SAN ANDREAS in 3D

Poster San Andreas

SAN ANDREAS  – Bun­des­start 28.05.2015

Das ist ein Film, wie Roland Emme­rich ihn ger­ne gemacht hät­te. Falsch, Roland Emme­rich hat schon vie­le die­ser Fil­me gemacht. Aber Roland Emme­rich hat den­noch bei SAN ANDREAS garan­tiert eine rie­si­ge Freu­de. Es berei­tet aber auch ein die­bi­sches Ver­gnü­gen, wenn Städ­te in Schutt und Asche gelegt wer­den, solan­ge es gut gemacht ist. Schon 1936 tau­mel­te Clark Gab­le durch die Trüm­mer von SAN FRANCISCO, als die Lau­nen der San-Andre­as-Ver­wer­fung Schwie­rig­kei­ten mach­ten. Mit Sen­sur­round-Sound wur­de 1974 Los Ange­les von einem ERDBEBEN dem Erd­bo­den gleich gemacht. Lex Luthor will 1979 in SUPERMAN mit Hil­fe von Atom­ra­ke­ten sogar die Rei­bung der zwei Kon­ti­nen­tal­plat­ten dazu nut­zen, die West­küs­te im Meer ver­sin­ken zu las­sen. So aller­lei bil­li­ge Fil­me tum­meln sich dazwi­schen, und lan­ge danach, die Los Ange­les mit dem ‘Big One’ aus­lö­schen woll­ten. Ein seit ziem­lich lan­ger Zeit über­fäl­li­ges, aber von Wis­sen­schaft­lern erwar­te­tes Beben, wel­ches irgend­wo ent­lang der Ver­wer­fung das stärks­te, jemals gemes­se­ne sein wür­de. SAN ANDREAS zeigt dann auch gleich den gan­zen Vor­gän­gern, wie man es rich­tig kra­chen lässt. Tut sich aber schwer, bei Emme­richs 2012 gleich zu ziehen.

Wer dem Mar­ke­ting gefolgt ist, der wird eine gewis­se Vor­stel­lung davon haben, was ihn erwar­ten dürf­te. Und man wird gewiss nicht ent­täuscht. Hier sind die tadel­lo­sen visu­el­len Effek­te natür­lich Haupt­dar­stel­ler, die alles ande­re aus­spie­len. Wenn­gleich an eini­gen Stel­len die Auf­merk­sam­keit von Schnitt und Con­ti­nui­ty nicht bei der Sache waren. Wenn gla­mou­rös ein­ge­stürz­te Gebäu­de in der fol­gen­den Ein­stel­lung ger­ne wie­der auf­recht ste­hen, oder Sze­nen von flüch­ten­den Dar­stel­lern zwei­mal genutzt wer­den. Aber dar­über kann man leicht hin­weg­se­hen, denn das Spek­ta­kel an sich zählt, und das ist zu ein­hun­dert Pro­zent gege­ben. Wesent­lich schwe­rer ins Gewicht fällt hier die dün­ne Geschich­te, wel­che die atem­be­rau­ben­de Action immer wie­der unter­bricht. Ein frisch getrenn­tes Paar, die Schei­dungs­pa­pie­re lie­gen bereit, und dazwi­schen steht eine Toch­ter, die kei­ne Sei­te bevor­zugt. Was wird wohl pas­sie­ren? Die Toch­ter lernt bei einem Vor­stel­lungs­ge­spräch einen jun­gen Mann ken­nen, ver­schämt wer­den Tele­fon­num­mern aus­ge­tauscht. Was wird wohl nach den ers­ten Beben pas­sie­ren? End­los kaut die Hand­lung Plat­ti­tü­den durch, die sich schon vor Jahr­zehn­ten leer gelau­fen haben. Die Dia­lo­ge sind dabei nicht wirk­lich hilf­reich, son­dern ver­stär­ken das Ärger­nis nur.

Regis­seur Brad Pey­ton hat sich einen Namen damit gemacht, dass er zum Bei­spiel JOURNEY 2: DIE GEHEIMNISVOLLE INSEL insze­nier­te hat­te. Eben­falls mit Dway­ne John­son, aber mit eben­so­we­nig Inhalt. Dafür stimm­te das opti­sche Ele­ment der Effek­te. Brad Pey­ton ist es gege­ben, dies mit SAN ANDREAS zu wie­der­ho­len. Es ist ein außer­or­dent­li­ches Spek­ta­kel mit gran­dio­sen Schau­wer­ten, wel­ches durch diver­se Hand­lungs­ele­men­te im har­mo­ni­schen Ver­lauf immer wie­der unter­bro­chen wird. Doch zum Glück hat Pey­ton eine Dar­stel­ler­rie­ge zur Ver­fü­gung, die selbst ein­fachs­te Kli­schees auf­zu­fan­gen weiß. John­son und Gugi­no sind ein­fach das zu per­fek­te Paar, wel­ches durch ein Dreh­buch getrennt wur­den. Und Alex­an­dra Dad­da­rio ist ein­fach die zu per­fek­te Toch­ter, als das sie nicht die ent­frem­de­ten Eltern wie­der zusam­men brin­gen könn­te. Und so etwas sieht sich durch den gan­ze Film. Als Wis­sen­schaft­ler kann sich Paul Gia­mat­ti end­lich behaup­ten, und das alles natür­lich im Namen sei­nes bes­ten Freun­des und Kol­le­gen, der zuvor sein Leben auf dra­ma­ti­sche, aber äußerst spek­ta­ku­lä­re Wei­se ver­lie­ren musste.

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Aber tat­säch­lich kann man die gege­be­nen Schwach­punk­te von SAN ANDREAS auch über­aus leicht igno­rie­ren. Denn trotz der augen­schein­li­chen Män­gel hat Regis­seur Pey­ton den eigent­li­chen Fluss des Fil­mes voll­kom­men im Griff. Die ers­ten Aus­wir­kun­gen des ers­ten Bebens in Los Ange­les zeigt der Film aus grö­ßer Höhe her­aus aus einem Heli­ko­pter. Es sind ein­stür­zen­de Auto­bahn-Über­füh­run­gen, die man kaum wahr­nimmt. Der Schre­cken beginnt fast unspek­ta­ku­lär, wirkt damit aller­dings noch ein­dring­li­cher. Pey­ton ver­steht es aus­ge­zeich­net, die Action vom Tem­po zu tren­nen. Viel­mehr wird das Dra­ma durch sei­ne Ent­schleu­ni­gung noch ver­stärkt. Vie­le Sequen­zen sind sogar in Zeit­lu­pe insze­niert, um die Acton nicht durch Tem­po im Schnitt wir­ken zu las­sen. Die Zer­stö­rung durch die ver­schie­de­nen Beben ent­fal­tet sich wie bei einer Arie, erst mit der Sog­wir­kung durch die Her­aus­nah­me von Schnitt­tem­po und  dem kon­zen­trier­ten Blick auf das Aus­maß der Zerstörung.

SAN ANDREAS funk­tio­niert, weil die Insze­nie­rung die Gewich­tung über­aus sorg­sam auf das eigent­li­che Kern­ele­ment legt. John­son, Gugi­no und Dad­da­rio sind ein geglück­tes Bei­werk, wel­che die Kli­schees weni­ger lach­haft machen, obwohl sie es eigent­lich wären. Als musi­ka­li­scher Beglei­ter durch den Film, ist Sias Neu­in­ter­pre­ta­ti­on von »Cali­for­nia Drea­ming« ein durch­weg gelun­ge­nes Ele­ment, wel­ches den emo­tio­na­len Ein­druck der Gescheh­nis­se zu ver­stär­ken weiß. Man darf bei einem Film die­ses Aus­ma­ßes ein­fach nicht die Bezie­hun­gen zu rea­len Kon­di­tio­nen in Fra­ge stel­len. Auch SAN ANDREAS bricht mit allen Regeln der Phy­sik, und bricht auch mit allen Regeln des mensch­li­chen Ver­stan­des. Aber er hat ande­ren Fil­men ähn­li­chen Cha­rak­ters eine Men­ge vor­aus. Regis­seur Brad Pey­ton weiß, wor­auf es ankommt. Dass man Cha­rak­ter­zeich­nung und Hand­lungs­ele­men­te die­sem unter­wirft und dabei ver­nach­läs­sigt, wäre durch­aus ein Kri­tik­punkt den man nach­bes­sern könn­te. Doch letzt­end­lich ist SAN ANDREAS doch die Unter­hal­tung gewor­den, die man nach dem hef­ti­gen Mar­ke­ting auch erwar­tet hat­te. Ober­fläch­lich betrach­tet ist SAN ANDREAS ein ver­un­glück­tes Ver­satz­stück an Kli­schees. Doch im Gesam­ten ist der Fil­me die per­fek­te Cho­reo­gra­phie von Show-Effek­ten im Ein­klang an die Erwartungshaltung.

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SAN ANDREAS
Dar­stel­ler: Dway­ne John­son, Car­la Gugi­no, Alex­an­dra Dad­da­rio, Ioan Gruf­fud, Archie Pan­ja­bi, Paul Gia­mat­ti u.a.
Regie: Brad Peyton
Dreh­buch: Carl­ton Cuse
Kame­ra: Ste­ve Yedlin
Bild­schnitt: Bob Ducsay
Musik: Andrew Lockington
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Bar­ry Chusid
114 Minuten
USA 2015
Bild­rech­te: War­ner Bros.

AutorIn: Bandit

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