LOCKOUT sperrt sich aus

Sein Name ist Snow, ein­fach nur Snow. Erin­nert nur bedingt an Sna­ke. Die Prä­mis­se des Films hin­ge­gen erin­nert weni­ger bedingt an DIE KLAPPERSCHLANGE. Man könn­te glau­ben, das schon lang dis­ku­tier­te Remake von John Car­pen­ters Gefäng­nis-Action hat doch noch den Weg auf die Flim­mer­wand gefun­den. Von einem Remake bleibt man Gott sei Dank noch ver­schont. Damit hat die­se Luc-Bes­son-Pro­duk­ti­on aber auch kei­nen bes­se­ren Stand. Ein hart­ge­sot­te­ner Ex-CIA­ler wird in ein im Orbit um die Erde lie­gen­des Hoch­si­cher­heits­ge­fäng­nis geschickt, um die Toch­ter des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten her­aus­zu­hau­en. Das, und nichts wei­ter, ist die Hand­lung. Alles, was sonst noch wäh­rend des Films pas­siert, ist nur Füll­werk und Staf­fa­ge. Das wäre ganz okay, es geht ja nichts über ordent­li­che B‑Film-Qua­li­tä­ten. Aber LOCKOUT nimmt sich ein­fach nicht ernst genug, um über­haupt in der für ihn kon­zi­pier­ten Liga bestehen zu können.

LOCKOUT hat einen ganz gro­ßen Plus­punkt, und der heißt Guy Pear­ce. Sel­ten hat man den Aus­tra­li­er so locker, so cool, und in sei­ner Über­heb­lich­keit so über­zeu­gend gese­hen. Sei­ne Ein­zei­ler bringt er tro­cken, aber auch im per­fek­ten Timing. Phy­sisch bringt er sowie­so die not­wen­di­gen Vor­aus­set­zun­gen mit. Pear­ce hät­te hier für sich eine Para­de­rol­le fin­den kön­nen, doch dazu agiert er im fal­schen Umfeld. Damit geht es zurück zum The­ma. Ein B‑Movie darf sich ein­fach nicht ernst neh­men, wenn es ernst genom­men wer­den will. Und das haben James Mather und Ste­phen Leger als LOCK­OUT-Macher defi­ni­tiv nicht ver­stan­den. Sie neh­men ihren Film viel zu ernst, und sie insze­nie­ren ihn mit einer Ernst­haf­tig­keit, die jeden Spaß aus der Insze­nie­rung nimmt. Dadurch haben sie die Kon­di­tio­nen für einen ordent­li­chen B‑Movie eben nicht ernst genom­men. Das ist die Crux bei sol­chen Fil­men und weni­ger kom­pli­ziert, als es sich anhört.

LOCKOUT beginnt mit viel Prü­ge­lei, viel Schuss­wech­sel und viel Macho-Geha­be. Und das zieht sich bis zum Ende durch. Doch mit Joseph Gil­gun und Vin­cent Regan als Bru­der­paar und Anfüh­rer der Knast­re­vol­te, ver­liert der Film augen­blick­lich sei­nen Cha­rak­ter. Gil­gun als unbe­re­chen­ba­rer Psy­cho­path und Regan als beson­ne­ner Rädels­füh­rer sind genau die aus­ge­lutsch­ten Pro­to­ty­pen des Bil­lig­films, die in ihrer schlich­ten Vor­her­seh­bar­keit die Freu­de an der Unter­hal­tung doch merk­lich dämp­fen. Alt­her­ge­brach­tes und hin­läng­lich Bekann­tes ent­pup­pen sich als Eck­pfei­ler die­ser Insze­nie­rung. Hier war der Zuschau­er schon viel zu oft, hat er schon wesent­lich schlech­ter erle­ben müs­sen, aller­dings auch schon um eini­ges ori­gi­nel­ler erfah­ren. Mag­gie Grace als Prä­si­den­ten­toch­ter steht da in nichts nach, ist weder Fisch noch Fleisch, nur hart wenn es in die Geschich­te passt, und but­ter­weich, wenn der Held was zu tun haben soll.

Doch von allen unsäg­li­chen Ste­reo­ty­pen abge­se­hen stol­pert LOCKOUT über sei­ne eige­ne Grund­idee. Die heißt Hoch­si­cher­heits­ge­fäng­nis. So was ins Welt­all zu ver­le­gen scheint ein logi­scher Schritt in der Zukunft. War­um aber Welt­all, wenn die Gefan­ge­nen dort sowie­so ins künst­li­che Koma ver­setzt wer­den? Der Zuschau­er erfährt den Grund dafür sehr schnell. Denn das Wach­per­so­nal ist nicht nur unfä­hig, son­dern in dem Hoch­si­cher­heits­ge­fäng­nis kann sich jeder über­all sofort mit Waf­fen ein­de­cken. Und sofern einer aus der Sta­sis ent­kom­men kann, ist es auch kein Pro­blem, sich über­all frei­en Zugang zu ver­schaf­fen, selbst ins hoch­sen­si­ble Kon­troll­zen­trum des Hoch­si­cher­heits­ge­fäng­nis­ses. Sich nicht ernst zu neh­men bedeu­tet beim B‑Movie nicht, den Zuschau­er für blöd zu ver­kau­fen. Aber zurück zum Sci­ence-Fic­tion-Ele­ment von LOCKOUT, mit dem die Initia­to­ren der Geschich­te letzt­end­lich nichts anfan­gen kön­nen. Der Film könn­te genau­so gut 1950 in Small­ville, Ala­ba­ma spie­len. Die stän­di­ge Ver­füg­bar­keit von Raum­fäh­ren ist genau­so ver­blüf­fend wie die voll­kom­me­ne Abs­ti­nenz von Pro­ble­men und Schwie­rig­kei­ten im All an sich oder mit der Schwe­re­lo­sig­keit über­haupt. Sich als Sci­ence-Fic­tion zu ver­kau­fen, dürf­te man dem Film eigent­lich nicht zugestehen.

Geneig­te Zuschau­er wer­den wohl­wol­lend Guy Pear­ce´ Cha­rak­ter und Spiel auf­neh­men, aller­dings gefolgt von vie­len ‘Aber’. Tech­nik und Effek­te sind vor­han­den, es ist alles, was es benö­ti­gen wür­de, um einen wun­der­bar sinn­ent­leer­ten, effek­ti­ven Action­kra­cher im Sci­ence-Fic­tion-Gen­re zu rea­li­sie­ren. Nur haben Mathers und Leger es ein­fach nicht gemacht. Luc Bes­son ist mit sei­ner Fir­ma Euro­pa­Corp füh­rend in der Finan­zie­rung grö­ße­rer euro­päi­scher und inter­na­tio­na­ler Pro­duk­tio­nen. Das wach­sa­me Auge des Pro­du­zen­ten mit sei­ner lang­jäh­ri­gen Erfah­rung in allen Gen­res, hät­te hier aller­dings mehr Ein­fluss neh­men müs­sen. Von einem dem Gen­re ange­mes­se­nen B‑Movie ist LOCKOUT weit ent­fernt, von einem anspre­chen­den Sci­ence-Fic­tion-Film noch viel wei­ter. Und DIE KLAPPERSCHLANGE muss man gänz­lich außen vor lassen.

LOCKOUT
Dar­stel­ler: Guy Pear­ce, Mag­gie Grace, Peter Stor­ma­re, Vin­cent Regan, Joseph Gil­gun, Len­nie James u.a.
Regie: James Mather, Ste­phen St. Leger
Dreh­buch: James Mather, Ste­phen St. Leger, Luc Besson
Kame­ra: James Mather
Bild­schnitt: Camil­le Del­a­ma­re, Eam­onn Power
Musik: Alex­and­re Azaria
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Romek Delmata
zir­ka 95 Minuten
Frank­reich 2012

Sze­nen- und Pro­mo­fo­tos Copy­right Uni­ver­sum Film / EuropaCorp

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2 Kommentare zu „LOCKOUT sperrt sich aus“

  1. »Aber LOCK­OUT nimmt sich ein­fach nicht ernst ge­nug, um über­haupt in der für ihn kon­zi­pier­ten Liga be­ste­hen zu können.«

    »Sie neh­men ih­ren Film viel zu ernst, und sie in­sze­nie­ren ihn mit ei­ner Ernst­haf­tig­keit, die je­den Spaß aus der In­sze­nie­rung nimmt. «

    Ja, was denn nun? Klar, ich mach mir ohne­hin gern selbst ein Bild, aber ent­we­der ver­ste­he ich die Aus­sa­gen nicht, oder sie wider­spre­chen sich …

  2. -
    In der Tat ein nicht leicht zu erklä­ren­des Para­do­xon. Action-Fil­me die­ser Art muss man mit abso­lu­ter Ernst­haf­tig­keit umset­zen. Inner­halb die­ser Umset­zung, muss er aller­dings die­se stren­ge Ernst­haf­tig­keit able­gen. Er darf sich selbst nicht wich­ti­ger neh­men, als es die Prä­mis­se zulässt.

    Sag doch ein­fach an die­ser Stel­le Mal Bescheid, wenn du dir dein eige­nes Bild gemacht hast.

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