PASSENGERS

PASSENGERS – Bun­des­start 04.01.2017

Es ist natür­lich leicht, den Nor­we­ger Mor­ten Tyld­um als Aus­nah­me­re­gis­seur zu bezeich­nen. Selbst­ver­ständ­lich auch des­we­gen, weil jeder jun­ge Regis­seur, der über ein Mul­ti-Mil­li­on-Dol­lar-Bud­get ver­fü­gen darf, sich dies irgend­wie erar­bei­ten haben muss. Mor­ten Tyld­um hat spä­tes­tens mit HEADHUNTERS bereits welt­weit für Auf­merk­sam­keit gesorgt. Aller­dings muss­te bereits sein Nach­fol­ge­film IMITATION GAME schon wie­der eini­ge berech­ti­ge Prü­gel ein­ste­cken, weil es die Geschich­te um die Per­son Alan Turing und der Ent­wick­lung sei­nes Com­pu­ters nicht im Gerings­ten ernst nahm. Das lag natür­lich am Dreh­buch, denn insze­niert war IMITATION GAME tadel­los, aber als Ver­ant­wort­li­cher wird stets der Regis­seur her­an­ge­zo­gen. Es ist sein Film. Es sei denn die Pro­du­zen­ten hei­ßen Micha­el Bay oder Guil­ler­mo del Toro. Doch bei PASSENGERS tappt Tyld­um in die­sel­be Fal­le: ein nicht ganz aus­ge­go­re­nes Dreh­buch.

Mit Law­rence und Pratt bege­ben sich zwei der ange­sag­tes­ten Hol­ly­wood-Schau­spie­ler zu einem fast kam­mer­ar­ti­gen Spiel in die unend­li­chen Wei­ten des Welt­alls. Und in wei­ten Tei­len funk­tio­niert das ganz her­aus­ra­gend, mit einem gelun­ge­nem Schuss Unter­stüt­zung durch Micha­el Sheen als unter­halt­sa­mer Side­kick. Doch Jon Spaihts’ Dreh­buch nimmt den Ansatz der drei Akte zu genau und trennt die jewei­li­gen Hand­lungs­ab­läu­fe fast schon zu hart. Noch dazu, wen­det sich der letz­te Akt gegen das eigent­lich Inter­es­san­te in der Prä­mis­se. Hier wird Hol­ly­wood at it’s best abver­langt, und aus dem Schau­spiel-Film wird ein Spek­ta­kel. Mit etwas mehr Gespür hät­te Autor Spaihts im letz­ten Drit­tel eini­ges abspe­cken kön­nen, und vor allem die Dia­lo­ge bes­ser im Gehör haben müs­sen.

Ein gigan­ti­sches Raum­schiff, wel­ches im Käl­te­schlaf befind­li­che Sied­ler auf eine neue Welt brin­gen soll, und nur zwei wache Pas­sa­gie­re. Da bekommt die schie­re Grö­ße den­noch etwas klaus­tro­pho­bi­sches. Geschickt führt Tyld­um sei­ne Dar­stel­ler bis zu einem gewis­sen Punkt durch das Sze­na­rio. Und soll­te man sich oft­mals an Kubricks THE SHINING erin­nert füh­len, dann hat der Regis­seur kei­ne Scheu dies offen­sicht­lich zu tun. Nicht nur die trost­los end­lo­sen Kor­ri­do­re, son­dern vor allem die Sze­nen zwi­schen Pratt und Sheen sind deut­li­che Anlei­hen bei Kubrick, ohne ihn platt zu kopie­ren. Das man schließ­lich im letz­ten Akt auf rei­nen Effek­te­zau­ber setzt, ist wohl dem Publi­kum geschul­det, das weit mög­lichst bedient wer­den soll­te. Was man aber durch­aus auch als ver­pass­te Chan­ce sehen kann.

Dafür muss man den Hut zie­hen vor dem Pro­duk­ti­ons­de­sign unter Guy Hen­drix Dyas. Das Team hat sicher­lich nichts atem­be­rau­bend Neu­es geschaf­fen, aber eine durch­weg glaub­haf­te und nach­voll­zieh­ba­re Kulis­se kre­iert. Sie unter­wirft sich nicht dem Zweck, son­dern alle Set­tings sind har­mo­nisch zuein­an­der ent­wor­fen. Allein dafür ist PASSENGERS schon sehens­wer­te Sci­ence-Fic­tion.

Was will man wei­ter über die Dar­stel­ler sagen? Über Jen­ni­fer Law­rence muss man nicht vie­le Wor­te ver­lie­ren, die ohne­hin nicht schon gesagt wären, wenn sie nicht aus­ge­rech­net in einem Film von David O. Rus­sell spielt. Und Chris Pratt beweist auch ohne einen spre­chen­den Wasch­bä­ren, dass er einen Film tra­gen kann. Mit etwas Ver­nunft könn­te er sehr schnell den Film erwi­schen, der ihn wirk­lich in die obers­te Liga schießt.

PASSENGERS ist kei­nes­wegs ein Schuss in den Ofen. Doch mit ordent­li­chem Fein­schliff hät­te er um Län­gen bes­ser, und auch ehr­li­cher sein kön­nen. Das zeigt die Sze­ne, in der Jen­ni­fer Law­rence total die Kon­trol­le über sich ver­liert. Das anfäng­li­che Dra­ma, und letzt­end­lich im Action-Kino enden­de Werk hat Mor­ten Tyld­um her­vor­ra­gend umge­setzt, und kann jedem Sci­ence-Fic­tion-Fan nur emp­foh­len wer­den. Wenn man gewis­se Abstri­che in Kauf nimmt. Denn bis zur Tief­grün­dig­keit eines MOON aus der Feder von Dun­can Jones, oder Dan­ny Boyl­es SUNSHINE hät­te er noch eini­ges mehr gebraucht.

PASSENGERS

Dar­stel­ler: Jen­ni­fer Law­rence, Chris Pratt, Micha­el Sheen, Lau­rence Fishb­ur­ne, Andy Gar­cia u.a.
Regie: Mor­ten Tyld­um
Dreh­buch: Jon Spaihts
Kame­ra: Rodri­go Prie­to
Bild­schnitt: Maryann Bran­don
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Guy Hen­drix Dyas
116  Minu­ten
USA 2016

Bild­rech­te: Sony Pic­tures Releasing

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