TSUKUYUMI – FULL MOON DOWN – Weltuntergang mal anders

Der Mond ist auf die Erde gestürzt. Wei­te Tei­le der Erde sind voll­stän­dig zer­stört, der Pazi­fik ist voll­stän­dig ver­dampft, die Mensch­heit ist annä­hernd aus­ge­stor­ben. Was könn­te schlim­mer sein? Nun, viel­leicht dass sich her­aus­ge­stellt hat dass im inne­ren des Mon­des der gigan­ti­sche Dra­che Tsukuyu­mi gefan­gen war. Durch den Auf­prall ist die­ses Gefäng­nis beschä­digt wor­den und der über­na­tür­li­che Ein­fluss der mythi­schen Gott­heit im Inne­ren wirkt sich bereits auf die ver­blie­be­nen Lebe­we­sen aus. Wild­schwei­ne wer­den intel­li­gent und bean­spru­chen Land für sich, um es nach ihren Vor­stel­lun­gen zu For­men, rie­si­ge Insek­ten­schwär­me laben sich an Unmen­gen von toten Mee­res­tie­ren und ent­wi­ckeln dabei eine Schwar­min­tel­li­genz, längst ver­ges­se­ne Dra­chen spü­ren das Erwa­chen ihres Meis­ters und keh­ren an die Erd­ober­flä­che zurück. Mit­ten­drin ein paar weni­ge Über­le­ben­de eines hava­rier­ten Flug­zeug­trä­gers, viel­leicht die letz­te Hoff­nung der Menschheit?

Cine­ma­ti­scher Trailer

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.

Tsukuyu­mi ist ein stra­te­gi­sches Brett­spiel um Sieg­punk­te für drei bis sechs Spie­ler. Ein beson­de­rer Schwer­punkt liegt dabei auf den vie­len (der­zeit neun) teil­wei­se sehr unter­schied­li­chen Frak­tio­nen wie Cyber­sa­mu­rai, Dra­chen, Pan­das und selbst Walen. Zwar sind die Grund­la­gen des Spiels für alle Sei­ten gleich, doch jede Ras­se bringt eige­ne Stär­ken und Schwä­chen, sowie Son­der­re­geln auf den Tisch. Wäh­rend sich die Schwär­me der Dark Seed jeden Zug schein­bar unkon­trol­liert ver­meh­ren, hat die Kampf­grup­pe 03 nur sehr weni­ge, dafür außer­or­dent­lich star­ke Ein­hei­ten. Die Wild­schwei­ne der Boar­lords kön­nen durch Ter­ra­forming Gebie­te nach ihren Wün­schen anpas­sen und ver­stär­ken, so dass es schwer ist sie aus einem ein­mal besetz­ten Gebiet wie­der zu vertreiben.

Spiel­auf­bau

Zunächst wird das Spiel­brett aus hexa­go­na­len Kar­ten­plätt­chen zusam­men­ge­stellt. Dabei ori­en­tiert man sich an einer der Vor­ga­ben aus dem Regel­buch, abhän­gig von der Spiel­er­zahl. Der Mond ist dabei immer mehr oder weni­ger zen­tral in der Mit­te des Spiel­felds ange­sie­delt. Die meis­ten Gebiets­ty­pen besit­zen ver­schie­de­ne Son­der­re­geln. Gebir­ge sind schwe­rer ein­zu­neh­men, dafür anschlie­ßend aber auch leich­ter zu ver­tei­di­gen. Radio­ak­ti­ve Ver­strah­lung tötet Ein­hei­ten die ihren Zug in solch einem Gebiet been­den, falls sie nicht immun gegen den Effekt sind. Frucht­ba­res Schwemm­land oder auch der Mond selbst sind zusätz­li­che Sieg­punk­te wert. Außer­dem begren­zen die meis­ten Gebie­te den Zugang über eine oder meh­re­re ihrer sechs Sei­ten, wor­über sich wie­der­um flie­gen­de Ein­hei­ten hin­weg­set­zen können.
Durch die zufäl­li­ge Aus­wahl der Gebie­te kön­nen auf den ers­ten Blick sehr unglei­che Berei­che auf dem Spiel­brett ent­ste­hen. Aller­dings wäh­len die Spie­ler erst nach dem Auf­bau ihre Start­ge­bie­te (Home­zo­nes), indem sie ihr ent­spre­chen­des Spiel­plätt­chen an den Plan anle­gen, oder eines am Rand durch das eige­ne erset­zen. Die Dark Seed kön­nen zum Bei­spiel auch mit­ten auf dem Plan beginnen.

Spiel­ab­lauf

Zum Spiel­ab­lauf selbst über­ge­be ich das Wort an den Spie­le­de­si­gner Felix Mer­ti­kat von King Racoon Games:

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.

Fazit

Gera­de erst ist mir auf der Spie­le­mes­se in Essen auf­ge­fal­len, dass End­zeit­sze­na­ri­en nach der Zom­bie­wel­le der ver­gan­ge­nen Jah­re schein­bar der nächs­te Trend im Brett­spiel-Milieu sind. Tsukuyu­mis Visi­on der (bei­na­hen) Apo­ka­lyp­se zeigt aber, dass es durch­aus auch phan­tas­ti­scher zuge­hen kann als mit immer nur neu­en Vari­an­ten des klas­si­schen Mad Max-Sche­mas. Um die­se Welt leben­dig wer­den zu las­sen, über­nimmt Spie­le­de­si­gner Felix Mer­ti­kat hier auch gleich­zei­tig die Rol­le des Gra­fik­de­si­gners. Schließ­lich hat er bereits mit der Comic­se­rie STEAM NOIR sei­ne künst­le­ri­schen Fähig­kei­ten bewie­sen, gera­de wenn es dar­um geht, fremd anmu­ten­de Wel­ten und Wesen ent­ste­hen zu las­sen. Dass Ergeb­nis kann sich sehen las­sen. Vor allem die Frak­tio­nen wer­den mit viel Lie­be zum Detail auf jedem ein­zel­nen Papp­auf­stel­ler (Neu­deutsch: Stan­dee) dar­ge­stellt. Außer­dem wird zusam­men mit dem Spiel ein Comic pro­du­ziert, wel­cher die Hin­ter­grund­ge­schich­ten aller Frak­tio­nen enthält.
Alte Crowd­fun­ding-Hasen wer­den nun sofort auf­hor­chen und fra­gen: Stan­de­es? Aber war­um denn kei­ne Minia­tu­ren?! Gehö­ren sol­che Kick­star­ter doch mit Abstand zu den erfolg­reichs­ten über­haupt. Das war auch eine mei­ner ers­ten Fra­gen als ich einen der frü­he­ren Pro­to­ty­pen spie­len durf­te und die Ant­wort leuch­te­te mir ein: Zum einen bie­ten Stan­de­es Platz für Zusatz­in­for­ma­tio­nen wie Lebens­punk­te und Angriffs­kraft (mal abge­se­hen vom gelun­ge­nen Art­work). Zum ande­ren bedeu­tet die Pro­duk­ti­on von Minia­tu­ren einen enor­men logis­ti­schen Auf­wand, vor allem weil aus Kos­ten­grün­den fast immer in Chi­na pro­du­ziert wer­den muss. Hier haben sich in der Ver­gan­gen­heit schon deut­lich grö­ße­re Fir­men als King Racoon Games ver­kal­ku­liert mit teils erheb­li­chen Ver­zö­ge­run­gen wenn es um die Aus­lie­fe­rung des Pro­duk­tes ging. Dazu kommt, dass Minia­tu­ren, gera­de in dem Aus­maß wie sie für Tsukuyu­mi benö­tigt wür­den, den Preis des Pro­dukts enorm in die Höhe trei­ben würden.

Kom­men wir aber von den Äußer­lich­kei­ten zum Spiel selbst. Beim ers­ten Spiel ist fast schon irri­tie­rend wie frei das Spiel­feld mit den ein­zel­nen Gebiets­plätt­chen auf­ge­baut wer­den kann. Die Regeln geben ledig­lich den Umriss des Spiel­felds pas­send zur gewähl­ten Spiel­er­zahl in ver­schie­de­nen Vari­an­ten an. Aber wo nun Gebir­ge sind oder wel­ches Gebiet ver­strahlt ist, ist Zufall. Und weil die meis­ten Fel­der in immer ande­re Rich­tun­gen pas­sier­bar sind, je nach­dem wie man sie dreht, wird es wohl nie pas­sie­ren, dass man Tsukuyu­mi zwei­mal auf einem iden­ti­schen Plan spielt (außer man macht es absichtlich).
Wie bei den meis­ten Stra­te­gie­spie­len kann das Ler­nen der Spiel­re­geln zunächst etwas anstren­gend sein. Es dau­ert sicher ein, zwei Run­den, bis man den Ablauf kom­plett durch­schaut hat, doch hat man sich erst ein­mal für eine Akti­ons­kar­te ent­schie­den, sind die rest­li­chen Ent­schei­dun­gen für die Run­de recht über­schau­bar. Dann hat man Zeit auch mal auf die Frak­ti­ons­bö­gen der ande­ren Spie­ler zu schau­en um deren Spe­zi­al­fä­hig­kei­ten zu ver­ste­hen und dar­auf vor­be­rei­tet zu sein. Vor allem die­se Son­der­re­geln sor­gen für eine gewis­se Lern­kur­ve, wel­che erfah­re­ne­ren Spie­lern leicht einen Vor­teil ver­schaf­fen kann. Wenn zum Bei­spiel ein Dra­che der Fire­born über mei­ne befes­tig­te Stel­lung ein­fach hin­weg­fliegt und mei­ne Home­zo­ne ver­wüs­tet, weil ich über­se­hen habe, dass der Dra­che mit höhe­rem Level das Flie­gen erlernt. Es exis­tiert zwar eine Han­di­cap-Regel um die man­geln­de Erfah­rung wie­der etwas wett zu machen, aber gera­de am Anfang gibt es doch sehr vie­le Infor­ma­tio­nen die ein neu­er Spie­ler auf­neh­men muss.

Stra­te­gen wird es freu­en, dass im gan­zen Spiel kei­ne Wür­fel zu fin­den sind und das Kampf­sys­tem dadurch auch deter­mi­nis­tisch ist. Ich kann also schon vor einer Kampf­an­sa­ge rela­tiv genau das Ergeb­nis vor­her­sa­gen. Die ein­zi­ge Varia­ble dabei ist, wel­chen Kon­ter mein Geg­ner wählt, also wel­chen Nach­teil ich, oder wel­chen Vor­teil er durch mei­ne Akti­on erhält, wäh­rend bei­spiels­wei­se mein Erobe­rungs­ver­such auto­ma­tisch erfolg­reich ist, solan­ge ich auf mei­nen Ein­hei­ten mehr Erobe­rungs­punk­te habe als er. Wer mag es schon, wenn einem die cle­vers­te Pla­nung durch einen schlech­ten Wür­fel­wurf zer­schos­sen wird?
Bei der Bewe­gung der Trup­pen kann es vor allem bei Frak­tio­nen mit vie­len Ein­hei­ten wie den Dark Seed oder den Boar­lords schon manch­mal etwas unüber­sicht­lich wer­den, da für einen Bewe­gungs­punkt jede Ein­heit ein Feld weit bewegt wer­den darf. Da kann man schon mal den Über­blick dar­über ver­lie­ren, wel­che Figur bereits bewegt wur­de und wel­che nicht. Mit dem rich­ti­gen Sys­tem soll­te dies aber kein ech­tes Pro­blem darstellen.
Tsukuyu­mi ist sicher kein klei­nes Spiel für zwi­schen­durch und gera­de für die ers­te Par­tie soll­te man drei bis vier Stun­den frei­schau­feln. Wenn alle das Spiel ken­nen, hal­te ich die Anga­be im Kick­star­ter von 90 bis 120 Minu­ten für realistisch.

Nach all die­sen klei­nen Mäke­lei­en möch­te ich noch ein­mal her­vor­he­ben wie gelun­gen Tsukuyu­mi als Gesamt­werk ist. Als jemand der das Spiel in einer frü­hen und der fast fer­ti­gen Pha­se spie­len durf­te, kann ich sagen, dass es einen lan­gen Weg mit eini­gen Ite­ra­tio­nen hin­ter sich hat. Dank dem ein­heit­li­chen Art­work wir­ken selbst die wan­deln­den Wale stim­mig in die­ser abge­fah­re­nen Welt nach dem »Full Moon Down«. Das Set­ting fas­zi­niert auf Anhieb und das Spiel­sys­tem lie­fert soli­de Stra­te­gie auf hohem Niveau.
Hier wird Kick­star­ter end­lich mal wie­der im Sin­ne des Erfin­ders ver­wen­det. Ohne das Geld der Back­er könn­te ein klei­ner Ver­lag wie King Racoon so ein ambi­tio­nier­tes Pro­jekt wohl kaum umset­zen kön­nen. Ich freue mich für Felix und sein Team, wie erfolg­reich der Kick­star­ter bis­her ver­lau­fen ist und freue mich dar­auf die fer­ti­ge Ver­si­on zu spielen.

Die Kick­star­ter-Kam­pa­gne läuft noch bis zum 5. Novem­ber 2017, betei­li­gen kann man sich auf der Pro­jekt­sei­te.

Die Deut­schen Spiel­re­geln kann man via Drop­box als PDF her­un­ter­la­den.

 

AutorIn: Mathias Heilmann

Brett­spiel­en­thu­si­ast mit einer Schwä­che für fri­sche Ideen. Gibt viel zu viel Geld für inter­es­san­te Spiel­kon­zep­te bei Kick­star­ter aus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.