Kurz nachdem Johannes Haupt sich auf Twitter darüber beklagte, dass es in seinem eBook-Forum auf lesen.net diversen SEO-Spam von Tredition gibt, fand ich ebenfalls welchen in meinen Kommentaren. SEO-Kommentarspam ist nun leider täglich Brot, wenn man ein halbwegs besuchtes Blog betreibt, das einen gewissen Pagerank überschreitet. Und nervt. Ziemlich. Natürlich kann man nichts nachweisen, weil Wegwerf-Emailadressen verwendet werden, aber die plötzlich hohe Frequenz des Spams auf thematisch passenden Seiten deutet schon auf eine gezielte Aktion hin, auch wenn Tredition vermutlich alles weit von sich weisen wird.
Dennoch: ich komme der Aufforderung eines Tests hiermit nach; es hieß im Spam-Kommentar:
Es haben sich eine ganze Menge Verleger in diesem Segment etabliert. Danke Stefan für deinen ausführlichen Bericht. Leider liest man immer sehr unterschiedliche Bewertungen zu den einzelnen Dienstleistern. Kannst du vielleicht etwas zu Tredition [Spam-Link entfernt; das Wort »sagen« habe ich allerdings nicht entfernt, Anm. d. Red.]. Preis-Leistung ist ja ein wichtiges Thema..
Vorweg kann ich sagen: und weil »Preis-Leistung« so ein wichtiges Thema ist, kommt Tredition im Prinzip nicht in Frage. Auch wenn es kleine positive Aspekte durch Buchhandelspräsenz gibt, im großen und Ganzen ist das viel zu teuer.
Im Bereich »Buch veröffentlichen -> Kalkulator« kann man sich ausrechnen lassen, was eine Buchveröffentlichung kosten wird. Ich habe als Vergleichswert ein von mir anderweitig über CreateSpace realisiertes Buch genommen. Dieses Vergleichsbuch hat eine Seitenstärke von 251 Seiten. Das kann über Amazon für 9,62 Euro (der krumme Wert rührt daher, dass ich damals die USt nicht bedacht hatte) verkauft werden, ist allerdings im Buchhandel nicht erhältlich.
Der Tredition-Rechner sagt dazu Folgendes:
Ich habe diesen Verkaufspreis (EUR 14,99) gewählt, um halbwegs auf dieselben Einnahmen pro Buch zu kommen, wie beim Verkauf über Amazon. Der Tredition-Shop ist meiner Ansicht nach uninteressant, weil den ohnehin kaum jemand kennt. Man erhält das Buch theoretisch über den Buchhandel, das bedeutet praktisch, dass man es dort bestellen kann. Eigentlich keine schlechte Sache, dennoch sind die Preise jenseits von Gut und Böse.
Der Autorenpreis liegt mit 10,49 Euro sogar über dem Endkundenpreis bei Amazon. Bestelle ich bei CreateSpace, bezahle ich für das Buch je nach Menge und je nachdem, ob Einfuhrumsatzsteuer anfällt (Zoll fällt auf Bücher nicht an), zwischen 4,80 Euro und 5,50 Euro, und darin sind Expedited-Versandkosten aus den USA sogar bereits enthalten. Das ist die Hälfte (!) von dem, was man bei Tredition für ein Autorenexemplar bezahlen muss. Und bei Tredition kommen auf diesen Preis sogar noch Versandkosten abhängig vom Gewicht drauf!
Jetzt könnte man damit argumentieren, dass man bei Tredition dafür eine ISBN erhält, zudem kann das Buch über den Buchhandel bezogen (sprich: bestellt) werden. In Realitas zieht das allerdings in meinen Augen nicht wirklich. Man sollte sich überlegen, ob diese Vorteile den deutlich höheren Preis wirklich wett machen. Zumal man auch einfach eine eigene ISBN erwerben und bei CreateSpace nutzen könnte. Und ins Verzeichnis lieferbarer Bücher zu kommen ist ebenfalls keine Hexerei. Einfacher ist die versandkostenfreie Bestellmöglichkeit über Amazon allerdings allemal – Selfpublishing-Bücher gehen im Buchhandel derzeit ohnehin quasi nicht und gerade in diesem Segment fährt man deswegen über CreateSpace besser.
Wer Amazon nicht mag, hat als Selfpublisher die Möglichkeit, seine Bücher über Jürgen Eglseers Amrûn-Markt zu verkaufen. Dabei muss man sich selbst um die Lagerhaltung und den Versand kümmern. Hier sollte man sich überlegen, wie der Absatz vermutlich aussehen wird – und man muss dabei realistisch sein. Für die meisten Anbieter von Selfpublishing-Büchern dürfte der Aufwand handhabbar sein, wenn der nächste Briefkasten nicht gerade Kilometer entfernt ist. Druckereien, die Bücher für einen ähnlichen Kurs drucken, wie CreateSpace sind im europäischen Ausland zu finden. Auch hier gibt es also keinen Grund, Tredition zu nutzen, es sei denn, man hätte viel zuviel Geld und will sich nur zurücklehnen und beobachten, wie sein Buch gekauft wird. Was beim überhöhten Tredition-Preis allerdings recht unwahrscheinlich ist.
Alles in allem bleibt als Fazit: für das Zielpublikum »Selfpublisher« ist das Angebot viel zu teuer und nicht konkurrenzfähig. Man fährt mit CreateSpace/Amazon deutlich besser, alternativ lässt man ab ca. 30 Exemplare für kleines Geld in Polen drucken (zu einem sehr ähnlichen preis wie bei CS) und verkauft und versendet selbst (Büchersendungen sind preiswert). Nur wer meint, unbedingt im Buchhandel stehen zu müssen und eine finanzkräftige Klientel sein eigen zu nennen glaubt, kann´s mal über Tredition versuchen.
Allen anderen rate ich aufgrund der Mondpreise ab.
p.s.: Links zu Tredition gibt es nicht, ich bin nämlich immer noch wegen des SEO-Spams vergrätzt. Google ist Dein Freund.
p.p.s: mein CreateSpace-Test
p.p.p.s.: Artikel zum Bestellen von CreateSpace-Autorenexemplaren in den USA
Ein Klick aufs Banner führt auf die CreateSpace-Webseite
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Hi, mein Name ist Katie ( Kt ) Adams und ich befasse mich gerade mit der Frage, ob ich mein 12. Buch bei Tredition publizieren soll. Nun nach dem Lesen hier habe ich erhebliche Zweifel.
Mit epubbli habe ich beim 11. Buch auch keine guten Erfahrungen gemacht. Die meisten Buchhändler haben ja immer noch Vorurteile gegenüber Self-Publishern, sodass die oft gelobte Präsens im Buchhandel auch nicht viel nützt.
Das hier gelobte Create Space war genial ( habe 10 Bücher bei denen veröffentlicht), aber leider sind alle Create Space Autoren von KDP übernommen worden und der
Autoren-Erlös beträgt auf einmal bei gleich gebliebenem Verkaufspreis knapp die Hälfte.
Ich kenne keinen deutschen Dienstleister der nicht auf die ein oder andere Weise versucht, die Selfpublisher abzuzocken, zumindest ist das meine Meinung. Dass Amazon als de facto Marktführer irgendwann die Daumenschrauben anziehen würde war leider abzusehen. Angesichts der Integrierung von CreateSpace in KDP müsste man allerdings die Angebote der hiesigen Dienstleister nochmal überprüfen.
Korrekt ist allerdings, dass es einem exakt gar nichts nutzt, wenn ein Dienstleister verspricht, SP-Bücher in den Buchhandel zu bringen, wenn die deutschen Buchhändler sich immer noch intensiv weigern solche Bücher anzubieten. Angesichts dessen bleibt trotzdem vermutlich immer noch nur Amazon, um die Werke an die Leser zu bringen.