Interessant für mich war zum einen insbesondere das Handling des Geräts, zweitens natürlich auch die Bildqualität, beides und einige Dinge mehr werden nachfolgend besprochen.
Installation
Als gelernter Radio- und Fernsehtechniker erwartete ich keine größeren Probleme bei Anschluss und Installation, dem Gerät lagen neben der (offenbar durch einen Vortester verdreckten) Fernbedienung auch ein Scart- sowie ein HDMI-Kabel bei. Was allerdings dummerweise fehlte, war ein Antennenkabel. Die Box hat als Antenneneingang eine F‑Buchse, ein Antennenkabel mit F‑Connector an der einen und Koaxkupplung an der anderen Seite lag aber leider nicht bei, so dass ich das Gerät nicht in Betrieb nehmen konnte, sondern erst einmal ein entsprechendes Kabel erwerben musste. Da F‑Connectoren zwar im Satellitenbereich üblich sind, nicht aber bei DVB‑C, ist es unverständlich, dass kein passendes Kabel (oder wenigstens ein Adapter) beigelegt wird.
Nach Anschluss und Einschalten meldet sich ein Setup-Menü (das Gerät war offensichtlich nach dem letzten Test auf Werksvoreinstellungen zurückgesetzt worden), der Sendersuchlauf fand während des über 20 Minuten dauernden Scans mehr als 600 Programme. Tatsächlich sind es weniger, denn aus unerfindlichem Gründen ist die Nummerierung nicht fortlaufend, zwischendurch sind Plätze einfach übersprungen worden. Eine Möglichkeit, die Senderliste fortlaufend zu nummerieren gibt es nicht (oder ich habe sie nicht gefunden).
Handhabung
Wird die Box längere Zeit nicht genutzt, schaltet sie sich aus einem normalen Stand-By, aus dem sie binnen Sekunden »aufwacht«, in einen tieferen Ruhezustand. Startet man sie aus diesem Bereitschaftszustand neu braucht man Geduld, denn der Bootvorgang lässt sich mehrere Minuten Zeit. »Mal eben« fernsehen ist dann also nicht möglich. Besonders ärgerlich ist, das die Box auch dann noch ca. 30 Sekunden lang nicht auf Fernbedienungsbefehle reagiert, wenn man bereits ein Bild sieht. Will man dann schon das Programm wechseln, passiert erst einmal nichts und kurz darauf passiert nicht der gewünschte Programmwechsel, sondern es werden Informationen zur Sendung eingeblendet. Alles in allem ist die Benutzeroberfläche ein wenig träge in ihrer Reaktion bis zum Auftauchen, ist sie erst einmal zu sehen, reagiert sie bei Grundfunktionen wie Programmwechsel halbwegs schnell, andere Optionen brauchen länger, beispielsweise der Aufruf des EPG.
Meiner Ansicht nach ist die Ergonomie der Benutzeroberfläche gerade noch in Ordnung, könnte aber noch deutlich verbessert werden, die Art und Weise wie man Funktionen aufruft ist an diversen Stellen nicht stringent aufgebaut. Nicht in Ordnung ist der viel zu lange Bootvorgang.
Damit man sich nicht ständig durch die unsortierte komplette Senderliste hangeln muss, kann man Favoristenlisten anlegen; hierbei kopiert man gewünschte Sender aus der vollständigen Liste links in eine neu angelegte Favoritenliste rechts und kann diese dort auch sortieren. Das funktionierte völlig unproblematisch. Allerdings bestand ursprünglich das Problem, dass nach dem Einschalten der Box nicht die Favoritenliste angezeigt wurde, sondern die Gesamtliste, man musste sich dann erst durch das Menü hangeln, um wieder zu den Lieblingssendern zu kommen, das war überaus lästig. Das hat man offenbar auch bei Unitymedia so gesehen, denn ein Firmwareupdate beseitigte dieses Manko.
Zu diesem Update gleich noch eine Anmerkung:
Eines Tages meldete sich die Box mit einer Meldung, die sinngemäß besagte: »Das Update konnte leider nicht installiert werden«. Erstmal kein Problem, sollte man meinen, allerdings ging das damit einher, dass auch kein Fernsehen möglich war. Zudem reagierte die Box auf keinerlei Eingaben mehr. Eine schnelle Suche in einschlägigen Foren brachte zutage, dass das schon mal vorkommen kann und die Box ständig versuchen würde, das Update erneut zu ziehen und zu installieren. Das war dann auch tatsächlich der Fall, allerdings erst ca. sieben Stunden später – in dieser Zeit war keine Nutzung des Gerätes möglich.
Das ist natürlich vollkommen inakzeptabel, insbesondere jemand, der komplett auf Fernsehbetrieb mit HD umgestellt hat, dürfte kaum damit zufrieden sein, das Gerät stundenlang nicht nutzen zu können.
Aufnahmen
Aufnahmen auf die eingebaute Festplatte gestalten sich dann völlig problemlos, wenn man eine aktuell laufende Sendung aufzeichnen möchte. Einfach den Record-Knopf gedrückt und im Hintergrund wird konserviert. Dank der beiden eingebauten Tuner kann man gleichzeitig eine andere Sendung sehen.Etwas aufwendiger gestalten sich Aufzeichnungen aus dem EPG (electronic program guide, die »eingebaute Fernsehzeitschrift«) heraus, hier muss man durch die leider etwas träge reagierende Sender- und Sendungsliste navigieren, bis man die gewünschte Sendung erreicht hat, die kann man dann aufnehmen. Alternativ kann man auch eine Serienaufnahme programmieren, das bedeutet beispielsweise alle Episoden einer TV-Serie.
Das funktioniert so weit auch gut, als irgendwo (entweder war es SyFy oder TNT) ein DOCTOR WHO-Tag stattfand konnte ich alle gesendeten Episoden problemlos aufnehmen lassen.
Nicht zufriedenstellend ist allerdings die Darreichung der Aufzeichnungen über das Onscreen-Menü. Durch die Anordnung in viel zu großen quadratischen Blöcken geht die Übersicht in den Aufzeichnungen schnell verloren und das Navigieren darin wird zum Geduldspiel. Hier muss dringend nachgebessert und die Aufnahmen in einer logischeren und, ergonomischeren und insbesondere platzsparenderen und damit übersichtlichen Form präsentiert werden. Als Entwickler, der sich bereits mehfach mit GUIs (Benutzeroberflächen) von Programmen beschäftigt hat, ist es mir unverständlich, wie man auf eine derart unbequeme und benutzerunfreundliche Handhabung verfallen konnte.
Die Box verfügt zwar über einen Ethernet-Anschluss, der ist jedoch nicht in Funktion, ein Anschluss an mein Netzwerk mit nachfolgenden Scan nach neuen Geräten (inklusive Portscan) fand das Gerät nicht. Das wunderte mich allerdings nicht, denn auch in den Einstellungen sucht man Netzwerkparameter vergeblich. Das bedeutet aber auch, dass man keinerlei Möglichkeit hat, an die aufgezeichneten Sendungen heran zu kommen, um sie zu archivieren. Das ist völlig inakzeptabel und in meinen Augen ein KO-Kriterium gegen die Box. Die Festplatte mit ihrer Größe von 320 GB ist beschränkt und irgendwann voll, damit muss man sich dann überlegen, welche Aufzeichnungen man wieder löschen möchte. Dass die Programmanbieter Aufzeichnungen eigentlich gar nicht wollen und insbesondere in Sachen HD einige Klimmzüge veranstalten, um den Nutzern das Leben so schwer wie möglich zu machen ist hinlänglich bekannt. Zu akzeptieren ist das aber nicht. Es ist zu wünschen, dass das Gerät so schnell wie möglich netzwerkfähig gemacht wird, um ein Ausspielen der Aufzeichnungen zu ermöglichen. Solange das nicht geht, ist die Unitymedia-Box für mich keine Option.
Bildqualität
Die Bildqualität der herkömmlichen Sender geht in Ordnung, auch wenn bei einigen davon insbesondere bei schnellen Bewegungen deutliche Artefakte festzustellen sind, die auf eine zu hohe Datenkompression hinweisen. Das ist allerdings eher ein Problem der Programmanbieter als des Kabeldienstleisters.
Die Bildqualität der HD-Sender ist in den allermeisten Fällen top, auf meiner Loewe-Röhre sowieso, ebenfalls auf meinem HD-Beamer. Auch da sind in seltenen Fällen Artefakte zu sehen, das ist sendungsabhängig.
Ein Schildbürgerstreich ist allerdings, dass SD-Sendungen auf HD-Sendern verkleinert dargestellt werden. Beispiel: läuft auf SyFy HD STAR TREK: VOYAGER (eine Serie, die noch nicht in HD und im Format 4:3 vorliegt), dann sieht man nur ein verkleinertes Bild in der Mitte des Bildschirms, das ringsum von einem schwarzen Rahmen umgeben ist. Mein erster Gedanke war: na gut, es wird eine Zoom-Funktion geben. Die existiert auch tatsächlich, vergrößert aber nur vertikal, so dass man danach nicht nur ein verzerrtes Bild hat, sondern nach wie vor schwarze Rahmen links und rechts (auf einem 4:3‑Bildschirm). Auf dem Beamer kann ich über Formatumschaltung und Zoom-Funktion natürlich mehr machen, aber das Hantieren mit zwei Fernbedienungen und Herumfingern mit Einstellungen, weil man bei den Sendern nicht dazu in der Lage ist, die Sendungen zu skalieren, ist inakzeptabel.
Sender
Die Sendervielfalt ist – wie oben bereits angedeutet – groß, auch wenn mir diverse der fremdsprachigen Kanäle leider nichts nutzen. Erfreulich ist das Vorhandensein von Exoten wie Al Jazeera, allerdings ist mir die Menge an interessanten englischsprachigen Kanälen leider zu gering, es findet sich gerade einmal die BBC.Persönlich halte ich die üblichen deutschsprachigen Sender (RTL, Sat1, Pro7) für inhaltlich unerträglich sowie völlig überladen mit zu viel und zu nerviger Werbung, deswegen schaue ich die bis auf Ausnahmefälle ohnehin nicht, ähnliches gilt für die öffentlich-rechtlichen, die offenbar versuchen, ihrem kulturellen und Bildungsauftrag mit Mutantenstadeln und Daily Sopas nachzukommen.
Spartensender wie SyFy sind allein schon deswegen interessant, weil sie auf Werbung in den Sendungen komplett verzichten, das ist angesichts des Werbe-Dauergenerves anderer Sender schon fast wie eine Offenbarung.
Um das Digital- bzw. HD-Angebot für mich interessant zu machen, müsste es die Möglichkeit geben, sich für kleines Geld gezielt ein Senderbouquet zusammen stellen zu können, ich wäre nämlich hauptsächlich an Dokusendern wie Discovery, National Geographic, History und ähnlichen interessiert.
Jugendschutz
Immer wieder wird man durch die Aufforderung zur Eingabe einer Jugendschutz-PIN genervt, auch beispielsweise bei Dokumentationen (in denen gezeigt wird, wie animierte Saurier andere animierte Saurier beißen – na toll), oder wenn nachmittags NEW BATTLESTAR GALACTICA gesendet wird. Da meiner Box keine PIN beilag und die Ausrichter der Kampagne fast drei Wochen benötigten, um mir eine zur Verfügung zu stellen, konnte ich in dieser Zeit etliche Sendungen nicht sehen. Das Abschalten dieser Funktion ist nicht möglich, ich werde also immer wieder gezwungen, eine PIN einzugeben, obwohl es in meinem Haushalt gar keine Kinder oder Jugendliche gibt, die mit der Sicherheitseingabe vor animierten, kämpfenden Sauriern oder Cylonen geschützt werden müssten. Auch das sehr ärgerlich, obwohl man selbstverständlich eine einfach zu merkende PIN wie z.B. »0000« vergeben kann.
Fazit
Die Bildqualität der HD-Sender ist prima, die Bedienung durchwachsen bis schlecht (Wiedergabe von Aufzeichnungen und Latenzen bei der Reaktionsgeschwindigkeit des GUI). Völlig inakzeptabel ist für mich, dass man Aufzeichnungen nicht extern archivieren kann, ebenfalls unschön die Tatsache, dass SD-Sendungen auf manchen HD-Sendern verkleinert dargestellt werden.
Für Vielseher und Dauerzapper dürfte die Box zwar genau das Richtige sein, für mich wäre das Digitalangebot trotz einiger Vorzüge nur dann interessant, wenn ich mir gezielt Sender für einen angemessenen Preis zusammen stellen könnte.
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