LONE RANGER

Lone Ranger

THE LONE RANGER – Bun­des­start 08.08.2013
(Ach­te und ver­mut­lich letz­te Un­ter­bre­chung der Som­mer­pause, Anm. d. Red.)

Dis­ney kann sich glück­lich schät­zen, dass sie sich die Mar­vel-Stu­di­os unter den Nagel rei­ßen konn­ten. Denn was das Maus-Haus an Fil­men unter dem eige­nen Label auf den Markt bringt, birgt so sei­ne Schwä­chen, was allein an feh­len­den Zuschau­ern zu ermes­sen ist. Allein in den ver­gan­ge­nen 14 Mona­ten waren da die als finan­zi­el­le Sicher­hei­ten ange­dach­ten JOHN CARTER und OZ THE GREAT AND POWERFUL, die zusam­men fast 500 Mil­lio­nen Dol­lar an Pro­duk­ti­ons- und Wer­be­kos­ten ver­schlan­gen. Jetzt kommt THE LONE RANGER, dem man eben­falls geschätz­te 250 Mil­lio­nen gönn­te. CARTER hat sein Geld nicht ein­ge­spielt, ein Fias­ko. OZ hol­te zumin­dest das Dop­pel­te sei­ner Kos­ten, blieb aber ganz weit hin­ter den Erwar­tun­gen. CARTER und OZ sind als Fil­me so kon­zi­piert, dass sie ein Viel­fa­ches ihres Wer­tes ein­spie­len soll­ten, um den gesam­ten Appa­rat von Stu­dio zu stüt­zen. So kön­nen auch ris­kan­te­re Pro­jek­te umge­setzt wer­den, bei denen eine Zuschau­er-Akzep­tanz nicht ein­zu­schät­zen ist. Aus­ge­rech­net die­se soge­nann­ten siche­ren Gewer­ke ent­pup­pen sich als Dol­lar­grä­ber. Hier dach­te man, den Zuschau­er ein­schät­zen zu kön­nen, und man lag falsch. Ein Dilem­ma übri­gens, das nicht nur die Dis­ney-Stu­di­os betrifft, die­se aber beson­ders hart. Und nun kommt auch noch der LONE RANGER, und ver­ga­lop­piert sich.

Dies ist die Geschich­te von Ton­to, des­sen india­ni­sche Her­kunft von Hör­spie­len über die Serie bis hin zum Film immer wie­der vari­iert. Es ist 1933, nicht ganz zufäl­lig das Jahr, als der Lone Ran­ger das ers­te Mal im Radio zu hören war. Im Estab­li­shing Shot von San Fran­cis­co ist natür­lich die im Bau befind­li­che Gol­den-Gate-Bridge zu sehen. Ähn­lich der Tower-Bridge in SHERLOCK HOLMES. Eines der typi­schen Merk­ma­le für einen Film die­ser Art. Hin­zu kommt als Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur ein klei­ner Jun­ge, der sich von einem mit viel Make-up geal­ter­ten Ton­to die wah­re Geschich­te von John Reid erzäh­len lässt, der durch tra­gi­sche Umstän­de zum Lone Ran­ger wur­de.

Die Bezie­hung von Ton­to und dem recht­schaf­fen­den John Reid ist anfäng­lich von sehr viel gegen­sei­ti­ger Abnei­gung geprägt, wel­che in einer ers­ten gro­ßen Action-Sequenz gip­felt. Die­se funk­tio­niert weit­aus bes­ser und ist bei wei­tem wit­zi­ger, als die Trai­ler einem vor­zu­ma­chen ver­such­ten. An die­sem Punkt ist der Zuschau­er über­zeugt, einen um Län­gen bes­se­ren Film zu sehen, als Nörg­ler und nör­geln­de Kri­ti­ker glau­ben machen woll­ten. Doch nach und nach zer­fällt der Film in viel zu lang­sam insze­nier­te und das Tem­po bre­chen­de Sequen­zen. Mal wird über­frach­te­tes Action­ki­no zele­briert, dann möch­te LONE RANGER knall­har­ter Wes­tern sein. Für den kon­stan­ten Wech­sel von Ton und Stim­mung beweist der Regis­seur aber kein glück­li­ches Händ­chen. Dabei ent­beh­ren Dreh­buch und Regis­seur nicht einer gewis­sen Beson­der­heit mit ihrem Witz. Das führt eben­falls die anfäng­li­che Hetz­jagd auf den Dächern der Zug-Wag­gons vor. Und eine sub­ti­le­re Art zeigt sich in der Pup­pe, die es aus einem Fens­ter weht. Es ist also alles vor­han­den, was einen gelun­ge­nen Film aus­ma­chen wür­de. Armie Ham­mer ist als Lone Ran­ger wand­lungs­rei­cher als man glau­ben möch­te, und John­ny Depp als Ton­to viel weni­ger Auf­guss von Cap­tain Jack Spar­row als Spöt­ter im Vor­feld aus­po­sau­nen muss­ten.

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Es gibt eini­ge unnö­tig bru­ta­le Sze­nen, die ein­deu­tig gegen eine Frei­ga­be ab zwölf Jah­re spre­chen. Dazu gehö­ren unschö­ne Todes­ar­ten, wie ein Mann der von Pfer­den über­rannt wird, oder der qual­vol­le Tod eines dem Lone Ran­ger nahe­ste­hen­den Men­schen. Etwas mehr Fami­li­en­freund­lich­keit wäre hier ange­bracht gewe­sen, bei einem Strei­fen der sowie­so nie vor­gibt, mehr zu sein, als rei­nes Pop­corn-Kino. Nichts­des­to­trotz woll­te Regis­seur Gore Ver­bin­ski einen Film machen, der fast 150 Minu­ten Lauf­zeit hat. Man mag sich nicht vor­stel­len, was eine ver­nünf­ti­ge­re Lauf­zeit von 120 Minu­ten gebracht hät­te. Den alle Erfolgs­zu­ta­ten für einen gelun­ge­nen Block­bus­ter-Film sind vor­han­den. Viel­leicht hät­te Hans Zim­mers Musik etwas mehr The­ma und Laut­stär­ke ver­tra­gen, wie man es von einem sonst gewohn­ten Hans-Zim­mer-Sound­track kennt.

Neben sei­nen per­fek­ten tech­ni­schen Attri­bu­ten ist THE LONE RANGER einer der ganz weni­gen Fil­me, die 3‑D in einem dem Medi­um ange­mes­se­nen Rah­men aus­nut­zen. Und das bedeu­tet Bojan Bazel­li benutzt den ste­reo­sko­pi­schen Effekt, wie er in der puren Unter­hal­tung viel zu sel­ten genutzt wird. Weder Kame­ra, noch Regie, gei­zen mit Effek­ten, die dem Zuschau­er alle mög­li­chen Din­ge um die Ohren flie­gen las­sen. Da es Fil­me­ma­cher außer­halb von Ani­ma­ti­ons­fil­men nicht gelingt, 3‑D als zusätz­li­che Erzähl­ebe­ne zu inte­grie­ren, soll­te man zumin­dest im rei­nen Effek­te-Bereich mit den Mög­lich­kei­ten des Medi­ums offen­si­ver umge­hen. Und LONE RANGER, bezie­hungs­wei­se Bojan Bazel­li als Kame­ra­mann, ver­steht es sehr gut, die Effek­te für den rei­nen Unter­hal­tungs­wert zu nut­zen. War­um auch nicht. All die gro­ßen Hol­ly­wood-Pro­duk­tio­nen, die 3‑D als rei­ne Erhö­hung des Ein­tritts­prei­ses nut­zen, anstel­le des zu erwar­ten­den Spaß­fak­tors, soll­ten einen genau­en Blick auf LONE RANGER wer­fen.

THE LONE RANGER zer­fällt in sei­ner Hälf­te, weil die Regie weit mehr woll­te, als es ein­zel­ne Sze­nen her­ge­ben wür­den. Den knall­har­ten Wes­tern kann Ver­bin­ski genau­so insze­nie­ren, wie die los­ge­lös­te Far­ce. Dass bei­des am Ende kei­ne homo­ge­ne Hand­lung fin­det, ist den unter­schied­li­chen Stim­mun­gen der jewei­li­gen Absicht geschul­det. Das ist eine trau­ri­ge Tat­sa­che, die dem Rhyth­mus und dem Gehalt für den Film letzt­end­lich scha­den. Ledig­lich 3‑D bringt THE LONE RANGER dort­hin, wo er sich auch selbst wis­sen möch­te, zum rei­nen Spaß­ki­no. Die­ses Spaß­ki­no gelingt Ver­bin­ski in sei­ner Insze­nie­rung anfäng­lich aus­ge­zeich­net, wird trotz wei­te­rer guten Ideen und Sequen­zen, im spä­te­ren Ver­lauf aber drö­ge und ver­liert sei­nen Schwung. Den­noch soll­te LONE RANGER nicht der Aus­fall sein, der ihm zu dro­hen scheint. Da hat die Indus­trie schon mit ganz ande­ren Platz­pa­tro­nen das Publi­kum auf­ge­schreckt. Was Dis­ney letzt­end­lich hier falsch gemacht hat, soll­ten sie sich von ihren Exper­ten erklä­ren las­sen. Trotz offen­sicht­li­cher Schwä­chen, wird der Miss­erfolg nicht wirk­lich ver­ständ­lich.

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THE LONE RANGER
Dar­stel­ler John­ny Depp, Armie Ham­mer, Wil­liam Ficht­ner, Tom Wil­kin­son, Ruth Wil­son, James Badge Dale, Bryant Pri­ce, Bar­ry Pep­per, Mason Cook, Hele­na Bon­ham Car­ter u.a.
Regie: Gore Ver­bin­ski
Dreh­buch: Jus­tin Hay­the, Ted Elli­ot, Ter­ry Ross­io
Kame­ra: Bojan Bazel­li
Bild­schnitt: Craig Wood, James Hay­good
Musik: Hans Zim­mer
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Jess Gon­chor, Crash McCre­ery
zir­ka 149 Minu­ten
USA 2013

Pro­mo­fo­tos Copy­right Walt Dis­ney Stu­di­os Moti­on Pic­tures

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