Wenn er sagt, er käme wieder, dann kann man sich darauf verlassen. Dass er sich dafür zwölf Jahre Zeit ließ, kann von Vorteil gewesen sein. Der nicht sehr löblich aufgenommene TERMINATOR SALVATION bot ja nur eine leidlich überzeugende Computer-Animation des österreichischen Action-Stars. Wie heutzutage alle Multi-Millionen-Dollar-Produktionen, war auch SALVATION als Trilogie geplant. Ein früheres Wiedersehen mit Arnold Schwarzenegger in seiner Paraderolle, wäre also möglich gewesen. Für die Studios Warner und Sony stand das weltweite Einspielergebnis von 370 Millionen Dollar einfach zu nah am 200 Millionen Budget. Das Umdenken hielt solange an, bis Paramount die Zügel in die Hand nahm. Denn Eile war geboten, weil die Rechte 2019 an Erfinder James Cameron zurück fallen. So versprach Paramount gleich zwei weitere Teile, egal wie die Geschäfte mit GENISYS laufen würden.
Die Geschichte ist bekannt. Es ist das Jahr 2029, Skynet hat mit seinen Maschinen die Weltherrschaft an sich gerissen. John Connor als Anführer des Widerstandes, schickt Kyle Reese zurück ins Jahr 1984, um Johns Mutter Sarah zu beschützen. Doch dieses Mal trifft Kyle keine ängstliche, wehrlose Frau. Gegen jede Erwartung ist Sarah Connor eine mit Waffen geschickte Kämpferin, an der es in diesem Teil ist, einen Satz zu sagen, der sich durch alle bisherigen Filme zog: »Komm mit, wenn du leben willst!« Noch viel überraschter ist Kyle, als er einen Terminator als Sarahs Beifahrer ausmacht. Jemand hat in der Zukunft die Karten für die Vergangenheit neu gemischt. Doch Skynet reagiert umgehend, der Tag des jüngsten Gerichts mag verschoben, aber nicht aufgehoben sein.
Als James Cameron seinen ersten TERMINATOR machte, wollte er einfach nur handfeste Action inszenieren, steckte diese eben einfach in ein andersartiges Gewand. Zeitreisegeschichten können auch Sinn machen, wenn man sie nicht überreizt. Sieben Jahre später sah es schon anders aus. Cameron revolutionierte für TERMINATOR 2 den Einsatz von computergenerierten Bildern im Film. Nummer Zwei war eine tricktechnische Sensation, stellte sich aber in der Geschichte selbst ein Bein, als er ein gewaltiges Paradoxon in die Handlung einwob. Im Sinne von höher, schneller, weiter, geht GENISYS noch viele Schritte weiter, wo vieles überhaupt keinen Sinn mehr macht. In erster Linie geht es natürlich um Action, und Action wird geboten. Unablässig knallt es und es gehen viele Dinge zu Bruch. Das Auge isst bekanntlich mit, und das Auge wird auf alle Fälle satt. Dazu gibt es einige sehr schöne Ideen. Ein Höhepunkt schon zu Anfang ist natürlich der Kampf des gealterten Schwarzeneggers gegen sein junges Alter Ego aus dem ersten Teil. Oder der umwerfende J.K. Simmons, der mit seiner Figur des O’Brien, eine herausragende Verbindung zwischen den Zeitebenen schafft. Zu keiner Zeit lässt GENISYS Langeweile aufkommen. Ob alles Sinn macht, ist eine ganz andere Sache.
Die aufdringlichste Frage ist natürlich, warum Sarah Connor viele Jahre vor den eigentlichen Ereignissen schon einen T‑800 als Schutz bekommen hat. Auch wenn es Würze in die Prämisse bringt, alles würde auf die Werkseinstellungen zurück gesetzt werden. Es macht keinen Sinn, und es findet sich auch keine Erklärung. Genauso wenig Sinn macht es, dass der neue T‑1000 seine vermeintlichen Opfer Reese und Connor erst einmal irgendwohin bringen will, wo die Chance auf Flucht bestünde, anstatt sie seinem Auftrag gemäß schlichtweg zu töten. Wer anfängt, über den Handlungsverlauf nachzudenken, wird schnell ärgerlich, weil sich eine Ungereimtheit an die nächste heftet. Unter anderem auch Emilia Clarkes extrem aufdringlicher Push-Up. Wen und was wollen die Produzenten denn damit erreichen? Wer Clarke in allen GAME OF THRONES Folgen gesehen hat, hat auch eine genaue Vorstellung, was unter dem T‑Shirt sein darf.
TERMINATOR: GENISYS leidet am meisten unter seinem Anspruch, alles, aber auch alles, an Möglichkeiten in den Topf zu werfen. Und das hat zur Folge, dass jede Sequenz zu einer Wiederholung von Szenen aus den voran gegangenen Filmen wird. Der Zustand der Verblüffung stellt sich beim Zuschauer nicht ein. Jedes Szenario hat man schon einmal erfahren dürfen. Es ist nur die Anhäufung selbiger, die einen bei Laune hält. Oberflächlich bleibt GENISYS durchaus ein gelungener Spaß. Aber man darf an dieser Oberfläche nicht im Geringsten kratzen. Da wäre zum Beispiel Emilia Clarke als Sarah Connor. Cameron hatte Linda Hamilton zu einer verbitterten Frau gemacht, deren drahtiger Körperbau die Verzweiflung und Anspannung unterstützte. Clarke hingegen darf einfach nur gut aussehen. Zumal man ihr in den unpassendsten Situationen ein unglaublich widersinniges, weil perfektes Make-up angedeihen ließ. Und dann ist da noch die Sache mit dem Betriebssystem, das SYS in Genisys. Ganz ehrlich, der Gedanke ist gut gemeint, aber überhaupt nicht realistisch. Vielleicht wollten die Macher so etwas wie Gesellschaftskritik üben, wenn die ganze Welt nur auf dieses eine Betriebssystem wartet, welches alles mit allem verbindet. Aber, Entschuldigung, das ist doch technisch schon längst alles möglich, dass man nicht nur alle Geräte sondern auch Benutzer miteinander vernetzen kann.
TERMINATOR: GENISYS lässt seinen Zuschauer schwankend zwischen packender Unterhaltung und handlungsbedingtem Schwachsinn. Bleibt natürlich die Frage, wie ein sichtlich gealterter Schwarzenegger einen eigentlich über die Jahre konstant aussehenden Roboter spielen kann. Die Antwort ist so einfach wie verblüffend. Aber die Macher sollten sich tatsächlich etwas einfallen lassen, wenn es um die Geschichte geht. Denn, wie versprochen, wird es mindestens zwei weitere Teile geben. Bevor 2019 die Rechte wieder an James Cameron gehen. Und dann? Beginnt dieser vielleicht mit einem Reboot? Oder hätte man Cameron nicht ohnehin besser in die Produktion der aktuellen Trilogie einbinden sollen?
TERMINATOR: GENISYS
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke, Jason Clarke, Jai Courtney, J.K. Simmons, Matt Smith, Courtney B. Vance, Byung-hun Lee u.a.
Regie: Alan Taylor
Drehbuch: Laeta Kalogridis, Patrick Lussier
Kamera: Kramer Morgenthau
Bildschnitt: Roger Barton
Musik: Lorne Balfe
Produktionsdesign: Neil Spisak
124 Minuten
USA 2015
Promofotos Copyright Paramount Pictures
Laut Wikipedia _war_ Cameron eingebunden – und findet den Film sehr gut.
Ich kann das so weder in der deutschen noch der englischen Wikipedia finden. Da steht nur
Bei einem Testscreening zusehen bedeutet nicht, in die Produktion involviert sein.
Fakt ist, dass Cameron an der Produktion nicht offiziell beteiligt war. Er wird im »Cast & Crew«-Listing lediglich als Schöpfer der Figuren genannt.