In ZOOLANDER war es die Modebranche, bei BLADES OF GLORY die Eiskunstläufer, ANCHORMAN nahm sich die Nachrichtenmacher vor, in TALLADEGA NIGHTS war der NASCAR-Zirkus an der Reihe. Da war es ja nur eine Frage der Zeit, wenn man Typen mit eigenartigen Frisuren und zickigem Gebaren abschießen wollte, dass die Las Vegas heimsuchenden Illusionisten an die Reihe kommen mussten.
Hier heißen die offensichtlichen Klone des deutschstämmigen Magier-Duos Burt Wonderstone und Anton Marvelton. Beste Freunde seit klein auf, weil sie selbst keine anderen Freunde hatten und auch noch nicht haben. Ein Zauberkasten war der Einstieg, der ihnen den Respekt und Ehrfurcht, aber auch die Freude und die Magie an der Illusion ans Herz wachsen ließ. Jetzt sind sie die große Nummer am Strip, und der Respekt und die Freunde sind längst einer festgefahrenen Routine gewichen, die stets im selben Programm, mit den selben übertriebenen Gesten und wenig humorvollen Sprüchen an das Publikum abläuft. Doch dann macht Steve Gray als Magier im Guerilla-Stil die Straßen unsicher, und bietet dem Publikum eine ganz neue Form von Darbietungen.
Können Burt und Anton ihre Differenzen beilegen? Können Burt und Anton ihrem Wiedersacher die Stirn bieten? Kann dieser Film überhaupt funktionieren? Nein, das kann er nicht. BURT WONDERSTONE ist mit Abstand der absonderlichste Ableger dieser Art von Komödie. Weder schießt er über das erwartungsgemäße Ziel von Anstand und gutem Geschmack hinaus, noch kann er der Faszination und Hingabe zur Magie wirklich Tribut zollen. Keine Frage, dass diese Produktion auf sehr hohem Standard realisiert wurde. Letztendlich ist es einer dieser Konzeptfilme, welche für die Studios maßgeblich das Geld verdienen müssen. Und schaut man auf das Ensemble, dann scheint BURT WONDERSTONE ein sicherer Trick. Doch auch das ist eine Illusion. Was hat man nur mit James Gandolfini als Kasinobesitzer gemacht, eine kleinere Rolle dürfte es in dem Film kaum geben. Warum besetzt man den in Amerika vollkommen unbekannten Michael Herbig, ohne dass er wirklich etwas zu tun bekommt? Warum nur, steht ausgerechnet Steve Buscemi in den meisten Szenen einfach herum, anstatt sein Können nutzen zu dürfen? Wieso darf Alan Arkin in allen Szenen jedem die Schau stehlen, da muss doch der Regisseur einen Ausgleich schaffen können. Kann er nicht, weil Fernsehen eine ganz andere Liga ist, und da kommt Don Scardino her. Der typische Fall des Erstlings, den die Studiogewaltigen einsetzen, um ihn ohne Probleme kontrollieren können.
Doch das allein bringt die Show von BURT WONDERSTONE nicht durcheinander, sondern die Abstinenz von Humor. Zweifellos bringt Arkin das Publikum zum Kichern, aber wegen seiner Art, aber nicht Aufgrund der Dialoge. Selbst Jim Carrey, dem man ansieht, dass er hier wieder auf altem Niveau agieren könnte, wird vom Drehbuch zur vergeigten Illusion verdammt. Der Film zeigt sich dann am witzigsten, wenn er sich über die Shows und Aufzüge der Illusionisten lustig macht. Ausgerechnet die Menschen, denen der Film eigentlich die Ehre erweisen will, und das macht es dann schon wieder gar nicht witzig. Und wenn es dramatisch wird, dann will Don Scardino tatsächlich dramatisch sein. Bei einer abgedrehten Komödie allerhöchstens einmal im letzten Akt erlaubt. Schade um die vielen schönen Ansätze, und noch viel trauriger, wenn man all die wunderbaren Möglichkeiten betrachtet, die gegeben waren. In TROPIC THUNDER hatte man die Top-Schauspieler aufs Korn genommen. Das ist ein sehr gutes Beispiel, wie man diese Art von Filmen macht.
THE INCREDIBLE BURT WONDERSTONE
Darsteller: Steve Carell, Steve Buscemi, Olivia Wilde, Jim Carrey, James Gandolfini, Alan Arkin, Michael Bully Herbig, Jay Mohr, James Gandolfini u.v.a.
Regie: Don Scardino
Drehbuch: Jonathan M. Goldstein, John Francis Daley, nach einer Geschichte von Chad Kultgen, Tyler Mitchell, Jonathan Goldstein, John Francis Daley
Kamera: Matthew Clark
Bildschnitt: Lee Haxall
Musik: Lyle Workman
Produktionsdesign: Keith P. Cunningham
USA / 2013
zirka 100 Minuten
Promofots Copyright: Warner Bros. Pictures / Warner Bros.