Miriam Pharo – PRÄLUDIUM

Nach SCHLANGENFUTTER und SCHATTENSPIELE legt die Autorin Miri­am Pha­ro mit PRÄLUDIUM den drit­ten Band um die Poli­zei-Sek­ti­on 3 der Metro­po­le Han­se­a­po­lis vor. Erneut wird das Ermitt­ler­team Eli­as Kos­loff und Louann Mari­no mit einem undurch­sich­ti­gen Fall kon­fron­tiert und erneut müs­sen die Detec­ti­ves fest­stel­len, dass sich hin­ter einem ver­meint­lich simp­len Ver­bre­chen viel mehr ver­birgt, als man ange­nom­men hätte.

Ich war sehr gespannt, ob die Autorin in der Lage sein wür­de, die Qua­li­tät des vor­an­ge­gan­ge­nen Dop­pel­ban­des hal­ten zu kön­nen. Wobei in den ers­ten bei­den Roma­nen eine Geschich­te erzählt wird, im Fal­le von PRÄLUDIUM ist die Hand­lung abge­schlos­sen. Auch die­ses Buch ist beim Aca­bus-Ver­lag erschienen.

Klap­pen­text:

In Vene­zia a Cup­o­la ist Kar­ne­val – wie jeden Tag seit die eins­ti­ge Lagu­nen­stadt vom Medi­en­kon­zern Glob4Kic! zum Frei­zeit­park umfunk­tio­niert wur­de. In den nächt­li­chen Wir­ren des Fes­tes erschlägt der talen­tier­te Dieb Aldo Farou­che einen Heh­ler und flüch­tet Hals über Kopf nach Han­se­a­po­lis. Dort wird wenig spä­ter sei­ne kris­tal­li­sier­te Lei­che gefun­den und die Ermitt­ler Eli­as Kos­loff und Louann Mari­no ste­hen vor einem Rätsel.

Wel­ches Geheim­nis birgt der bei dem Toten gefun­de­ne Jean­ne-Kris­tall? Und wo befin­den sich die mys­te­riö­sen Prä­lu­di­en, die in Zusam­men­hang mit dem Mord zu ste­hen schei­nen? Kos­loff und Mari­no wer­den immer wei­ter in ein undurch­sich­ti­ges Netz aus Täu­schun­gen ver­strickt. Glob4Kic!, die Wöl­fin aus Ram­la City, die Bru­der­schaft der Schwar­zen Schlan­ge – jeder der Kon­tra­hen­ten ver­folgt ein eige­nes Ziel. Der fina­le Kampf um Macht und Kon­trol­le ist der Schluss­punkt der atem­lo­sen Jagd nach den Präludien!

Die vier­und­zwan­zig Kapi­tel des Romans sind nach Cho­pins Prä­lu­di­en benannt und sol­len auch vom Tem­po her die Geschwin­dig­keit des musi­ka­li­schen Vor­bilds wider­spie­geln. Ich muss zu mei­ner Schan­de geste­hen, dass ich Cho­pins Prä­lu­di­en nicht intim ken­ne, des­we­gen kann ich hier­zu wenig sagen. Aller­dings bin ich durch­aus in der Lage, Begrif­fe wie »mol­to agi­ta­to« zu ver­ste­hen und erken­ne an, dass im Kapi­tel dann auch ent­spre­chend die Post abgeht.

Miri­am Pha­ro brei­tet erneut die dys­to­pi­sche Zukunft vor dem Leser aus, die sie uns in vor­an­ge­gan­ge­nen Roma­nen und auch in der eBook-Rei­he ISAR 2066 vor­ge­stellt hat. Und wie zuvor ist die­se Zukunft dicht beschrie­ben, vol­ler klei­ner und gro­ßer tech­ni­scher Details, die den SF-Fan erfreu­en, und sou­ve­rän vor dem Leser aus­ge­brei­tet. Man kauft ihr die­se Zukunft ein­fach ab – und das ist einer der Haupt­grün­de für ein ful­mi­nan­tes Lese­ver­gnü­gen – neben der Thril­ler­hand­lung, die auch ohne die SF-Ele­men­te bestehen könn­te, aber natür­lich ohne sie kei­nen Sinn macht.

Wenn man der Autorin etwas vor­wer­fen könn­te, dann wäre das viel­leicht, dass es mög­li­cher­wei­se ein paar Hand­lungs­ebe­nen, Ver­zwi­ckun­gen und Neben­cha­rak­te­re mehr gibt, als gut ist. Aber das ist ver­mut­lich Geschmacks­sa­che und tat­säch­lich tut die­se Viel­falt dem Roman eher gut als dass es nega­tiv zu bewer­ten wäre.

Ein wirk­li­cher Kri­tik­punkt sind für mich die ein­ge­scho­be­nen Info­breaks, die auch in PRÄLUDIUM wie­der zu fin­den sind und in denen das Yahoog­le Inves­ti­ga­ti­on Net­work Begrif­fe aus der Zukunft des Jah­res 2066 erläu­tert. Die Ein­schub-Boxen an sich hal­te ich nach wie vor für eine bril­li­an­te Idee, lei­der kann ich das von der tech­ni­schen Umset­zung nicht sagen, denn die Schrift ist für den grau­en Hin­ter­grund lei­der zu klein und zu ver­schnör­kelt. Das wäre ohne die Hin­ter­grund­far­be noch in Ord­nung gegan­gen, mit ihr ist es auf­grund des hier­bei nicht gut gelun­ge­nen Dru­ckes Augen­pul­ver. In Zukunft also bit­te den Hin­ter­grund ein­fach farb­los las­sen und die Info­bo­xen viel­leicht anders abhe­ben, bei­spiels­wei­se durch einen Rand und einen etwas aus­ge­präg­te­ren Schlagschatten.

Das ist aber, wie gesagt, ein tech­ni­sches Pro­blem des Drucks und durch­aus kei­ne inhalt­li­che Kri­tik, denn da lässt sich nichts Bemau­lens­wer­tes finden.

Viel­mehr kann man sich an Sät­zen erfreu­en wie:

Genau jetzt wur­den hin­ter ver­schlos­se­nen Fens­tern Mas­ken an- und Skru­pel abgelegt.

Sol­cher­lei fin­det man zur Freu­de des Rezen­sen­ten immer wie­der mal in Prä­lu­di­um – wie auch schon in den Vor­gän­ger­ro­ma­nen. Die Autorin kann erfreu­li­cher­wei­se nicht nur mit der Zukunft umge­hen, son­dern ist auch noch in der Lage, sol­che Satz-Klein­odi­en wie den eben gele­se­nen abzu­lie­fern. Wer sich ange­sichts des­sen immer noch über die tech­ni­schen Fach­be­grif­fe und Angli­zis­men auf­re­gen möch­te, der soll das von mir aus tun – aber mir bit­te nicht damit auf die Ner­ven gehen. Wie bereits in den Vor­gän­gern sor­gen die eng­li­schen »Fach­be­grif­fe« für Kolo­rit, machen einen Teil des Fas­zi­na­ti­on aus und gehö­ren eben zum Stil der Autorin, eben­so wie deut­lich durch­schim­mern­de Anlei­hen bei US-Fern­seh­se­ri­en und Fil­men. Und ich ste­he darauf.

Erneut lie­fert Miri­am Pha­ro, was ange­kün­digt war: einen unter­halt­sa­men, tem­po­rei­chen und vor allem intel­li­gen­ten Thril­ler in einem sau­ber durch­kon­stru­ier­ten und lei­der zu glaub­wür­di­gen Sci­ence Fic­tion-Set­ting. Mit Prot­ago­nis­ten, die trotz aller Eigen­hei­ten und stel­len­wei­se fins­te­rer Hin­ter­grün­de durch­aus sym­pa­thisch sind und Ecken und Kan­ten besit­zen. Ich wür­de mir aller­dings für einen even­tu­el­len vier­ten Band wün­schen, dass Mari­no Kos­loff mal rich­tig zeigt, wo der Ham­mer hängt – und dass man mehr über die Bru­der­schaft erfährt … Ja, dar­aus kann man durch­aus ent­neh­men, dass ich mich über einen wei­te­ren Roman der Rei­he freu­en und ihn defi­ni­tiv lesen würde.

Lesen. Gutes Stich­wort … Lest das!

p.s.: es kann nicht scha­den, zuvor die ers­ten bei­den Bän­de zu kon­su­mie­ren, um Set­ting und Cha­rak­te­re ken­nen zu ler­nen, hint … hint …

PRÄLUDIUM
SEKTION 3 | HANSEAPOLIS Band drei
Miri­am Pharo
Sci­ence Fiction-Thriller
Mai 2012
Taschen­buch 19x x12,5 cm
320 Sei­ten, EUR 13,90
ISBN-10: 3862821498
ISBN-13: 978–3862821495
eBook (Kind­le): EUR 5,99
ASIN: B008BKATHA
Acabus-Verlag

Creative Commons License

Cover­ab­bil­dung PRÄLUDIUM und Klap­pen­text Copy­right 2012 Acabus-Verlag

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AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

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