POLTERGEIST 3D

Poster Poltergeist

POLTERGEIST – Bun­des­start 28.05.2015

Immer wie­der ent­fa­chen die Dis­kus­sio­nen über Sinn und Unsinn von Reboots, Remakes, oder Fort­set­zun­gen. Und das Für und Wider ergibt sich meist auch aus der Qua­li­tät der jewei­li­gen Pro­duk­ti­on. Eine unbe­kann­te aber schlaue Stim­me argu­men­tier­te, dass sich das jun­ge Ziel­pu­bli­kum kei­ne alten Fil­me anse­hen wür­de, es aber viel­leicht dazu ani­miert wer­den könn­te, wenn es zuerst ein­mal das Remake gese­hen habe. Im heu­ti­gen Zeit­al­ter der moder­nen Medi­en wun­dert es nicht, dass kei­ne alten Fil­me kon­su­miert wer­den, wo soll­te man auch die Zeit her­neh­men? Social Media, der Start meist zwei­er Block­bus­ter pro Woche, und es gibt mitt­ler­wei­le unglaub­lich vie­le qua­li­ta­tiv und inhalt­lich her­aus­ra­gen­de Fern­seh­se­ri­en. Als Ste­ven Spiel­berg POLTERGEIST pro­du­zier­te und von Tobe Hoo­per insze­nie­ren ließ, arbei­te­te man noch lan­ge mit prak­ti­schen, also hand­ge­fer­tig­ten, Spe­zi­al­ef­fek­ten. Das war 1982, also min­des­tens dop­pelt so lan­ge her, wie das heu­ti­ge Ziel­pu­bli­kum alt ist.

Aus den Free­lings wur­den die Bowens. Aus der lang eta­blier­ten Fami­lie wur­den neu zuge­zo­ge­ne Nach­barn. Der ehe­mals erfolg­rei­che Geschäfts­mann ist nun ein von Exis­tenz­angst geplag­ter Arbeits­lo­ser. Und das alte Röh­ren­ge­rät wan­del­te sich zum gro­ßen Flach­bild­schirm. Ansons­ten blieb alles beim alten. Ers­te ver­däch­ti­ge Geräu­sche, das selt­sa­me Ver­hal­ten der jüngs­ten Toch­ter, die mit dem Wand­schrank redet, und schließ­lich sich stei­gern­de über­na­tür­li­che Phä­no­me­ne. Bis Toch­ter Madi­son unver­mit­telt in die Zwi­schen­welt geris­sen wird. Da kann selbst ein Team von Para­psy­cho­lo­gen wenig machen. Es bedarf schon eines beson­de­ren Medi­ums, in die­sem Fall in Gestalt des bekann­ten Fern­seh-Geis­ter­jä­gers Car­ri­gan Bur­ke.

Um sich heu­te im Hor­ror­ki­no her­vor zu tun, muss man eini­ges leis­ten. Und mit einem Remake ist man da sicher bes­ser bera­ten, als mit einem Ori­gi­nal­stoff, denn da wird es ziem­lich eng im Feld. SINISTER, INSIDIOUS und sei­ne Fort­set­zun­gen, ANABELLE, und natür­lich die sich erwei­tern­de CONJURING-Rei­he. Dazwi­schen streu­te sich MAMA, ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN oder HOUSE AT THE END OF TIME. Auch OUIJA soll fort­ge­setzt wer­den. Nicht zu ver­ges­sen die gan­zen Ver­tre­ter der Exor­zis­mus-The­ma­tik. Und mit der PARANORMAL ACTI­VI­TY-Serie geht es im Okto­ber eben­falls wei­ter. Für den Gen­re-Freund ist also eini­ges gebo­ten. Blickt man nun auf die Neu­ver­fil­mung von POLTERGEIST, reiht er sich gut in den Trend ein, bei dem in Insze­nie­rung und Ori­gi­na­li­tät nur Varia­tio­nen zu bemer­ken sind. Nicht zu ver­ges­sen, dass bis zu die­ser Stel­le allein vom Geis­ter­haus-Hor­ror die Rede war. Geht man dann noch­mal 33 Jah­re zurück, muss man erschreckt fest­stel­len, wie wenig sich tat­säch­lich in der Ent­wick­lung von Insze­nie­rung und Ori­gi­na­li­tät getan hat. Was Tobe Hoo­pers POLTERGEIST damals bot, hat sich bis heu­te im Stil tat­säch­lich kaum ver­än­dert.

Wirk­lich Span­nung zu erzeu­gen fällt Regis­seur Gil Ken­an schwer, denn der Zuschau­er kennt die Sze­na­ri­en. Ken­an kon­zen­triert sich mehr auf die Show-Effek­te. Die Geis­ter im Fern­se­her, der Ein­gang zur Zwi­schen­welt, und die vor­an­ge­hen­den klei­nen Pol­ter­geist-Akti­vi­tä­ten. Man muss dem Regis­seur aller­dings unbe­dingt zugu­te hal­ten, dass er weit­ge­hend auf die bil­li­ge Vari­an­te des Schock­ef­fek­tes ver­zich­tet, wo in stil­len Sequen­zen unver­mit­telt etwas krei­schend ins Bild springt.

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Mit Sam Rock­well und Rose­ma­rie DeWitt hat man sehr ein­neh­men­de und glaub­wür­di­ge Dar­stel­ler gefun­den, die dem Film einen durch­aus gefes­tig­te Basis geben. DeWitt woll­te unbe­dingt die Rol­le, als sie zufäl­lig die Zuschau­er­re­ak­tio­nen bei der Pre­miè­re von CONJURING erleb­te. Kyle Cat­lett als Sohn Grif­fin hin­ge­gen, ist etwas zu gen­re­ty­pisch insze­niert, stets ängst­lich, immer miss­trau­isch, und den­noch öff­net er immer wie­der die Türen, hin­ter denen sich das Böse ver­ber­gen kann. Letzt­end­lich ist Jar­red Har­ris die eigent­li­che Offen­ba­rung für POLTERGEIST, auch wenn die Geschich­te ihn erst im letz­ten Drit­tel in die Hand­lung holt. Der Bri­te ist in den letz­ten Jah­ren sehr unauf­fäl­lig aber doch mit groß­ar­ti­gen Rol­len weit nach vor­ne gekom­men. Aus­ge­rech­net mit sei­nem Cha­rak­ter kommt ein gro­ßes Fra­ge­zei­chen über den Film, was gera­de das Fina­le angeht. Aber dar­über kann man dann doch wie­der hin­weg­se­hen. POLTERGEIST bleibt trotz allem ein effek­ti­ver Spuk, der sein Publi­kum errei­chen wird.

Ein ganz beson­de­res Poten­ti­al hät­te POLTERGEIST mit 3D ent­fal­ten kön­nen. Auch wenn im nor­ma­len Film­for­mat gedreht wur­de, war eine Kon­ver­tie­rung nicht nur abseh­bar, son­dern muss­te schon geplant sein. Dass sich die Bild­ge­stal­tung nicht nach den Mög­lich­kei­ten eines ste­reo­sko­pi­schen Bil­des aus­rich­te­te, ist voll­kom­men unver­ständ­lich. Längst sind selbst die klei­ne­ren Hor­ror-Pro­duk­tio­nen bei den gro­ßen Stu­di­os ange­sie­delt, und kei­ne Nischen­pro­duk­te von Inde­pen­dent-Labels mehr. Umso inten­si­ver hät­te sich die Pro­duk­ti­on um eine gestal­te­risch aus­ge­fal­le­ne­re Insze­nie­rung bemü­hen müs­sen. 3D wäre die Chan­ce gewe­sen, hät­te man die mög­li­chen Effek­te der kon­ven­tio­nel­len Bild­ge­stal­tung vor­ge­zo­gen. Zudem wäre es ein Allein­stel­lungs­merk­mal gewor­den, wel­ches sich nicht allein von der Vor­la­ge abhe­ben wür­de.

Aber war eine Neu­ver­fil­mung des­we­gen not­wen­dig gewe­sen? Nicht wegen Jar­red Har­ris, auch nicht wegen der nun am Com­pu­ter ent­stan­de­nen visu­el­len Effek­te, erst recht nicht wegen der all­seits bekann­ten Geschich­te. Gil Ken­an hät­te viel wei­ter über den Tel­ler­rand hin­aus bli­cken müs­sen, um die tat­säch­li­chen Mög­lich­kei­ten zu erken­nen. Frü­her hat­ten Hor­ror­fil­me einen gewis­sen Ein­fluss auf sei­ne Zuschau­er. DER WEISSE HAI zum Bei­spiel, oder AMITYVILLE HORROR. Und POLTERGEIST war da kei­ne Aus­nah­me. Heu­te ist das Hor­ror-Gen­re zu einer kur­zen Pha­se von Ner­ven­kit­zel gewor­den, die nicht nach­hält. Oder wel­cher Film schafft es heu­te noch, einem aus dem Publi­kum den Gang in den fins­te­ren Kel­ler zu ver­mie­sen, zögernd die Schrank­tür zu öff­nen, das Geräusch aus der Wand für etwas ande­res als die abküh­len­de Was­ser­lei­tung zu hal­ten? Aber POLTERGEIST ist des­we­gen auch kein schlech­te­rer Film, nur weil er sich als Neu­ver­fil­mung behaup­ten muss. Ob er ein jun­ges Publi­kum aller­dings dazu ani­mie­ren kann, doch ein­mal auf das Ori­gi­nal zurück­zu­grei­fen, bleibt frag­lich. POLTERGEIST ist genau die­se 94 Minu­ten Span­nung und Unter­hal­tung, die er auch sein will. Lei­der nicht dar­über hin­aus. Und dar­über hin­aus wäre viel mög­lich gewe­sen.

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POLTERGEIST 3D
Dar­stel­ler: Sam Rock­well, Rose­ma­rie DeWitt, Kyle Cat­lett, Ken­ne­di Cle­ments, Saxon Shar­bi­no, Jared Har­ris, Jane Adams, Sus­an Heyward, Nicho­las Braun u.a.
Regie: Gil Ken­an
Dreh­buch: Davis Lind­say-Abai­re, nach Ste­ven Spiel­berg
Kame­ra: Javier Aguir­re­s­a­ro­be
Bild­schnitt: Jeff Betancourt, Bob Muraw­ski
Musik: Marc Strei­ten­feld
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Kali­na Iva­nov
94 Minu­ten
USA 2015
Pro­mo­fo­tos Copy­right 20th Cen­tu­ry Fox of Ger­ma­ny

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