MEN IN BLACK 3

Die cools­ten Son­nen­bril­len sind zurück. Und man fragt sich, ob es den belieb­ten Lein­wand­hel­den dabei ähn­lich aufs Gemüt schlägt, die Welt stän­dig so leicht unter­be­lich­tet erfah­ren zu müs­sen. Ob mit Pola­ri­sa­ti­ons- oder Shut­ter­bril­len, der erlebt Zuschau­er die­se ins Herz geschlos­se­ne Welt von skur­ri­len Außer­ir­di­schen und abge­brüh­ten Geheim­agen­ten ein­fach nicht in der Bril­lanz, die Bo Welch als Bild­ge­stal­ter beab­sich­tigt hat­te. Wie viel Licht­stär­ke die Pro­jek­ti­on im 3‑D-Pro­zess tat­säch­lich ver­liert, dar­über strei­ten sich die Geis­ter, weil es schließ­lich inter­es­sen­ab­hän­gig ist. Blo­ße Zah­len sind aller­dings auch unbe­deu­tend, denn wie bei allen ande­ren 3‑D-Fil­men ist es auch bei MEN IN BLACK 3 stö­rend und auf­fal­lend zu viel.

Die nach­träg­li­che Kon­ver­tie­rung ins Ste­reo­sko­pi­sche ist nichts­des­to­trotz ohne Makel. Umso mehr fällt auf, dass Bo Welch wäh­rend sei­ner Kame­ra­ar­beit nicht an der anste­hen­den 3‑D-Kon­ver­tie­rung inter­es­siert war und kon­se­quent einer klas­si­schen Bild­auf­tei­lung folg­te. Sehr vie­le mög­li­che Effek­te ver­puf­fen dabei ohne Wir­kung, wo eine Wir­kung durch­aus Spaß und Sinn gemacht hät­te. Trotz aller Unan­nehm­lich­kei­ten gibt es zwei prä­gnan­te Sequen­zen, in denen 3‑D sei­nen vol­len und dabei auch ange­dach­ten Effekt erzielt. Die­se ein­bren­nen­den Sequen­zen ent­schä­di­gen auch dafür, dass die Ste­reo­sko­pie für den Rest des Films nichts bei­zu­tra­gen versteht.

Wei­ter gese­hen ver­steht es Etan Cohens Geschich­te, alles in den Film zu packen, was man von MEN IN BLACK auch erwar­tet. Und erneut insze­niert Bar­ry Son­nen­feld, wie der Zuschau­er es von MEN IN BLACK erwar­ten kann. Das ist oft­mals sehr unter­halt­sam, aber gera­de in den ers­ten 45 Minu­ten auch sehr bemüht. Nach 14 Jah­ren Part­ner­schaft müss­ten Agent J und Agent K mit ihrem pri­va­ten Ver­hält­nis wesent­lich wei­ter gekom­men sein. Aber hier will Son­nen­feld mit der alt­her­ge­brach­ten Expo­si­ti­on der Cha­rak­te­re ganz deut­lich die unend­lich lan­ge schei­nen­de Zeit­span­ne von zehn Jah­ren über­brü­cken, die seit dem letz­ten Film ver­gan­gen ist. Das Ergeb­nis kann man durch­aus mit gemisch­ten Gefüh­len betrach­ten. Wäh­rend sich die Figu­ren sträf­li­cher­wei­se nicht wei­ter­ent­wi­ckelt haben, tut es doch gut, die quir­li­ge Plau­der­ta­sche und die gries­grä­mi­ge Bull­dog­ge end­lich wie­der im geliebt-gewohn­ten Modus agie­ren zu sehen.

MEN IN BLACK war ein Phä­no­men, wel­ches mit dem drit­ten Film gefes­tigt oder zumin­dest bestä­tigt wer­den muss. Das Risi­ko war enorm und, wie sich her­aus­stellt, die dar­aus resul­tie­ren­den Sor­gen durch­aus berech­tigt. Die Insze­nie­rung ist geschlif­fen, die Dar­stel­ler sind in bewähr­ter Rou­ti­ne. Alles gefällt und alles scheint rich­tig. Aber zu kei­nem Zeit­punkt hat man das Gefühl, etwas Neu­es oder etwas Ande­res zu erle­ben. Dabei haben die Macher tat­säch­lich einen genia­len Kniff gefun­den, den Kreis inner­halb der nun bestehen­den Tri­lo­gie zu schlie­ßen. Auch das ver­läuft nicht so rich­tig rund und hin­ter­lässt eini­ges an Fra­gen. Doch ist das hier kei­ne wis­sen­schaft­li­che Abhand­lung, und so erlau­ben sich die­se MEN IN BLACK, ihr Haupt­au­gen­merk auf das Wesent­li­che zu rich­ten. Im Sin­ne der Kurz­weil ist das legi­tim und ver­ständ­lich. Hier muss man dem Show- und Unter­hal­tungs­wert Vor­rang geben, weil der Dreh- und Angel­punkt der Geschich­te in sei­ner Kom­ple­xi­tät gar kei­ne seriö­se Dis­ser­ta­ti­on zulässt.

Na gut, um dem Spoi­ler Nah­rung zu geben, es han­delt sich um Zeit­rei­se. Nichts, was man nicht schon gese­hen, gehört oder in phi­lo­so­phi­schen Streit­ge­sprä­chen zwi­schen Nerds und Sci­Fi-Fans aus­führ­lich aus­dis­ku­tiert hät­te. Aber im Uni­ver­sum der MEN IN BLACK ist das eben neu, nicht für den Zuschau­er oder die Kino­welt, aber für den futu­ris­ti­schen Agent J und den ver­jüng­ten Agent K. Viel sozio­lo­gi­sche Ver­wir­run­gen, spa­ßi­ge Kul­tur­kon­flik­te, extrem span­nen­der Count­down in his­to­ri­schem Kon­text. MEN IN BLACK gibt alles, nicht unbe­dingt das Bes­te, aber immer­hin genug, um eine Fan-Gemein­de bei Lau­ne zu hal­ten und einem unbe­darf­ten Publi­kum sehr gut zu gefal­len. Ja, Zeit­rei­sen waren immer ein heik­les Film­the­ma, aber in die­sem Fall wird es char­mant, auf­re­gend, leich­ten Her­zens und doch mit enor­mer Span­nung inszeniert.

Das ist die Krux des Spek­ta­kels, sich auf der einen Sei­te sei­nen Wur­zeln ver­pflich­tet zu zei­gen, neu und inno­va­tiv zu sein, sich dann aber auf der ande­ren Sei­te dem Neu­en ent­zie­hen zu schei­nen. Es gibt Augen­bli­cke, da stol­pert die Insze­nie­rung etwas unbe­hol­fen von Erwar­tungs­hal­tung zu Erwar­tungs­hal­tung. Aber genau­so oft über­rascht der Film mit genia­len Ideen und raf­fi­nier­tem Witz. MEN IN BLACK ist kein über­ra­gen­der, aber er ist ein sehr guter Film. Wider­sprüch­lich? Hört sich so an, ist es aber nicht. Immer­hin erspart uns der Film eine für das zukünf­ti­ge Fran­chise ver­jün­gen­de Staf­fel­über­ga­be oder einen nicht plau­si­blen Neu­an­fang. Es sind die MEN IN BLACK wie man sie will, wie man sie mag, wie sie gehö­ren. Und wem das nicht genug erscheint, dem bleibt wenigs­tens Micha­el Stuhl­barg als fünf­di­men­sio­na­ler Grif­fin, einer der zau­ber­haf­tes­ten und denk­wür­digs­ten Film­fi­gu­ren der ver­gan­ge­nen Kinojahre.

Tja, und das mit dem 3‑D. Es ist eben alles eine Fra­ge des Gel­des, also wird es uns gegen alle Wider­stän­de erhal­ten blei­ben. Und auch hier ist MEN IN BLACK wider­sprüch­lich, denn der ste­reo­sko­pi­sche Pro­zess trägt nicht wirk­lich zur Geschich­te bei, macht aber zwei der wich­tigs­ten Sze­nen des Films zu einem cine­as­ti­schen Glanz­licht. Wer die Chan­ce hat, MEN IN BLACK 3 nicht in 3‑D zu sehen, der soll­te sie auf kei­nen Fall ver­pas­sen. Wem nur die 3‑D-Fas­sung bleibt …, soll­te dem Film den­noch eine Chan­ce geben.

Jemai­ne Cle­ment als Boris die Bes­tie mit sei­nem Schöp­fer Rick Baker (Mit­te).

MEN IN BLACK III
Dar­stel­ler: Will Smith, Tom­my Lee Jones, Josh Bro­lin, Jemai­ne Cle­ment, Emma Thomp­son, Micha­el Stuhl­barg, Mike Col­ter, Ali­ce Eve, Nico­le Scher­zin­ger u.v.a.
Regie: Bar­ry Sonnenfeld
Dreh­buch: Etan Cohen, nach dem Mali­bu Comic von Lowell Cunningham
Kame­ra: Bill Pope
Bild­schnitt: Way­ne Wahr­man, Don Zimmerman
Musik: Dan­ny Elfman
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Bo Welch
zir­ka 106 Minuten
USA 2012

Pro­mo­fo­tos Copy­right Colum­bia Pic­tures / Sony Pic­tures Release

AutorIn: Bandit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.