RED 2 – Bundesstart 12.09.2013
Drei Jahre später. Dem Rentner im Film geht es wie jedem anderen Rentner auch. Er hat nie Zeit, kommt nie zur Ruhe. Und war man dann noch CIA-Agent, will sowieso ständig jemand was von einem. Frank Moses kann nicht einmal in Ruhe im Baumarkt einkaufen. Das mit seiner Freundin Sarah läuft prächtig, und nach den Ereignissen im ersten Teil, hat Frank geschworen, sie nie wieder in Gefahr zu bringen. Das ist leicht gesagt, denn wenn plötzlich der pessimistische Zyniker Marvin wieder auftaucht, dann ist was am kochen. Und unversehener Dinge befindet sich Frank auf einem ungewollten martialischen Feldzug rund um die Welt, und Sarah immer sauber mit im Kugelhagel. Sie treffen alte Bekannte wie Victoria und Ivan, und neue Freunde wie den Killer Han Cho Bai und den verrückten Wissenschaftler Edward Bailey. Doch keine Zeit für muntere Plaudereien, denn es kracht und schießt an allen Ecken und Enden. Nun war der erste Teil von RED durchaus ein gelungener Spaß mit vermeintlich alten Menschen, die ihre Profession einfach nicht hinter sich lassen können. Aber das damals von Robert Schwentke inszenierte Star-Vehikel war dann doch eine Spur zu brav, und auch nicht so von Action geprägt, als dass es sich einen dauerhaften Ruf erkämpft hätte. Eine Fortsetzung ließ da natürlich verwundert aufhorchen.
Wer verwundert aufgehorcht hat, sich aber dennoch von Teil Eins unterhalten fühlte, der wird seine wahre Freude bei dieser Fortsetzung finden. Aber auch Quereinsteiger können von diesem Action-Spaß überzeugt werden, der auch hält, was die Regeln einer Fortsetzung versprechen. Von Kamera, über Schnitt, bis hin zum Produktionsdesign von Set-Bauten und Ausstattung, ist RED 2 ein tadelloser, allerdings auch recht durchschnittlicher Film, der sich durch keine seiner technischen Aspekte besonders hervor tut. Doch RED 2 hat etwas, dass anderen Filmen dieser Art fehlt, und das ist sind motivierte Drehbuchschreiber. Jon und Erich Hoeber haben 2010 einen soliden Film aus der Graphic-Novel von Warren Ellis und Cully Hamner heraus geschrieben. Doch ob nun durch halbherzige Kritiken oder selbstkritische Reflexion, haben Jon und Erich Hoeber ein weiteres Drehbuch geschrieben, welches sich weit über ihren Vorgänger abhebt. RED 2 ist um Längen witziger, bei weitem actionreicher, und zudem noch wesentlich kurzweiliger.
Sind tatsächlich die Drehbuchschreiber die treibende Kraft dieses aufstrebenden Umschwungs, oder gar die Schauspielführung des Regisseurs? Ohne den kreativen Köpfen zu nahe zu treten, ist es zweifellos das Schauspieler-Ensemble selbst, welches RED 2 zu dem macht, wie es sich seinem Publikum präsentiert. Leicht, losgelöst, und aller Konventionen entledigt. Die Schauspieler wollten scheinbar nur eine gute Zeit am Set, was sich absolut positiv auf den Film auswirkt. Es sind keine Darsteller die hier miteinander spielen, es sind Menschen die tatsächlich eine gemeinsame Vergangenheit gehabt haben. Ihre Chemie ist umwerfend und wischt alle noch so fein choreografierten Action-Szenen auf Seite. Willis mit Parker, Parker mit Malkovich. Es macht durchweg Spaß, dem Triumvirat zu folgen. Wie Frank seine Freundin beschützen will, wie Sarah endlich selbst auf jemanden schießen möchte, wie Marvin Frank immer wieder hintergeht, indem er ständig Sarah heimlich etwas Agentenarbeit beibringt. Wenngleich sich John Malkovich als eigentlicher Star herausarbeitet, findet er seinen Meister in Anthony Hopkins, der einen vollkommen überdrehten Wissenschaftler gibt, der alle überdrehten Wissenschaftler weit hinter sich lässt.
Ja, und Action gibt es auch noch. Am laufenden Filmmeter. Schön aufgekratzt, weit überhöht, und vortrefflich inszeniert. Dean Parisot hat vor langer Zeit einmal mit GALAXY QUEST auf sich aufmerksam gemacht, ein Film der zeigte, was für ein genauer, aber auch gewitzter Beobachter der Regisseur ist. Parisot muss sich hier bewusst gewesen sein, dass sich ein auf Action ausgerichteter Film kaum von anderen Werken dieses Genres abheben würde. Die Gewichtung letztlich doch auf den Charakteren zu lassen war ein grandioser Schachzug. Ein bisschen was vom Drehbuch, und einiges vom Regisseur. Dass es am Ende allerdings derart gut funktioniert, das liegt an diesem phänomenal harmonierenden Ensemble. Und eine zweite Fortsetzung wird niemanden verwundert aufhorchen lassen. Die ist von hier an geschuldet.
R.E.D. 2 – NOCH ÄLTER, HÄRTER, BESSER
Darsteller: Bruce Willis, Mary-Louise Parker, Helen Mirren, Anthony Hopkins, John Malkovich, Byung-hun Lee, Catherine Zeta-Jones, Brian Cox, David Thewlis u.v.a.
Regie: Dean Parisot
Drehbuch: Jon Hoeber, Erich Hoeber
Kamera: Enrique Chediak
Bildschnitt: Don Zimmermann
Musik: Alan Silvestri
Produktionsdesign: Jim Clay
zirka 116 Minuten
USA 2013
Promofotos Copyright Concorde Filmverleih / Summit Entertainment