Ich war sehr gespannt, ob die Autorin in der Lage sein würde, die Qualität des vorangegangenen Doppelbandes halten zu können. Wobei in den ersten beiden Romanen eine Geschichte erzählt wird, im Falle von PRÄLUDIUM ist die Handlung abgeschlossen. Auch dieses Buch ist beim Acabus-Verlag erschienen.
Klappentext:
In Venezia a Cupola ist Karneval – wie jeden Tag seit die einstige Lagunenstadt vom Medienkonzern Glob4Kic! zum Freizeitpark umfunktioniert wurde. In den nächtlichen Wirren des Festes erschlägt der talentierte Dieb Aldo Farouche einen Hehler und flüchtet Hals über Kopf nach Hanseapolis. Dort wird wenig später seine kristallisierte Leiche gefunden und die Ermittler Elias Kosloff und Louann Marino stehen vor einem Rätsel.
Welches Geheimnis birgt der bei dem Toten gefundene Jeanne-Kristall? Und wo befinden sich die mysteriösen Präludien, die in Zusammenhang mit dem Mord zu stehen scheinen? Kosloff und Marino werden immer weiter in ein undurchsichtiges Netz aus Täuschungen verstrickt. Glob4Kic!, die Wölfin aus Ramla City, die Bruderschaft der Schwarzen Schlange – jeder der Kontrahenten verfolgt ein eigenes Ziel. Der finale Kampf um Macht und Kontrolle ist der Schlusspunkt der atemlosen Jagd nach den Präludien!
Die vierundzwanzig Kapitel des Romans sind nach Chopins Präludien benannt und sollen auch vom Tempo her die Geschwindigkeit des musikalischen Vorbilds widerspiegeln. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Chopins Präludien nicht intim kenne, deswegen kann ich hierzu wenig sagen. Allerdings bin ich durchaus in der Lage, Begriffe wie »molto agitato« zu verstehen und erkenne an, dass im Kapitel dann auch entsprechend die Post abgeht.
Miriam Pharo breitet erneut die dystopische Zukunft vor dem Leser aus, die sie uns in vorangegangenen Romanen und auch in der eBook-Reihe ISAR 2066 vorgestellt hat. Und wie zuvor ist diese Zukunft dicht beschrieben, voller kleiner und großer technischer Details, die den SF-Fan erfreuen, und souverän vor dem Leser ausgebreitet. Man kauft ihr diese Zukunft einfach ab – und das ist einer der Hauptgründe für ein fulminantes Lesevergnügen – neben der Thrillerhandlung, die auch ohne die SF-Elemente bestehen könnte, aber natürlich ohne sie keinen Sinn macht.
Wenn man der Autorin etwas vorwerfen könnte, dann wäre das vielleicht, dass es möglicherweise ein paar Handlungsebenen, Verzwickungen und Nebencharaktere mehr gibt, als gut ist. Aber das ist vermutlich Geschmackssache und tatsächlich tut diese Vielfalt dem Roman eher gut als dass es negativ zu bewerten wäre.
Ein wirklicher Kritikpunkt sind für mich die eingeschobenen Infobreaks, die auch in PRÄLUDIUM wieder zu finden sind und in denen das Yahoogle Investigation Network Begriffe aus der Zukunft des Jahres 2066 erläutert. Die Einschub-Boxen an sich halte ich nach wie vor für eine brilliante Idee, leider kann ich das von der technischen Umsetzung nicht sagen, denn die Schrift ist für den grauen Hintergrund leider zu klein und zu verschnörkelt. Das wäre ohne die Hintergrundfarbe noch in Ordnung gegangen, mit ihr ist es aufgrund des hierbei nicht gut gelungenen Druckes Augenpulver. In Zukunft also bitte den Hintergrund einfach farblos lassen und die Infoboxen vielleicht anders abheben, beispielsweise durch einen Rand und einen etwas ausgeprägteren Schlagschatten.
Das ist aber, wie gesagt, ein technisches Problem des Drucks und durchaus keine inhaltliche Kritik, denn da lässt sich nichts Bemaulenswertes finden.
Vielmehr kann man sich an Sätzen erfreuen wie:
Genau jetzt wurden hinter verschlossenen Fenstern Masken an- und Skrupel abgelegt.
Solcherlei findet man zur Freude des Rezensenten immer wieder mal in Präludium – wie auch schon in den Vorgängerromanen. Die Autorin kann erfreulicherweise nicht nur mit der Zukunft umgehen, sondern ist auch noch in der Lage, solche Satz-Kleinodien wie den eben gelesenen abzuliefern. Wer sich angesichts dessen immer noch über die technischen Fachbegriffe und Anglizismen aufregen möchte, der soll das von mir aus tun – aber mir bitte nicht damit auf die Nerven gehen. Wie bereits in den Vorgängern sorgen die englischen »Fachbegriffe« für Kolorit, machen einen Teil des Faszination aus und gehören eben zum Stil der Autorin, ebenso wie deutlich durchschimmernde Anleihen bei US-Fernsehserien und Filmen. Und ich stehe darauf.
Erneut liefert Miriam Pharo, was angekündigt war: einen unterhaltsamen, temporeichen und vor allem intelligenten Thriller in einem sauber durchkonstruierten und leider zu glaubwürdigen Science Fiction-Setting. Mit Protagonisten, die trotz aller Eigenheiten und stellenweise finsterer Hintergründe durchaus sympathisch sind und Ecken und Kanten besitzen. Ich würde mir allerdings für einen eventuellen vierten Band wünschen, dass Marino Kosloff mal richtig zeigt, wo der Hammer hängt – und dass man mehr über die Bruderschaft erfährt … Ja, daraus kann man durchaus entnehmen, dass ich mich über einen weiteren Roman der Reihe freuen und ihn definitiv lesen würde.
Lesen. Gutes Stichwort … Lest das!
p.s.: es kann nicht schaden, zuvor die ersten beiden Bände zu konsumieren, um Setting und Charaktere kennen zu lernen, hint … hint …
PRÄLUDIUM
SEKTION 3 | HANSEAPOLIS Band drei
Miriam Pharo
Science Fiction-Thriller
Mai 2012
Taschenbuch 19x x12,5 cm
320 Seiten, EUR 13,90
ISBN-10: 3862821498
ISBN-13: 978–3862821495
eBook (Kindle): EUR 5,99
ASIN: B008BKATHA
Acabus-Verlag
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Coverabbildung PRÄLUDIUM und Klappentext Copyright 2012 Acabus-Verlag
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