Bandit bespricht: DER EXORZIST – BEKENNTNIS

Poster Exorzist Bekenntnis

THE EXORCIST: BELIEVER – Bun­des­start 05.10.2023 – Release 06.10.2023 (US)

Was EXORZIST: BEKENNTNIS deut­lich aus der Mit­tel­mä­ßig­keit nimmt, ist der Glau­be des Regis­seurs und Co-Autors David Gor­don Green, tat­säch­lich einen legi­ti­men Nach­fol­ger von Wil­liam Fried­kins urei­gens­ter Visi­on gemacht zu haben. Blum­house Pro­duc­tions, das Label des Hor­ror-Mega­lo­ma­nen Jason Blum, beherrscht den aktu­el­len Main­stream-Hor­ror wie sei­ner­zeit die Ham­mer-Stu­di­os. Die qua­li­ta­ti­ve Band­brei­te ist dabei immens. Für einen THE PURGE gibt es auch einen OUIJA, oder für GET OUT ein FANTASY ISLAND, und INVISIBLE MAN steht einer HAL­LO­WEEN-Tri­lo­gie gegen­über. Letzt­ge­nann­te Tri­lo­gie kam von David Gor­don Green, dem Mann der die unsterb­li­che Figur Micha­el Mey­ers töte­te. Nicht nur insze­na­to­risch, son­dern auch als Legen­de und Kul­tur­iko­ne. Und nun ist David Gor­don Green erneut ange­hal­ten ein Fran­chise anzu­sto­ßen, mit dem noch heu­te furcht­erre­gends­ten Hor­ror­film als Vor­la­ge.

Es gibt gewis­se Stan­dards im aktu­el­len Gen­re-Kino, die durch ihre stän­di­ge Wie­der­ho­lung eine ver­füh­re­ri­sche Inti­mi­tät des Ver­trau­ten mit sich brin­gen. Es bedarf kaum ori­gi­nä­rer Ideen, kei­ner außer­ge­wöhn­li­chen Schau­spiel­leis­tun­gen, und erst recht kei­ner aus den Fugen gera­te­nen Erzähl­struk­tur. DER EXORZIST: BEKENNTNIS ist einer die­ser Fil­me, der die­se Stan­dards wohl­weis­lich nutzt, und sie zu ihrem größt­mög­li­chen Effekt ein­zu­set­zen weiß. In die­sem Sin­ne wäre die­ser Film, für sich allei­ne ste­hend, über dem Mit­tel­maß. Aber David Gor­don Green hat sich dem EXORZIST von 1973 ver­schrie­ben.

In die­sem Sin­ne ist BEKENNTNIS nicht ein­mal Mit­tel­maß. Die bes­ten Freun­din­nen Ange­la und Kathe­ri­ne ver­schwin­den und wer­den drei Tage spä­ter ohne Erin­ne­rung an die­se Zeit wie­der gefun­den. Ange­la und ihr Vater Vic­tor sind dem Zeit­geist geschul­det eine schwar­ze Fami­lie. Was eigent­lich kei­ne Rol­le spie­len soll­te. Aber der Anlass wird genutzt, dass grund­le­gen­de The­ma eben­so zeit­geis­tig zu erhö­hen, damit zu über­frach­ten und irr­gläu­big uni­ver­sel­ler zu wer­den, indem hai­tia­ni­scher Heilzau­ber mit ein­fließt. Eine gute Chan­ce, intel­lek­tu­el­le Dis­kur­se mit reli­giö­sen Insti­tu­tio­nen weit­ge­hend zu umge­hen.

Was den bei­den Kin­dern wider­fah­ren ist, wird wohl eben­so wenig über­ra­schen, wie die resul­tie­ren­den Fol­gen. Dabei über­nimmt Vater Vic­tor die Haupt­rol­le, ein über­zeug­ter Athe­ist, und titel­ge­ben­der Kern der Geschich­te. Ein sicht­lich unter­for­der­ter Les­lie Odom Jr. über­nimmt sozu­sa­gen den Part von Ellen Burs­tyn aus dem Ori­gi­nal. Und um den unin­spi­rier­ten Kreis zu schlie­ßen, hat man Ellen Burs­tyn auch noch enga­giert, um ihre Rol­le als Chris MacN­eil wie­der auf­zu­neh­men. Es ist hin­läng­lich bekannt, dass Burs­tyn nur annahm, um Sti­pen­di­en für ange­hen­de Schau­spie­ler beim Actors Stu­dio zu finan­zie­ren.

 

Wie die Rol­le der Chris MacN­eil für die Hand­lung genutzt wird, ist ver­hal­ten aus­ge­drückt, ein­fach lächer­lich. Dass mit Burs­tyn und Odom zwei Grö­ßen aus zwei Gene­ra­tio­nen so belang­los ver­heizt wer­den, ist leicht zu erklä­ren, aber nicht zu ent­schul­di­gen. Mit den Klän­gen von »Tubu­lar Bells«, das popu­lä­re The­ma des Ori­gi­nals, will Gor­don Green das Erschei­nen von Burs­tyn den­noch zu einem gro­ßen Moment auf­bau­schen, was aus genann­ten Grün­den im Nichts endet. Denn das gro­ße Ende ist dem Exor­zis­mus vor­be­hal­ten, der auch noch unüber­sicht­lich chao­tisch insze­niert und mon­tiert ist.

Immer wie­der baut der Regis­seur auf Wie­der­erken­nungs­ef­fek­te, die  Kino­gän­ger in der drit­ten Gene­ra­ti­on über­haupt nicht ver­ste­hen kön­nen. Wäh­rend Fans des Klas­si­kers wegen des gesam­ten fil­mi­schen Fehl­tritts nur ver­stimmt wer­den. Anstatt die Struk­tur des Ori­gi­nals zu ver­ste­hen, ver­lässt sich Gor­don Green auf die belie­bi­ge Hor­ror­for­mel des moder­nen Kinos. Ein unheim­lich lan­ger Vor­lauf, mit einem über­has­te­ten Fina­le. Natür­lich grei­fen alle Ele­men­te letzt­end­lich inein­an­der. Aber der Regis­seur igno­riert sogar die zwin­gen­den Aspek­te mit der mensch­li­chen Tra­gö­die, außer es dient dem Effekt.

DER EXORZIST: BEKENNTNIS ver­folgt nur das Ziel, die schon lan­ge abge­nutz­ten Ver­satz­stü­cke und Blau­pau­sen zu bedie­nen, die ihren Ursprung vor fünf Jahr­zehn­ten bei THE EXORCIST hat­ten. Eine fünf­zig Jah­re anrei­hen­de Ket­te von unori­gi­nel­len Kopien ohne eige­ne Inspi­ra­ti­on. Aber auch mit gelun­ge­nen Aus­nah­men, zu denen sich die­ser unter­durch­schnitt­li­che Ver­such aller­dings nicht zäh­len darf. Das abso­lut vor­her­seh­ba­re Ende ist eigent­lich des­we­gen eine der­art gro­ße Über­ra­schung, weil man den Machern nicht ein­mal so eine pein­li­che Dreis­tig­keit zuge­traut hät­te.

Blum­house Pro­duc­tions durf­te die Rech­te am Mate­ri­al, für sünd­haft teu­re 400 Mil­lio­nen Dol­lar, nur mit der ver­trag­li­chen Zusi­che­rung einer Tri­lo­gie erwer­ben. Sieht so aus, als müss­te Wil­liam Fried­kin sei­ne Andro­hung wahr wer­den las­sen, aus der spi­ri­tu­el­len Welt zurück zu keh­ren, um David Gor­don Green das Leben zur Höl­le zu machen.

THE EXORCIST – BELIEVER
Dar­stel­ler: Les­lie Odom Jr., Lidya Jewett, Oli­via O’Neill, Ellen Burs­tyn, Ann Dowd, Jen­ni­fer Nett­les, Nor­bert Leo Butz u.a.
Regie: David Gor­don Green
Dreh­buch: Peter Satt­ler, David Gor­don Green
Kame­ra: Micha­el Sim­monds
Bild­schnitt: Timo­thy Alver­son
Musik: Amman Abba­si, David Win­go
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Bran­don Ton­ner-Con­nol­ly
111 Minu­ten
USA 2023

Bild­rech­te: UNIVERSAL STUDIOS

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