CreateSpace und die Autorenexemplare

Links amerikanisch, rechts deutsch

Kürz­lich hat­te ich über mei­ne Erfah­run­gen mit dem Self­pu­bli­shing bezie­hungs­wei­se print on demand über die Ama­zon-Toch­ter Crea­teSpace berich­tet. In dem Arti­kel war ich kurz dar­auf ein­ge­gan­gen, dass man sich die preis­güns­ti­gen Autoren­ex­em­pla­re der­zeit aus­schließ­lich in den USA bestel­len kann – das ist natür­lich nach­tei­lig, was Dau­er und Por­to­kos­ten angeht, den­noch blie­ben die dort gedruck­ten und ver­sen­de­ten Bücher im Ver­gleich mit hie­si­gen PoD-Anbie­tern unschlag­bar güns­tig. Des­we­gen star­te­te ich eine Test­be­stel­lung in den Ver­ei­nig­ten Staaten.

Dazu an die­ser Stel­le ein Erfahrungsbericht.

Ich möch­te zuerst ein­mal anhand einer Bei­spiel­auf­stel­lung ver­deut­li­chen, mit wel­chen Kos­ten man zu rech­nen hat. Crea­teSpace stellt Rech­ner zur Ver­fü­gung, mit denen man die ent­ste­hen­den Kos­ten vor einer Bestel­lung in Erfah­rung brin­gen kann. Mein Bei­spiel geht von einem Buch ohne Farbsei­ten im For­mat 5 mal 8 Zoll (12,70 mal 30,32 cm) mit einer Sei­ten­zahl von 250 aus. Bei den Büchern selbst gibt es kei­ne Staf­fel­prei­se, die kos­ten immer gleich viel, egal wie­vie­le man davon abnimmt.

zehn Bücher: 38,50 $ – Por­to (bei 32 Werk­ta­gen Lie­fer­dau­er): 17,99 $

Das sind zusam­men 56,49 $, macht zum aktu­el­len Kurs umge­rech­net ca. 45,45 Euro, der Preis für ein ein­zel­nes Buch wäre somit EUR 4,55. Bei hie­si­gen Anbie­tern zahlt man min­des­tens das Dop­pel­te (meist mehr), aller­dings kommt dazu noch das Por­to und die­se Druck­dienst­leis­ter schus­tern sich gern mal umfang­rei­che Rech­te an den Inhal­ten zu (sie­he ePu­b­li). Bei Crea­teSpace ver­blei­ben die Rech­te kom­plett beim Autoren oder Herausgeber.

Nicht ver­ges­sen soll­te man, dass dazu Ein­fuhr­um­satz­steu­er kommt, im Fal­le von Büchern ist das der ver­rin­ger­te Satz von 7%. Ein­fuhr­zöl­le fal­len auf Bücher nicht an. Anlauf­punkt für Infor­ma­tio­nen hier­zu ist die Web­sei­te des deut­schen Zolls, die mei­ner Ansicht nach sehr über­sicht­lich und hilf­reich ist – das ist man von Behör­den­sei­ten übli­cher­wei­se nicht gewohnt.

Beim Abschi­cken der Sen­dung bie­tet Crea­teSpace einen Track­ing­code für DHL, der hat aller­dings sei­ne Tücken: sobald das Päck­chen die USA ver­lässt, wer­den die Infor­ma­tio­nen auf der Tracking­sei­te nicht mehr aktua­li­siert, dort steht dann wei­ter­hin »wai­ting for depar­tu­re«, obwohl die Sen­dung schon lan­ge auf der Rei­se über den gro­ßen Teich ist. War­um hier kein lücken­lo­ses inter­na­tio­na­les Track­ing mög­lich ist, erschließt sich mir nicht, ande­re Anbie­ter kön­nen das völ­lig problemlos.

Ver­sandt wur­de mei­ne Bestel­lung laut Track­ing am 18.06.2012, beim hie­si­gen Zoll kam sie offen­bar bereits am 22.06.2012 (oder frü­her) an, denn die­ses Datum trägt das Schrei­ben der Post an mich, dass ich mir die Sen­dung beim Zoll abho­len muss. Der Stem­pel der bei­geleg­ten Zollin­halts­er­klä­rung war vom 23.06.2012, das Schrei­ben erreich­te mich aller­dings erst am 27.06.2012 (es lag also noch irgend­wo her­um, bevor es ver­schickt wurde).
Eine Zustel­lung war nicht mög­lich, da sich außen an der Sen­dung kei­ne Rech­nung befand anhand derer man beim Zoll hät­te ermes­sen kön­nen, was sich im Paket befin­det. Wäre dem so gewe­sen, hät­te die Post (oder DHL) ein­fach zustel­len kön­nen, in dem Fall wäre dann eine ggfs. zu erhe­ben­de Ein­fuhr­um­satz­steu­er ein­fach vom Post­bo­ten ein­ge­sam­melt wor­den. So muss­te ich 20 Kilo­me­ter bis zum Zoll­amt Wup­per­tal Ost (und wie­der zurück) auf mich neh­men, um an mei­ne Bücher zu kommen.

Das ist natür­lich ärger­lich, deut­lich ein­fa­cher wäre es, wenn Ama­zon & Crea­teSpace – die bei­de als Absen­der ver­merkt sind – bei Sen­dun­gen ins Aus­land ein­fach eine Rech­nung außen am Paket anbrin­gen wür­den. Laut Aus­sa­ge eines Beam­ten im Zoll­amt ist das aber illu­so­risch, da der Ver­sen­der sich nach sei­nen Erfah­run­gen trotz des bekann­ten Pro­blems nicht im gerings­ten dafür inter­es­siert und auch nicht vor hat, das ein­zu­füh­ren. Das ist für Bestel­ler, deren nächs­tes Zoll­amt nicht gera­de in der Nähe ist, natür­lich sehr ärger­lich. Wir alle, die das Ange­bot in Anspruch neh­men, soll­ten also immer wie­der des­we­gen bei Crea­teSpace nör­geln – so lan­ge bis das Pro­ze­de­re geän­dert wird, oder man Autoren­ex­em­pla­re aus einem EU-Land versendet.
Über­haupt waren die Zöll­ner sehr nett und nach einer Prü­fung fiel mei­ne Sen­dung sogar unter die Frei­gren­ze und ich muss­te noch nicht ein­mal Ein­fuhr­um­satz­steu­er zah­len. Letz­te­re wird übri­gens bei Über­schrei­ten der Frei­gren­ze nicht nur auf den Waren­wert, son­dern auf den Gesamt­be­trag erho­ben, also bei kom­mer­zi­el­len, nicht pri­va­ten, Sen­dun­gen Waren­wert plus Por­to. Man soll­te also die Frei­gren­zen beim Emp­fang kom­mer­zi­el­ler Sen­dun­gen beach­ten. Aller­dings hal­ten sich die even­tu­ell hin­zu kom­men­den Kos­ten durch die Ein­fuhr­um­satz­steu­er bei gera­de mal 7% Steu­er­satz auf Bücher deut­lich in Gren­zen, in mei­nem Fall hät­te es sich um ca. 3,50 Euro gehan­delt – der Preis bleibt imer noch weit güns­ti­ger als bei deut­schen Anbie­tern. Man soll­te aller­dings sei­ne Sen­dung, die 14 Tage beim Zoll gela­gert wird, dann geht sie zurück an den Absen­der, zügig abho­len, da pro Tag eine Lager­ge­bühr in Höhe von 50 Cent erho­ben wird – aller­dings war im Schrei­ben ver­merkt, dass man bei Beträ­gen unter 5,00 Euro übli­cher­wei­se dar­auf ver­zich­tet, die­se zu kassieren.

Vergleich Buchblock, oben deutsche, unten US-Version, leider etwas unscharf
Ver­gleich Buch­block, oben deut­sche, unten US-Ver­si­on, lei­der etwas unscharf

Die Qua­li­tät der Bücher geht in Ord­nung und ähnelt der des vom mir bei Ama­zon geor­der­ten und in Deutsch­land pro­du­zier­ten Exem­plars. Auf­fal­lend ist, dass die Gesamt­di­cke höher ist, also der Buch­block dicker, in mei­nem Fall ca. 2 mm. Auch die Kle­be­bin­dung sieht beim hie­si­gen Buch etwas bes­ser aus, das Papier ist bei der US-Fas­sung gering­fü­gig gel­ber, Ent­schul­di­gung, »creme­far­be­ner«, der Farb­druck des Covers ist bei den in den USA her­ge­stell­ten Büchern etwas blas­ser und dunk­ler. Die deut­sche Aus­ga­be hat­te anfangs einen leich­ten Lösungs­mit­tel­ge­ruch, der fehlt bei der US-Ver­si­on voll­stän­dig. Wie ein Blick auf die letz­te Sei­te zeigt, wur­de das Buch am 14. Juni 2012 (dem Tag der Bestel­lung) in Charles­ton gedruckt.

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Fotos von mir, ste­hen unter CC BY-NC-SA, Screen­shot Kos­ten­rech­ner Copy­right CreateSpace

 

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10 Kommentare zu „CreateSpace und die Autorenexemplare“

  1. Nach­dem ich nun auch mei­ne Autoren­ex­em­pla­re von »Der Hexen­jä­ger« von Crea­te Space aus den USA erhal­ten habe, kann ich den vor­lie­gen­den Bericht bestä­ti­gen und z.T. ergänzen:

    Das Buch hat einen Umfang von 200 Sei­ten (inkl. Umschlag) und kos­tet als Autoren­ex­em­plar 3,22$. Ich habe 10 Exem­pla­re bestellt und den »Expe­di­ted (7 Arbeitstage)«-Versand zu 23,49$ gewählt und somit eine Gesamt­sum­me von 55,69$ bezahlt. Nach heu­ti­gem Tages­kurs sind das 45,35€. Wenn ich jetzt mal ca. 2,00€ für den Aus­lands­ein­satz der Kre­dit­kar­te hin­zu­rech­ne, liegt der Ein­kaufs­preis bei ca. 4,74€
    Die Bestel­lung erfolg­te am 27. Juni 2012, die Ver­sand­be­nach­rich­ti­gung war von 28. Juni und die Paket­zu­stel­lung erfolg­te am 10. Juli 2012. Gesamt­lauf­zeit also ca. 12 Tage.

    Mei­ne Erfah­run­gen mit dem DHL-Track­ing­code sind iden­tisch mit dem Bericht. Eine Ver­fol­gung ist nur mög­lich bis zur Export­ab­fer­ti­gung in den USA.

    Die Zustel­lung des Pake­tes erfolg­te DIREKT an mei­ne Haus­adres­se. Auf dem Paket war eine Zoll­erklä­rung (Cus­tom Decla­ra­ti­on bzw. Décla­ra­ti­on en Doua­ne) auf­ge­klebt, mit der Pro­dukt­be­schrei­bung (Prin­ted Books Other: Con­tai­ning 49 Pages of more) und der Preis ohne den Por­to­an­teil (32,20$). Die Zoll­ab­fer­ti­gung erfolg­te in Frank­furt am Main (Flug­ha­fen).
    Der Absen­der auf dem Paket war wie folgt: »AMAZON.COM – CREATE SPACE, c/o Deut­sche Post AG, 36727 Nie­der­au­la«. Ich neh­me an, dass die­se Post­adres­se ein »Sam­mel­be­cken« der Ama­zon-Aus­lands­lie­fe­run­gen ist, denn es sieht so aus, dass dort eine wei­te­re Fran­kie­rung getä­tigt wurde.
    Auf dem Paket war übri­gens noch ein gel­ber Auf­kle­ber in deut­scher Spra­che: »Waren, die die Vor­aus­set­zun­gen der Arti­kel 9 und 10 des Ver­tra­ges zur Grün­dung der Euro­päi­schen Wirt­schafts­ge­mein­schaft nicht erfüllen.«
    Ein wei­te­rer Auf­kle­ber (in grün) bestä­tig­te »Zoll­amt­lich abgefertigt«.

    Eine Ein­fuhr­um­satz­steu­er, bzw. Zoll­ge­büh­ren muss­te ich nicht bezahlen.

    Die Qua­li­tät der Bücher ist wie oben beschrie­ben, wobei ich sub­jek­tiv den Ein­druck habe, dass die deut­sche Ver­ar­bei­tung etwas »sau­be­rer« ist, vor allem was die Sicht­bar­keit des Kle­bers betrifft (wel­cher Kle­ber der Bes­se­re ist, wird die Zeit zei­gen). Der Druck des Umschlags ist tat­säch­lich etwas hel­ler (was ich beim dunk­len Hexen­jä­ger-Umschlag deut­lich zeigt), stört aber nicht.

  2. Stefan Holzhauer

    Dan­ke für die ergän­zen­den Erfahrungen!

    Zoll fällt auf Bücher nicht an, die Ein­fuhr­um­satz­steu­er scheint wohl erst ab 50 Euro Gesamt­wert erho­ben zu wer­den, auch wenn die Frei­gren­ze eigent­lich nur bis 22 Euro geht. Ich ver­mu­te mal, die wol­len »den Ver­wal­tungs­auf­wand ver­rin­gern« (sprich: haben kei­nen Bock für drei Euro fuff­zich For­mu­la­re aus­zu­fül­len und eine Quit­tung zu stellen).

  3. Stefan Holzhauer

    Peter hat mir freund­li­cher­wei­se die Dekla­ra­tio­nen auf sei­nem Paket ein­ge­scannt. Die Zoll­de­kla­ra­ti­on war außen an sei­nem eben­so vor­han­den wie bei mei­nem. Er bekam es ein­fach per Post zuge­stellt, ich muss­te es mir beim Zoll abho­len. Ich wür­de mal ver­mu­ten, das ist davon abhän­gig, wie viel die beim Zoll gera­de zu tun oder ob sie Bock aufs Arbei­ten haben, denn eigent­lich ver­stößt das gegen den Grund­satz der Gleich­be­hand­lung. Ich gehe aber mal davon aus, dass man bei Nach­fra­ge irgend­was von »Ermes­senspiel­raum« erzählt bekom­men wird. Das ist die übli­che Aus­re­de bei Behörden.

  4. Hal­lo,

    dan­ke für den inter­es­san­ten Erfahrungsbericht.

    Ich fin­de den Link lei­der nicht. Wo kann ich denn die Bestel­lung für die Autoren­ex­em­pla­re finden? 

    Vie­len Dank!

  5. Dan­ke für die schnel­le Ant­wort. Das habe ich gefun­den, dort muss aber ein App­ly Dis­count ein­ge­ge­ben wer­den. Sonst kann ich nicht weiterblättern

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