STAR WARS: DAS ERWACHEN DER MACHT

Poster The Force Awakens

STAR WARS: THE FORCE AWAKENS – Bun­des­start 17.12.2015

Nun ist es also voll­bracht. Vie­len Film­freun­den und Fans wird lan­ge ein Lächeln im Gesicht blei­ben. Feuil­le­to­nis­ten kön­nen wie­der über welt­frem­de Men­schen schrei­ben, die sich eine Ersatz­re­li­gi­on geschaf­fen haben. Doch die­se beson­ders in Deutsch­land immer wie­der selbst­er­nann­ten Kri­ti­ker für die Ver­nunft wer­den merk­lich weni­ger. Lang­sam erkennt man an, dass KRIEG DER STERNE kei­ne Spin­ne­rei ist, oder war, son­dern ein kul­tur­his­to­ri­sches Phä­no­men. Als Ste­ven Spiel­berg mit DER WEISSE HAI sozu­sa­gen den Block­bus­ter erfand, da wur­de der Weg frei für das alles über­la­gern­de Main­stream-Kino. Tent­po­les, Zelt­stan­gen, wie man in der Bran­che sagt. Ein Film der so kon­zi­piert ist, dass ein die größ­te Band­brei­te an Zuschau­ern anspre­chen­der Erfolg die klei­ne­ren und ris­kan­te­ren Pro­duk­tio­nen eines Stu­di­os finan­zi­ell mit auf­fan­gen konn­te. Vor KRIEG DER STERNE 1977 wuss­te man das noch nicht. Erst nach­dem das viel­fach abge­lehn­te Pro­jekt von Geor­ge Lucas  schließ­lich in die Kinos kam.

Jetzt hat das Wun­der­kind J.J. Abrams die Pro­duk­ti­on der oft­mals erwähn­ten, von Geor­ge Lucas ger­ne abge­strit­te­nen, drit­ten Tri­lo­gie gestar­tet. Und Abrams selbst warn­te sein begie­ri­ges Publi­kum, dass es vie­le ent­täusch­te Men­schen geben wür­de, weil nie­mand wirk­lich die Erwar­tun­gen erfül­len kann, die mit einem der­ar­ti­gen Pro­jekt ein­her­ge­hen. Damit schlug er zwei Flie­gen mit einer Klap­pe: Er nahm den nega­ti­ven Kri­ti­ken vor­weg den Wind aus den Segeln, konn­te aber auch einen even­tu­el­len Jubel mit Genuss ent­ge­gen neh­men. Ein Jubel, der J.J. Abrams aller­dings nicht allei­ne gehört. Da sind mit Dai­sy Rid­ley und John Boy­e­ga zwei fan­tas­ti­sche Jung­dar­stel­ler, wel­che die Schau­spie­ler aus der Ur-Tri­lo­gie erst ein­mal gar nicht ver­mis­sen las­sen. Aller­dings wird letzt­end­lich die Che­mie zwi­schen Rid­ley und Har­ri­son Ford zu einem bestim­men­den Merk­mal in den Cha­rak­ter­zeich­nung. Abrams insze­niert ihre Inter­ak­tio­nen oft­mals nur mit Bli­cken. Etwas, das Lucas viel­leicht nicht gewagt hätte.

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Und dann ist da natür­lich das ein­ma­li­ge Dreh­buch selbst. Die drei Autoren schu­fen einen wil­den Mix von Neu­in­ter­pre­ta­ti­on, Fort­set­zung, Hom­mage, und einen unglaub­li­chen Zita­ten­schatz. Immer wie­der ertappt sich der geneig­te Fan bei Ver­glei­chen zum ers­ten Film EPISODE IV. Natür­lich ist jetzt alles schnel­ler, etwas lau­ter, und viel auf­wen­di­ger. Doch dabei mach­ten die Leu­te hin­ter und vor der Kame­ra alles rich­tig. Sie wuss­ten auf was sie sich ein­las­sen, und muss­ten dem gerecht wer­den. Jedem war klar, was den sen­sa­tio­nel­len Erfolg von KRIEG DER STERNE von 1977 aus­mach­te. Im Übri­gen der ers­te Film, der com­pu­ter­ani­mier­te Gra­fi­ken ver­wen­de­te. Nicht die holp­ri­gen Dia­lo­ge, oder die dün­ne Geschich­te woll­ten die Men­schen sehen, son­dern eine frem­des Uni­ver­sum, das durch sein Aus­se­hen tat­säch­lich atme­te, und nicht durch unge­len­ke Spe­zi­al-Effek­te immer wie­der aus dem Hand­lungs­ver­lauf riss. Nach fast vier­zig Jah­ren Kino­ent­wick­lung kann DAS ERWACHEN DER MACHT die­sen Effekt des Stau­nens nicht wie­der­ho­len. Was er aber konn­te, war einen Schritt zurück zu tre­ten, und alles mit prak­ti­schen Effek­ten umset­zen, wo nicht zwangs­läu­fig ein visu­el­ler Effekt von Nöten war.

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An die­ser Stel­le kommt Bild­ge­stal­ter Dani­el Min­del mit den Kon­zept­de­si­gnern ins Spiel, die eini­ge bemer­kens­wer­te Bild­mo­men­te ein­ge­fan­gen haben, wel­che tat­säch­lich iko­ni­schen Cha­rak­ter haben. Wenn Kylo Ren den roten Strah­len einer Waf­fe am Fens­ter sei­nes Kom­man­do­decks nach­blickt. Oder die TIE-Figh­ter im Gegen­licht der auf­ge­hen­den Son­ne, die nicht von unge­fähr an APOCALYPSE NOW erin­nern. Nicht zu ver­ges­sen die im Wüs­ten­bo­den ver­gra­be­nen Wracks von gigan­ti­schen Ster­nen­zer­stö­rer, als Mahn­mal eines fast schon ver­ges­se­nen Krie­ges. Bil­der, die bereits jetzt zu einem Zita­ten­schatz für zukünf­ti­ge Pro­duk­tio­nen werden.

Der Film funk­tio­niert am Anfang, weil er sich jeder Län­ge ver­wei­gert. Selbst die stil­len, ruhi­ge­ren Moment sind auf den Punkt an Dau­er insze­niert. Dann, erst im letz­ten Drit­tel, beginnt sich der Film lang­sam von sei­nem Vor­bild zu lösen, und etwas Eigen­stän­di­ges auf­zu­bau­en. Aber das geht wun­der­bar zusam­men, weil die ers­ten zwei Akte dem Fan, dem Cine­as­ten, und sogar dem Kri­ti­ker in die Hän­de spie­len. Es ist wie eine Zeit­rei­se, und doch ein voll­kom­men neu­es Kino­er­leb­nis. Und dann ist man in der Welt von STAR WARS, an der EPISODE I – III schei­ter­ten. Nicht unbe­dingt die schlech­tes­ten Fil­me, aber im All­ge­mei­nen hat­te man etwas ande­res erwar­tet. DAS ERWACHEN DER MACHT gibt dem Zuschau­er, was er erwar­tet. Und trans­for­miert sich dann zum Schluss doch noch zu dem Erleb­nis, wel­ches einen Stau­nen lässt. Wer sich dann noch wun­dern soll­te, war­um hier kein Wort zur Hand­lung geschrie­ben steht: Weil es nichts zur Sache tut. Der Film ist im Gesam­ten eine span­nen­de Erzäh­lung, in der sich Wort­witz, Action, Ver­satz­stü­cke und Hom­mage unent­wegt inein­an­der ver­schrän­ken. Und dass dann dabei auch noch der unbe­darf­te Zuschau­er nicht außen vor bleibt, das ist schon immer die eigent­li­che Kunst im Kino gewesen.

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STAR WARS – DAS ERWACHEN DER MACHT – THE FORCE AWAKENS
Dar­stel­ler: Har­ri­son Ford, Dai­sy Rid­ley, John Boy­e­ga, Car­rie Fisher, Oscar Isaac, Adam Dri­ver, Bil­lie Lourd u.a.
Regie: J.J. Abrams
Dreh­buch: Law­rence Kas­dan, J.J. Abrams, Micha­el Arndt
Kame­ra: Dani­el Mindel
Bild­schnitt: Maryann Bran­don, Mary Jo Markey
Musik: John Williams
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Rick Car­ter, Dar­ren Gilford
135 Minuten
USA 2015

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AutorIn: Bandit

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