Ich hatte kürzlich auf die neu
gestartete SF-Serie HOMO SAPIENS 404 hingewiesen, die von Claudia Kern verfasst wird und im Rohde-Verlag erscheint. Freundlicherweise wurde mir der Eröffnungsband zur Verfügung gestellt, damit ich einen Blick darauf werfen kann.Warnung! Diese Rezension enthält Spoiler.
Wer das eBook selbst lesen und nicht wissen möchte, worum es in UND DANN TÖTEN SIE geht, der sollte vom Weiterlesen dieser Rezension dringend absehen. Aufgrund des Inhalts ist es allerdings leider nicht möglich, zu Besprechen, ohne zu spoilern.
Der Roman dreht sich um die Besatzung des Raumschiffs Mishima, eine Mannschaft von Plünderern, die sich um verlassene Raumschiffe »kümmert«, um diese auszuschlachten und die so erhaltenen Ressourcen zu verkaufen. Als sie auf die T.S. Eliot stoßen, ein verlassenes Postschiff, glauben sie, den großen Fang gemacht zu haben.
Und so sagt es auch der Werbetext:
Die Crew des Raumschiffes Mishima verdient sich ihren Lebensunterhalt mit dem Ausschlachten alter Schiffswracks. Als sie auf ein großes, scheinbar verlassenes Postschiff stoßen, glauben sie, endlich den Jackpot getroffen zu haben. Mit der Fracht, die sich in der T. S. Eliot befindet, könnten sie auf Jahre hinaus im Wohlstand leben, doch zwischen ihnen und diesem Schatz liegen lange, dunkle Gänge voll unheimlicher Gegner- und die Erkenntnis, dass die Eliot ein Geheimnis verbirgt.
Stilistisch kann man schnell erkennen, dass es sich hier um die Weiterführung des Mediums Heftroman in eBook-Form handelt. Die handelnden Figuren bleiben seltsam nebulös und werden irgendwie nicht so richtig charakterisiert. Auch die Handlung folgt Versatzstücken, wie man sie aus einschlägigen US-Fernsehserien oder Kinofilmen kennt. Nach einer kurzen Einführung geht es dann auch so richtig zur Sache, was die Action angeht.
Ich muss zugeben, dass ich inzwischen von Zombies ein wenig angenervt bin, denn irgendwie springt jeder auf diesen Zug auf, der spätestens seit der TV-Serie zum Kirkman-Comic THE WALKING DEAD mächtig angesagt ist. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn sich des Themas mal auf eine neue, originelle Weise genähert wird, beispielsweise wie in der britischen TV-Serie IN THE FLESH von der BBC, oder wie in WORLD WAR Z. In UND DANN TÖTEN SIE wird der klassische Horrorfilm-Zombie aber im Prinzip einfach nur in ein Weltraum- beziehungsweise Raumschiffs-Umfeld transplantiert. Der Rest ist dann … wie soll ich es ausdrücken … »wie immer«. Und das ist mir ehrlich gesagt etwas wenig.
Zumindest wird die Flucht durch die Eliot mit den Untoten auf den Fersen routiniert und ohne Patzer erzählt, aber eben leider auch ohne wirklich Highlights – und letztendlich ist es auch äußerst vorhersehbar, dass natürlich Personen der Krankheit zum Opfer fallen.
Erfreulich finde ich, dass hier mal eine Vernetzung beschrieben wird, auch wenn sich das Internet auch im Raumfahrtzeitalter offenbar nicht deutlich weiter entwickelt hat. ich wage zu bezweifeln, dass in zehn Jahren noch jemand weiß, was ein Torrent war, aber da kann ich mich natürlich irren. Schön aber Ideen, wie die, Konstruktionspläne des Postschiffes illegal aus dem Netz zu laden, inklusive der Probleme mit Viren oder Phishing, die mit sowas einher gehen können. Leider wird kein genauer Zeitrahmen gegeben, man weiß also nicht, wie weit in der Zukunft das Ganze spielt, das wäre meiner Ansicht nach äußerst hilfreich gewesen, aber vielleicht erfährt man ja in den Folgebänden noch mehr über die »Omega« genannte Katastrophe.
Alles in allem aus der Sicht eines schnell zu konsumierenden Action-Heftromans sicherlich gute Lektüre. Meiner Ansicht nach fehlen aber leider Alleinstellungsmerkmale, um UND DANN TÖTEN SIE aus der Masse hervorzuheben. SF-Freunde mit Zombie-Faible können sicherlich zuschlagen, Hardcore-Horrorfans dürfte das Beschriebene nicht explizit genug sein.
Noch ein Wort zu Umfang und Technik: das eBook dürfte ungefähr Heftromanumfang haben, allerdings hatte ich ihn schneller durch, als beispielsweise einen PERRY RHODAN. Das könnte daran liegen, dass im Vergleich mit dem vorgegannten leider etwas Platz geschunden wird, so dass die Netto-Seitenzahl zwar gleich ist, UND DANN TÖTEN SIE aber über weniger Textumfang verfügt. Hier eine Gegenüberstellung der Seitenansicht bei ungefähr gleich großem Text, links PERRY RHODAN, rechts HOMO SAPIENS 404:
Dabei verändert sich die Seitenzahl natürlich nicht, wenn man manuell einstellt, dass auch bei HS404 der Text bis an den Rand geht, die Abstände nach Absätzen sorgen aber meiner Ansicht nach dafür, dass es hier rein netto weniger Text gibt und ich nach knapp einer Stunde durch war, was ich im Vergleich zu anderen Heftromanen im eBook-Format etwas dünn finde. Wirklich Aufschluss bekommt man wohl nur über eine Wortanzahl-Angabe, aber eine Software, die mir Statsitiken zum ePub ausgibt, habe ich bisher leider vergeblich gesucht. Was mir ebenfalls nicht gefällt, ist der Flattersatz in der Standardeinstellung, aber das ist vermutlich Geschmackssache.
Alles in allem lässt mich der erste Band von HOMO SAPIENS 404 etwas ratlos zurück. Für einen Eröffnungsband, der den Leser ja anfixen soll, erhält man zum einen zu wenig Hintergrundinformationen und zum anderen hebt er sich auch nicht wirklich durch neue Details oder Ideen von vergleichbaren Werken des Genres ab. Würde ich weiter lesen? Ja, ich denke, ich würde ein bis zwei weiteren Bänden eine Chance geben, um zu sehen, wie sich das entwickelt und ob (und wie schnell) man mehr Hintergrundinformationen bekommt. Wünschen würde ich mir ein wenig mehr Umfang. Für Leser »klassischer« Heftromane in bekannter Art aufbereiteter Stoff und deswegen als »schnelle Lektüre« wohl geeignet.
Ich gebe drei von fünf Zombies.
Erhältlich bei Amazon und beispielsweise bei Beam-eBooks, aber auch bei anderen namhaften eBook-Plattformen.
UND DANN TÖTEN SIE
HOMO SAPIENS 404 Band 1
Claudia Kern
Horror-Science Fiction
eBook, 1,99 Euro
Juli 2013
ISBN: 9783956620010
ASIN: B00D8FNJR0
Rohde-Verlag
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