Manch einer erinnert sich wehmütig an Actionfilme, wie sie uns in den 80er- und 90er-Jahren vorgesetzt wurden. Mit lakonischen Helden, die es im Alleingang mit ganzen Horden von Gegenspielern aufnehmen, dabei ulkige Einzeiler von sich geben und nebenbei auch noch die ein oder andere Dame retten.
Luc Bessons LOCKOUT wurde uns durch Werbung und Trailer als solch ein Film verkauft. Kann er das wirklich halten was er vollmundig verspricht: Oldschool-Action im neuen Gewand?
Das Szenario erscheint aus drei Filmen zusammen gestellt: In einer nahen Zukunft haben die Vereinigten Staaten von Amerika im Erdorbit ein Hochsicherheitsgefängnis etabliert. Dorthin werden die gefährlichsten Verbrecher transportiert und für die im Urteil festgelegte Zeit in Stasis gehalten.
Kleiner Einschub: hier schon mal das erste Logikloch. Was passiert denn nach Ablauf der im Urteil gesprochenen Frist? Lässt man die gemeingefährlichen Knackis dann einfach wieder frei, obwohl für sie ja keine Zeit vergangen ist?
Die Tochter des Präsidenten vertritt eine Menschenrechtsorganisation, die wegen der Umstände und technischen Hintergründe der Stasis Sorgen haben. Denn diese soll zu Hirnschädigungen führen. Sie wird eingeladen, die Station zu besuchen und sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass alles in bester Ordnung ist. Natürlich geht dabei etwas schief und alle 500 Gefangenen werden erweckt.
Immer kräftig auf die Omme!
Auf der Erde wird dem Geheimdienstmann »Snow« (Guy Pearce) ein Mord in die Schuhe geschoben, gleichzeitig soll er ein Abtrünniger sein. Wegen dieser Vergehen soll auch er eine feine Einzelzelle auf der Gefängnisstation bekommen.
Die Tatsache, dass die Tochter des Präsidenten sich an Bord der übernommenen Station befindet, ändert dann die Pläne – denn es kann nur einen geben. Äh … Nur einer ist so bekloppt und gut ausgebildet, in einer Ein-Mann-Aktion da rein zu gehen und die Tochter raus zu holen.
Was dann folgt ist eine Mischung aus DIE HARD, DIE KLAPPERSCHLANGE und DEMOLITION MAN – die Parallelen sind einfach zu unübersehbar, als dass man sie ignorieren könnte.
Im Grunde genommen bekommt man genau das, was man erwartet: einen Oldschool-Actionfilm, der mit ein paar Kumpels und einer Kiste Bier einen Mordsspaß macht, wenn man nicht zu genau auf Details achtet und Willens ist, Logiklöcher so groß wie Gefängnisstationen zu übersehen. Dafür erhält man Dauer-Action und lose Sprüche – aber …
Solche Actionfilme sind bekanntermaßen dann am Besten, wenn sie durch reichlich Humor aufgelockert werden. Aus Willis‑, Russell- und auch Schwarzenegger-Zeiten kennt man das neben gewisser Situationskomik eben auch durch markige Sprüche oder Einzeiler. Bei LOCKOUT bedient man sich zur Humorgenerierung exakt eines Vehikels: der Sprüche des Helden Snow. Und genau hier liegt das große Manko des Films. Während die anderen Schauspieler ihre Rollen prima oder wenigstens adäquat ausfüllen, mimmt man Guy Pearce weder den knallharten Actionhelden ab, noch hat er genug Charisma und Überzeugungskraft, den coolen Einzelgänger mit seinen flapsigen Sprüchen glaubwürdig oder auch nur locker rüber zu bringen. Man kauft ihm die ganze Nummer einfach nicht ab, das Ganze wirkt bei ihm aufgesetzt – und die Coolness zündet nicht. Das konnten – und können – andere deutlich besser und man kann in Sachen Pearce leider nur von Fehlbesetzung oder massiver Unlust sprechen. Oder beidem.
Das ist eigentlich äußerst schade, denn mit einem Schauspieler, der Sprüche und Coolness überzeugend gebracht hätte, wäre LOCKOUT sicherlich ein Action-Highlight geworden. So bleibt ein kurzweiliger Film, den man sich als Action-Freund durchaus mal ansehen kann und dann nicht enttäuscht wird. Das liegt dann allerdings am Szenario und den restlichen Schauspielern, sicher nicht an der Hauptfigur Snow und dessen Darsteller Guy Pearce. Vielleicht lag‘s aber auch an der deutschen Synchro, ich werde mir bei Gelegenheit nochmal die englische Sprachfassung ansehen, ich glaube aber nicht, dass das wirklich der Grund ist.
Am 5. Oktober erscheint LOCKOUT auf DVD und Blu-Ray, ich konnte die Silberscheibe vorab begutachten. Bild und Ton gehen in Ordnung, was ich allerdings nie verstehen werde ist, warum man darauf besteht, Texteinblendungen im Originalfilm unbedingt in Form von grob aufgelösten deutschen Texten auf die DVD bringen muss, ohne dass der Zuschauer das abschalten kann. Man sollte doch zum einen davon ausgehen, dass die Englischkenntnisse dafür reichen, »Gefängnisstation« zu übersetzen. Zum anderen reicht die Einblendung einmal, man muss sie nicht jedes Mal wiederholen, wenn das Ding mal wieder durchs Bild schwebt, danach ist auf alle Fälle der englische Text mehr als genug.
Als Bonusmaterial findet sich auf der DVD (insgesamt ca. 50 Minuten): ein Making-Of, Interviews mit Cast & Crew, Outtakes, nicht benutzte Szenen, ein alternatives Ende und Trailer. Der Ton liegt in Deutsch und Englisch vor, die Laufzeit beträgt ca. 91 Minuten – interessanterweise wird diese bei der Blue-Ray-Fassung mit 95 Minuten angegeben..?
Fazit: für Actionfans sicherlich sehenswert, wenn man über Defizite beim Hauptdarsteller und ein paar Logiklöcher hinweg sehen kann. Von Luc Besson (von dem stammt die Idee und er hat am Drehbuch mitgearbeitet) hätte ich allerdings deutlich mehr erwartet.
Bandits Besprechung der Filmfassung findet sich an anderer Stelle auf PhantaNews
Viel besser als »Snow«: die bekloppten Knackis
LOCKOUT
Genre: Science Fiction, Action
Darsteller: Guy Pearce, Maggie Grace, Peter Stormare, Vincent Regan, Joseph Gilgun, Lennie James u.a.
Regisseure: James Mather, Stephen St. Leger
Format: PAL, Widescreen, 16:9 – 2.35:1
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
FSK: ab 16 Jahren
Studio: Universum Film GmbH
Release: 5. Oktober 2012
Produktionsjahr: 2012
Spieldauer: 91 Minuten
Promofotos Copyright Universum Film GmbH
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