Noch ‘ne App: Libri bringt DRM-fähigen iOS-eReader eBookS (Update)

Das Lesen von mit DRM ver­seuch­ten eBooks war auf dem iPad (und ande­ren Gerä­ten mit iOS) bis­her kein Spaß und man muss­te eini­ge Klimm­zü­ge durch­füh­ren, um sol­ches Mate­ri­al dort gou­tie­ren zu kön­nen. Libri ver­spricht nun mit sei­ner über­aus krea­tiv eBookS benann­ten App, dem abzu­hel­fen, und das pro­blem­lo­se Kon­su­mie­ren auch von ePub-eBooks zu ermög­li­chen, denen die Ado­be Digi­tal Edi­ti­ons-Pest anhängt.

eBookS bekommt man wie immer im AppS­to­re und die Instal­la­ti­on erweist sich wie immer völ­lig unpro­ble­ma­tisch (ich habe das Gan­ze auf dem iPad aus­pro­biert). Alles ande­re hät­te mich aller­dings auch gewundert…

Nach der Instal­la­ti­on und dem ers­ten Start wird man von einem Splash­screen begrüßt, den man nicht wegkli­cken kann und der viel zu lan­ge steht. Das ist so nicht halt­bar und hier soll­te man bei libri drin­gend nach­bes­sern, immer­hin möch­te ich mein Buch lesen und nicht erst­mal stu­pi­de auf die Wer­bung des Buch­ver­sen­ders star­ren müs­sen. Soll­te man das über­sprin­gen kön­nen, habe ich jeden­falls nicht her­aus­ge­fun­den wie – alles Tip­pen und Klop­fen auf dem High­tech-Schmink­spie­gel war ver­geb­lich. (Nach­trag: beim zwei­ten Start ging’s deut­lich schnel­ler mit dem Splash­screen – trotz­dem soll­te der wegklick­bar sein!)

erst autorisieren!Hat man das hin­ter sich, bie­tet eBookS dem Nut­zer erst ein­mal an, das Gerät für Ado­be DRM zu auto­ri­sie­ren. Wie üblich durch Ein­ga­be von Email-Adres­se und Pass­wort. Und da war es wie­der, mein Pro­blem: wenn ich mich an ein Pass­wort nie erin­nern kann, dann ist es das bei Ado­be, denn das nut­ze ich zu sel­ten und es ist alt. Da die Pass­wort­ein­ga­be auf dem iPad mit nach­fol­gen­der Feh­ler­mel­dung auf­grund der schie­ren Dau­er und dem Bild­schirm­tas­ta­tur-Tip­pen (mit Zah­len und Son­der­zei­chen) eine Pest ist, suche ich eben die Ado­be-Web­sei­te auf und log­ge mich dort ein, da kom­men die Feh­ler­mel­dun­gen schnel­ler und ich kann mei­ne Tas­ta­tur benut­zen. Erin­nert und im iPad ein­ge­ge­ben und das Ding ist auto­ri­siert. Das war ja fast einfach…

Hat man das hin­ter sich gebracht, wird man auf den Biblio­theks­bild­schirm gelei­tet, der eine Über­sicht über die bereits vor­han­de­nen eBooks ange­zeigt. Man­gels digi­ta­len Mate­ri­als kann ich an die­ser Stel­le noch nichts dazu sagen, wie leicht das Ver­wal­ten und Suchen der digi­ta­len Wer­ke von der Hand geht.

Die eigent­li­che App erfin­det in Sachen eBooks auf dem iPad eigent­lich kein Rad neu, das nicht auch ande­re schon mal ein­ge­setzt hät­ten – es gibt die übli­chen Fea­tures wie Schrift­grö­ßen­än­de­rung oder Tag/­Nach-Modus-Wech­sel. Bis­her noch nicht gese­hen hat­te ich anders­wo das Gim­mick, die Ver­lags­for­ma­tie­rung des eBooks abschal­ten zu kön­nen, bei der bei­geleg­ten Lese­pro­be hat­te die­ser Knopf aller­dings über­haupt kei­ne Wir­kung. Dass man zwi­schen ver­schie­de­nen Blät­ter­ani­ma­tio­nen umschal­ten kann ist eigent­lich nur Spie­le­rei, denn die weit­aus meis­ten Leser dürf­ten wohl nach ein wenig pro­bie­ren den sofor­ti­gen Sei­ten­wech­sel irgend­wel­chen ner­vi­gen Ani­ma­tio­nen vorziehen.

eBookS Optio­nen

Ein ech­tes Fea­ture war für mich, die Rand­brei­te des dar­ge­stell­ten eBooks in fünf Stu­fen wäh­len zu kön­nen, da ich mich bei ande­ren, ver­gleich­ba­ren Apps immer über den ver­schwen­de­ten Platz geär­gert hat­te, der zu völ­lig über­flüs­si­gen Blät­ter­vor­gän­gen führt, die ja prin­zip­be­dingt bei ePubs nicht sein müs­sen. Hier kann ich den vom Text ein­ge­nom­me­nen Platz bestim­men. Super!

Die eigent­li­che Lese­be­die­nung ist wie gehabt: rechts auf den Bild­schirm kli­cken gleich vor­wärts blät­tern, Links blät­tert zurück. Das intel­li­gen­te Fea­ture wie bei Stan­za mit einem ver­ti­ka­len Wisch die Hel­lig­keit regu­lie­ren zu kön­nen fehlt lei­der vollständig.

Über­aus inter­es­sant fin­de ich, dass eBooks es zulässt, Text­pas­sa­gen zu mar­kie­ren und zu kopie­ren und dies nicht unter­drückt, das erleich­tert even­tu­el­le Rezen­sio­nen via iPad natür­lich ganz erheb­lich, weil man sich Zita­te zusam­men­stü­ckeln kann.
Dann gibt es da noch einen omi­nö­sen Knopf namens »Noti­zen«. Tippt man die­sen an, wird man auf einen libri-blau­en Schirm gewor­fen, auf dem man den Titel des Buchs und den text »kei­ne Noti­zen« vor­fin­det. Oben rechts lädt ein »Bearbeiten«-Knopf schein­bar zu eben die­sem ein. Klickt man den aller­dings, geschieht nichts Sinn­vol­les: es öff­net sich kein Ein­ga­be­fens­ter oder ähn­li­chen, dem man sei­ne Gedan­ken anver­trau­en könn­te, allein aus dem »Bearbeiten«-Knopf wird ein »Fertig«-Knopf. Ich kann an die­ser Stel­le nur davon aus­ge­hen, dass die­se Funk­tio­na­li­tät geplant war, aber noch nicht imple­men­tiert wur­de – in dem Fall hät­te man sich den Knopf aber ein­fach erst ein­mal schen­ken kön­nen. Oder ich bin zu blöd… :o)

Noti­zen? Wel­che Notizen?

Alles in allem mach eBookS also eine ver­gleichs­wei­se gute Figur (aber war­tet nur ab…), aller­dings ver­mis­se ich eine ein­fa­che Mög­lich­keit, der Rea­der-App Inhal­te hin­zu­zu­fü­gen, die nicht aus Libris Kata­log stam­men. Der übli­che Weg ist es, die Web­sei­te des Buch­ver­sen­ders auf­zu­ru­fen und die Bücher von dort zu bezie­hen, da man auf in-App-Käu­fe ver­zich­tet hat. Klar, man möch­te Apple nicht ein Drit­tel der Koh­le in den Rachen wer­fen. Den­noch wür­de ich mir für zukünf­ti­ge Ver­sio­nen wün­schen, dass sie bei­spiels­wei­se direkt auf Drop­box oder Netz­werk­frei­ga­ben zugrei­fen kön­nen – oder man mir Cloud­spei­cher anbie­tet, der mei­ne eBooks auf allen Gerä­ten syn­chron bezie­hungs­wei­se zumin­dest zugreif­bar hält.

ABER… und jetzt kommt der Punkt, der die gesam­te App im Prin­zip bis zu einem Update unbrauch­bar macht: wie schon wei­land der Blue Fire Rea­der (der eben­falls Ado­be DRM beherrsch­te), bringt eBookS bei jedem Been­den das iPad repro­du­zier­bar zum Ein­frie­ren, das Gerät muss dann neu gestar­tet wer­den (oder reset­tet sich selbst).

Das ist kei­nes­falls hin­nehm­bar, hier muss man bei Libri unbe­dingt und sofort nach­bes­sern. Wenn das gemacht wur­de, ist eBookS tat­säch­lich eine brauch­ba­re Stan­za-Alter­na­ti­ve für den­je­ni­gen Leser, der mit DRM leben möch­te oder muss.

Wit­zi­ger­wei­se fin­det man eBookS bis­lang im deut­schen iTu­nes nicht, son­dern nur im ame­ri­ka­ni­schen Able­ger des Shops…

[Update 15.08.2011] Nach­dem ich heu­te mor­gen wegen des Absturz-Pro­blems eine Email an libri geschrie­ben hat­te, rief mich soeben der Mar­ke­ting­lei­ter an, um mich über den Stand der Din­ge zu infor­mie­ren. Das Absturz­pro­blem tritt nur mit gejail­b­re­ak­ten iOS-Gerä­ten auf (das hat­te ich mir nach mei­nen Erfah­run­gen mit der Blue Fire App schon fast gedacht) – man arbei­tet aber dar­an, die­sen Feh­ler zu behe­ben. Auch die Hand­ha­bung der Notiz­funk­ti­on soll ver­bes­sert wer­den, bzw. soll der Nut­zer dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass man die Noti­zen im Buch anle­gen muss und nicht über Klick auf den »Notizen«-Knopf im Footermenü.

Eine der­art schnel­le Reak­ti­on mit posi­ti­ver Rück­mel­dung muss man auch mal loben! Dank an libri. Sobald es ein Update gibt, wer­de ich erneut tes­ten und berichten.

 

Mit Dank an Gerd von Pad­Li­ve, der mich via Twit­ter auf eBookS hin­ge­wie­sen hat­te. Auch Libri hält eine Sei­te in ihrem Shop für die App vor.

 

Inhal­te der Screen­shots soweit urhe­ber­recht­lich geschützt Copy­right libri.de

 

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AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

2 Kommentare for “Noch ‘ne App: Libri bringt DRM-fähigen iOS-eReader eBookS (Update)”

Stefan Holzhauer

sagt:

Wie ich inzwi­schen erfah­ren habe, ist das kor­rekt. Nun wun­dert mich auch nicht mehr, war­um der Blue­fire-Rea­der das­sel­be Ver­hal­ten auf­wies, als ich ihn vor Mona­ten zu tes­ten ver­such­te … ;o)

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