eBookS bekommt man wie immer im AppStore und die Installation erweist sich wie immer völlig unproblematisch (ich habe das Ganze auf dem iPad ausprobiert). Alles andere hätte mich allerdings auch gewundert…
Nach der Installation und dem ersten Start wird man von einem Splashscreen begrüßt, den man nicht wegklicken kann und der viel zu lange steht. Das ist so nicht haltbar und hier sollte man bei libri dringend nachbessern, immerhin möchte ich mein Buch lesen und nicht erstmal stupide auf die Werbung des Buchversenders starren müssen. Sollte man das überspringen können, habe ich jedenfalls nicht herausgefunden wie – alles Tippen und Klopfen auf dem Hightech-Schminkspiegel war vergeblich. (Nachtrag: beim zweiten Start ging’s deutlich schneller mit dem Splashscreen – trotzdem sollte der wegklickbar sein!)
Hat man das hinter sich gebracht, wird man auf den Bibliotheksbildschirm geleitet, der eine Übersicht über die bereits vorhandenen eBooks angezeigt. Mangels digitalen Materials kann ich an dieser Stelle noch nichts dazu sagen, wie leicht das Verwalten und Suchen der digitalen Werke von der Hand geht.
Die eigentliche App erfindet in Sachen eBooks auf dem iPad eigentlich kein Rad neu, das nicht auch andere schon mal eingesetzt hätten – es gibt die üblichen Features wie Schriftgrößenänderung oder Tag/Nach-Modus-Wechsel. Bisher noch nicht gesehen hatte ich anderswo das Gimmick, die Verlagsformatierung des eBooks abschalten zu können, bei der beigelegten Leseprobe hatte dieser Knopf allerdings überhaupt keine Wirkung. Dass man zwischen verschiedenen Blätteranimationen umschalten kann ist eigentlich nur Spielerei, denn die weitaus meisten Leser dürften wohl nach ein wenig probieren den sofortigen Seitenwechsel irgendwelchen nervigen Animationen vorziehen.
Ein echtes Feature war für mich, die Randbreite des dargestellten eBooks in fünf Stufen wählen zu können, da ich mich bei anderen, vergleichbaren Apps immer über den verschwendeten Platz geärgert hatte, der zu völlig überflüssigen Blättervorgängen führt, die ja prinzipbedingt bei ePubs nicht sein müssen. Hier kann ich den vom Text eingenommenen Platz bestimmen. Super!
Die eigentliche Lesebedienung ist wie gehabt: rechts auf den Bildschirm klicken gleich vorwärts blättern, Links blättert zurück. Das intelligente Feature wie bei Stanza mit einem vertikalen Wisch die Helligkeit regulieren zu können fehlt leider vollständig.
Überaus interessant finde ich, dass eBooks es zulässt, Textpassagen zu markieren und zu kopieren und dies nicht unterdrückt, das erleichtert eventuelle Rezensionen via iPad natürlich ganz erheblich, weil man sich Zitate zusammenstückeln kann.
Dann gibt es da noch einen ominösen Knopf namens »Notizen«. Tippt man diesen an, wird man auf einen libri-blauen Schirm geworfen, auf dem man den Titel des Buchs und den text »keine Notizen« vorfindet. Oben rechts lädt ein »Bearbeiten«-Knopf scheinbar zu eben diesem ein. Klickt man den allerdings, geschieht nichts Sinnvolles: es öffnet sich kein Eingabefenster oder ähnlichen, dem man seine Gedanken anvertrauen könnte, allein aus dem »Bearbeiten«-Knopf wird ein »Fertig«-Knopf. Ich kann an dieser Stelle nur davon ausgehen, dass diese Funktionalität geplant war, aber noch nicht implementiert wurde – in dem Fall hätte man sich den Knopf aber einfach erst einmal schenken können. Oder ich bin zu blöd… :o)
Alles in allem mach eBookS also eine vergleichsweise gute Figur (aber wartet nur ab…), allerdings vermisse ich eine einfache Möglichkeit, der Reader-App Inhalte hinzuzufügen, die nicht aus Libris Katalog stammen. Der übliche Weg ist es, die Webseite des Buchversenders aufzurufen und die Bücher von dort zu beziehen, da man auf in-App-Käufe verzichtet hat. Klar, man möchte Apple nicht ein Drittel der Kohle in den Rachen werfen. Dennoch würde ich mir für zukünftige Versionen wünschen, dass sie beispielsweise direkt auf Dropbox oder Netzwerkfreigaben zugreifen können – oder man mir Cloudspeicher anbietet, der meine eBooks auf allen Geräten synchron beziehungsweise zumindest zugreifbar hält.
ABER… und jetzt kommt der Punkt, der die gesamte App im Prinzip bis zu einem Update unbrauchbar macht: wie schon weiland der Blue Fire Reader (der ebenfalls Adobe DRM beherrschte), bringt eBookS bei jedem Beenden das iPad reproduzierbar zum Einfrieren, das Gerät muss dann neu gestartet werden (oder resettet sich selbst).
Das ist keinesfalls hinnehmbar, hier muss man bei Libri unbedingt und sofort nachbessern. Wenn das gemacht wurde, ist eBookS tatsächlich eine brauchbare Stanza-Alternative für denjenigen Leser, der mit DRM leben möchte oder muss.
Witzigerweise findet man eBookS bislang im deutschen iTunes nicht, sondern nur im amerikanischen Ableger des Shops…
[Update 15.08.2011] Nachdem ich heute morgen wegen des Absturz-Problems eine Email an libri geschrieben hatte, rief mich soeben der Marketingleiter an, um mich über den Stand der Dinge zu informieren. Das Absturzproblem tritt nur mit gejailbreakten iOS-Geräten auf (das hatte ich mir nach meinen Erfahrungen mit der Blue Fire App schon fast gedacht) – man arbeitet aber daran, diesen Fehler zu beheben. Auch die Handhabung der Notizfunktion soll verbessert werden, bzw. soll der Nutzer darauf hingewiesen werden, dass man die Notizen im Buch anlegen muss und nicht über Klick auf den »Notizen«-Knopf im Footermenü.
Eine derart schnelle Reaktion mit positiver Rückmeldung muss man auch mal loben! Dank an libri. Sobald es ein Update gibt, werde ich erneut testen und berichten.
Mit Dank an Gerd von PadLive, der mich via Twitter auf eBookS hingewiesen hatte. Auch Libri hält eine Seite in ihrem Shop für die App vor.
Inhalte der Screenshots soweit urheberrechtlich geschützt Copyright libri.de
[cc]
Nach den Screenshots ist das scheinbar ein Rebranding vom Bluefire Reader.
http://www.bluefirereader.com/
Wie ich inzwischen erfahren habe, ist das korrekt. Nun wundert mich auch nicht mehr, warum der Bluefire-Reader dasselbe Verhalten aufwies, als ich ihn vor Monaten zu testen versuchte … ;o)