JACK THE GIANT SLAYER – Bundesstart 14.03.2013
Noch ein Märchen. Dieses Mal allerdings wirklich nur für Kinder. Kein augenzwinkerndes Schneewittchen in MIRROR MIRROR und keine Köpfe schlagenden HANSEL & GRETEL. JACK THE GIANT SLAYER ist ein für die ganze Familie beabsichtigtes Märchen-Abenteuer der ganz alten Schule. Die alte Schule hat allerdings keinen nostalgischen Faktor. Ein sehr ausführlicher Spoiler-Blick allein auf die ersten dreißig Minuten kann einiges verdeutlichen.
Der kleine Jack bekommt im Knabenalter die Geschichte von den Riesen erzählt, welche von den Menschen in ein Reich zwischen Erde und Himmel verbannt wurden. Wobei auch zauberhafte Bohnen eine entscheidende Rolle spielen. Parallel dazu wird der kleinen Isabelle, im selben Alter wie Jack, dieselbe Geschichte erzählt. Draußen fällt heftiger Regen, es donnert lautstark, Jack versichert seinem Vater, das er an die Riesen glaube. Vater meint nur, dass es ein Märchen wäre. Die Montage dieser zwei Sequenzen ist originell umgesetzt. Fragen und Antworten werden jeweils von der anderen Seite gestellt oder beantwortet. Leider wird die Originalität der Parallelmontage allein durch die Geschichte zunichte gemacht.
Jack versichert also dem Vater, damit auch dem Zuschauer, dass er an Riesen glaube. Kaum ausgesprochen, sind zehn Jahre vergangen. Jack ist zu einem stattlichen Burschen gereift und gerade bei einem Jahrmarktsbesuch, wo im Zelttheater die Geschichte von den verbannten Riesen und der Bohnenranke erzählt wird. Ganz zufällig fällt ihm dort Prinzessin Isabelle auf, das Mädchen von gerade einmal zwei Minuten oder zehn Jahre vorher. Jack wird von Elmont, der rechten Hand des Königs, seines Standes verwiesen. Man mag die Worte schon einmal gehört haben, aber Elmont meint, ein Bauernsohn und eine Prinzessin ginge ja gar nicht. Jack ist aber nicht lange geknickt, drückt ihn ein vor unbestimmten Häschern flüchtender Mönch doch ein Säckchen mit ein paar Bohnen in die Hand, und entschwindet.
Im Schloss begehrt die junge Isabelle gegen ihren Königsvater auf, der sie mit irgendjemandem von Stande verheiraten will. Überraschenderweise möchte Isabelle aber lieber in die Welt hinaus und Abenteuer erleben und überhaupt jemand anderen heiraten. Hut auf, Mantel um, Isabelle reitet unbemerkt in die Nacht und in das Gewitter hinein. So machen Abenteuer keinen Spaß, also schnell das erstbeste Licht anreiten, das im Regen erkennbar ist. Und schon steht Isabelle bei Jack in der Hütte, was dieser mit dem fallenlassen einer dieser mysteriösen Bohnen quittiert. Man kann es kaum fassen, dass plötzlich eine gigantische Bohneranke aus dem durchnässten Boden wächst und dabei Isabelle mit nach oben reißt, richtig weit hoch, Jenseits der Wolken. Einen Wimpernschlag später ist der gesamte Hofstaat an Jacks ehemaliger Hütte, und ein Trupp von richtigen Kerlen und wirklich erfahrenen Kämpfern will an der Bohnenranke empor klettern, um die Prinzessin zu retten. Allen voran der unerfahrene Bauertölpel Jack.
So weit zu den ersten dreißig Minuten. Und so wie diese erzählt sind, hat Bryan Singer den Film auch inszeniert, aber die kompletten 114 Minuten. Das ist der Bryan Singer, der USUAL SUSPECTS und X‑MEN inszenierte. USUAL SUSPECTS wurde aber ebenfalls von Christopher McQuarrie geschrieben, der sich hier für JACK mit verantworten muss. Dies ist kein Film, der mit irgendetwas Originellem überrascht. Auch nicht, dass er vielleicht mit seinen Schauwerten einiges wett machen kann. 3‑D ist hier, wie bei vielen ähnlichen Produktionen, nur ein Faktor für erhöhte Kassenpreise, aber erfüllt nicht den geringsten künstlerischen Zweck. Mit der überflüssigen Stereoskopie gehen die unfertig wirkenden Riesen einher. Natürlich sind die im Rechner entstanden, aber müssen sie dann auch so aussehen, dass der Rechner direkt in die Kamera winkt? Der in JACK THE GIANT SLAYER gebotene Standard ist bei einem knapp 200 Millionen Budget seit 15 Jahren überholt. Und zu allem Überfluss muss Hauptdarsteller Nicholas Hoult nach WARM BODIES erneut beweisen, dass er noch lange nicht soweit ist, einen Film anzuführen.
Man könnte ja Absicht dahinter vermuten, einen reinen Kinderfilm serviert bekommen zu haben. Aber dann dürfte er bekanntlich keine 114 Minuten Spielzeit haben. Grundsätzlich sieht aber ein moderner Märchenfilm ganz anders aus. Und reines Popcorn-Kino erst recht.
JACK THE GIANT SLAYER
Darsteller: Nicholas Hoult, Eleanor Tomlinson, Ewan McGregor, Stanley Tucci, Eddie Marsan, Ian McShane, Simon Lowe u.v.a.
Regie: Bryan Singer
Drehbuch: Darren Lemke, Christopher McQuarrie, Dan Studney, David Dobkin
Kamera: Newton Thomas Sigel
Bildschnitt: Bob Ducsay, John Ottman
Musik: John Ottman
Produktionsdesign: Gavin Bocquet
zirka 114 Minuten
USA 2013
Promofotos Copyright Warner Bros. Pictures
Mein ich das nur, oder sehen die Riesen aus wie unzerknautschte Orkse?
Au ja – und die güldenen »Platten«-Rüstungen, die sich schon beim Bewegen der Darsteller verknittern.
Die Screenshots der Riesen zeigen leider schon die beste Bildqualität – meist wird die im Film aber nicht erreicht.
Und überhaupt: Logik, Konsistenz werden doch eh’ überschätzt.