Eigentlich sitzt Susan Cooper in einem Großraumbüro in Langley, und unterstützt ihren Agenten mit Hilfe von Überwachungskameras, Satellitenaufnahmen und Computerhacks bei seinen kniffligen Spionagearbeiten. Und da gute Partnerschaft oftmals gewisse Grenzen aufweicht, ist Susans Gefühlswelt auch vollkommen auf ihren gutaussehenden, und äußerst charmanten Agenten Bradley Fine gerichtet. Doch widrige Umstände erzwingen für Susan Cooper den Umstand, die Geborgenheit des Büros hinter sich zu lassen. Sie muss hinaus in die Welt von hinterhältigen Gangstern, skrupellosen Terroristen und eiskalten Agenten. Soweit unterscheidet sich SPY von einem James-Bond-Film. Und da Regisseur Paul Feig davon überzeugt war, nie bei einem Bond-Film Regie führen zu dürfen, hat er genug Punkte bei Centfox gesammelt, um sich seine eigene Version eines Bond-Filmes verwirklichen zu können. BRAUTALARM und TAFFE MÄDELS waren die zwei entscheidenden Aushängeschilder für Feig, der als Chick-Flicks konzipierte Streifen in ihrem Verlauf zu bester Männerunterhaltung gestalten wusste, ohne dabei sein weibliches Publikum zu verlieren.
Nichts geringeres als eine Atombombe darf es sein, die böse Menschen an Terroristen verkaufen wollen. Es ist in Parodien und Komödien immer eine Atombombe, vielleicht um es nicht unnötig kompliziert zu machen. Das ist aber auch das Einzige was man SPY als einfallslos ankreiden kann. Obwohl, vielleicht noch die Sache mit James Bond. Die Pre-Titel-Sequenz, der grafische Titelvorspann, der Song, und vor allem Theodore Shapiros eindringliche Musik, die unaufhörlich aber bewusst bei John Barry abschreibt. Es gibt schon genügend Komödien, welche die Konzepte und Versatzstücke eines James-Bond-Filmes kopiert haben. Originell ist es auch bei SPY nicht. Schlimmer noch, der Film hätte es nicht im Geringsten nötig gehabt. Er wäre ein sehr eigenständiger und noch dazu perfekt unterhaltender Agentenfilm geworden. Auch wenn man sich vielleicht anstelle der Atombombe etwas raffinierteres ausgedacht hätte.
Nach VOLL ABGEZOCKT und TAMMY kann Melissa McCarthy im Komödienfeld mit SPY wieder etwas Boden gewinnen. Ihr Timing ist perfekt, und ihr Spiel tadellos. Feig schrieb exzellente Einzeiler ebenso, wie tiefer gehende Charakterzeichnung. Grandios ist dabei, welche Verkleidungen der angehenden Agentin immer wieder aufgezwungen werden. Herausragend ist aber auch Jason Statham, der die wenigen Möglichkeiten für eine Komödie fabelhaft nutzt. Statham parodiert hierbei genial sein eigenes Kino-Image des harten, unverwüstlichen und mehr als trockenen Actionhelden. Gegen wen allerdings weder McCarthy noch Statham ankommen, ist die unglaubliche Miranda Hart. Feig soll die Rolle als Coopers Arbeitskollegin speziell für Hart geschrieben haben, und sie kann auch die meisten und besten Lacher für sich verbuchen. Der sehr kurze Auftritt von Ben Falcone ist ein sehr schöner Insider, mit dem McCarthy schon einige Male zusammen gearbeitet hatte.
SPY ist weit witziger und origineller, als man zuerst glauben möchte, und von Melissa McCarthy zu erwarten hofft. Aber er ist auch ein temporeiches Action-Abenteuer, welches einem Agentenfilm in allen Belangen gerecht wird. Feig hat darauf verzichtet, die Action-Passagen dem Konsens der Parodie zu unterwerfen, sondern trennte sie sofern möglich vom komödiantischen, was diese Sequenzen dann wieder ehrlicher und wirkungsvoller macht. So ist dem Drehbuchschreiber und Regisseur ein sehr kurzweiliges, temporeiches und sehr vergnügliches Abenteuer gelungen. Über gewisse Abstriche wurde schon geredet, also kann man sich nun einfach prächtig unterhalten lassen.
SPY
Darsteller: Melissa McCarthy, Miranda Hart, Jude Law, Rose Byrne, Allison Janney, Jason Statham, Bobby Cannavale, Raad Rawi u.a.
Regie & Drehbuch: Paul Feig
Kamera: Robert D. Yeoman
Bildschnitt: Mellissa Bretherton, Brent White
Musik: Theodore Shapiro
Produktionsdesign: Jefferson Sage
120 Minuten
USA 2015
Bildrechte: Twentieth Century Fox of Germany