Vergleiche von Original und Remake haben sehr selten für den Zuschauer einen Nährwert. Wer Filme zu schätzen weiß, der kann gut darauf verzichten, diese gegenüberzustellen. Meistens. Eine sehr schöne Ausnahme dieser Regel ist RED DAWN, der eine wie der andere. Beide Filme sind, und das sollte man ganz objektiv betrachten, sehr dumme Filme. Heute spricht man von John Milius‘ ROTER FLUT als Kult-Klassiker. Es ist auch gut zu verstehen, warum: es war ein Film, der an die Grenzen ging, als Reagan am heftigsten den kalten Krieg heraufbeschwor. Es war eine gar nicht so schlechte Geschichte, aber ein dummes Drehbuch, das zudem dumm inszeniert war. Das fängt schon mit der Anfangssequenz an, wenn die flüchtenden Jugendlichen mit ihrem Pick-up auf der von gegnerischen Soldaten gesäumten Hauptstraße ihre Runde drehen, ohne dass der Kugelhagel ihnen etwas anhaben kann. Macht aber nichts, denn dieser Film von 1984 hat genau gewusst was er tut und wie er es tun muss. Regisseur Dan Bradley und Ellsworth und Passmore als Autoren haben offensichtlich nicht gewusst, was sie tun, als sie ausgerechnet die ROTE FLUT neuinterpretierten.
Die Prämisse von RED DAWN ist die Übernahme der Vereinigten Staaten durch eine ausländische Streitkraft. 1984 war es ein Zukunftsszenario, bei dem sich durch weltweite Krisen sogar die NATO auflöste und das die U.S.A. auf sich alleingestellt zeigte. Zudem waren nicht nur die Russen für den Einmarsch in die Staaten verantwortlich, sondern ein Bündnis aus Sowjets, Kubanern und Nicaragua. Die dystopische Alternative eines John Milius und Kevin Reynolds zu der realen Historie, kann sich einer gewissen Faszination nicht verwehren, gerade weil es sich als alternative Realität identifiziert. 25 Jahre später gibt es keinen Kalten Krieg mehr, und die Notwendigkeit, ausgerechnet die Vereinigten Staaten zu okkupieren, ist noch viel unwahrscheinlicher geworden.
Es ist Nordkorea. Als sich die Neufassung von RED DAWN in der Entstehungbefand, waren noch die Chinesen das böse Volk. Der Film war fertig, MGM sah sich seinen finanziellen Schwierigkeiten ausgesetzt und der Starttermin verschob sich. Innerhalb dieser Zeit bemerkten die überaus intelligenten Produzenten, dass ein Film mit chinesischen Bösen auf dem chinesischen Markt nicht sehr gut im Kino auszuwerten wäre. Anstatt konsequent zu sein, ging man den Weg des Geldes. Während der Krise von MGM hatten die Produzenten genug Zeit ihr Remake von RED DAWN gründlich zu überdenken. Taten sie aber nicht. Dafür wurde der Film sehr gründlich Bild für Bild computertechnisch überarbeitet, um aus chinesischen Flaggen und Propagandaposter nordkoreanische Zeichen zu machen. Es ist also Nordkorea.
Das sieht in einer realistischen Gegenüberstellung so aus: In Nordkorea leben augenblicklich 24 Millionen, in den Vereinigten Staaten hingegen 314 Millionen Menschen. In Nordkorea leben pro Quadratkilometer 200 Menschen, wohingegen in Amerika auf dem Quadratkilometer nur 32 Menschen leben. Wie soll eine Armee aus einem Land wie Nordkorea gegen diese Proportionen ankommen können? Aber nun blicken wir auf andere Zahlen und ein Land, das sich gegen eine Gesundheitsreform wendet, nur weil sie von der Regierung diktiert wird, ohne ihren eigentlichen Nutzen akzeptieren zu können. Um den chinesischen Kinomarkt mit in die Bilanz von Einspielergebnissen zu bekommen, stellen die Produzenten 24 Millionen Nordkoreaner gegen 90 Millionen eingetragene Waffen in den Vereinigten Staaten. 90 Millionen registrierte Waffen, über die Dunkelziffer kann man spekulieren, würden bedeuten, dass auf jeden Nordkoreaner mindestens drei registrierte amerikanische Waffen warten. Und der Amerikaner schießt schnell, wenn es um das eigene Hab und Gut geht. Wenn man Wikipedia trauen kann, dann haben die Streitkräfte Nordkoreas 1,2 Millionen Soldaten. Das würde ja 75 amerikanische Waffen aus Privatbesitz für jeden koreanischen Soldaten bedeuten. Ach je, die Nordkoreaner konnten ja noch nicht einmal ihr direktes Nachbarland einnehmen.
Man kann das Jammern förmlich spüren: Aber es doch nur ein Film. Nein, ist es nicht. „Nur“ darf man in so einem Fall einfach nicht gelten lassen, weil die Produzenten den Zuschauer einfach nicht ernstnehmen. Nicht die Spur einer möglichen Erklärung für den Hintergrund wird gezeigt. Es ist nur das bloße Ausschlachten eines als Kult-Klassiker deklarierten Films, der zu einer anderen Zeit entstand mit einem vollkommen anderen politischen Weltklima. Der überzogene Hurra-Patriotismus von Milius‘ ROTER FLUT war ein provozierender Gewaltakt gegen alle linken Gesinnungen, die nach Abrüstung schrien und gegen Präsident Reagans Philosophie vom „Reich des Bösen“ protestierten. Das macht den Film keineswegs intelligenter oder gar besser. Man muss sich nur die Waldsequenz in Erinnerung rufen, wo eine Handvoll Teenager nach gerade einmal drei Monaten mit einer Waffe in der Hand erfolgreich einen Trupp ausgebildeter Soldaten ausschalten.
Wie nahe Akzeptanz und Scheitern bei einem kontrovers gemeinten Film beieinander liegen, zeigen ROTE FLUT und RED DAWN sehr gut. Man sollte dabei auch berücksichtigen, wie wenig dazu gehört hätte, aus dem aktuellen RED DAWN einen funktionierenden Action-Film zu machen, denn die Action ist ordentlich und reichlich. So ist er nur ein Ärgernis. Denn man sollte einiges von einem Film erwarten dürfen, dessen Vorgänger so bewusst Kontroversen heraufbeschworen hat. So ist es eben Nordkorea. Wie austauschbar der Feind doch sein kann, zeigt, dass man weder aktuelle Bezüge noch kulturpolitische Anspielungen jemals in Betracht gezogen hat. Man darf nicht alles als Popcorn-Kino akzeptieren, nur weil es sich der Einfachheit halber als solches präsentiert.
DIE ROTE FLUT (1984)
Darsteller: Patrick Swayze, C. Thomas Howell, Lea Thompson, Charlie Sheen, Darren Dalton, Jennifer Grey, Brad Savage, Powers Boothe u.a.
Regie: John Milius
Drehbuch: John Milius, Kevin Reynolds
Kamera: Ric Waite
Bildschnitt: Thom Noble
Musik: Basil Poledouris
Produktionsdesign: Jackson De Govia
zirka 114 Minuten
USA 1984[/one_half][one_half_last]
RED DAWN (2012)
Darsteller: Chris Hemsworth, Josh Hutcherson, Josh Peck, Isabel Lucas, Connor Cruise, Adrianne Palicki, Brett Cullen, Jeffrey Dean Morgan u.a.
Regie: Dan Bradley
Drehbuch: Carl Ellsworth, Jeremy Passmorenach dem Drehbuch von Kevin Reynolds & John Milius
Kamera: Mitchell Amundsen
Bildschnitt: Richard Pearson
Musik: Ramin Djawadi
Produktionsdesign: Dominic Watkins
zirka 93 Minuten
USA 2012[/one_half_last]
Promofotos Copyrights: Fassung 2012 Concorde Filmverleih / FilmDistrict – Fassung 1984 MGM / 20th Century Fox
Ein sehr einseitig geschriebener Artikel.
Habe den Film grade gesehen und eigentlich nachgeschaut ob es noch einen 2. Teil gibt da das Ende es ermöglicht als ich über Ihren Artikel gestolpert bin.
Aus Sicht eines ehemaligen Militärs mit Auslandserfahrung muss ich zugeben das ich den Plot nichtmal so abwägig finde.
1. Hat sich die Nato auch im Remake aufgelöst, in diesem durch wirtschaftlichen Zusammenbruch.
2. Gibt es in diesem Film eine Nato ähnliche Organisation »Organisation für Zusammenarbeit im Pazifschen Raum«.
Dieser Tritt Nordkorea bei, andere Mitglieder sind Kasachstan, Tadschikistan, Usbekistan, Kirgististan und Russland, alleine stehen sie also nicht da.
3. Versucht Amerika dort wieder Weltpolizei zu spielen und stationiert Truppen im Mittelmeer bis Asiatischen Raum, hat also auch ein Defizit an Heimtruppen.
4. Alle Waffen der Amerikaner aufzählen von Zivilisten und sagen die Soldaten hätten keine Chance, im gleichen Artikel aber sagen die Jugendlichen hätten mit der 3 Monatigen Ausbildung keine Chance gegen Soldaten ist etwas Kontrovers oder nicht?
Wie können die Jugendlichen mit 3 Monaten – Also solange wie unsere Grundausbildung um das nur mal anzumerken (Und danach können die Rekruten Waffen schießen, auseinander setzen und zusammensetzen, Funktionsüberprüfungen durchführen, reinigen und bei uns noch den ganzen Formaldienst, Daten der Waffen, Gesetze der Soldaten etc. pp. und haben noch Ruhezeiten, also eine reine Ausbildung nur zum Kampf wird in 3 Monaten wohl um einiges effizienter sein) – die Nordkoreanischen Soldaten Plattmachen das ergibt gar keinen Sinn, gleichzeitig sollen aber die erwachsenen Zivilisten, die dann wohl noch weniger Kampfausbildung bekommen haben als die Jugendlichen durch einen USMC, auf einmal eine Chance haben gegen die Soldaten, das ergibt doch keinen Sinn.
5. Wird im Film auch sehr klar der Angriff erklärt.
Der erste Angriff erfolgt durch eine neuartige EMP die sämtliche Elektronik lahmgelegt hat inklusive Netz, Kraftwerken und Notstrom sowie die Trafos zerstört.
Nicht umsonst sind Armeen gegen EMP geschützt, eine Armee ohne Elektronik und grade eine neumodig ausgerichtete wie die USA verlieren damit sämtliche Lenkwaffensysteme die zur Abwehr von Flug- und Marineangriffen genutzt werden, sowie gegen Interkontinentalraketen, also die National Missile Defense oder wie auf Deutsch bekannt der US-Raketenschirm.
Der Ausfall der Funkverbindungen macht eine Koordinierung einer Armee unmöglich wodurch die Zahl statt Millionen und »Wir werden Angegriffen« und es kommen Zehntausende schwere Verstärkungen um die Front zu halten, auf einmal zusammenbricht zu wer vor Ort ist ist alleine was ein Überrennen möglich macht und damit immer weiter vordringen.
Dazu kommt der Ausfall vieler weiterer Systeme, Lenksysteme Jets, verschiedene Waffenkontrollsysteme der Infantrie, Luftwaffe, Marine und Panzerdivisionen etc. pp. eine Armee die auf alte Technick ausgelegt ist die mehr Analog funktioniert wie Teile der Russischen und fast alles der Nordkoreaner kann unter diesen Umständen also durchaus besser agieren als eine die sich auf Ihren technologischen Fortschritt verlässt.
Es wird auch gesagt das Städte mit Taktischen nicht-nuklearen Waffen beschossenen wurden, nehmen wir Washington D.C. als Beispiel reicht eine Bombe die 10km Sprengradius hat um Weißes Haus und Pentagon gleichzeitig zu zerstören (Eigentlich sogar schon um die 6 aber naja Kulanz) würde also ausreichen um die komplette Führungsriege auszuschalten, oder halt einzelne Bomben für die Gebäude.
In D.C. mit 177km² ist die Spitze aller 3 Regierungsgewalten, 1945 konnte Zweibrücken mit 77² schon zu 90% zerstört werden nur so zum Vergleich, Waffen sind nicht schwächer geworden ;)
Es wird auch gesagt das Russland schwere Geräte und Flugzeuge stellt, hat sich also was mit »nur 1,2Millionen Nordkoreaner«.
Natürlich ist es aber immernoch ein Film und vieles ist Quatsch.
Protagonisten werden durch Plot-Protect beschützt und können agieren wie Sie wollen, ohne Deckung mitten auf der Straße.
Die Ausbildung ist natürlich kurz, theoretisch sollte es nur bei Kampffokus zwar möglich sein jemanden in unter einem Monat Kampftauglich zu machen so das er auch halbwegs effizient agieren kann, in der Praxis würden viele Leute den Drill der damit einhergeht aber nicht verkraften.
Desweiteren würden wohl viele Menschen nicht verkraften überhaupt zu schießen geschweige den anzusehen was Ihre Schüsse verursachen.
Desweiteren wie immer die Darstellung wie Leute auf den Abschuss einer scharfen Waffe reagieren da die nunmal nicht so leise sind wie in Filmen dargestellt.
Da könnte man jetzt noch einiges anführen aber dies sind filmerische Freiheiten die fast jeder Actionfilm sich herausnimmt da er sonst auch kaum als Actionfilm durchgehen würde heutzutage.
Der Plot ansich ist aber wie gesagt nichtmal sooo extrem Abwägig.
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Ich bin etwas verwirrt.
Der einleitende Satz behauptet, ich hätte einseitig geschrieben.
Dann folgen knapp 700 Worte, mit denen nicht erklärt wird, wo meine Einseitigkeit liegen sollte.
Am Ende werden meine negativen Kritikpunkte (der Quatsch mit dem realistisch möglichen Hintergrund und den kämpfenden Kindern ohne Ausbildung) aufgenommen und bestätigt.
Und ich widerspreche mich nicht mit den nordkoreanischen Soldaten, weil die Invasion niemals so ablaufen würde, wie gezeigt. Wegen des privaten Waffenarsenals. Wie das ausgehen würde steht hier nicht zur Debatte.
Ganz ehrlich, ich habe nicht die geringste Ahnung was sie mir mit ihren Zeilen mitteilen möchten, welche an eine Filmrezension gerichtet sind, und nicht an einen politischen Kommentar.
Gruß Uwe Kraus
P.S.: Ich war in den Achtzigern einige Jahre in dem Verein. Da sind diese diversen Szenarien unendlich oft durch gekaut worden, also nichts Neues.
Da hatte offensichtlich mit jemand mit einem Militärfetisch viel Sendungsbewusstsein und die unbedingte Motivation uns das in diesem Wall Of Text unbedingt mitteilen zu müssen … Als ob man in irgendeiner Organisation gewesen sein muss, um einen Film bewerten zu können …
Hallo »Octomore«. Zu viel vom gleichnamigen Getränk missbraucht und dann besoffen im Internet rumgetrollt? Auf einen 11 Jahren alten Text? Getrolle wird hier nicht freigeschaltet.