alle Szenen realistisch und nachvollziehbar sind ist keine Überraschung. Über die Dialoge kann man sich streiten, aber einfach auch mal hübschen Schauspielern beim Schiffe versenken zuzusehen ist auch nicht schlecht.
Den fürs Auge ist Männlein und Weiblein definitiv was geboten und ja sowas ist für mich auch wichtig. Vielleicht liegts aber auch einfach daran dass ich als Frau andere Prioritäten setze, och könnt ich jetzt diskutieren…
:o)