MAD MAX: FURY ROAD

Poster Mad Max Fury Road

MAD MAX: FURY ROAD – Bun­des­start 14.05.2015

Als Geor­ge Mil­ler MAD MAX dreh­te, hat­te er ein Bud­get von umge­rech­net 650.000 US-Dol­lar zur Ver­fü­gung. Ein klei­ner, aber extrem fei­ner Explo­ita­ti­on-Thril­ler, oder wie man im Oz genann­ten Aus­tra­li­en ger­ne sagt, ein Ozplo­ita­ti­on-Thril­ler. Mil­ler setz­te damit nicht nur neue Stan­dards im Action-Kino, son­dern er gene­rier­te ein ganz eige­nes Sub-Gen­re. End­zeit­sze­na­ri­os, in der die Skru­pel­lo­sen die Macht an sich rei­ßen und der Auf­rech­te die Ord­nung wie­der her­stel­len kann. Die meis­ten die­ser Tritt­brett­fah­rer waren ita­lie­ni­sche Pro­duk­ti­on von unsäg­li­cher Art, und kamen die Fil­me aus Ame­ri­ka, waren sie den­noch nicht bes­ser. Erst zwei Jah­re spä­ter über­zeug­te Geor­ge Mil­ler die Film­welt, dass dies sein Gen­re war, sein Spiel­platz. THE ROAD WARRIOR – MAD MAX DER VOLLSTRECKER setz­te erneut Stan­dards. Die Stunt-Arbeit und ‑Koor­di­na­ti­on wur­de in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten höchs­tens von SPEED und dem ers­ten DIE HARD erreicht, aller­dings nicht über­trof­fen. Erst 2015 schaff­te es ein Film, noch wag­hal­si­ge­re, noch extre­me­re Action-Sequen­zen auf die Lein­wand zu zau­bern.

War es 1979 und 1981 noch gar nicht mög­lich mit Hil­fe des Com­pu­ters zu arbei­ten, sieht es heu­te schon ganz anders aus. Gutes Bei­spiel ist dafür die FAST AND FURIOUS-Rei­he, wo der ers­te Teil noch eine soli­de ech­te Stunt-Show prä­sen­tier­te, in den Nach­fol­gern die Unter­stüt­zung des Com­pu­ters aber immer unab­läs­si­ger wur­de. Das woll­te Mil­ler auf kei­nen Fall, und mit einem geschätz­ten, infla­ti­ons­be­rei­nig­ten hun­dert­fa­chen Bud­get gegen­über dem ers­ten Teil, konn­te er sich das auch her­aus­neh­men. Eine Fort­set­zung von MAD MAX war bei Film-Fans das begehr­tes­te Objekt, obgleich Fort­set­zun­gen grund­sätz­lich kei­nen gro­ßen Stel­len­wert bei Cine­as­ten und Kri­ti­ker haben. Acht­zig Pro­zent aller Effek­te in FURY ROAD sind hand­ge­macht, soge­nann­te Prac­ti­cal Effects. Der Com­pu­ter wur­de ledig­lich dazu benutzt, die öden Land­schaf­ten inter­es­san­ter zu gestal­ten, Stunt-Hil­fen wie Kabel oder Rigs zu ent­fer­nen, oder Char­li­ze The­rons ampu­tier­ten Arm zu retu­schie­ren. Es ver­wun­dert also nicht, dass von allen Mul­ti-Mil­lio­nen-Dol­lar-Pro­duk­tio­nen der letz­ten Jah­re, FURY ROAD die kür­zes­te Lis­te von Arbei­tern im Bereich der visu­el­len Effek­te im Abspann hat.

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Man darf nicht fra­gen, was Mil­ler eigent­lich durch den Kopf ging, eine Welt wie die­se zu kre­ieren. Weiß geschmink­te Sol­da­ten, über­frach­tet aus­ge­stat­te Kampf­mo­bi­le, gei­ßeln­de Gesichts­mas­ken. Alles muss einen mor­bi­den Charme ver­sprü­hen. Gerech­tig­keit ist zu kei­nem Zeit­punkt zu erwar­ten. Getö­tet wird aus Prin­zip, geherrscht wird nur mit Gewalt. Kopiert haben das vie­le, akzep­tiert hat man es nur in der kaput­ten Welt von Max. Jetzt beklagt man bei Fil­men mit wenig Gehalt und Tief­gang immer die­sen schlecht schme­cken­den Vor­wurf von Ein­falls­lo­sig­keit. Doch genau das ist es was man sich aus­ge­rech­net von die­sem Film erhoff­te. Ein­stim­mi­gen Dis­kus­sio­nen zufol­ge hat­te sich Mil­ler in JENSEITS DER DONNERKUPPEL etwas zu sehr gehen las­sen, die Sache mit den Kin­dern war dann doch viel zu weich­ge­spült. Und der Macher schien die Hoff­nun­gen erhört zu haben. FURY ROAD ist eine ein­zi­ge Jagd von A nach B. Der Film beginnt mit der Flucht der dem Herr­scher Immort­an Joe untreu gewor­de­nen Impe­ra­tor Furio­sa, die gleich mit fünf sei­ner Frau­en ins gelob­te Land flie­hen möch­te. Und der Film endet, wenn die­se Hetz­jagd ihr Ende fin­det. Dazwi­schen wird der Ein­zel­gän­ger Max gegen sei­nen Wil­len in die Gescheh­nis­se mit hin­ein­ge­zo­gen, bezieht Stel­lung, und ab und zu geht etwas zu Bruch.

Hat jeder Film der Rei­he sei­nen ganz eige­nen Look, ist dies auch bei FURY ROAD gelun­gen. Ent­ge­gen dem Trend bei End­zeit-Sze­na­ri­en auf Far­ben und Kon­tras­te zu ver­zich­ten, um die Trost­lo­sig­keit zu unter­strei­chen, lässt Mil­ler sei­nen Film in den mög­lichst kräf­tigs­ten Far­ben leuch­ten, und setzt die Kon­tras­te ziem­lich hoch. Dadurch erreicht er schon wie­der eine ganz eige­ne Optik, weil er der Har­mo­nie für das gewohn­te Sehen ent­ge­gen wirkt. 3500 Sto­ry­board-Bil­der ließ Mil­ler in der Vor­pro­duk­ti­on fer­ti­gen, um dar­aus ein Dreh­buch ent­wi­ckeln zu kön­nen, wel­ches auf erklä­ren­de Dia­lo­ge weit­ge­hendst ver­zich­ten kann. Immer­hin bedeu­tet das eine Zeich­nung für gera­de zwei Sekun­den. Aller­dings  macht sich das in der Insze­nie­rung auch bemerk­bar. Die Action-Sequen­zen kom­men ohne stö­ren­de Dia­lo­ge aus, und Mil­ler schafft es Zusam­men­hän­ge und Abfol­gen durch per­fek­ten Bild­auf­bau und Schnitt­fol­ge zu erklä­ren. Auf­fal­lend dabei ist John Sea­les Bild­ge­stal­tung, der die für eine Sze­ne not­wen­di­ge Figur immer ins Zen­trum des Bil­des setzt. Bei schnel­le­ren Schnitt­ra­ten hat der Zuschau­er umge­hend die wich­tigs­ten Infor­ma­tio­nen im Blick, der Bild­auf­bau rich­tet sich also nicht nach einem künst­le­ri­schen Anspruch, son­dern nach dem Gehalt der Sze­ne.

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Über­haupt sind die ein­zel­nen Action­pas­sa­gen außer­ge­wöhn­lich beherrscht und aus­ge­feilt insze­niert. Egal was, oder wie­viel pas­siert, und egal wie schnell und inten­siv etwas geschieht, kann der Zuschau­er dem Gesche­hen sehr genau fol­gen. Jason Ballan­ti­ne und Mar­ga­ret Sixel haben FURY ROAD geschnit­ten, und sie haben sehr akri­bisch dar­auf geach­tet, dass es nicht ein­fach nur spek­ta­ku­lär aus­sieht, son­dern dass eine Sequenz auch ver­ständ­lich und schlüs­sig für den Zuschau­er bleibt. Spek­ta­ku­lär ist FURY ROAD ohne­hin. Es gibt eini­ge, weni­ge, Dia­log­sze­nen, die eigent­lich jeder Beschrei­bung spot­ten. Aber die­se Sze­nen sind in ers­ter Linie Inseln, um das Publi­kum zuerst ein­mal wie­der atmen zu las­sen. Denn die Welt des ver­rück­ten Max ist kei­ne Welt, die durch gut gemein­te Gesprä­che zu einem bes­se­ren Ort wird.

Reboot und gleich­zei­tig Sequel, kann MAD MAX: FURY ROAD den Action-Freund sowie den Fan der ers­ten Tri­lo­gie über­zeu­gen. Viel ist über die Beset­zung spe­ku­liert wor­den. Und wenn der Film tat­säch­lich wie geplant pro­du­ziert wor­den wäre, dann hät­te es viel­leicht wirk­lich anders aus­ge­se­hen. So ist jetzt Tom Har­dy in die iko­ni­sche Leder­ja­cke geschlüpft, was durch­aus zu begrü­ßen ist. Hat­te Mel Gib­son als Max stets die­sen lee­ren, gequäl­ten Blick, brennt bei Har­dy unab­läs­sig die­ses Feu­er der Ver­gel­tung in den Augen. Und das ist gut so. Für vier Tei­le wur­de Tom Har­dy optio­niert, und man fragt sich nach die­sem furi­os spek­ta­ku­lä­ren Auf­takt, was in fol­gen­den drei Tei­len denn noch pas­sie­ren soll, oder wie man das Spek­ta­kel stei­gern kann. Blickt man ein wenig unter die Ober­flä­che, ist FURY ROAD auch nicht die Geschich­te von Max, son­dern von The­rons Impe­ra­tor Furio­sa. In die­ser aus­ge­brann­ten, von Gott ver­las­se­nen Welt, gibt es bestimmt sehr vie­le Geschich­ten von Cou­ra­ge  und vom Über­le­ben. Und all die­se Geschich­ten könn­ten etwas Hil­fe gebrau­chen, von jeman­den der ver­rückt genug ist, das Leben genau­so wenig zu akzep­tie­ren, wie den Tod selbst.

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MAD MAX: FURY ROAD
Dar­stel­ler: Tom Har­dy, Char­li­ze The­ron, Nicho­las Hoult, Rosie Hun­ting­ton-Whit­ley, Riley Keogh, Nathan Jones, Hugh Keays-Byr­ne u.a.
Regie: Geor­ge Mil­ler
Dreh­buch: Geor­ge Mil­ler, Brendan McCar­thy, Nick Lat­hou­ris
Kame­ra: John Sea­le
Bild­schnitt: Jason Ballan­ti­ne, Mar­ga­ret Sixel
Musik: Jun­kie XL
Stunt-Koor­di­na­tor: Keir Beck
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Colin Gib­son
120 Minu­ten
USA – Aus­tra­li­en 2015

Bild­rech­te: War­ner Bros.

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