»Steampunk ist großartig!« – Ein Interview mit Anja Bagus

Steam­punk ist groß­ar­tig, ich lie­be die Ästhe­tik, den Spi­rit der Men­schen, die »Maker«. Ich bin schon immer ein »Macher« gewe­sen, ein Bast­ler, Tüft­ler, Aus­pro­bie­rer.

In einer Buch­be­pre­chung, die eben­falls heu­te erschie­nen ist, habe ich Anja Bagus´ Inde­pen­dent-Steam­punk-Roman AETHERHERTZ nicht nur bespro­chen, son­dern abge­fei­ert. Für mich mehr als genug Anlass, der Autorin gleich in einem Inter­view ein paar Fra­gen zu stel­len. Dan­kens­wer­ter­wei­se kamen die Ant­wor­ten in Rekord­zeit, ver­mut­lich die schnells­te Reak­ti­on auf eine sol­che Mail aller Zei­ten.

So kann man im Fol­gen­den erfah­ren, wie und unter wel­chen Umstän­den der Roman ent­stan­den ist, was der Autorin Steam­punk bedeu­tet und wir lesen Gedan­ken zur Zukunft des Self­pu­bli­shings.

Aber genug des Vor­ge­plän­kels und gleich in medi­as res:

Hal­lo Anja, vie­len Dank, dass Du Phan­ta­News ein paar neu­gie­ri­ge Fra­gen beant­wor­ten möch­test. Fan­gen wir doch gleich ohne vie­le wei­te­re Wor­te an: Wür­dest Du Dich bit­te kurz unse­ren Lesern vor­stel­len?

Ich bin 46 Jah­re alt, kom­me ursprüng­lich aus Süd­deutsch­land, lebe jetzt im Ruhr­ge­biet mit Hund, Katz, Mann und Kind. Stu­diert habe ich alles Mög­li­che, aber zuletzt eine Aus­bil­dung zur Heil­prak­ti­ke­rin gemacht.

Wie bist Du auf die Idee gekom­men einen Steam­punk-Roman zu ver­fas­sen? Und war­um gera­de die­ses Gen­re?

Der Ansporn war der NaNo­Wri­Mo 2012 (Natio­nal Novel Wri­ting Month, eine Akti­on aus Ame­ri­ka, bei Bedarf kann ja jeder goog­len, was das ist). Eine Freun­din hat mich dazu bewegt, dort mit­zu­ma­chen. Man schreibt zusam­men mit vie­len ande­ren einen Monat lang. Das Ziel ist, 50.000 Wor­te zu schrei­ben. Erst­mal egal was (natür­lich nicht 50.000 mal das glei­che Wort, wir sind auch nicht bei SHINING, es wird schon geprüft, ob man was Sinn­vol­les geschrie­ben hat).
Ich woll­te einen Steam­punk-Roman schrei­ben, weil das der Ein­fluss war, der mich in dem Jahr am nach­hal­tigs­ten geprägt hat. Steam­punk ist groß­ar­tig, ich lie­be die Ästhe­tik, den Spi­rit der Men­schen, die »Maker«. Ich bin schon immer ein »Macher« gewe­sen, ein Bast­ler, Tüft­ler, Aus­pro­bie­rer.
Ich war 2011 auf Steam­punk gesto­ßen, und eine neue Welt tat sich auf. Ich lie­be die Dr. Grord­b­ort-Geschich­ten von Weta Work­shop oder die »League of Steam«, und woll­te eigent­lich so etwas schrei­ben, also mehr Pulp-Fic­tion. Aber das hat nicht geklappt (mein Unter­be­wusst­sein woll­te nicht so, wie ich das will). Da man beim NaNo­Wri­Mo gegen die Uhr schreibt, bleibt nicht viel Zeit für einen inne­ren oder äuße­ren Zen­sor, und so habe ich ein­fach erst mal mun­ter in die Tas­ten gehau­en. Als der Monat zu zwei Drit­teln rum war, hat­te ich die 50.000 Wor­te – und trotz­dem ein­fach wei­ter­ge­schrie­ben.

Bist Du auch in der Steampunk-»Szene« aktiv?

Ja, ich bin in ver­schie­de­nen Foren und seit eini­ger Zeit auch akti­ver auf Tref­fen.

Die Beschrei­bun­gen von Baden-Baden (und auch bei­spiels­wei­se der Hüt­te im Schwarz­wald) klin­gen, als wür­dest Du Dich da aus­ken­nen? Oder ein­fach nur gut recher­chiert?

Ich bin am Kai­ser­stuhl auf­ge­wach­sen und mei­ne Oma hat in Baden-Baden gewohnt. Ich ver­brach­te dort man­chen Som­mer. Ich habe gera­de vor kur­zem die Schau­plät­ze nach Jah­ren besucht. Wun­der­voll … Fast alles exis­tiert so, wie ich es beschrie­ben habe, ich habe Bild­be­wei­se! Nur die Hüt­te am Schurm­see, die gibt es nicht.

Hast Du AETHERHERTZ so »run­ter­ge­schrie­ben«, oder vor­her Kon­zept­ar­beit geleis­tet und ein Expo­sé ver­fasst? Mit Sze­nen und Cha­rak­te­ren jon­gliert?

Alles ist kom­plett aus dem Bauch run­ter­ge­schrie­ben. Es gibt eine DIN-A3 Sei­te voll Gedan­ken, die ich mir zu Beginn gemacht hat­te, das war´s (20 Jah­re Pen&Paper Rol­len­spie­le lei­ten, oft aus dem Steg­reif, hilft). Ich hat­te mir im Vor­feld über mei­ne Figu­ren vie­le Gedan­ken gemacht. Ich ken­ne ihre Geburts­da­ten, ihre Stern­zei­chen, ihr Lieb­lings­es­sen. Ansons­ten bin ich mor­gens mit mei­nem Hund raus, habe inner­lich geträumt und geplot­tet und danach wei­ter­ge­schrie­ben.

Wie lan­ge hat die Arbeit am Roman gedau­ert?

Die Fra­ge habe ich befürch­tet: nun, vom letz­ten Novem­ber bis eben Anfang Mai … Ich habe echt Angst, dass man mir das nicht glaubt, aber es gibt Zeu­gen!

Wie kommt man auf den genia­len Geis­tes­blitz mit dem aus Flüs­sen stei­gen­den Aether und den dar­aus resul­tie­ren­den Pro­ble­men?

Ich habe nicht die gerings­te Ahnung. Ich hal­te es da mit King Juli­an von den Pin­gui­nen aus Mada­gas­car: Kop­fe-Hirn-Pro­zes­se. (Ursprüng­lich soll­ten Ali­ens schuld sein {an dem Aether}, die haben aber abge­dreht und sind lie­ber wei­ter­ge­flo­gen.) Jetzt, bei der Arbeit am drit­ten Teil, kom­men immer mehr Details, die so beängs­ti­gend gut pas­sen, dass mir mein eige­nes Unter­be­wusst­sein echt unheim­lich ist. Ich habe erst nach Been­di­gung des ers­ten Teils mal die Defi­ni­ti­on in der Wiki­pe­dia nach­ge­le­sen, die ich im Anhang zitie­re. Da haben mir die Haa­re zu Ber­ge gestan­den.
Ich brau­che für mein Unter­be­wusst­sein viel­leicht einen eige­nen Aus­weis.

Es sind zwei erstaun­lich unpein­li­che Sex­sze­nen im Buch, das kann auch nicht jeder, Gra­tu­la­ti­on. War das schwer zu schrei­ben?

JAAAAA. Ich bin da eigent­lich total ver­klemmt. Aber die Test­le­ser haben gen­ölt, dass Anna­bel­le und Paul in der Schurm­hüt­te so oft im Bett ver­schwin­den und sie ihr eige­nes Kopf­ki­no anwer­fen müss­ten, also hab ich mich dran­ge­macht. In einer Gesprächs­run­de mein­te dann jemand, ich sol­le doch mal vor­le­sen: mein roter Kopf wäre in einer Geis­ter­bahn gut auf­ge­ho­ben gewe­sen.

Den Show­down mit Luft­schif­fen und einer Schlacht in einem gehei­men Berg­stütz­punkt kann man nur als »episch« bezeich­nen. Wie kam es dazu?

»Ich woll­te eben von Anfang an mehr Pulp.»Ich woll­te eben von Anfang an mehr Pulp. Ich bewun­de­re Jim But­cher bei den Har­ry Dres­den-Roma­nen, wie er noch einen und noch einen drauf setzt. Und ich bin auf­ge­wach­sen mit INDIANA JONES und ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT, das hat mich schon beein­flusst. Es gibt doch kaum etwas Groß­ar­ti­ge­res, als wenn vie­le Din­ge gleich­zei­tig pas­sie­ren, und dann noch eine Zeit­lu­pe, und über­haupt: Luft­schif­fe!!! Ich den­ke sehr visu­ell.

Ist das coo­le Cover eben­falls von Dir?

Ja. Ich hat­te eine Gra­fi­ke­rin ange­spro­chen, aber sie hat­te kei­ne Zeit. Da habe ich Bil­der geborgt, gebas­telt, und es ihr geschickt, und gesagt: Mach doch schnell was draus! Und sie sag­te: war­um? Lass das so. Das hab ich dann gemacht. (Nach­dem ich die Rech­te für die Bil­der gekauft hat­te).

Du hast den Roman über Ama­zon publi­ziert, also via Kind­le Direct Publi­shing und Crea­teSpace. War­um? Hat­test Du ihn vor­her einem Ver­lag ange­bo­ten, oder woll­test Du ihn gleich im Selbst­ver­lag ver­öf­fent­li­chen?

Nein, ich habe ihn kei­nem Ver­lag ange­bo­ten. Es gibt dafür meh­re­re Grün­de. Ers­tens habe ich einen Rat­ge­ber mit einem Ver­lag zusam­men gemacht, das war eine Lek­ti­on. Wenig Geld, viel Arbeit, unfle­xi­ble Leu­te, die erst sagen: »Tol­le Ideen, macht das, wir sind begeis­tert!«, und dann ist es zu teu­er, die Lek­to­rin ver­saut alles, noch mal Arbeit (unbe­zahlt) und letzt­lich sieht es aus wie jeder ande­re Rat­ge­ber. Und von wegen Mar­ke­ting – da wol­len wir mal nicht drü­ber reden. Zuletzt ist es dann so: wenn kein Hahn mehr danach kräht, wird kei­ne zwei­te Auf­la­ge gedruckt und ich ver­die­ne auch nichts mehr.
Ich fin­de die Mög­lich­kei­ten, die mir das Self-Publi­shing bie­tet, wun­der­bar. Ich war schon immer ger­ne jemand, die alles selbst gemacht hat (es gibt nichts schlim­me­res als ein Team, ich war immer die »Ande­re« in »Toll Eine Ande­re Machts«). Der Kampf, bis ich das Gra­fik­pro­gramm gimp gemeis­tert hat­te, war auch episch! Mein Stern­zei­chen ist Stier und ich lie­be es, Her­aus­for­de­run­gen auf die Hör­ner zu neh­men.

Wo siehst Du Inde­pen­dent-Autoren ali­as Self­pu­blisher und die klas­si­schen Ver­la­ge in fünf oder zehn Jah­ren?

»es wird neue For­men der Zusam­men­ar­beit der Autoren mit ihrem Publi­kum geben»Es wird erst alles ganz schlimm und dann wird es sich ein­pen­deln. So ist es doch mit allem. Die Ver­la­ge wer­den fle­xi­bler wer­den, und es wer­den eine gan­ze Men­ge »Hil­fe­stel­ler« für Self­pu­blisher aus dem Boden schie­ßen, die den unbe­darf­ten Autoren das Geld aus der Tasche zie­hen. Die Men­ge an For­ma­ten wird sich redu­zie­ren, es wird neue For­men der Zusam­men­ar­beit der Autoren mit ihrem Publi­kum geben. Ich mei­ne, wie schön ist das jetzt schon, klei­ne Geschich­ten aus sei­nem Lieb­lings­uni­ver­sum für 0,99 Euro zu bekom­men, und nicht ewig auf eine Samm­lung war­ten zu müs­sen.
Es wird auch mul­ti­me­dia­ler wer­den: Bücher mit Musik an gewis­sen Stel­len wären schön, oder klei­nen Video­se­quen­zen, oder so. Ich bie­te jetzt schon die Bil­der, die mich inspi­riert haben bei Pin­te­rest zum Anschau­en an, und habe zwei Face­book Sei­ten, die wei­te­re Infos und Hand­lung bie­ten.
Und dann das Com­pu­ter­spiel dazu, die App, die Gra­phic Novel … träum.

Wie schreibst Du? Zurück­ge­zo­gen im Käm­mer­lein? Mit Musik oder ohne? Mit wel­chem Pro­gramm?

 

Ich habe ein Pult in der Küche (unser Haupt­raum in unse­rem win­zi­gen Häus­chen). Mit Musik, eine 6‑Stun­den-Play­list (Musik spielt ja auch eine gro­ße Rol­le, das wird im zwei­ten Teil deut­li­cher). Ich habe in Open Office ange­fan­gen, und zu Weih­nach­ten Scri­ve­ner bekom­men. Das ist toll, das kann ich jedem Schrei­ben­den emp­feh­len.

Hast Du die tech­ni­sche Umset­zung ins Kind­le-For­mat und das Lay­out für die Crea­teSpace-Taschen­buch­aus­ga­be selbst durch­ge­führt? Falls ja: war das Dei­ner Ansicht nach schwie­rig? Gab es Pro­ble­me? Oder hast Du das mal eben aus dem Arm geschüt­telt?

Scri­ve­ner kann das alles. Ich erst mal nicht, aber es gibt ja Rat­ge­ber. Schwie­rig … ist eine Fra­ge des Stand­punkts. Ich fin­de nur weni­ge Din­ge schwie­rig (das klingt nach Ange­be­rei, ist aber so. Wenn man wirk­lich will, kann man fast alles. Ich sage fast, weil der Kör­per da manch­mal Gren­zen setzt, und es gibt eben auch Din­ge, die man bes­ser kann als ande­re. Ich kann z.B. gut abzeich­nen, aber etwas Neu­es zu malen, oder aus dem Kopf ein Kla­vier, nein. Ande­re kön­nen das). Zeit­auf­wen­dig, ja, auf jeden Fall.
Über­ra­schend fand ich, dass ich in mei­nem Leben unzäh­li­ge Bücher gele­sen habe, aber das Wis­sen dar­um, wie ein Buch wirk­lich aus­sieht, das muss­te ich mir müh­sam aneig­nen. Ich habe dann Bei­spiel­bü­cher genom­men und nach­ge­schaut: aha, erst eine lee­re Sei­te, dann das Impres­sum … Es wurmt mich sehr, das ich es nicht hin­be­kom­men habe, im »Open Office« die Sei­ten­num­me­rie­rung so ein­zu­stel­len, dass die ers­te Num­mer erst auf der Sei­te erscheint, auf der der Text los­geht (ich bin mir sicher, es gibt die Mög­lich­keit, ich habe nur nicht lan­ge genug gesucht).

Wür­dest Du ande­ren Autoren eben­falls dazu raten, ihr Werk ein­fach selbst als Indie zu publi­zie­ren?

Ja und Nein. Wenn man die Arbeit nicht scheut und sich selbst mit Haut und Haa­ren der Sache ver­schreibt, dann ja. Ansons­ten ist der Ver­lag, wenn er einen denn nimmt, sicher der ein­fa­che­re Weg. Da gibt es dann auch noch net­te Lek­to­ren, auf die man alles schie­ben kann. Man ist eben nicht mehr für alles ver­ant­wort­lich. Wenn es nicht funk­tio­niert, dann hat man jemand, auf den man es schie­ben kann. Ich kann nur mei­ne eige­nen Haa­re rau­fen, und bin für jedes Kom­ma und eben auch jede Sei­ten­zahl selbst ver­ant­wort­lich.

Auf­grund der schie­ren Men­ge an Ange­bo­te­nem im Indie-Bereich sind wirk­lich gute und lesens­wer­te Bücher wie Dei­nes inzwi­schen schwer zu fin­den und ver­sin­ken leicht zwi­schen Unles­ba­rem. Ist das Dei­ner Ansicht nach ein Pro­blem?

Ja. Wenn man es nur in das Meer wirft und dar­auf war­tet, dass es die Leu­te raus­fi­schen. Das darf man nicht tun.
Ich habe einer­seits Glück gehabt, mit den Leu­ten, die auf mich auf­merk­sam gewor­den sind, ande­rer­seits habe ich mei­ne Ziel­grup­pe genau stu­diert.
Ich habe, seit ich mei­nen ebook-Rea­der habe, auch eine Men­ge Schrott gekauft. Aber der Schrott ver­stopft nicht mehr mein Haus, liegt nicht mehr im Sta­pel auf mei­ner Trep­pe her­um und muss nicht für einen Euro bei ebay ver­kauft wer­den. Ich lösche es ein­fach. Mit den lan­gen Lese­pro­ben, die man sich run­ter­la­den kann, ist das ja auch schon anders gewor­den.

Bist Du mit dem Buch­an­ge­bot in den klas­si­schen Buch­hand­lun­gen und bei den Publi­kums­ver­la­gen zufrie­den?

»Ich möch­te immer noch ger­ne in jeder Buch­hand­lung nachts ein­ge­schlos­sen wer­den …»Sicher! War­um denn auch nicht? Ich möch­te immer noch ger­ne in jeder Buch­hand­lung nachts ein­ge­schlos­sen wer­den …

Ich ver­tre­te die The­se: Die Ver­la­ge den­ken in Schub­la­den und war­ten auf den nächs­ten »Trend«. Was hältst Du von die­ser Aus­sa­ge?

Stimmt. Es dau­ert halt recht lang, bis sie sich auf den nächs­ten Trend ein­las­sen.
Es ist wie ein Pfer­de­ren­nen: einer gewinnt, hat das Buch des Jah­res, die ande­ren hecheln hin­ter­her, sie wol­len auch ins Ziel, egal wie. Wenn dann alle durch sind, dann kommt das nächs­te Ren­nen. Vam­pi­re? Ger­ne, aber sie sol­len nicht glän­zen, das wäre ja alt, hmmm, sie sol­len – war­te, ich hab´s gleich, einen Moment, ja: sie schwe­ben, denn sie sind eigent­lich leich­ter als Luft und müs­sen Schu­he mit Blei­plat­ten dar­in tra­gen, und wenn sie Sex haben – selbst­ver­ständ­lich haben sie Sex, 50, nein 55 Arten davon, dann schwe­ben sie wie Bal­lons unter der Decke …
Oha. Sor­ry. Mein Unter­be­wusst­sein.

Was inspi­riert Dich?

20 Jah­re Pen&Paper, Larp, Fil­me. Letzt­lich habe ich jetzt 46 Jah­re kon­su­miert, es ist eine kri­ti­sche Mas­se ent­stan­den, die nur noch durch kon­ti­nu­ier­li­chen Out­put unter Kon­trol­le gehal­ten wer­den kann.

Wel­che sind Dei­ne Lieb­lings­bü­cher, ‑Fil­me, ‑Autoren? Und war­um?

Oha: die­se Lis­ten sind jetzt abso­lut nur das, was ich zuletzt ganz toll fand. Es gibt aber noch viel viel mehr (mein Haus ist Zeu­ge davon).
Bücher: Pat Roth­fuss (NAME OF THE WIND, WISE MAN´S FEAR) die Schrei­be ist so unfass­bar poe­tisch, Scott Lynch (LIES OF LOCKE LAMORA), Robin Hobb (fast alles), Jim But­cher, Bri­an San­der­son, und zuletzt: Dani­el O’Mal­ley – THE ROOK: Ganz ganz groß­ar­tig, ein Feu­er­werk an Ideen, das ande­re in zen Büchern nicht hin­be­kom­men. Und natür­lich alles von Ter­ry Prat­chett.
Fil­me: zuletzt die Sher­lock Hol­mes-Serie von der BBC: extrem intel­li­gent gemach­te Unter­hal­tung, mit ganz ganz viel Kön­nen. Aber selbst­ver­ständ­lich auch das Pop­corn-Kino, wie schon gesagt: INDIANA JONES, ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT, IRON MAN, BATMAN, STARGATE, STAR TREK (fast alles). Oh, und dann DOWNTOWN ABBEY. Seri­en: SUPERNATURAL, BURN NOTICE, LEVERAGE, CASTLE, und, und, und – fast hät­te ich FIREFLY ver­ges­sen! (Ver­zeih mir, Joss Whe­don!)

Hast Du an Dei­ner »Schrei­be« gear­bei­tet, bei­spiels­wei­se über Autoren­fo­ren oder ähn­li­ches? Oder klapp­te das gleich »ein­fach so«? Anders for­mu­liert: Hast Du das Schrei­ben »gelernt« oder bist Du ein Natur­ta­lent?

Ich hat­te einen Schreib­coach. Mei­ne Co-Autorin des schon erwähn­ten Sach­bu­ches, Nina Weber, hat mir viel bei­gebracht. Unter ande­rem, mit Kri­tik umzu­ge­hen.
Aber gelernt habe ich das nicht. Jetzt, wo ich mehr über das Schrei­ben weiß, bin ich viel gehemm­ter als vor­her, als ich ein­fach drauf­los getippt hab. Ich hof­fe, dass die Rat­ge­ber, die ich seit­her ver­schlun­gen habe, mich nicht zu sehr behin­dern.

Wel­chen Umfang wird die »Anna­bel­le Rosenherz«-Reihe errei­chen? Eher eine Tri­lo­gie oder eher »Rad der Zeit«? ;)

Im Moment den­ke ich, dass es mit Anna­bel­le eine Tri­lo­gie wird, aber die Welt, die ich erschaf­fen möch­te, bie­tet mir ja danach unend­li­che Mög­lich­kei­ten. Mal sehen, wel­cher Cha­rak­ter mich oder die Leu­te am meis­ten inter­es­siert. Ich könn­te mir auch so etwas vor­stel­len wie »Die Aben­teu­er der jun­gen Anna­bel­le«, wie sie mit ihrem Vater reist. Aber auch die Geschich­ten vom Pro­fes­sor, was ist er nun genau?
Und dann kommt die Gra­phic Novel, das Rol­len­spiel, das Com­pu­ter­spiel, und der drei­tei­li­ge, ins­ge­samt 17 Stun­den dau­ern­de, Film, die Serie dazu, das Spin-off, oh, und dann bin ich schon alt und grau. Super.
Ich möch­te auch, dass sich das ver­selbst­stän­digt. Ich habe das »Amt für Aether­an­ge­le­gen­hei­ten« gegrün­det, und möch­te Larps machen und vie­le Beam­te und Mit­ar­bei­ter haben (Bewer­bun­gen mit Licht­bild in drei­fa­cher Aus­füh­rung). Ich möch­te, dass ganz vie­le Leu­te in mein Uni­ver­sum abtau­chen kön­nen.

Gibt es ande­re Steam­punk-Roma­ne (deut­sche oder inter­na­tio­na­le), die Du den Lesern ans Herz legen wür­dest, wäh­rend sie auf einen wei­te­ren Band war­ten?

Ich will nie­man­dem an den Kar­ren fah­ren, aber die meis­ten Steam­punk-Roma­ne sind uner­träg­lich.Das ist ein heik­les The­ma. Ich will nie­man­dem an den Kar­ren fah­ren, aber die meis­ten Steam­punk-Roma­ne sind uner­träg­lich. Alles wird mit Dampf betrie­ben, auch wenn es abso­lut kei­nen Sinn macht. Nichts wird wirk­lich erklärt, es ist wie mit man­chen Acces­soires: man klebt ein Zahn­rad drauf und dann ist es Steam­punk. Die Frau­en tra­gen ein Stahl­kor­sett, außen? Steam­punk! Uhr­werk-Auto­ma­ten, die nie auf­ge­zo­gen wer­den müs­sen? Ich sage es jetzt nicht mehr, aber es ermü­det mich. Ich habe die Lite­ra­tur aus­gie­big stu­diert und kann fast nichts emp­feh­len. Die BOOKS & BRAUN ‑Sachen sind ganz nett geschrie­ben, aber die Cha­rak­te­re haben wenig Tief­gang. Die Bücher von Gail Car­ri­ger sind ganz unter­halt­sam. TALES OF THE FAR WEST ist auch recht viel­ver­spre­chend. Es gibt aber auch schon Bücher, die ich tat­säch­lich – und das war eine Pre­miè­re – in den Müll gewor­fen habe.

Wann kommt der nächs­te Band aus der »Anna­bel­le Rosenherz«-Reihe (nägel­knab­ber)?

Geschrie­ben ist er schon. Ich über­ar­bei­te ihn gera­de und schrei­be wäh­rend­des­sen den drit­ten Teil. Ich den­ke, aus stra­te­gi­schen Grün­den wird der zwei­te Teil aber erst nach dem Som­mer raus­kom­men. Falls mir nicht die Pfer­de durch­ge­hen.

Vie­len Dank für die Beant­wor­tung mei­ner höchst inqui­si­to­ri­schen Fra­gen. Du hast jetzt noch Gele­gen­heit, den Lesern etwas mit­zu­tei­len, das Du schon immer mal sagen woll­test:

Ich will jetzt nichts mehr sagen, ich beant­wor­te aber ger­ne alle Fra­gen, die mir gestellt wer­den. Oh, doch, eins noch: Always be yours­elf – unless  you suck (Joss Whe­don)

Wei­ter­füh­ren­de Links:

Bespre­chung des Romans AETHERHERTZ

Home­page von Anja Bagus
Anja Bagus auf Face­book-Sei­te
Amt für Aether­an­ge­le­gen­hei­ten

Copy­right Cover AETHERHERTZ und alle Bil­der: Anja Bagus

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