Lesempfehlung: Adrian Tchaikowsky – CHILDREN OF TIME

Auch wenn die Fan­ta­sy der­zeit nicht nur gefühlt mas­siv in der Über­zahl ist, was Phan­tas­tik in Deutsch­land angeht (in man­chen Buch­hand­lun­gen wur­de die SF-Abtei­lung sogar voll­stän­dig abge­schafft), und die gro­ßen Ver­la­ge offen­bar der Ansicht sind, dass das Gen­re Sci­ence Fic­tion nie­man­den mehr inter­es­siert, sieht das inter­na­tio­nal glück­li­cher­wei­se ganz anders aus. Und wenn man in der Lage ist, im eng­li­schen Ori­gi­nal lesen zu kön­nen, dann bekommt man wirk­lich jede Men­ge Mate­ri­al abseits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de der deut­schen Publi­kums­ver­la­ge. Und manch­mal ist ein ech­tes Klein­od dar­un­ter. Ein sol­ches ist CHILDREN OF TIME von Adri­an Tchaikowsky.

Wer­be­text:

Who will inherit this new Earth?

The last rem­nants of the human race left a dying Earth, despe­ra­te to find a new home among the stars. Fol­lowing in the foots­teps of their ances­tors, they dis­co­ver the grea­test tre­a­su­re of the past age – a world ter­ra­for­med and pre­pa­red for human life.
But all is not right in this new Eden. In the long years sin­ce the pla­net was aban­do­ned, the work of its archi­tects has bor­ne dis­astrous fruit. The pla­net is not wai­t­ing for them, pris­ti­ne and unoc­cu­p­ied. New mas­ters have tur­ned it from a refu­ge into mankind’s worst nightmare.
Now two civi­liz­a­ti­ons are on a col­li­si­on cour­se, both tes­ting the bounda­ries of what they will do to sur­vi­ve. As the fate of huma­ni­ty hangs in the balan­ce, who are the true heirs of this new Earth?

Die­ser Klap­pen­text ist zum einen irre­füh­rend, schafft es aber zum ande­ren grund­le­gen­de Kon­zep­te der Sto­ry zu erläu­tern, aber auf der ande­ren Sei­te – und das ist wich­tig! – nichts zu spoilern.

Des­we­gen ist eine Bespre­chung die­ses Romans auch so über­aus schwie­rig, denn tat­säch­lich darf man unge­fähr die Hälf­te des Inhalts auf gar kei­nen Fall vor­weg neh­men, weil das den Lese­spaß doch erheb­lich schmä­lern wür­de. Ich bemü­he mich, und gehe nicht kon­kret auf den Inhalt ein …

Was der Bri­te Tchai­kow­sky hier abge­lie­fert hat, reiht sich in sei­ner Inno­va­ti­on und Genia­li­tät pro­blem­los bei eini­gen der größ­ten Klas­si­ker des Gen­res aus den 1960er bis 1980 Jah­ren ein.Was der Bri­te Tchai­kow­sky hier abge­lie­fert hat, reiht sich in sei­ner Inno­va­ti­on und Genia­li­tät pro­blem­los bei eini­gen der größ­ten Klas­si­ker des Gen­res aus den 1960er bis 1980 Jah­ren ein. Dabei sind die Tro­pes, die der Autor ver­wen­det, alle­samt nicht neu: Post­apo­ka­lyp­se, Genera­tio­nen­schif­fe, Cryo­schlaf, Uplif­ting, Bio­tech­no­lo­gie, Künst­li­che Intel­li­gen­zen – das sind alles The­men, wie sie einem in der SF immer wie­der begegnen.
Und den­noch schafft er es, das alles zu einem über­aus erfri­schen­den und packen­den Neu­en zu ver­mi­schen. Und ins­be­son­de­re, was auf dem Ter­ra­forming-Pla­ne­ten pas­siert, ist in mehr­fa­cher Hin­sicht von eini­ger Bril­lanz, man bemerkt deut­lich, dass Tchai­kow­sky sich aus­kennt, denn er hat unter ande­rem Bio­lo­gie stu­diert. Und er ist zudem eben auch noch in der Lage, den bekann­ten Ver­satz­stü­cken noch ganz neue, eige­ne hinzuzufügen.

Und auch wenn wort­wört­lich Jahr­tau­sen­de in die­sem Buch über­brückt wer­den, hat er sich in Sachen der Prot­ago­nis­ten Knif­fe ein­fal­len las­sen, die ein­fach Spaß machen.

Es mag wie ein Kli­schee klin­gen, aber der Roman ist ein ech­ter Page­tur­ner, unter ande­rem auch dadurch, dass die Per­spek­ti­ve immer wie­der zwi­schen Prot­ago­nis­ten wech­selt, aber das eben äußerst cle­ver gemacht. Und der Autor schafft es, im Ver­lauf immer wie­der noch einen drauf zu set­zen, und man unbe­dingt wis­sen will, wie – zur Höl­le! – das wei­ter geht.

Und wenn man dann am Ende kurz Beden­ken hat, dass er es doch noch ver­sau­en und in typi­sche SF-Kli­schees zurück­fal­len könn­te, dann hat man die Rech­nung ohne die Cle­ver­ness Tchai­kow­skys gemacht.

End­lich mal wie­der ein SF-Roman, und dann auch noch einer, der gran­di­os, über­aus lesens­wert und immer wie­der inno­va­tiv und über­ra­schend ist, und das obwohl er sei­ne Inspi­ra­tio­nen wie bei­spiels­wei­se David Brin (des­sen Name im Roman sogar in pas­sen­der Wei­se vor­kommt), Arthur C. Clar­ke oder Alan Dean Fos­ter an kei­ner Stel­le ver­leug­net, und die­se immer wie­der mal durch­schim­mern. Und des­we­gen wun­dert es auch nicht, dass er für CHILDREN OF TIME im Jahr 2016 den Arthur C. Clar­ke Award erhal­ten hat.

Vor die­sem Roman hat Tchai­kow­sky Fan­ta­sy geschrie­ben, ich hof­fe sehr, dass CHILDREN OF TIME nicht sein letz­ter Aus­flug ins Gen­re Sci­ence Fic­tion war. Die deut­sche Fas­sung erscheint im Febru­ar 2018 unter dem Titel DIE KINDER DER ZEIT bei Hey­ne (wie immer halt­los über­teu­ert, und die haben ernst­haft zwei­ein­halb Jah­re gebraucht, um das zu übersetzen).

Unein­ge­schränk­te Lese­emp­feh­lung (zumin­dest in eng­li­scher Spra­che), nichts zu meckern, ich ver­ge­be zehn von zehn Nanoviren!

p.s.: Dan­ke an Anja Bagus für’s Empfehlen.

CHILDREN OF TIME
Adri­an Tchaikowsky
Sci­ence Fic­tion-Roman, Juni 2015
ca. 608 Sei­ten, Englisch
Taschen­buch: ca. 8,99 Euro
ISBN-10: 1447273303
ISBN-13: 978–1447273301
eBook: ca. 5,99 Euro
ASIN: B00SN93AHU
Pan Macmillan
DIE KINDER DER ZEIT
Adri­an Tchai­kow­sky, über­setzt von Bir­git Herden
Sci­ence Fic­tion-Roman, Febru­ar 2018
ca. 672 Sei­ten, Deutsch
Taschen­buch: ca. 15,99 Euro
ISBN-10: 3453318986
ISBN-13: 978–3453318984
eBook: ca. 12,99 Euro
ASIN: B06ZZ9CGZ9
Heyne

Cover­ab­bil­dung Copy­right Pan Mac­mil­lan, Autoren­fo­to Copy­right Pan Mac­mil­lan und Adri­an Tchaikowsky

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AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

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