ELYSIUM – Eine künstlerische Auseinandersetzung

Poster Elysium

Die Erde war nicht mehr zu ret­ten. Über­be­völ­ke­rung, Armut, eine zer­stör­te Umwelt. Die finan­zi­el­len Ein-Pro­zent haben eine gigan­ti­sche Raum­sta­ti­on namens Ely­si­um bau­en las­sen, und sich dar­auf zurück gezo­gen. Immer wie­der ver­su­chen Schleu­ser mit gestoh­le­nen Trans­fer­schif­fen ver­zwei­fel­te Men­schen von der Erde nach Ely­si­um zu brin­gen. Denn hoch oben am Him­mel gibt es etwas, dass auf der Erde kaum noch vor­han­den ist, medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung. Doch die Vor­sit­zen­de des Hei­mat­schut­zes auf Ely­si­um, Dela­court Rho­des, weiß ihr eli­tä­res Habi­tat durch­aus zu schüt­zen, auch wenn es mit ille­ga­len Mit­teln sein muss. Der auf der Erde sta­tio­nier­te Agent Kru­ger ist ihr dabei ein gehor­sa­mer Sol­dat, der sei­nen Ver­stand nicht mehr zusam­men­hal­ten kann, und der genau­so ger­ne tötet wie fol­tert. Genau die­ser Agent Kru­ger, gespielt von Regis­seur Blom­kamps Beglei­ter Sharl­to Cop­ley, kann sehr schnell die Stim­mung des Films zum kip­pen brin­gen. Denn Blom­kamp insze­niert Cop­ley in allem zu viel. Und der Dar­stel­ler selbst über­dreht sei­ne Figur auch ent­spre­chend. Er ist irr­sin­ni­ger als er ver­tra­gen, auf­ge­dreh­ter als es der Zuschau­er ertra­gen könn­te. Cop­leys Cha­rak­ter ist sym­pto­ma­tisch für das, wor­an es bei ELYSIUM letzt­end­lich krankt.

Matt Damon hat es als Ex-Häft­ling Max Da Cos­ta, des­sen Leben davon abhängt, nach Ely­si­um zu kom­men, schon bes­ser und ehr­li­cher erwischt. Damon erweist sich erneut als boden­stän­di­ger, stets cha­ris­ma­ti­scher Held, der in Ein­klang mit einer ent­spre­chen­den Phy­sis über­zeugt. Doch schon Jodie Fos­ter, als ver­bis­se­ne und wirk­lich nicht glück­lich schei­nen­de Sicher­heits­che­fin Dela­court Rho­des, ver­fällt wie­der in ein ein­di­men­sio­na­les Rol­len­kli­schee, das längst aus der Mode gekom­men war. Das Pro­blem der Figu­ren ist aber auch einem Dreh­buch geschul­det, das die­sen Cha­rak­te­re kei­ne Tie­fe zuge­steht. Weder Kru­ger, noch Rho­des geben einem etwas, über das es zu reflek­tie­ren lohnt. Kei­ne inter­es­san­ten, oder über­ra­schen­den Ansät­ze. Einer Ver­gan­gen­heit sind sie voll­kom­men beraubt. Damons Max hat eine Ver­gan­gen­heit, er und sei­ne Kin­der­lie­be Frey haben sich als Klei­ne schon geschwo­ren, ein­mal nach Ely­si­um zu kom­men. Aber auch auf die­sem Weg geschieht nichts Über­ra­schen­des. Im Gegen­teil, Neill Blom­kamp gibt in den meis­ten Sze­nen bereits vor, was in der nächs­ten  pas­sie­ren wird. Das macht eher die Schau­wer­te inter­es­sant, nicht aber den Ver­lauf der Hand­lung.

Mit sei­nem von der Schul­ter gedreh­ten DISTRICT 9, hat Kame­ra­mann Trent Opa­loch einen glaub­wür­di­gen, tat­säch­lich doku­men­ta­risch anmu­ten­den Film gestal­tet. Unklar bleibt, was er mit extrem ver­wa­ckel­ten Bil­dern wäh­rend der Action­sze­nen in EYLSIUM umset­zen woll­te. Die soli­de und sehens­wer­te Cho­reo­gra­fie der jewei­li­gen Sequen­zen wer­den durch die hek­ti­sche Bil­der­flut ver­ne­belt, die selbst künst­le­risch kei­ne Recht­fer­ti­gung fin­det. Dass Juli­an Clar­ke und Lee Smith ent­spre­chend ihr Schnitt­tem­po ange­passt haben, wird für das Auge des Betrach­ters zu einer unnö­ti­gen Her­aus­for­de­rung. Wie schon seit den BOURNE-Fil­men stellt sich hier die berech­tig­te Fra­ge, war­um man auf­wen­di­ge Cho­reo­gra­fien aus­ar­bei­tet, mit Dar­stel­lern, die das kör­per­lich auch glaub­wür­dig dar­stel­len kön­nen, wenn man ihnen nicht wirk­lich dabei zuse­hen darf.

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Die Welt von ELYSIUM kann nicht so recht über­zeu­gen. Die Stra­ßen von Los Ange­les, gedreht in Mexi­co, sind eine zuerst greif­ba­re Sze­ne­rie von ver­wahr­los­ten Stra­ßen­zü­gen und chao­ti­schen Lebens­ver­hält­nis­sen. Die­se nut­zen sich aller­dings sehr schnell ab, weil das Pro­duk­ti­ons­de­sign sei­ne Stand­or­te kaum vari­iert. Nur zwei Visu­al-Effects-Shots von umfunk­tio­nier­ten Wol­ken­krat­zern geben eine unge­fäh­re Vor­stel­lung über den wei­ter­rei­chen­den Ver­fall in die­ser dys­to­pi­schen Zukunft, wecken lei­der aber auch den Wunsch nach mehr. Doch das ver­wei­gert Blom­kamp dem Zuschau­er, und er lässt ihn nur ent­lang der Hand­lungs­li­nie an die­ser Welt teil­neh­men. So wie die poli­ti­schen und sozia­len Struk­tu­ren auf Ely­si­um nur auf das Not­wen­digs­te beschränkt offen­bart wer­den. In knap­pen Sze­nen und Dia­lo­gen hat Neill Blom­kamp bei DISTRICT 9 viel tie­fer den Hin­ter­grund sei­ner Schöp­fung aus­ge­leuch­tet. Gera­de das ist es, was ELYSIUM am meis­ten ver­mis­sen lässt, dass der Zuschau­er mit etwas Beson­de­rem kon­fron­tiert, mit neu­en Ansät­zen kon­fron­tiert, oder auch etwas zum Nach­den­ken ange­regt wird.

Die Über­ra­schung ist aus­ge­blie­ben, was bleibt, ist ein ordent­li­cher Sci­ence-Fic­tion-Film mit viel Action, der wesent­lich mehr inne gehabt hät­te. Neill Blom­kamp hat nach den Stan­dards des aktu­el­len Pop­corn-Kinos geschrie­ben und insze­niert. Das mag ent­spre­chen­des Publi­kum zufrie­den­stel­len, ver­steht im All­ge­mei­nen auch wirk­lich zu unter­hal­ten, ver­sagt aber voll­kom­men als anspruchs­vol­le und intel­lek­tu­ell gepräg­te Sci­ence-Fic­tion.

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ELYSIUM
Dar­stel­ler: Matt Damon, Jodie Fos­ter, Sharl­to Cop­ley, Ali­ce Bra­ga, Die­go Luna, Wil­liam Ficht­ner, Wag­ner Mou­ra u.a.
Regie & Dreh­buch: Neill Blom­kamp
Kame­ra: Trent Opa­loch
Bild­schnitt: Juli­an Clar­ke, Lee Smith
Musik: Ryan Amon
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Phil­ip Ivey
zir­ka 109 Minu­ten
USA 2013

Pro­mo­fo­tos Copy­right Sony Pic­tures Releasing

3 Kommentare zu „ELYSIUM – Eine künstlerische Auseinandersetzung“

  1. »Ely­si­um« ist in Ord­nung, ent­täuscht aber nach »Dis­trict 9«, der mutig und inno­va­tiv war, sehr. Die guten Sze­nen hat man alle schon mal gese­hen, und lei­der gibt es nicht wirk­lich vie­le her­aus­ra­gen­de Stel­len.

  2. »In Ord­nung« trifft es ziem­lich gut. Aber DISTRICT 9 hat die Erwar­tungs­hal­tung extrem nach oben getrie­ben. Doch nach vier Jah­ren, hät­te man bei ELYSIUM auch auf wesent­lich mehr Tief­gang gehofft. Kei­ne Zeit­ver­schwen­dung, aber wirk­lich Neu­es zeigt uns Blom­kamp nicht.

  3. Ja, ich konn­te es nicht grei­fen, was mich an dem Film mas­siv stör­te. Aber die­se Kri­tik bringt es gut auf den Punkt. Ich war auch ein wenig ent­täuscht.

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