Die Coen-Brüder sagen HAIL, CAESAR

Poster Hail, Caesar

HAIL, CAESAR – Bun­des­start 18.02.2016

Zwei­fel­los sind Ethan und Joel Coen die umtrie­bigs­ten Macher in Hol­ly­wood. Außer natür­lich Woo­dy Allen, aber der will ja mit Hol­ly­wood nichts zu tun haben. Aber das woll­ten die Coen-Brü­der auch nicht, anfangs.

Doch so ver­rückt, absei­tig, oder unkon­ven­tio­nell ihre Fil­me sein mögen, sie sind bereits fes­ter Bestand­teil die­ser gro­ßen Indus­trie. Und das ist auch was sie mit HAIL, CAESAR the­ma­tisch ver­deut­li­chen. Nur haben Ethan und Joel das Glück, sich schon lan­ge nicht mehr den Zwän­gen und Auf­la­gen macht­be­ses­se­ner Pro­du­zen­ten und Kon­glo­me­ra­ten welt­weit agie­ren­der Groß­fir­men unter­wer­fen zu müs­sen. Und auch das ist es, was sie mit HAIL, CAESAR zum Bes­ten geben. Ihre künst­le­ri­sche Unab­hän­gig­keit.

Hol­ly­wood in den fünf­zi­ger Jah­ren. Bei Capi­tol Pic­tures sorgt Eddie Man­nix dafür, dass die ver­trag­lich gebun­de­nen Stars mit Pro­ble­men und Skan­da­len weit­ge­hend aus der Pres­se blei­ben. Aber das ist sehr viel leich­ter gesagt als getan. Zicki­ge Star­lets, ner­ven­de Regis­seu­re, und dann wird auch noch der Super­star Baird Whit­lock vom Set eines sehr teu­ren Bibel­fil­mes ent­führt. Hat Man­nix die eine Bau­stel­le not­dürf­tig repa­riert, tut sich schon die nächs­te auf. Und das, wäh­rend sich Baird Whit­lock von sei­nen Ent­füh­rern ganz begeis­tert zeigt.

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Es ist die ganz gro­ße Ver­beu­gung der Brü­der vor dem alten Hol­ly­wood. Einer Zeit, in der die Stu­di­os noch Lei­den­schaf­ten für die Fil­me heg­ten, wel­che sie pro­du­zie­ren lie­ßen. In der Bos­se die­se Stu­di­os lei­te­ten, weil sie Film für das Groß­ar­tigs­te hiel­ten. Und schwelgt man in den Bil­dern von HAIL, CAESAR, dann schwel­gen die Coens in Erin­ne­run­gen an Regis­seu­re wie Bus­by Ber­ke­ley und Kame­ra­leu­te wie Geor­ge Fol­sey. Ihr Stamm­ka­me­ra­mann Roger Dea­k­ins, der unver­ständ­li­cher­wei­se noch immer kei­nen Oscar gewon­nen hat, fängt Atmo­sphä­re, Stil und Farb­ge­bung die­ser Film­zeit per­fekt ein. HAIL, CAESAR atmet förm­lich das Kino­ge­fühl der fünf­zi­ger Jah­re.

Die wirk­lich gro­ßen Lacher blei­ben aus, aber die Brü­der haben ihren wie immer skur­ri­len Cha­rak­te­ren und vie­len absur­den Hand­lungs­tei­len ihren unver­gleich­li­chen Stem­pel von unge­bro­che­nen Ver­gnü­gen auf­ge­drückt. Wer ihren Humor mag, wird aus einem Dau­er­ki­chern nicht her­aus kom­men. Aber wie kann man mit die­sem Kil­ler-Ensem­ble auch etwas falsch machen, wel­ches bis in die kleins­te Rol­le nicht nur per­fekt besetzt ist, son­dern das sei­ne Figu­ren stets auf den Punkt beherrscht, und wo jede Dia­log­zei­le sitzt. Die Sze­ne mit den vier Geist­li­chen am Kon­fe­renz­tisch wird sich bei jedem ein­bren­nen.

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Am meis­ten Freu­de berei­tet HAIL, CAESAR natür­lich den Cine­as­ten im Publi­kum, die wahr­schein­lich mehr Anspie­lun­gen auf Fil­me, Stars und das Hol­ly­wood-Gefü­ge fin­den wer­den, als man sich über­haupt mer­ken kann. Doch dafür hakt es die­ses Mal etwas an der Geschich­te. HAIL, CAESAR ist eher Num­mern­re­vue als kom­ple­xe Geschich­te. Vie­le Sze­nen ste­hen für sich, fin­den kei­nen Zusam­men­hang zu den fol­gen­den Hand­lungs­tei­len. Wie­der­zu­ge­ben, was man jetzt genau für einen Film gese­hen hat, fällt schwer. Aber es wäre wohl nicht ver­wun­der­lich, soll­te rei­nes Kal­kül dahin­ter ste­cken. Schließ­lich waren alle leich­ten Unter­hal­tungs­fil­me jener Zeit nur Anein­an­der­rei­hun­gen von Zuschau­er über­wäl­ti­gen­den Sze­nen, die so nur etwas wie eine gro­be Hand­lung erga­ben.

Ethan und Joel haben weit kom­ple­xe­re, tie­fer gehen­de Dreh­bü­cher geschrie­ben. Auch wesent­lich stim­mi­ge­re Fil­me. Aber man merkt den­noch auch bei HAIL, CAESAR ihre unge­bro­che­ne Lei­den­schaft für den Film. Für den eben etwas ande­ren Film. Wie der­einst ein Stu­dio­boss, der ein Stu­dio lei­te­te um Fil­me zu machen, und nicht Aktio­nä­re glück­lich.

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HAIL, CAESAR
Dar­stel­ler: Josh Bro­lin, Geor­ge Cloo­ney, Alden Ehren­reich, Ralph Fien­nes, Scar­lett Johans­son, Til­da Swin­ton, Fran­ces  McDor­mand, Chan­ning Tat­um, Jonah Hill, Clan­cy Brown u.a.
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Dreh­buch: Joel Coen, Ethan Coen
Kame­ra: Roger Dea­k­ins
Bild­schnitt: Rode­rick Jay­nes (die Coens)
Musik: Car­ter Bur­well
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Jess Gon­chor
105 Minu­ten
USA 2016
Pro­mo­fo­tos Copy­right Uni­ver­sal Pic­tures Inter­na­tio­nal

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